Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#21
Kapitel XI – Midir und Brigid

Der Steinmetz hat einen ungewöhnlich großen Basaltbrocken ausgesucht für die nächste Statue. Oder besser gesagt Statuenpärchen. Zumindest war es sein Gedanke Brigid und Midir beide in eine Statue einzuarbeiten. Brigid, die Göttin der Dichtkunst und Poesie bringt die Muse zu den Lyrikbegabten und reitet dazu, laut Sagenkunde, auf dem Wind. Der Wind ist Midir's Element. Brigid stellte die Bedingung Midir's Schrift zu den Barden und Dichtern zu bringen, zusammen mit der Muse, wenn Midir ihr dafür den Wind zur Verfügung stellt.
Jedoch ist sich Aki nicht sicher, ob er sich dabei zu weit aus dem Fenster lehnt. Wenn man die Sagenkunde genau nimmt ist es nur Midir's Atem, der Brigid zu den Barden trägt. Die Interpretation, die dem Schmied vorschwebt, dass Brigid auf Midir reitet, verknüpft die beiden Götter unwiederruflich. Ob das zu weit geht?
Zu seinem Glück hatte er zu diesem Thema nicht nur Hilfe von Gwen sondern auch Ceras, der als Barde des Rabenkreis prädestiniert für die Auslegung ist. Und das obwohl keiner der beiden Götter einer seiner Schicksalsgötter ist. Die Idee der Ausarbeitung als eine Statue traf auf Zustimmung und Aki hätte keinen Moment gezögert, wäre nicht der stürmische Abend nach dem Gespräch gewesen. Vielleicht lag es an dem Vorhaben des Druiden Cois, den Schrein der Götter zu untersuchen oder an dem einbrechenden Winter, aber der Wind peitschte in der Nacht besonders unangenehm durch Rabenstein und über die Rabenfelder. Vermutlich mischte sich etwas Paranoia mit dazu, denn der Wind schien die Richtung zu wechseln, als der Schmied unter einem Vordach Schutz suchte.
Doch er hat sich entschlossen es darauf ankommen zu lassen. Branwen wär nicht sein Schicksalsgott, wenn er sich länger als ein paar Herzschläge um Konsequenzen einer Entscheidung scheren würde. So macht er sich entschlossen um die Ausarbeitung.

Da beide Finggötter sind, stellt sich die Darstellung wieder alles andere als einfach heraus. Aber immerhin sind es die letzten beiden Finggötter. Trotzdem kann er nicht einfach einen bäuchigen Säufer darstellen, wie Cranus oder einen Mann mit Hirschgeweih, wie Branwen. Die Finggötter erfordern mehr Interpretation, denn sie sollen trotz allem erkennbar sein. Eigentlich will er so weit gehen, dass es sogar für einen Unwissenden, gar Ungläubigen zu erfassen ist, welche Details in den Stein eingefasst sind. Die Auslegung ist jedem selbst überlassen.
Aus dem Sockel wachsen wolkenähnliche Schnörkel, die sich brechen und in verschiedene Richtungen aufteilen. Auf diesem stilisierten Wind liegt Midir, der die Wangen aufgebläht und die Lippen wie zum Pusten gekräuselt hat. Eine Hand hat er, wie um das Gleichgewicht zu halten zur Seite gereckt, während er mit der anderen auf einem Pergament schreibt. Der Ellenbogen ist abgewinkelt und die Finger halten eine Schreibfeder. Der Schreibuntergrund wird ebenfalls von einem der Windwellen gebildet, die sich ähnlich eines Sockels manifestieren. Midir trägt ein weites Gewand, dass einen Faltenwurf erzeugt, als ob Wind daran zieht. Die Arme sind von Spinnweben bedeckt, was die Beziehung zu Brigid aufzeigt.
Denn die Göttin der Barden und Dichter ist eine reife Frau, die ein Gewand aus Spinnenseide trägt, das eng am Körper anliegt. Sie sitzt im Damensattel auf Midir, die Beine an einer Seite des männlichen Körpers hinab hängen lassend. Eine Hand hat sie in gebender Geste von sich gestreckt, während sich die andere Hand sachte an Midir abstützt. Ihre Lippen sind wie beim Singen geöffnet und die Züge melancholisch-gefühlvoll geformt. Brigid's Züge sind von zarten aber sichtbaren Falten gezeichnet, vor allem an den Augen- und Mundwinkeln sowie der Stirn.
Dadurch, dass Aki Brigid nach Midir geformt hat, muss er einiges an Pinselarbeit aufwenden. Schlau oder faul wie er ist, umgeht er aber einen Teil, indem er den Handblasebalg zur Hand nimmt. Immerhin sollte es Midir doch schmeicheln, wenn die restlichen Steinbröckchen und der Staub weg gepustet wird. Die fertige Statue stellt er dicht an ein Fenster, an dem es ohnehin zieht. Dort sollte etwas zusätzlicher Wind nicht stören.
Nun, als die Statue fertig vor ihm steht, ist er sich seiner Entscheidung sicher. Zumindest so lange, bis ihn eine Sturmböe auf dem Weg zu Cahira vom Pferd wirft und er sich das Genick bricht. Er braucht ihre Gedanken zu Anu, der letzten der einundzwanzig, die er noch darzustellen hat.

