Die Flamme des Herren
#1
Abendmesse (23. Hartung 1401)

Es geschah am 23 Hartung 1401 als die Kirche des Mithras nach längerer Zeit wieder eine Messe abhielt. Die als fromme Gläubige bekannte Adele Jehann konnte es sich nicht nehmen lassen, dieser Messe beizuwohnen, selbst wenn sie deshalb einen lange erwarteten Handel nicht abschließen konnte. Immerhin hatte Magdalena Jehann, ihre Schwägerin sie schon vor einem Wochenlauf darum gebeten die gebundenen Speisekarten zu beschaffen.

Doch nur wenig kann die Flamme Mithras in den Herzen ihrer Gläubigen erschüttern wenn sie einmal lodert. So war es keine Frage wo Adele sich diesen Abend aufhielt. Die Messe zu besuchen war ihr ein wichtiges Anliegen und der Umstand, dass Simon Greif sie begleiten wollte weckte in ihr nur umso mehr das Bedüfnis diesen Termin nicht verstreichen zu lassen.

Und es lohnte sich, selbst wenn der Novize der die Messe zelebrierte noch etwas Übung gebrauchen konnte, war es ein erhebendes Gefühl in diesem Kreise dem Lichteinen zu huldigen. Die große Überraschung für Adele war, dass sogar ihrem Gatten Herwig ein Platz in den Gebeten der Gemeinschaft eingeräumt wurde. Immerhin war er nicht nur für den König sondern für sie alle und ganz Amhran mit in den Krieg gezogen. Selbst wenn er kein Kämpfer war. Doch Mithras hat für jeden ein Schicksal parat, gleich wie glorreich es war. Hätte das nur ihr gemeinsamer Sohn, Marius Xaver miterlebt: der Vater namentlich erwähnt in der Abendmesse. Aber der war stets erschöpft von der Arbeit für die Familie - tja der Patriarch deckte seine Schäfchen immer gut mit arbeit ein, gleich ob Familie oder Angestellte -sonst hätte es sicher sein Herz erwärmt.

Marius hätte bestimmt auch Augen gemacht, als der Novize am Ende der Messe im inbrünstigen Gebet Mithras ein Zeichen entlockte. Wie als wäre der Lichteine persönlich durch das Kirchenschiff gefahren, haben sich die Kerzen entzunden! Für alle war klar das dies ein Zeichen war, auch wenn es für jeden etwas anderes zu bedeuten hatte. Aber keine Frage; bald würde die Keuche und all das damit einhergehende Leid überwunden sein. Bald würde der harte Winter vorüber und die ersten Boten des Frühling zu erkennen sein und bald schon würde man gute Nachrichten von der Front vernehmen. Und dann wenn der Krieg einmal gewonnen ist, wird man die Liebsten wieder in die Arme schließen können. Es war alles nur eine Frage der Zeit. Diese Zeit war die Probe die man mit Demut zu ertragen hatte.

Als diese Hoffnung erweckt, schenkte der Novize sogar jedem der Anwesenden eine der entzundenen Kerzen damit die Gläubigen die Flamme des Herren hinaus in die Welt tragen konnten. Nicht nur in ihren Herzen sondern als sichtbares Zeichen. Ein Vorgeschmack auf das reinigende Feuer das am kommenden Tag der Sonne die Hexe am Scheiterhaufen erwartete.

Kaum schritt sie mit der Kerze durch das Kirchenportal schickte Mithras ihr schon das nächste Zeichen. Sherion hatte die Lieferung für Magdalena bei sich! Und da Simon sie zur Messe begleite, war eine helfende Hand zur Stelle. So konnten sie sowohl die Bestellung als auch die Flamme sicher transportieren.

Doch heute war es Adeles größte Hoffnung die Flamme der Kerze gut behütet ins Anwesen der Jehanns zu schaffen. Auf ihrem Weg durch die Stadt bot sie die Flamme an bekannte und unbekannte Passanten an. Jeder der eine Kerze mit sich führte konnte die Flamme übernehmen und ins eigene Haus bringen. Zuhause angelangt suchte sie eine Laterne, entnahm die darin befindliche Kerze und stellte die Mitgebrachte hinein...

Kurz darauf fand sich das Licht gut behütet in einem Fenster des Anwesens und leuchtete hinaus in die Nacht um alles Böse fernzuhalten.
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