Nachdem der Brief seinen Weg zur Lagerverwalterin gefunden hat, sieht man Elynia in einen Umhang gehüllt schon in den frühen Morgenstunden ruhelos durch die Gassen der Stadt streifen.
Sichtlich in Gedanken versunken, scheint sie bei Begegnungen von jenen kaum Notiz zu nehmen.
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FSK-18 Das Erbe der Farells *MMT*
#1
[Bild: Altes+Buch.jpg]

Lediglich das schwache Licht einer einzelnen Kerze erhellte das Zimmer notdürftig, während die junge Frau auf dem Boden saß und in einem Stapel Bücher blätterte. Mit angestrengt zusammen gekniffenen Augen überflog sie immer wieder einige Zeilen, bevor sie blätterte und einige Seiten später erst weiter las, sich offensichtlich nur bestimmte Dinge heraussuchend.
Eigentlich wollte sie doch nur noch einen Happen Essen und sich von dem Tag erholen. Doch wer hätte schon ahnen können, dass es anders kam?
"Das kann nicht sein." Es war niemand da, der nach dem Was hätte fragen können, welches Elynia da murmelnd abstritt. Sie war allein, wie so oft in den letzten Wochen. Doch daran hatte sie sich nun auch gewöhnt.
Es hatte sich einfach so viel verändert in dem letzten Jahr und nun wurde wieder alles umgekrempelt? "Was habt ihr mir noch alles verschwiegen, Mutter?" Nun richtete sie ihre Worte an das Buch, als erwarte sie, dass dieses ihr sofort die Antworten liefert. Doch es blieb vollkommen still.
Und so blieb ihr nichts anderes übrig als selbst weiter zu forschen - bis sie irgendwann unter Galates Augen einschlafen würde...
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#2
"Wir sind nicht deine wahren Eltern"

Für mich brach in etwa die halbe Welt zusammen, die andere Hälfte verstand ich sowieso nicht. Nicht meine richtigen Eltern?

"Deine Mutter hat dich bei uns abgegeben, weil sie etwas besseres für dich vorgesehen hat. Du hast hier immer alles bekommen, das weißt du."

"Wie bitte? Etwas besseres? Wie soll ich das verstehen? Warum erzählt ihr mir das?"

Ich war getroffen und verwirrt. Warum hatte mir meine eigene Mutter nicht das gegeben was diese falsche Eltern mir gaben? In mir breitete sich wieder dieses seltsame dunkele Gefühl aus. Ich musste mich beruhigen. Ganz ruhig Cassius, tief ein und ausatmen.

"Wir erzählen dir das, weil du es verdient hast zu erfahren. Geh nach Servano und such deine Familie. Du bist ein geborener Farell. Mehr können wir Dir nicht sagen. Nimm Lari mit, sie soll deine Leibeigene sein bis ihre Schuld abgearbeitet ist. Aber bitte, Cassius, vergiss uns nicht."

Wortlos ging ich aus dem Zimmer. Inmitten der Nacht weckte ich die Leibeigene und nahm das nötigste mit um nach Servano aufzubrechen. Irgendwann würde ich sicher wieder mal nach Candaria zurück kommen.
Was würde mich da nur erwarten? Die Schlaflose Nacht, das aufgewühlte Innere zerrten am Gemüt. Ich musste besonnen und ruhig vor gehen in den nächsten Tagen. Neue Begebenheiten waren schwierig für mich.
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#3
[Bild: 9cugddin.png]