[img]Kapitel XI – Midir und Brigid Der Steinmetz hat einen ungewöhnlich großen Basaltbrocken ausgesucht für die nächste Statue. Oder besser gesagt Statuenpärchen. Zumindest war es sein Gedanke Brigid und Midir beide in eine Statue einzuarbeiten. Brigid, die Göttin der Dichtkunst und Poesie bringt die Muse zu den Lyrikbegabten und reitet dazu, laut Sagenkunde, auf dem Wind. Der Wind ist Midir's Element. Brigid stellte die Bedingung Midir's Schrift zu den Barden und Dichtern zu bringen, zusammen mit der Muse, wenn Midir ihr dafür den Wind zur Verfügung stellt. Jedoch ist sich Aki nicht sicher, ob er sich dabei zu weit aus dem Fenster lehnt. Wenn man die Sagenkunde genau nimmt ist es nur Midir's Atem, der Brigid zu den Barden trägt. Die Interpretation, die dem Schmied vorschwebt, dass Brigid auf Midir reitet, verknüpft die beiden Götter unwiederruflich. Ob das zu weit geht? Zu seinem Glück hatte er zu diesem Thema nicht nur Hilfe von Gwen sondern auch Ceras, der als Barde des Rabenkreis prädestiniert für die Auslegung ist. Und das obwohl keiner der beiden Götter einer seiner Schicksalsgötter ist. Die Idee der Ausarbeitung als eine Statue traf auf Zustimmung und Aki hätte keinen Moment gezögert, wäre nicht der stürmische Abend nach dem Gespräch gewesen. Vielleicht lag es an dem Vorhaben des Druiden Cois, den Schrein der Götter zu untersuchen oder an dem einbrechenden Winter, aber der Wind peitschte in der Nacht besonders unangenehm durch Rabenstein und über die Rabenfelder. Vermutlich mischte sich etwas Paranoia mit dazu, denn der Wind schien die Richtung zu wechseln, als der Schmied unter einem Vordach Schutz suchte. Doch er hat sich entschlossen es darauf ankommen zu lassen. Branwen wär nicht sein Schicksalsgott, wenn er sich länger als ein paar Herzschläge um Konsequenzen einer Entscheidung scheren würde. So macht er sich entschlossen um die Ausarbeitung. Da beide Finggötter sind, stellt sich die Darstellung wieder alles andere als einfach heraus. Aber immerhin sind es die letzten beiden Finggötter. Trotzdem kann er nicht einfach einen bäuchigen Säufer darstellen, wie Cranus oder einen Mann mit Hirschgeweih, wie Branwen. Die Finggötter erfordern mehr Interpretation, denn sie sollen trotz allem erkennbar sein. Eigentlich will er so weit gehen, dass es sogar für einen Unwissenden, gar Ungläubigen zu erfassen ist, welche Details in den Stein eingefasst sind. Die Auslegung ist jedem selbst überlassen. Aus dem Sockel wachsen wolkenähnliche Schnörkel, die sich brechen und in verschiedene Richtungen aufteilen. Auf diesem stilisierten Wind liegt Midir, der die Wangen aufgebläht und die Lippen wie zum Pusten gekräuselt hat. Eine Hand hat er, wie um das Gleichgewicht zu halten zur Seite gereckt, während er mit der anderen auf einem Pergament schreibt. Der Ellenbogen ist abgewinkelt und die Finger halten eine Schreibfeder. Der Schreibuntergrund wird ebenfalls von einem der Windwellen gebildet, die sich ähnlich eines Sockels manifestieren. Midir trägt ein weites Gewand, dass einen Faltenwurf erzeugt, als ob Wind daran zieht. Die Arme sind von Spinnweben bedeckt, was die Beziehung zu Brigid aufzeigt. Denn die Göttin der Barden und Dichter ist eine reife Frau, die ein Gewand aus Spinnenseide trägt, das eng am Körper anliegt. Sie sitzt im Damensattel auf Midir, die Beine an einer Seite des männlichen Körpers hinab hängen lassend. Eine Hand hat sie in gebender Geste von sich gestreckt, während sich die andere Hand sachte an Midir abstützt. Ihre Lippen sind wie beim Singen geöffnet und die Züge melancholisch-gefühlvoll geformt. Brigid's Züge sind von zarten aber sichtbaren Falten gezeichnet, vor allem an den Augen- und Mundwinkeln sowie der Stirn. Dadurch, dass Aki Brigid nach Midir geformt hat, muss er einiges an Pinselarbeit aufwenden. Schlau oder faul wie er ist, umgeht er aber einen Teil, indem er den Handblasebalg zur Hand nimmt. Immerhin sollte es Midir doch schmeicheln, wenn die restlichen Steinbröckchen und der Staub weg gepustet wird. Die fertige Statue stellt er dicht an ein Fenster, an dem es ohnehin zieht. Dort sollte etwas zusätzlicher Wind nicht stören. Nun, als die Statue fertig vor ihm steht, ist er sich seiner Entscheidung sicher. Zumindest so lange, bis ihn eine Sturmböe auf dem Weg zu Cahira vom Pferd wirft und er sich das Genick bricht. Er braucht ihre Gedanken zu Anu, der letzten der einundzwanzig, die er noch darzustellen hat.

