Eulenblut
#1
Seinen Augen weiteten sich und begannen zu glitzern. War das ein Traum? Nein... es war kein Traum. Er war wirklich hier, und all das passierte wirklich. Vielleicht hatte er sich verhört... oder ihn falsch verstanden. Nein... er wiederholte seine Ausage und bekräftige sie. Er meinte es wirklich ernst.
Unbeschreibliche Glücksgefühle stiegen in Gorkon hoch und er musst sich echt zusammenreißen um nicht vor Freunde im Haus umherzuspringen. DAS hatte er nicht erwartet. Zugegeben, er diente den Eulenruhs jetzt schon fast sieben Jahre und ist in den schlimmsten Zeiten an ihrer Seite geblieben. Aber war es nicht anders herum genauso gewesen? Hatten die Eulenruhs nicht auch ihn in der Stunde seiner Not gerettet? Und gedankt hatten sie es ihm schon längst.
Das was ihm Armin nun vorgeschlagen hatte, hätte er niemals zu träumen gewagt: Bruderschaft im Blute, ausgeführt nach alter Tradition.

Noch immer konnte es Gorkon kaum fassen. Konnte er wirklich Armins Blutsbruder werden? Konnte er wirklich ein Eulenruh werden? Nun, einfach würde es sicher nicht werden, trotz der Zusage Armins. Blutsbruderschaft nach alter Tradition, das hieß er musste 3 große Prüfungen bestehen. Er musste den Segen der Familie erlangen, den Segen der Götter und den Segen des Bruders. Erst wenn er alle Segen hatte, konnte das eigentliche Ritual vollzogen werden.

Doch Gorkon war einfach nur glücklich. Und er würde sein Bestes geben, soviel war sicher. Es war eine große Ehre und eine große Chance für ihn. Mit einem angesehenen Namen wie "Eulenruh" konnte er mehr erreichen, als er je für möglich gehalten hätte. Und darüber hinaus wollte er Armin... nein die ganze Familie wollte er nicht enttäuschen. Und so fragte er gierig nach den Aufgaben, welche die Familienmitglieder und Gefolgsleute ihm stellen sollten, um bei Erfüllung deren Segen zu erlangen.
[Bild: 69boq6bd6ds.jpg]
In der Ruhe liegt die Kraft.“
Grundprinzip der Familie Eulenruh
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#2
Immer wieder schaute sich Gorkon unruhig um. Er hatte sich bis zu den Ausläufern des Flüsterwaldes gewagt um seine erste Aufgabe zu erfüllen. Erst dachte er es sei eine gute Idee hier her zu kommen. Doch nun, da er da war, hatte er ständig das Gefühl ein Wolf oder ein Bär könnte ihn jeden Moment anfallen.

Er sollte beweisen, dass er sich mit Wald, Bäumen und Holz auskannte. Dazu sollte er einen Baum suchen, dessen Holz sich besonders gut zum Anfertigen eines Bogens eignet und einen großen Ast davon abhacken. Es klang unkompliziert... aber wie er festellten musste, war es gar nicht so einfach. Erst wollte Gorkon einen Baum nahe der Stadt suchen. Doch bald schon musste er enttäuscht feststellen, dass andere Holzfäller sich hier schon die besten Bäume herausgepickt hatten. Also blieb nur eins... er musste dorthin wo sich die Holzfäller eher selten hinwagen.... zum Flüsterwald.

Wieder schaute sich Gorkon unruhig um, bevor er die Bäume in Augenschein nahm. Die Bäume hier waren älter, trockener und irgendwie dennoch kräftiger. Sie hatten etwas... unheimliches an sich. Doch er war sich sicher hier den Baum zu finden, den er suchte. Und so schickte er schnell ein paar Gebete zu Artio, Lugh und Anu, in der Hoffnung, dass Sie ihm bei seinem Unterfangen beistehen mögen, und begab sich etwas tiefer in den Wald.

