Die Suche
#11
26. Lenzing im Jahre 1401 n.M.

Ob es die Fauner waren, die Götter, oder schichtweg das Vertrauen welches Gorkon ausstrahlt, bewirkte, dass ich ihm alles erzählte? Alles, was bisher so penibel geheimgehalten wurde, offenbarte ich ihm in nur einer Nacht.
Und ja, er war erschrocken, doch tapfer lauschte er meiner Geschichte, meine kalten Hände haltend, mich ermutigend fortzufahren.

Immer und immer wieder holte ich mir in Erinnerung wie es begann, damals als Mutter starb, und Vater ohne sie nicht sein konnte, wie ich ihn bei seinen nächtlichen Wanderungen heimlich verfolgte, und sah, wie er einen Dämon beschwor und ihn befehligte ein Tor zu öffnen, durch welches meine Mutter zurück ins Leben schritt. Eine Illusion, ein Betrug, doch Trauer blendet jeden der liebt.
Immer wieder kommen die Bilder auf wie ich entdeckt wurde, der Dämon sich meiner Kraft aneignen wollte, doch Asmandur, der sich opferte, an meiner Stelle besessen wurde, geplagt über Jahre hinweg zunehmend an Kraft verlor, sich zurückziehend litt.
Bis der Tag kam, dass Vater es nicht länger ertrug, wissend, dass der Dämon ihm folgen musste, verließ er, in der Hoffnung Asmandur zu retten, seine Heimat den Kronensee, sein Nortgard.
Nun, wie ich diese Zeilen schreibe zittert meine Hand.
War es richtig Vater zu folgen und damit riskierend andere mit ins Unglück zu ziehen? Asmandur hatte mich gefunden, war mir gefolgt, doch nun war auch er verschwunden. Wo war er, hatte er eine Spur aufgenommen? Er hätte mir nicht nachkommen dürfen... und ebensowenig hätte ich Gorkon davon erzählen dürfen, ich würde allen Unheil bringen, sie hatten nichts mit Vater's Dummheit zu tun, nur ich, ich allein musste es bewältigen, heimlich, ja, ganz heimlich.. Meister Eulenruh darf es nie erfahren, nie oder ich bin tot.
Doch dann denke ich an gestern Nacht, an die Fauner, an das Feuer und an Gorkon, ich will nicht fort, sondern bei ihm sein, alles vergessen und leben.

[Bild: Demon-Face-HD.jpg]
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#12
27.Lenzing im Jahre 1401 n.M.

Gorkon war von Meister Eulenruh auf einen Botengang geschickt worden, fern Löwensteins, an die Grenze Hohenmarschens sollte es gehen. Hatte der Meister dort noch Beziehungen, würde er Nachrichten über die Grenze schicken können? Mir wurde klar, dass ich noch lange nicht alles von dem Haus wusste, nur, dass sie Redlichkeit anstrebten, die Traditionen ehrend.
Seit Gorkon's Abreise war es stiller im Haus, der Meister vergrub sich stundenlang in seine Korrespondenzen, Walburga irrte in irgendeinem Winkel Servanos umher und Asmandur war weiterhin verschollen.
Da kam mir der junge Bursche Salvyron, kurz Ron genannt, zu Hilfe und löste sein Versprechen, mir jegliche Schlupfwinkel Löwensteins zu zeigen, ein.
Würde ich Vater finden, würde ich auch Asmandur finden, würde das Schicksal zum Guten wenden können, das zumindest blieb zu hoffen.
Gorkon gab mir noch den guten Rat ja vorsichtig zu sein, mich nicht blindlings auf einen Strassenjungen verlassend, womöglich in einen Hinterhalt gelockt werdend. Doch folgte ich meinem Gefühl, meinem Herzen und wie es zu mir sprach, und Ron, so sprach es, war keine Gefahr, eher ein Junge der die Hilfe der Götter nötiger hatte als manch anderer.
Und so zogen wir hinab, tief unter die Mauern Löwensteins, hinab in die Welt der Ratten und Spinnen.

[Bild: DieSuche.jpg]
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#13
28.Lenzing im Jahre 1401 n.M.