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#22
Kapitel XII – Anu

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Es gibt Schicksalsgötter, auf die Aki fünf Gulden hätte wetten können, dass sie niemals als die seinen prophezeit werden. Darunter sind Ogma, Bridig und Anu. Er kommt nicht umhin sich zu fragen, ob er sich nicht einen seiner Schicksalsgötter als seine letzte Arbeit aufheben hätte sollen. Aber der Tatendrang war am Anfang einfach zu stark.
Als er über Anu, der Göttin der Mutterschaft und Erde brütet, fragt er sich was für ein Gefühl es in ihm auslösen sollte. Soeben führt er den feinen Meißel für die Feinarbeit über die Gesichter. Anu selbst besitzt ein gütiges Gesicht, das jedoch nicht lächelt und dadurch eine gewisse Strenge besitzt. Ihr langes Haar ist zu einem Zopf gebunden, der bis tief auf den Rücken hängt, jedoch ist ein Teil vom Kopftuch verborgen, das sie zweckdienlich trägt. Trotzdem hat das Kleinkind auf Anu's Arm ein Bündel an Strähnen unter dem Stoff befreit und hält es mit der winzigen, schrumpeligen Faust umschlungen. Aki musste dem Kind so viele Haare zumuten, da sonst der Steinstrang zu schlank und zerbrechlich gewesen wäre.
Das Kind auf Anu's Arm blickt verspielt und heiter drein, die Bäckchen dick vor Freude und die Augen vertrauensvoll geschlossen. Aki hat sich Bilder von Kindern zur Hilfe genommen, in den tiefen der Löwensteiner Bibliothek ausgegraben, als er bei Orestes zu Besuch war. Seine Vorstellung gibt ihm kein Bild, wenn er an ein lachendes Kind denkt. Allgemein ist sein Horizont dahingehend eingeschränkt. Aki's Einstellung zu Kindern ist schwer zu beschreiben. Er mag sie nicht, aber er hat auch keine direkte Abneigung, solange er nicht damit in Berührung kommt. Egal sind sie ihm auch nicht, denn eine gewisse Toleranz braucht man für die nächste Generation, nicht wahr?
Wenn er in das Gesicht und die damit einhergehenden, großen Augen eines Kindes sieht überkommt ihn Überforderung und Unwohlsein. Viel anders ergeht es ihm nicht beim Erschaffen der Statue. An Anu's rechtes Bein klammert sich ein Junge von etwa drei Sommern, der sachte an der Schürze zieht, die ihren schlichten Rock ziert. Er sieht spitzbübisch zum Betrachter voran, ein Blick der gleichermaßen unschuldig als auch neugierig wirkt. Während vielen beim Anblick eines solchen zarten Gesichts das Herz aufgeht, löst es in Aki nur Unbehagen aus. Er ist nicht dafür gemacht Vater zu sein und vermutlich wird er auch nie einer werden. Aber es ist nichts, was er vermissen würde. Wenn er an seine eigene Kindheit denkt, erinnert er sich daran was für ein schlechter Vater der seine war. Aki war Eduart, seinem verstorbenen Vater, in vielen Hinsichten ähnlich. Vermutlich gehört die Unfähigkeit ein guter Vater zu sein ebenfalls dazu. Man muss es wohl gewissermaßen in sich haben und manchen Menschen liegt es einfach im Blut. Cahira beispielsweise, welche die perfekte Mutter verkörpert. Er denkt an die bodenständige, fürsorgliche Bäuerin und Kämpferin, als er Anu's Gesicht den Feinschliff verpasst.
Die Fürsorge und Hingabe arbeitet der Steinmetz ebenfalls in die Statue ein. Zum einen hält Anu das Kind im Arm schützend umgriffen, zum anderen deutet ihre Hand in behütender Geste zum Sockel hinab, die Handfläche nach unten gedreht und die Finger leicht abgeknickt, als würde der Handrücken ein Dach symbolisieren. Auf dem Sockel recken junge Pflanzen ihre Knospen in die Höhe und gedeihen unter Anu's Blick.