Und dann sah er ihn. Einen großen Ahornbaum, alt und mächtig. Lange, kaum verzweigte Äste kamen aus seinem Stamm und streckten sich kerzengerade nach oben zum Blätterdach. Dieser Baum schien ihm perfekt. Er konnte sich den Bogen, der aus einem dieser mächtigen Äste gefertigt werden würde, schon regelrecht vorstellen. So nahm er seine Axt und begann mit kräftigen Schlägen auf den Anfang eines großen Astes einzuhacken.

Sein Vater war Holzfäller gewesen und kaum das er alt genug war musste er ihm auch oft helfen. Doch auch wenn er dadurch theoretisch wusste, was er zu tun hatte, mochte Gorkon die Holzfällerei nie besonders, was vorallem daran lag, dass er nicht gerade zu den kräftigsten Menschen gehörte. Deshalb musste er nun erneut feststellen, wie schwer und mühsam ihm die Arbeit von der Hand ging. Stundenlang hackte er auf dem Ast herum, bis dieser endlich nachgab und gebremst durch die anderen Äste zu Boden rutschte.

Keuchend und schweißdurchnässt stand er neben seinem Werk. Endlich hatte er es geschafft... wäre da nicht noch der weite Rückweg. Mit einem Seil band er den schweren Ast an sich fest und marschierte stöhnend los. Immer langsam ein Schritt vor den anderen setzend bewegte er sich aus dem Flüsterwald wieder heraus, durch die Südwaldbaronie und dann durch die halbe Stadt, bis er endlich die Holzwerkstatt Euenruh erreichte.

Armin wartete bereits auf ihn und begann sogleich das Holz zu begutachten...
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#3
Nun stand er hier am Rande der Sümpfe. Das quaken der Frösche um ihn herum war unterträglich. Auch wenn dies seine Heimat war, begab er sich nur ungern direkt in die Sümpfe.. weit abseits der Wege. Doch ihm blieb keine andere Wahl. Solange die Grenzen geschlossen waren, gab es nur diesen einen Weg, um in die Hohenmarschen zu gelangen. Und seine nächste Aufgabe forderte dies.

Eine traditionelle echte Hohenmarschener Delikatesse sollte er zubereiten. Visk, seine Liebste, hatte ihm diese Aufgabe gestellt. Wollte sie ihn los werden? Nein.. sie wusste das er oft hier war und sich in den Sümpfen auskannte. Und sie wusste auch, dass es die Familie nicht akzeptieren würde, wenn ihre Aufgabe zu einfach ausfiel. So hatte sie sich eine Aufgabe ausgedacht, von der sie wusste, dass Gorkon sie schaffen würde, welche nicht zu einfach wirkte und welche im Einklang mit dem Haus Eulenruh stand.

Eine echte Hohenmarschener Delikatesse. Dabei war das "echte" der schwierigste Part. Denn es bedeutete, das er die Zutaten in den Hohenmarschen besorgen musste. Und deshalb stand er nun hier am Rande der Sümpfe. Er wusste schon was er zubereiten wollte: Moorschweinpastete. Eine wahrlich gehobene und nicht gerade billige Delikatesse. Aber er wollte der Familie beweisen, dass er es würdig war, ein Eulenruh zu werden.

Doch dazu musste Gorkon erstmal ein Moorschwein finden und erlegen. Armin hatte ihm den Bogen mitgegeben, welchen er aus dem Ahornholz gefertigt hatte, welches Gorkon im Flüsterwald geschlagen hatte. Er meinte, wenn Gorkon mit diesem Bogen ein Schwein erlegen kann, und er den Bogen wieder heil zurück bringt, hätte er die erste Prüfung bestanden. Gorkon selbst war irgendwie nicht wohl dabei.

Neben dem Schwein musste er auch noch diverse Kräuter im Sumpf finden, welche der Pastete erst den eigentümlichen Geschmack gaben. Wennn er so darüber nachdachte waren das gleich drei Aufgaben mit einmal. Er musste seine Sumpfkenntnisse beweisen und zeigen das er sowohl Jagen konnte, wie auch die wichtigsten einheimischen Kräuter kannte.

Langsam bewegte er sich in den Sumpf hinein, immer vorsichtig einen Schritt vor den anderen setzend. Das schwierige war, dass er sich nicht nur auf seine Umgebung konzentrieren musste um das Schwein oder die Kräuter zu finden. Er durfte auch den Boden nie aus dem Blick lassen. Ein falscher Schritt und er konnte im Sumpf stecken bleiben.