Mit nachdenklicher Miene saß die junge Frau über dem Eintrag, welcher wie die meisten Anderen einfach nur noch ein loses Blatt Papier in einer Sammlung von vielen Anderen war.
Ein leises Seufzen wich über ihre Lippen, während sie den Blick aus dem Fenster richtete, den Kopf auf einer Hand abstützend. Gestern hatte sie die Möglichkeit den Mann kennen zu lernen, der ihr Bruder sein soll. Der Bruder, den man ihr ganzes Leben vor ihr verheimlicht hatte.
"Oh, er ist.. recht edel... großzügig und nobel, gutherzig." Die Worte der jungen Frau, die sich ihr als seine Leibeigene vorgestellt hatte, bevor sie überhaupt wusste, wer er war, gingen Elynia wieder durch den Kopf.
Nun, wo sie eine Nacht über die Begegnung mit ihrem Bruder geschlafen hatte, erschien ihr das alles immer noch wie ein unwirklicher Traum. Etwas Unmögliches. Ihre Mundwinkel hoben sich als das Bild des jungen Mannes, der vollkommen verunsichert auf der Bank saß, vor ihrem geistigen Auge aufflackerte. Sie konnte nicht anders als ihn zu mögen - ihren Bruder.
"Aber warum?" Ihre leise Stimme unterbrach nur für einen kurzen Moment den zwitschernden Singsang der Vögel in den Bäumen, bevor die junge Frau verstummte, um nach einigen Moment erneut anzusetzen. "Warum muss er das gleiche Schicksal erleiden wie wir Anderen? Kann es nicht eine Person geben, die davon verschont bleibt?"
Irgendwo schien sich nun für einige Augenblicke die Stimme eines anderen Vogels in das Lied der gefiedertern Tierchen auf dem Hof einzumischen. Ein Zirpen, das so gar nicht zu den Anderen passte, bevor der Vogel auch schon wieder verstummte.
Ihren Gedanken nachhängend lief die junge Frau ziellos im Zimmer hin und her, bevor sie die Aufzeichnungen ihrer Mutter wieder sorgfältig verstaute und kurz darauf das Haus verließ, um tief durchatmend den Weg gen Zweitürmen einzuschlagen...
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#4
In der Morgendämmerung, als die Vögel ihren Singsang durch die Welt jagten und der Großteil der Bewohner noch schlief, stand bereits auf dem Friedhof jemand vor einem bestimmtem Grab.

[Bild: 1e3a27-1404122804.jpg]

Gestern hatte Elynia ihm das Grab ihrer Eltern gezeigt. Jetzt wo er hier alleine stand konnte er ausreichend nachdenken. Regungslos stand Cassius da und wenn man ihn genauer beobachtete, konnte man durchaus meinen er wäre erstarrt zu einer Statue.

"Du kannst dir keine Vorwürfe machen, Zwillingsschwester. Du hast alles getan was du konntest. Dieses Grab zeigt unsere Wurzeln.. Es wäre zwar schön sie wenigstens einmal gesehen zu haben.. Aber Elynia, und das ist das wichtigste, Wir haben uns gefunden."

Eine schier endlose Zeit, so kam es ihm vor, stand er da und dachte einfach nur nach wie weitreichend sich sein Leben in den letzten Tagen verändert hatte. Hatten es die Götter so vorhergesehen?

"Warum hast du mich weg gegeben, Mutter? Warum nur Elynia behalten? Wärst du Stolz auf mich, wenn du mich jetzt sehen würdest? Hast du dir nie gewünscht mich wieder zu holen? ... Diese Fragen bereiten mir Kopfschmerzen..

Ich muss Elynia nach deinem Tagebuch ausfragen."


Ruhelos ging sein Blick über den Gedenkstein und nahm jeden einzelnen Buchstaben, jede Zahl und jede Veränderung am Stein selbst wahr, welche das Wetter über die Jahre am Stein hinterließ. Die Blumen waren neu, frisch und ansehnlich. Ein schiefes Lächeln formte sich irgendwann auf den versteinerten Zügen.

"Ich hab meine Familie gefunden, meine richtige. Das ist, was zählt. Den Göttern sei Dank."

Einige Stunden konnte man den jungen Mann dort an dem Grab beobachten bis er irgendwann einfach verschwand.
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#5
Ein recht schlichtes, kurzes Schreiben wird für Cassius bei Nadya hinterlegt.

Nachdem der Brief seinen Weg zur Lagerverwalterin gefunden hat, sieht man Elynia in einen Umhang gehüllt schon in den frühen Morgenstunden ruhelos durch die Gassen der Stadt streifen.
Sichtlich in Gedanken versunken, scheint sie bei Begegnungen von jenen kaum Notiz zu nehmen...

Den Göttern zum Gruß,

wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Ich hoffe, du bist wohlauf. Leider habe ich keine guten Neuigkeiten für dich. Wir sollten uns dringend treffen. Es gibt etwas zu besprechen.

Bis bald.
Elynia




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