Als er das letzte Mal Hammer und Meißel beiseite legt und zum Pinsel greift, entfährt ihm ein lockerer Atemzug. Die Mammutaufgabe ist geschafft und es fühlt sich etwas fremd an nach den Monatsläufen, die er für die Statuen geopfert hat zum Ende zu kommen. Er ist sich sicher, dass es nicht das letzte Vorhaben in dieser Dimension war, denn das Handwerk stellt ihn jeden Tag vor neue Herausforderungen.
Trotzdem ist er von dem aufkeimendem Stolz überrascht, als er daran denkt, die Statuen an den Treppen zum Ratssaal des Rabenkreises aufzustellen. Er kann nur hoffen, dass die Statuen den ein oder anderen zum Innehalten und betrachten motivieren. Selbst wenn nicht, ist es ein imposantes Bild, wie die einundzwanzig aus Stein über Rabenstein wachen.
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#23
Die Götterschmiede

Aki füllt die Lungen mit tiefen, gierigen Atemzügen. Der beissende Wind umfährt ihn und lässt ein paar Schneeflocken in der Luft tanzen. Man könnte den Aufenthalt auf dem Berg zu dieser Jahreszeit, wo man Wind und Wetter ausgesetzt ist, als unangenehm beschreiben. Wäre da nicht die unvergleichbare Hitze des Feuers der Götterschmiede. Jedes Mal, wenn er den Berg verlässt und auf die Anhöhe tritt, um die Schmiede zum Glühen zu bringen, durchfährt ihn die Hitze. Einerseits stammt sie aus dem tiefen, unergründlichen Schacht, sobald die Feuersäule empor schießt, andererseits von der Euphorie, die ihn immer aufs Neue ergreift. Hier fühlt er sich angekommen und, obwohl es mit einer gewissen Bloßstellung vor den Göttern einher geht, kann er sich keinen besinnlicheren Ort vorstellen.
Vor ihm, aus schlichtem Metall gefertigt, liegt die Gussform auf der Ummauerung des Schachts auf, die zum Verwenden einlädt. Vom handwerklichen Aspekt des Schmelzens gesehen, ist an dem Vorgang nichts mysteriöses oder besonderes. Nicht einmal die Utensilien sind außergewöhnlich, sondern aus handelsüblichen Materialien, auf die der Schmied tagtäglich zurück greift. Das magische daran ist, dass er die Gunst der Götter erlangt hat. Er hatte die Ehre für einen Moment Lugh‘s Blick auf sich zu spüren, als er die Runen an der Esse studiert hat. Was erst keinerlei Sinn ergab, schlüsselte sich zu einer Rezeptur auf. Eine Rezeptur, nach der er sich sein Leben lang gesehnt hat.