Tiefer und tiefer führte sein Weg ihn in den Sumpf. Bodennebel verliehen dem Sumpf einen bedrohlichen Anblick und machten es ihm noch schwerer den Boden im Auge zu behalten. Dann blieb er plötzlich stehen. Stille umgab ihn, gespenstische Stille. Und dann...ein Knacken...
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#4
Dickflüssig und träge bahnte sich ein Rinnsal aus Blut einen Weg von der großen Lache zum nächsten Tümpel. Kleine roten Wolken bildeten sich im Wasser, als die dunkelrote Flüssigkeit Tropfen für Tropfen auf die Oberfläche traf. Ein letztes aufbäumendes Schnaufen war zu hören. Und dann wurde es wieder gespenstisch still.

Feucht von Schweiß stand Gorkon unweit des Moorschweins und beobachtete, wie es seine letzten Atemzüge tat. Es war ein harter Kampf gewesen. Ganze 4 Pfeile hatten sich in den Körper des Schweins gebohrt, bevor es zu Boden gingt. Erst hatte es Gorkon angegriffen und ihn dazu gezwungen mit ein paar gewagten Sprüngen über ein paar Tümpel ihm auszuweichen. Dann nach dem zweiten Treffer, versuchte das Schwein zu entkommen und Gorkon musste sich rannhalten, damit es nicht entkam. Dabei durfte er selbst bei der Verfolgungsjagd wieder den Boden nicht aus den Augen lassen. Es war alles andere als einfach, doch schließlich hatte Gorkon das Moorschwein bezwungen.

Er ging zu den Schwein und zog sein Schlachtemesser aus der Scheide. Noch vor Ort zerlegte er das Schwein. Es war ein Jammer, dass er nicht alles mitnehmen konnte. Doch das Schwein war zu groß und zu schwer. So blieb Gorkon nichts anderes übrig, als die wichtigstens und besten Stücke heraus zu schneiden und den Rest für die Aasfresser liegen zu lassen.

Kaum, dass er alle Stücke eingepackt hatte, machte er sich auch schon wieder auf den Rückweg. Viele der Kräuter, die er brauchte, hatte er bereits gefunden. Und den Rest würde er auf dem Rückweg suchen. Er musste sich beeilen, denn sobald die Nacht hereinbrach würde es sehr gefährlich im Sumpf werden. Wieder setzte er einen Schritt vor den anderen, ständig Boden und Umgebung im Auge behaltend.

Einige Stunden später hatte er wieder den Rand des Sumpfes erreicht, gerade noch rechtzeitig. Die Abendsonne neigte sich bereits dem Horizont entgegen. Auf einer nahen Wiese würde er wieder sein Lager aufschlagen, wie er es schon auf dem Herweg getan hatte. Morgen in aller Frühe würde er seinen Weg fortsetzen. Er freute sich schon darauf, dass Rezept für die Moorschweinpasteten auszuprobieren. Visk würde sicher begeistert sein.
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#5
Während das ganze Haus noch herrlich nach den frisch gebackenen Moorschweinpasteten duftete, machte sich Gorkon bereits wieder auf den Weg um seine nächste Aufgabe zu erfüllen. Diesmal sollte er zeigen wie gut er sich mit Tieren auskannte. Und so einfach es auch im ersten Moment klang, diese Aufgabe war wohl die Schwierigste von allen, denn er sollte eine Eule fangen.

Nun, diese Aufgabe passte unbestreitbar zum Haus Eulenruh. Doch einen scheuen Vogel wie eine Eule zu fangen war etwas völlig anderes als ein wildes Schaf oder eine Kuh einzufangen. Hier musste er sich wirklich etwas überlegen. Doch was? Wie fing man eigen Vogel eigentlich? Diesmal brauchte er Hilfe. Und er kannte nur einen, der in dieser Angelegenheit erfahren genug war um ihm ein paar nützliche Tipps geben zu können: Ceras.