[Bild: DieSucheskal.png]

Bis tief in die Nacht noch, saßen Meister Ulrich und ich am großen Tisch des Hauses Eulenruh, den letzten Tag des Festes der Drei Welten feiernd, drei bunte Bänder flechtend und sie über der geweihte Kerze verbrennend, den Göttern zur Ehr, jeder leise für sich betend, Schutz und Wohlwollen wünschend.
Die Kerze wurde ins Fenster gestellt, über Löwenstein leuchtend, jedem der den alten Brauch kannte zeigend, dass auch hier noch der alte Glaube lebendig und geliebt war.

Der Meister fragte mich wie es mir ginge, stets bemüht, jedem der Familienmitglieder ein gutes Oberhaupt zu sein, jedoch nicht, ohne einer gewissen Strenge, die sich mit seiner Fürsorge paarte.
Ich erzählte von Ron, meiner Suche nach Vater, welche teils mit Stirnrunzeln, teils mit einem Nicken kommentiert wurden. Dann erteilte mir der Meister zwei Aufgaben: " Du ...Visk wirst Gorkon helfen den alten Göttern zu huldigen", überrascht schaute ich ihn an "Gorkon?" "Ja Gorkon", erwiderte er ohne weitere Erklärung. Die zweite Aufgabe handelte von unseren Kundschafteraufgaben, ich solle Verpflegung und genügend Fackeln bereit halten.

Ich legte mich schlafen, an meine Aufgaben denkend, gerne würde ich Gorkon begleiten, diesen Gedanken leise mit in meinen Traum nehmend, schlief ich ein.
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#14
Ich eilte wie so oft nachdem die Dämmerung eingesetzt hatte, zurück zum Haus Eulenruh, in Gedanken an Gorkon, ein warmes Mahl und sein Lächeln, den dunklen Weg entlang, den Harpyienpass schon hinter mir lassend, als sie mich überfiel. Begleitet von einer Gruppe Wegelagerer flog sie kreischend auf mich los, im Segelflug ihre weiten, braunen Schwingen über mich lenken wollend. Ich riß meinen Bogen hoch, legte den Pfeil an, zielte, doch erwischte ich sie nur knapp, sie machte einen Schwenker, kreischend, dass mir das Trommelfell zerreissen wollte. Und schon spürte ich , wie mich etwas erfasste, meinen dünnen Harnisch aufschlitzte, ich schrie, mehr vor Schreck als vor Schmerz, als ich dieses geflügelte Wesen bereits wieder seitlich von mir wahrnahm, ihre Krallen ausfahrend und mich wegtragen wollend. Mein kleines Messer aus dem Gurt ziehend, schnitt ich ihr tief ins Bein, kreischend stob sie auf, verletzt ließ sie sich im Dunklen auf einem nahem Baum wieder, während ich bereits die nahenden Stimmen und Waffengeklapper der Wegelagerer vernahm, starr vor Angst zwang ich mich ins Dunkel zu flüchten, hinab zum Gehöft der Jehann's um von dort die Abkürzung entlang des Steinbruchs nach Löwenstein zu nehmen.
Noch bevor ich das Haus erreicht hatte, kam mir Gorkon entgegen, mich hineinbringend, wobei ich nun erst all das Blut bemerkte welches meinen Wappenrock dunkelrot gefärbt hatte.
Gorkon versorgte den schmerzenden, tiefen Riß, den die schmutzige Harpyiekralle verursacht hatte, gewissenhaft, wusch sie aus, klebte einen Harzverband drüber und brachte mich zu Bett. Tränen flossen mir wie einem Kind, wie konnte mir sowas passieren, eine hässliche Narbe würde meinen Bauch zieren, ich war so wütend und gleichzeitig hilflos.
Nur langsam beruhigte ich mich, flach atmend war der Schmerz auszuhalten, dem leise passelnden Feuer lauschend sank ich in den Schlaf, wissend, dass Gorkon über mich wachen würde, mich gewiss nicht sterben ließe...

[Bild: HarpyieE.jpg]
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