Den Weg zur Götteresse schlug er unwissend zusammen mit den Söldnern ein. Sie wollten den Spuren einer Leiche folgen, die gefunden wurde. Die Leiche eines Mannes, der seine letzten Erfahrungen in einem Tagebuch nieder schrieb. Das Tagebuch, zusammen mit dem Wissen des Druiden Cois führte sie in den Berg. Die Notizen des Verstorbenen nannten immer wieder das Metall der Götter, Rabenstahl. Umso weiter sie in die ehrwürdigen, beeindruckenden Hallen vordrangen, umso intensiver wurde das Gefühl des Schmiedes, dass sie etwas von großem Wert finden.
Dennoch bemühte er sich jede aufkommende Euphorie nieder zu kämpfen. Die unterschwelligen Erwartungen und Hoffnungen drohten von ihm Besitz zu ergreifen und wenn er eins nicht ertragen kann, dann herbe Enttäuschungen. Vor allem wenn es um einen Fund geht, der alles verändern könnte.
Zuletzt fand er sich, wie durch einen Traum wandelnd, vor der Götteresse wieder. Den Weg hatte er unter dem Vertrauen des Druiden und damit des Rabenkreis bewältigt. Als Cois ihm die Hand an die Schulter legte und ihn segnete, um die Gunst der Götter zu erbeten, erweckte es Argwohn und Vorsicht in Aki. Aber gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass es eine Prüfung seines Glaubens ist. Jedoch stört seine Wachsamkeit nicht die Standfestigkeit seines Willens.

Obwohl seit dem Fund erst wenige Tage ins Land gezogen sind, hatte er damals Mühen seine Finger zurück zu ziehen, nachdem er die ersten gegossenen, tiefschwarzen Barren am Ort der Götter für selbige zurück lies. Selbst nachdem er die Esse nutzen durfte, war er noch unschlüssig, ob seine Mühen und sein Werk angenommen werden.
Doch alle Zweifel stellten sich als überflüssig heraus. Als er Tage nach der Gabe zurück kehrt, liegen die Barren an Ort und Stelle, jedoch nicht unangetastet. Mysteriöse Runen zeichnen die Oberfläche der zurück gelassenen Rabenstahlbarren, die sich – nach Absprache mit dem Druiden – als Zeichen von Lugh bestätigen liesen. Die Tatsache, dass die Gabe nicht nur angenommen, sondern gezeichnet wurde, entlockte sogar dem, sonst so ruhigen Druiden ein Schmunzeln. Aki wusste nicht, wie sehr er die Gewissheit braucht, bevor er sie erhalten hat. Die Zeit des Zweifelns war damit ein für alle Male vorüber. Sie bringt die Zeit des Schaffens mit sich, die überaus Vielversprechend klingt.

Das tiefe Grollen aus dem Schacht, bringt den arbeitenden Schmied dazu seine Gedanken aufzugeben. Schwungvoll wirft er noch etwas Essbares in den Schlund und beobachtet, wie die heiße Glut knistert, regelrecht pulsiert. Er würde die Hitze, welche die Götter zur Verfügung gestellt haben nie verschwenden. Weder jetzt noch in Zukunft. Mit dem Versprechen macht er sich wieder an die Arbeit.