Einige Stunden später war Gorkon auf dem Weg in den Wald. Er war wirklich froh, dass Ceras ein Freund des Hauses Eulenruh war. Ohne seine Kenntnisse als Falkner hätte Gorkon nicht Mal im Ansatz gewusst, wie er dieses Wunder bewerkstelligen sollte. Und selbst mit den ganzen Ratschlägen glaubte Gorkon irgendwie immernoch nicht recht daran, dass er wirklich eine Eule fangen könnte.

Im Südwald angekommen schaute sich Gorkon zwischen den Bäumen um. Er wusste, dass hier irgendwo eine Eule hauste. Schon oft hatte er ihren unverkennbaren Ruf vernommen. Nun galt es nun noch sie herauszulocken und einzufangen. Dafür hatte er von Ceras ein Säckchen voll toter Mäuse bekommen. Am besten ließen sie sich wohl, wie die meisten Tiere, mit Futter fangen. Neben den Mäusen hatte Gorkon noch ein Netz, eine Rolle Garn und Lederhandschuhe dabei.

Kaum das Gorkon eine passende Stelle für die Falle gefunden hatte, begann er sie auch schon aufzubauen. Er spannte das Netz zwischen ein paar kleinen Bäumen mit ein paar geschickten Knoten so, dass es herunterfallen würde, wenn er an einer Schnur zog. Dann band er eine Maus an zwei Schnüre, welche er um zwei von einander entfernte Büsche legte. So konnte er nun mit den beiden Schnüren die Maus zwischen den Büschen hin- ud herflitzen lassen. Auch 5 andere Mäuse präparierte er auf die selbe Weise. Ceras hatte gemeint, man solle die Eule erstmal eine Maus fangen lassen. So ist sie bei der zweiten Maus weniger misstrauisch und zudem mehr träge, da die Eule ja bereits was gegessen hat.

Doch nun kam erstmal der schlimmste Part... das Warten...
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#6
Beinahe lautlos stürzte sich der Jäger der Nacht auf seine Beute, welche gerade versuchte in den nächsten Busch zu entkommen. Doch ihre Flucht war vergeblich. Zielsicher umschlossen die Krallen das scheinbar panische Opfer. Und mit einem blitzschnellen kraftvollen Hieb mit dem Schnabel hauchte die Eule der Maus das Leben aus. Wie es schien, sollte es eine gute Nacht, für die Eule werden. Immerhin war es schon die zweite Maus, an der sie sich laben konnte. Doch dann passierte etwas, mit dem die Eule nicht gerechnet hatte...

Gerade als die Eule auf der Maus gelandet war und in gewohnter Manier diese töten wollte, zog Gorkon an dem dritten Faden, welche das Netz von den Bäumen löste und den Jäger der Nacht zur Beute machte. Mit lauten Gekreische und heftigen Flügelschlägen versuchte sich die Eule zu befreien. Doch es war vergeblich. Das Netz war zu schwer und zu stabil um ihm so einfach zu entkommen. Und bevor es die Eule vielleicht doch schaffen sollte, musste Gorkon handeln.

Wohl war ihm nicht dabei. Immerhin konnten der harte Schnabel oder die scharfen Krallen auch einen Menschen ordentlich zusetzen. Doch ihm blieb nichts anderes übrig als all seinen Mut zusammen zu nehmen, wenn er diese Prüfung bestehen wollte. Voll auf den Schutz durch seine Lederrüstung und die Handschuhe hoffend, stürtzte Gorkon sich auf die Eule und versuchte sie zu packen. Er brauchte drei Versuche, doch dann hatte er sie endlich in dem Netz mit seinen Händen umschlossen. Er hielt sie fest im Griff. Ein paar Mal konnte er spüren, wie sie erneut versuchte Widerstand zu leisten. Doch nach einer guten halben Stunde gab sie den Kampf auf und Gorkon machte sich zusammen mit der Eule in den Händen auf den Rückweg.

