Was bleibt, wenn du alles verloren hast...
#1
(Iljana Ceslav)

An einen Baum gelehnt, die Augen geschlossen, gab sie sich ihren Gedanken hin.

Ihr Lieblingsplatz, umschlossen von den Wäldern Silendirs, tauchte vor ihr auf. Der Wasserfall schoss über die Felsen, ließ klares, kühles Wasser in den kleinen See regnen, der idyllisch dort lag. Die Ufer umschlossen von Seerosenketten, das Wasser von einem durchsichtigem Blau, ein unverkennbarer Geruch erfüllte die Luft.

Zart berührte der Wind ihre Haut, lies die langen, dunklen Haare fliegen. Erfüllt von dem Geruch der Vergangenheit konnte sie spüren, wie das Wasser über ihre Haut perlte.

Laute Stimmen rissen sie aus ihren Gedanken und die Augen öffnend nahm sie die Gegenwart wahr. Eine Gegenwart, die sie mit ausgesprochen widersprüchlichen Gefühlen erfüllte. Neugier, Staunen, ob der Größe dieser Stadt, fremde Gerüche, alles Dinge, die ihr wissbegieriges Herz schneller schlagen ließen. Auf der anderen Seite diese tiefe Furcht, die sie erfüllte, die ihr ihre Situation bewusst machte. Allein, mit fast nichts außer den Kleidern, die sie am Leib trug und einer kleinen Tasche mit ein paar nützlichen Dingen.

Wie hatte das nur passieren können.

Vor ein paar Monaten sah ihre Welt noch rosig aus. Ihr geliebter Vater erfreute sich bester Gesundheit, die Mutter umhegte und umsorgte sie (manchmal ein bisschen zuviel, so das es ihr lästig wurde), all die Menschen auf dem Hof, die sie kannte und die ihr ans Herz gewachsen waren.

Die Felder, die Bäume, all ihre Tiere. Allein bei dem Gedanken schossen ihr die Tränen in die Augen. Nichts...nichts war ihr geblieben. Nichts außer ihren Träumen und dem Rachedurst, der sie erfüllte.
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#2
Ihr Kopf schwirrte von all dem Neuen, das auf sie einstürmte.

Nachdem sie lange herumgewandert war und sich in den anliegenden Wäldern fast verirrt hatte, verkroch sie sich in einer kleinen Hütte, füllte den Magen mit einigen der Äpfel und Birnen, die sie gesammelt hatte.

Trauer umfing sie wie ein dicker schwarzer Nebel, machte ihr Herz so schwer.

Doch heute war alles anders, Licht hatte die Dunkelheit durchbrochen und die Hoffnung, dass sie eine neue Heimat finden könnte durchströmte sie.

Erst war Ansen Peckman über sie gestolpert und hatte sich ihrer angenommen. Nun durfte sie sogar als Hundeführerin der Landwehr dienen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.
Dann hatte er geduldig ihre unzähligen Fragen beantwortet, ihr die Gegend gezeigt. Dabei trafen sie Querida, die stolz ihre wunderbaren Pferde zeigte und sie mit einer ganz besonderen Gabe bedachte.

Andere kamen hinzu, begrüßten sie freundlich. Doch sie konnte sich nur schwer an alle erinnern so überwältigt war sie.

Auf einmal schien es, als gäbe es eine Zukunft und erstaunt bemerkte sie, wie sie fröhlich eine kleine Melodie summte, den Kopf an Osadas glänzendes Fell gelehnt.
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