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#24
Forschung: Schwerer Hammer aus Damast - Vorbereitung

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Er atmet tief die müffelige Luft der Gasse neben der früheren Schmiedezunft ein. Durch das mildere Wetter und den gelegentlichen Niederschlag steht Nebel in den Straßen, die Fensterscheiben beschlagen und überall perlen Wassertropfen von den Wänden. Trotz des leichten Nieselregens, macht sich der Schmied an die Vorbereitungen für den Abend. Er schlichtet, teils schon vorgearbeitete Barren auf den Tisch, präpariert die Werkzeuge, füllt die Esse mit frischer Kohle und besieht sich das Ölbecken.
Als alles soweit vorbereitet ist und nurnoch der zweite Schmied im Bunde fehlt, lehnt sich der Hüne gegen den Amboss und studiert die Skizze des Werkstücks, das er sich für den Abend in den Kopf gesetzt hat. Ein Anschauungsstück lehnt am Tisch, jedoch ist der Hammer aus einfachem Stahl gefertigt. Die Variante hat Aki bereits zahlreiche Male hergestellt und selbst geschwungen. Aber nicht aus Damast. Sicher, es ist keine Waffe, mit deren Vertrieb er sich eine goldene Nase verspricht. Da geht es vielmehr um eigenes Interesse und Motivation.
Der Hammerstil reicht etwa bis zur Hüfte, wenn der Kopf der schweren Zweihandwaffe auf der Erde steht. Wie die endgültige Verzierung der massiven Stange aussieht, ist dem jeweiligen Schmied selbst überlassen. Bei dem Anschauungsobjekt, das aus Aki‘s Hammer stammt, hat er unten einen kleinen Knauf geformt, ähnlich wie bei einem Schwertheft. Der Griff unterteilt sich, auf dem Weg zum Kopf, in zwei Partien. An der unteren Hälfte wirkt das Metall wie geflochten, als wäre es Leder und kein Metall. Je nach Nutzung, Handhabung und Geschmack, kann man den Stiel roh belassen und Arbeitsleder zum Wickeln verwenden, um eine bessere Griffigkeit zu erzielen.
Weiter oben wird der Stiel von einer Optik geziert, die einem Korkenzieher nicht ganz unähnlich ist. Der Stiel mündet in dem wuchtigen Hammerkopf, der ebenfalls aus einem soliden Metallblock besteht. Zusätzliche Metallverzierungen dienen vielmehr der Zierde, als der Stabilität. An den Stirnseiten des Hammerblocks können zusätzlich Stacheln angebracht werden, ebenso wie am Scheitel.
Die Damastlegierung wird dem Hammer mehr Gewicht, Wucht und Härte verleihen. Im Gegensatz zu einer Schwertklinge wird sich die typische Damastätzung optisch nicht sonderlich auf den Hammerkopf auswirken. Für den Laie nahezu übersehbar, weiß der Kenner die hochwertige Verarbeitung zu schätzen.
Da der Meisterschmied den Stiel bereits vorgefertigt hat, inklusive der genannten Verzierungen, werden sich die beiden Handwerker auf den schweren Hammerkopf konzentrieren. Neben der Herausforderung, den Kopf im Verhältnis zum Griff auszubalancieren, reizt Aki das Unterfangen, die Ätzung nach der Härtung des Metalls sichtbar zu machen. Dabei möglichst so, dass es zu der Waffe passt und dennoch gleichmäßig wirkt.
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#25
Forschung: Plattenhandschuhe aus Rabenstahl - Vorbereitung

Lehrling. Ein Wort, das in sich die Essenz der eigenen Tätigkeit beinhaltet. Für einen Handwerker bedeutet es, nicht nur Theorie zu lernen - sondern auch die Arbeit zu investieren, den eigenen Körper soweit zu schulen, dass er in der Lage ist, die Theorie umzusetzen. Manchmal ist die Arbeit aber auch ganz mundan, wie bei Lehrling Liam von Meister Aki, der seinen Morgen dazu verwendet, Dinge in der Schmiede umher zu rücken und Werkzeuge vorzubereiten. Das Ziel der bevorstehenden Forschung war es, einen Plattenhandschuh aus Götterstahl zu fertigen. Die Erschaffung benannten Handschuhs würde weitestgehend üblichen Methoden folgen. - Wenn er denn die üblichen Methoden kennen würde. Mit kritischem Blick schauter er ins Leitwerk.

Faltenbündelhandschuhe. Der erste Schritt würde es sein, die Barren in Plattenform zu bringen. Dieses würde vermutlich mit einer Walze geschehen, die er darauffolgend in den Raum schob. Um die Metallplatten letztlich zuzuschneiden bräuchte es eine Schere, ein Monstrum aus Damaststahl, dass in das Loch eines Ambosses eingespannt werden kann. Eine Vielzahl an Hämmern würde es letztlich erlauben, das beinahe feinmechanische Kunstwerk ineinandergreifender Metallplatten in Form zu Hämmern. Zur Sicherheit legte er noch die Feinarbeiterwerkzeuge aus, sowie eine Vielzahl an Nieten, die es dem Meister letztlich erlauben würden, den Handschuh zusammenzusetzen.