Kaum, dass er den Familiensitz der Eulenruhs erreicht hatte, steckte er die Eule in einen Käfig, welchen Ley Animar auf seinen Wunsch hin für ihn angefertigt hatte. Befreit aus der festen Umklammerung begann die Eule gleich wieder damit umherzutoben und wild um sich zu hacken, so das Gorkon alle Mühe hatte seine Hände schnell aus dem Käfig zu bekommen und die Käfigtür zu schließen. Ley hatte gute Arbeit geleistet, wie von einem Schreinermeister wie ihm zu erwarten war. Der Käfig war stabil und dennoch elegant. Voller stolz schaute Gorkon auf die Eule, welche er wohl in den nächsten Tagen und Wochen zähmen und abrichten würde.

Damit hatte er alle drei Aufgaben der Familie erfolgreich gelöst konnte sich ihres Segens sicher sein. Als nächstes galt es nun den Segen der Götter zu erlangen, was für ihn als einen frisch konvertierten und angehenden Mondwächter eine ebenso herausfordernde Aufgabe werden konnte.
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#7
Einen ganzen Tag lang hatte Gorkon jedem im Haus Eulenruh mit Glaubensfragen gelöchert. Und zum Ende hin hatte er nochmal alles mit Visk, seiner Liebsten, durchgesprochen, da sie beide sowas bereits einige Male gemacht hatten. Dennoch war er sich unsicher und hoffte inständig, dass die Götter ihm den einen oder anderen Fehler vergeben mögen.

Erst wusste Gorkon nicht, was er tun konnte um den Segen der Götter zu erlangen. Doch dann wurde es ihm plötzlich klar. Er würde auf Pilgerreise gehen. Mehr noch, er würde einige Pilgerreisen auch für andere organisieren. Und nicht nur für Mitglieder des Hauses Eulenruh, sondern für alle Mondwächter die daran teilnehmen wollten. Auf diese Art konnte er seinen aufrichtigen Glauben vor allen bezeugen und die Götter ehren, wie es ihrer würdig war. Und so plante Gorkon den Weg und die Zeremonie, fertige Plakate an und besorgte sich die nötige Ausrüstung. Auch der Bogen von Armin würde wohl wieder zur Anwendung kommen.

Und dann war es so weit. Mit einem mulmigen Gefühl verließ Gorkon den Familiensitz und ging zum Stadttor, wo er hoffentlich auf die anderen Treffen würde. Und tatsächlich, einige waren seinem Aufruf gefolgt. Sogar ein jurischer Schamane war dabei und bot sich an ihm bei der Durchführung der Pilgerfahrt mit Rat zu unterstützen.

Bald schon ging es dann los. Seine erste selbstgeleitete Pilgerreise sollte Artio zu Ehr abgehalten werden. Denn wer passte besser zum Hause Eulenruh, als die Göttin der Jagd? Sein Ziel war eine bekannte Bärenhöhle welche im Wald auf der Grenze zwischen den Baronien Südwald und Zweitürmen lag. Immerhin war unter den Mondwächter bekannt, dass Artio gerne an solchen Orten verweilte und die Jagd auf einen Bären Artio sicher gefallen würde. Doch kaum, dass der kleine Trupp die Höhle erreicht hatte, mussten sie feststellen, dass der Bär bereits nur noch ein Fell, und die Höhle ein Unterschlupf für Räuber geworden war.

Doch Gorkon ließ sich davon nicht entmutigen. Er hatte bereits einen neuen Plan, der Flüsterwald. Vielleicht war der Flüsterwald sogar ein noch besserer Ort um Artio zu huldigen. Dort gab es Wölfe deren Jagd nicht nur artiogefällig war sondern auch den Bauern etwas ruhiger schlafen ließ. Und so machte sich der Trupp erneut auf den Weg, diesmal nach Süden...
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#8
Frische Wolfsspuren. Ein Rudel musste ganz in ihrer Nähe sein. Die kleine Pilgergruppe hatte sich schon ein gutes Stück in den Flüsterwald gewagt, als sie plötzlich stehen blieben und leise lauschten. Direkt vor ihnen hatte einer der Pilger frische Spuren gefunden. Also war Artio dem Vorhaben wohlgesonnen. Die Jagd konnte beginnen.

