FSK-18 Teranas letzte Reise
#1
Er steht neben dem Sarg, seinem Sarg. Starrt ihn einfach nur an, doch dann löst er den Blick vom Holz, sieht zu mir.

„Ich bin tot.“

Eine Feststellung, keine Frage, ich nicke stumm. Er war Soldat, er kennt den Tod. Er weiß, dass er nun seine letzte Reise antritt. Dieser Teil war einfach, verdächtig einfach. Ich schließe die Augen…

….und als ich sie wieder öffne sehe ich den Schnee, die Wälder und Berge. Nortgard. Kälte legt sich eisig um mich. Ich trage nicht die passende Kleidung. Einen Moment lang stockt mir der Atem, ehe ich mich zusammen nehme, ein Gedanke genügt für wärmende Fellkleidung, schließlich lebte auch ich einst in Nortgard.

Wir folgen einem Pfad durch Tannen und Schnee, eisiger Wind und das Heulen von Wölfen begleiten uns. Ich habe hinauf gesehen, über uns gibt es keine Sonne, Äste und dämmriges Licht mehr nicht. Die Kälte ist unerträglich und das Geheul der Wölfe wird lauter.

Plötzlich war er einfach da. Eine schwarze Bestie mit blutig roten Augen. Er fällt über Teranas her, der sich mit der Armbrust verteidigt. Der Wolf scheint mit Teranas zu spielen, um uns herum kann ich hinter den Bäumen das Rudel ausmachen und bin froh dass sie mich in Ruhe lassen.
Bald blutet Teranas aus zahlreichen Wunden, während seine Waffe nutzlos scheint. Kein Bolzen trifft, dafür beißt der Wolf um so öfter zu.
Was soll ich tun? Ich fühle mich so hilflos.

Wir haben uns entschlossen zu fliehen, die Wölfe sind nun auch hinter mir her. Teranas humpelt, da ein Biss sein Bein erwischt hat. Die Wölfe folgen uns, jagen uns, ohne anzugreifen. Angst treibt uns an. Erst an einem Bergpfad der zu steil für die Tiere ist gelingt es uns sie abzuschütteln. Ich werde den Gedanken nicht los, dass sie uns mit Absicht hierher getrieben haben.

Das Klettern ist mühsam, ein Absturz bedeutet aus dieser Höhe nicht sofort den Tod vermute ich. Würden da unten nicht noch die Wölfe herumschleichen. Wir können keine Handschuhe tragen und bald sind unsere Finger taub von der Kälte. Teranas Bein blutet noch immer. Mühevoll haben wir es über den nächsten Kamm geschafft und scheinen die Wölfe nun – vorläufig – abgehängt zu haben.

Der Pfad ist schmal und unter uns lauert der Abgrund. Eis und Schnee machen den Weg tückisch. Bei jedem Schritt begleitet uns die Angst abzustürzen. In der Luft liegt nicht nur das Heulen des Windes, sondern auch das Knirschen von Schnee und Eis. Wir drücken uns an den kalten Stein. Auch hier keine Sonne.

Kurz glaubte ich eine vertraute Wärme zu spüren, doch das Knacken hinter mir lenkte mich ab, ein Schrei, das Brechen von Eis und als ich zurücksehe stürzt Teranas in die Tiefe. Im nächsten Moment spüre ich wie der Schnee und das Eis unter meinen Stiefel bröckeln. Scheiße. Wie ich das hasse!

Wasser um mich herum. Als ich die Oberfläche durchbreche und nach Luft schnappe um gibt mich der modrige Gestank von Sumpf. Wo sind wir? Hohenmarschen? Ich höre Teranas um Hilfe schreien und kämpfe mich aus dem trüben Wasser.

Teranas versinkt hinter einer Anhöhe in einem Schlammloch. Ich verfluche meine sämtlichen Lehrmeister - und die elende, verdammte, verfluchte Priesterschaft des Mithras – und nutze die Gabe um das Wasser um Teranas zu teilen. Wieder in Freiheit verstummt er, sichtlich überrascht.

Nachdem wir beide wieder auf dem Trockenen stehen, bemerken wir die Bedrohung. Die krummen, verwachsenen Bäume um uns her wirken bedrohlicher als zuvor. Schatten winden sich um Stämme und Äste, kriechen durch sumpfiges Wasser. Die Dunkelheit hinter der Welt macht Jagd auf uns.
Wieder rennen wir. Äste und Wurzeln schlagen nach Teranas. Eine bleiche Hand zuckt aus dem Wasser, tote Finger schließen sich um Teranas Knöchel. Tropfend erhebt sich die Leiche aus dem Wasser.

