Friedhofschlurfen
#11
Wer hätte gedacht,
dass Schnecken einen Sinn für das Schöne haben?
Sie selbst sind ja so unansehnlich, so schleimig und lahm.
Doch fressen sie weiter an den Blüten,
die ich so hege und die die Gräber zieren,
müssen sie sterben.
Sie brachten sowieso zu viel Bewegung
auf den Friedhof.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

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#12
Kalt ist es nun.
In den Gräbern ist es warm, sie sind voller Getier.
Herr Darkas ist fort.
Der Friedhof ist verlassen.
Die gelben Blümchen, die Herr Darkas so liebte, sind längst nicht mehr.
Nichts ist für die Ewigkeit.
... bis auf unsere Träume
in denen wir dahin schweben.
Traurig bedeckt der morgendliche Nebel den Friedhof
wie um ihn zu trösten,
Trost an jenem Ort, an dem es keine Hoffnung gibt.
Der Wind flüstert leise "Morana..." oder sagt er gar "Isadora"...?
Sie beide sind zuhause.
Und so allein.
Und so glücklich.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

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#13
Während ich das Becken schrubbe
und ich daran denke, ein Becken zu schrubben,
glaube ich fast, mein Leben sei einfach.
Hier, auf dem Friedhof.
Nein, Rycus, du hast mich nicht verletzt.
Nichts verletzt mich.
Wenn ich dir nur zeigen könnte, wie wenig du mich verletzt hast.
Würden wir unsere Plätze tauschen,
würdest du erkennen, wie überhaupt nicht ich verletzt bin.
Im schwachen Licht sah ich ihn.
Er wurde zum Licht.
Frieden.
Etwas, das du niemals haben wirst.
Genauso wenig wie den Nachlass deines Bruders,
gieriger Bastard.
Was für ein schönes Becken auf dem Friedhof.
Da muss ich schmunzeln.
Nein, verletzt bin ich nicht.
Nur überwältigt.
Überwältigt von der Aussicht.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

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#14
Nun ist es amtlich.
Morana hatte ein Amt.
Nicht nur die Gräber brauchten sie nun
sondern auch die Stadt Löwenstein.

Morana erwachte aus einem Traum.
Träume von Schreien, von Feuer, von riesigen herabstürzenden Felsen, von Wildheit und Rage.
Damit war der beste Teil von Moranas Tag vorbei.
Sie trat in die Kälte hinaus und sah einen Raubvogel, der eine Maus verspeiste.
Der Vogel hatte keinerlei Tischmanieren. Er richtete eine ziemliche Sauerei an, als er rosa Fäden aus seinem Gericht zog.
Morana beneidete ihn seufzend.
Nun.
Es ging darum, das Serum weiterzuentwickeln.
An Pflanzen und kleineren Tieren hatte es bereits erste Wirkung gezeigt.
Irgendwann würde dies auch mit Armen und Beinen gelingen.
Dieser Askir, er war ein junger Kämpe.
Sein Arm wäre sicher nützlich gewesen
für jemanden, der seinen eigenen Arm verlöre.
Welch Verschwendung.
Oder das Kind der wilden Jurenfrau.
Es hätte nicht sterben müssen.
Hätte Morana damals nur das Serum verbessern können.
Morana ist eine Heilerin.
Eine gute.
Und eine bessere,
mithilfe des Friedhofs.

Jetzt galt es nur noch, die Nekromanten von ihrem Territorium fernzuhalten.
Abscheuliche Leute.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

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#15
Welch unglaubliches Glück es doch ist
und kein anderes Zeichen spricht so deutlich für den Wohlstand einer Gesellschaft,
wenn es nicht die Lebenden sind, die betrauert werden.
Doch ach! Welch Schand' es ist, dass all die Erinnerungen eines Menschen,
ob gut oder schlecht,
im Vergessen verschwinden müssen,
wo wir einst herkamen.
Das Serum ist verbessert und bereit für den nächsten Versuch.
Es muss nur ein frisches
frisches
Objekt her.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

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#16
Auf dem Friedhof
schlurft nun niemand mehr.
Bis auf die Untoten natürlich,
aber die können sich wahnsinnig gut verstecken.
Denn sie sind es.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

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#17
Wer nichts zu verlieren hat,
kann nur noch finden.
Auf dem Friedhof findet man immer etwas.
Es mag nicht sein, wonach man suchte,
aber wann ist das schon so?
Lange liegen die Toten.
Auch die angenagten,
deren Fleisch und Blut so gut waren.
Es wären Freiwillige für das Serum gewesen,
wäre da nicht
der Hunger.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

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#18
Viktor Schwarzstahl machte seinem Namen alle Ehre.
Er hielt eine schwarze Klinge in den Händen und setzte zum Schlag auf Moranas Hals an.
Achso. So eine Art Traum ist das nun wieder.
Doch der Schlag, der niederging, überraschte sowohl Viktor als auch Morana: Anstelle des dunklen Schwertes hielt er nun einen braunen Taschengürtel an der Hexe Kehle. "Ich bin endlich fertig geworden!", sagte Jakobine Dunkelfeder vergnügt - die jetzt an des Legionären statt die Klinge hielt. Viktor band sich den Gürtel um und wollte gerade dazu ansetzen, Morana den Kopf schlicht mit bloßen Händen vom Nacken zu reissen, als Jakobine sie ein weiteres Mal rettete und die Waffe des Legionären gegen ihn selbst richtete. "Das macht dann 3 Schilling und 2 Heller." Brrrr. Mein Alter! Oh bitte, so erwecket mich doch aus diesem Alptraum! Ihr kam es vor, als schlage sie vergebens gegen eine Eisdecke. Umso erleichtert war sie, als Elian Alveranth aus dem Nebel des Traumes trat, nicht lange fackelte und ihr das Herz aus der Brust riss. "So macht man das, Novize Schwarzstahl.", sprach er darauf demonstrativ, das blutige Herz matschig in den großen, schönen Händen. "Ich bin Legionär", protestierte Viktor. "Jetzt nicht mehr!", war die barsche Antwort. War dies nun mein Alptraum oder Viktors?
Es schien, als sei es Viktors, denn mit einem Male trug er keine Hose mehr; mit dem Gürtel versuchte er noch seine Blöße zu bedecken, ehe er, Jakobine und Elian wieder verschwanden und Morana lag in einem Sarg lag. Und zu allem Überfluss hatte jemand Rosenkohl auf ihr Grab gepflanzt. Kein einziger weinte dort. Kein einziger gedachte ihr. Was Magda wohl ihren Kindern einmal von ihr erzählte, wenn überhaupt? Hexenverbrennungen waren immer so deprimierend.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

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#19
Manchmal bin ich selbst überrascht darüber,
wie schrecklich boshaft ich bin.
Es heißt, Mithras zeigt sich in der dunkelsten Stunde.
Vielleicht sind meine Stunden nicht dunkel genug.
Vielleicht wendet er sich auch einfach ab von mir,
da das Licht den Schatten nicht beachtet.
Würdest du mir doch nur dieses eine Mal helfen!
Doch ich muss es wohl alleine tun.
Für Marlene.
Manchmal vermisse ich die Ruhe des Friedhofs.
Ich blicke oft aus dem Fenster.
Wie kann ich nur so boshaft sein -
und so ruhig dabei?
Du wirst sowas von brennen, Morana Schinder.
Aber immerhin wird dich so schnell keiner mehr verprügeln.
Egal wie grausig und furchteinflössend das Leben sein mag - stell dich ihm stets wie eine Lady.

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