Die kleine Gruppe trennte sich in Trupps auf. Immer zwei Leute blieben zusammen. Sie folgten den Spuren, die nach Süden führten. Ein Trupp folgte ihnen direkt, während die anderen Trupps sich weiter westlich bzw. östlich der Spur nach Süden bewegten. Alle versuchten so wenig Geräusche wie möglich zu machen und legten vorsorglich Pfeile in ihre Bögen. Sie hatten leichten Gegenwind, was ein weiteres Zeichen für Artios wohlgefallen an der Jagd war. Und dann blieben sie wieder stehen.

Aufmerksam musterte Gorkon die Gegend vor sich. Jemand hatte das Signal zum Halt gegeben. Die Wölfe mussten irgendwo direkt vor ihnen sein. Doch noch sah Gorkon nichts. So hielt er den Atem an und lauschte. Da war etwas... ein Geräusch... ein Rascheln.... und dann ein Knurren... und plötzlich war der Wolf direkt vor ihm. Gorkon hätte fast vor Schreck seinen Bogen fallen lassen. Der Wolfe starrte Gorkon an. Und er starrte zurück. Für ihn fühlte es sich an wie eine Ewigkeit. Und dann sprang der Wolf los...

...nur um im nächsten Moment von einem Pfeil erwischt zu werden. Die Trupps hatten mittlerweile einen Halbkreis um die Wölfe gebildet und begannen nun die Jagd. Durch die Wucht des Treffers verfehlt der Wolf Gorkon, welcher nun erleichtert über die Rettung auch seinen Bogen spannte und den Pfeil von der Sehne ließ. Jaulend wälzte sich der Wolf auf den Boden als schließlich ein dritter Pfeil ihn tötete.

Gorkon zog schnell einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher und schaute sich nach dem nächsten Wolf des Rudels um. Vor ihm hallten Rufe und Wolfsgeheul durch den Wald, Jäger und Wölfe rannten umher und Pfeile flogen durch die Luft. Und schließlich sah er, wie das Rudel den Rückzug antrat und über einen unwegsamen steinigen Pass verschwand.

Nach und nach sammelten sich die Jäger und schauten sich gegenseitig an. Keiner hatte eine ernste Verletzung erlitten, nur ein paar Kratzer. Und zwei Wölfe hatten sie erlegt, bevor das Rudel verschwunden war. Eine gute Jagd, wie Gorkon fand. Und sicher hat sie auch der Göttin Artio gefallen. Die Frage war nur, was sie jetzt mit den Wölfen machen sollten. Gorkon dachte erst daran, sie auszunehmen und die Wolfsköpfe als Opfer für Artio auf einen Spieß zu stecken. Doch der jurische Schamane ermahnte ihn, das dies nur ein sehr Bescheidenes Opfer für Artio wäre, dem Sinn der Pilgerreise nicht angemessen. Vielmehr schlug er vor die unausgenommenen Wölfe Artio an einem geeigneten Ort darzubieten. Gorkon stimmte natürlich zu.

Bald schon erreichten sie dann die alte Statue mitten im Flüsterwald. Die Wölfe hatten sie an langen stabilen Ästen festgebunden um sie so leichter transportieren zu können. Visk, seine Liebste, hatte ihm einst diesen Ort gezeigt. Keiner wusste wieviele Jahrhundertere oder vielleicht schon Jahrtausende diese Statue alt war, noch wen sie darstellte. Doch es schien sicher, dass dies eine alte heilige Stätte eines vergangenen mondwächtergläubingen Volkes war. Vielleicht stellte sie sogar wirklich Artio da. Gorkon gefiel diese Idee und scheinbar schien auch der Schamane zufrieden zu sein.

So opferten sie die Wölfe zu Artio's Ehren vor dieser Statue, sprachen lobpreisende Worte und erhielt alle durch den Schamanen den Segen Artio's.
Sie verließen die Flüsterwald wieder und kehrten im Anschluss im Goldenen Raben ein. Dort aßen sie Blutwurst, tranken Bier und Schnaps, stießen auf Artio an, sangen und erzählten sich Jagdgeschichten bis spät in die Nacht. Gorkon war glücklich. Die erste Pilgerreise war erfolgreich und er war sich des Segens der Götter gewiss.
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