„Alfrik…“

Teranas weicht vor der Leiche zurück, wo sein Schwert geblieben ist, weiß Mithras. Hinter Alfik, der Wasserleiche, erheben sich weitere Tote. Teranas‘ Gesichtsausdruck lässt darauf schließen, dass er auch jene kennt. Weder die Leichen noch Teranas zögern sich in den Kampf zu stürzten. Ein wahrer Soldat. Sechs gegen einen. Ein ungleicher Kampf der rasch damit endet, dass sie sich in Teranas verbissen haben und ihn zu Boden reißen. Ich höre ihn kreischen. Ich trete nach einer der Leichen, doch statt großartigen Schaden anzurichten, erreiche ich nur, dass die Leiche von Teranas ablässt und nun versucht mich zu fressen.

Wundervoll! Faustkampf mit einem toten Soldaten! Teranas schlägt sich da schon besser, sieht man davon ab, dass ihm „Alfrik“ ein großes Fleischstück aus der linken Schulter gebissen hat. Dem Mann, welcher wohl „Othorn“ heißt (oder hieß) zertritt Teranas bei erste Gelegenheit die rechte Hand und bricht ihm mit einem weiteren Tritt den Kiefer. Was ihn davon in einen Tümpel schleudert, für den Moment: vier gegen einen!

Die Leiche ist schnell, schneller als ich dachte und verbeißt sich in meinen Unterarm, während knochendünne Finger mir ins Gesicht schlagen. Ich trete und schlage auf die Leiche ein.
Othorn erhebt sich ohne Unterkiefer, dafür mit drei weiteren, toten Freunden, aus dem Tümpel. Sieben gegen einen ist endgültig zu viel, Teranas geht in einer Gruppe blutrünstiger Leichen unter die beginnen ihn zu zerfleischen. Ich höre ihn schreien. Oder vielleicht schreie auch ich, weil eine Leiche meinen Arm frisst?

Ich bin Priesterin, ich sollte Teranas ins Elysium führen und nicht zusehen wie er gefressen wird…Herr Mithras…was dummerweise den Sumpf nicht zu kümmern scheint. Immer mehr Untote erheben sich aus dem Morast. Wie viele Sünden hat Teranas auf sich geladen? Das Heer der Toten rückt heran, reisst Teranas unbarmherzig zu Boden, den ein oder anderen kann er noch niederschießen ehe ihm die Waffe aus der Hand geschlagen wird. Einen Moment lang ehe ich sie noch, Finger ragen aus einem Berg fauligen, verwesenden Fleisches, ehe sich ein Toter darüber hermacht.

Unter Teranas Schmerzensschreie mischen sich andere Laute, Fauchen und Kreischen der Toten. Erst als die Klinge das Dinge an meinem Arm zerteilt bemerke ich den Legionär. Teranas liegt blutend und zerfetzt am Boden, sterben kann er ja nicht mehr, dennoch sieht er nicht gut aus. Wir schleppen uns weiter durch den Sumpf, welchen uns nun das Schwert des Legionärs vom Leib hält. Horden von Untoten, der eine oder andere fällt auch mich an, aber ihr Hauptziel ist der inzwischen halbzerfressene Teranas. Selbst Bäume und Wurzeln schlagen nach ihm, lassen ihn immer wieder stolpern. Der aufziehende Nebel macht das Vorrankommen nicht leichter. Tote wanken durch den Nebel und fallen uns aus heiterem Himmel an, erst zu sehen wenn sie einem quasi bereits auf die Füße treten. Rüstung und Klinge des Legionärs sind besudelt von Blut und anderen Flüssigkeiten der Toten und das Sumpfes. Einerseits bin ich froh über den Nebel, er verbirgt die Untoten, andererseits sehe ich die Furcht in Teranas Antlitz. Tote die einem aus dem Nichts anfallen, als hätte ich nicht schon genug Alpträume.

Der Wald lichtet sich vor uns, anfänglich eher unmerklich, nur um dann recht abrupt einfach zu Enden. Licht! Endlich.

Der Legionär geleitet Teranas das letzte Stück des Weges ins Licht.

Teranas hat seinen Frieden gefunden.
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