Als er das letztlich alles erledigt hatte runzelte Liam konzentriert die Stirn. Gelenke waren das schwierigste an der Rüstschmiedekunst. Das erste Teil, das sein Meister erforscht hatte, waren Plattenarme. Gelenke. Jetzt folgten die Handschuhe. Noch mehr Gelenke. Ganz offensichtlich war da jemand hinterher, mit der härtesten Arbeit anzufangen, bevor er sich den Brustpanzern zuwendete. Er selbst hätte beim Leichten angefangen. Darauf schnaubte Liam aus, griff ein Tuch und etwas Politur, und stellte sicher, dass alle Werkzeuge im bestmöglichen Zustand waren. Die Arbeit morgen würde auch so schon schwer genug sein.
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#26
Als er zur Schmiede in Rabenstein trottet, um den Aushang zu überprüfen, welcher die morgige Arbeit Kund tut, findet er daneben sein Lehrlingsgesuch. Er nimmt den Zettel ab, zerknittert ihn und stopft ihn in die Hosentasche, um ihn beim nächsten Anheizen als Zunder zu verwenden. Er hat tatsächlich einen Lehrling gefunden und, wie es bisher aussieht einen recht vielversprechenden. Liam scheint ihm ein anständiger, wissbegieriger Kerl zu sein, vielleicht etwas zu anständig, aber das wird er ihm schon noch austreiben. Soweit hat er sich als tauglich und nützlich erwiesen, aber die wahre, erste Prüfung steht am morgigen Tag auf dem Plan. Der Meister möchte sehen, wie sich sein Lehrling anstellt, wenn er ihm zu arbeiten soll, vor allem, wenn es um eine Arbeit geht, der er streng genommen noch nicht gewachsen ist.
Die Plattenhandschuhe sind knifflig, da sie Fein- und Grobarbeit vereinen. Während zur Ausformung der Platten und beim Zurechtbiegen in die benötigte Form einiges an Kraft benötigt wird, verlangt das Kombinieren der schuppenähnlichen Fingerglieder Feingefühl. Das besondere und rare Material stellt dabei eine weitere Herausforderung an die beiden Schmiede. Fehler passieren bei jeder Herstellung, aber in diesem Fall gehen sie besonders in die Ressourcen. Nicht unbedingt, was das Silber angeht, denn selbiges juckt den Meister schon länger nicht mehr, viel eher im Bezug auf die Materialien, die alles andere als leicht zu beschaffen sind. Der Einzige, der die Materialschlacht gut heißt, ist das Biest im Schacht, dass sich auf das nächste Mahl freuen kann. Aki hat Liam noch nicht an den besonderen Ort geführt und wird den Zeitpunkt auch bedacht wählen. Der lernende Schmied ist noch nicht so weit und, wenn man es genau nimmt, ist er auch noch weit davon entfernt die Legierung zu verarbeiten. Aber was bleibt dem Meister anderes übrig? Er mag des Öffteren zu eigenbrödlerischem Verhalten neigen und denken, dass er weniger Fehler begeht, wenn er alleine arbeitet, aber in diesem Fall benötigt er einen zweiten Kopf mit einer anderen Ansicht und anderen Gedanken. Also bleibt ihm nichts anderes übrig als morgen den gönnerhaften Vater zu geben, der dem Jüngling den ersten Schluck Bier zugesteht.
Im Gegensatz zum Lehrling, benötigt der Meister keine Zeit, um sich auf das Vorhaben vorzubereiten. Er kennt jeden Handgriff im Schlaf, hat bereits zahlreiche Platten verschmiedet und verschiedenste Hände sowie Finger passgenau in Metall gepackt. Auch die Legierung ist ihm mittlerweilen nicht mehr fremd, er hat bereits einige Barren gegossen und verarbeitet und fühlt sich sicher im Umgang mit dem Götterstahl.
Ihm ist bestens bekannt, was morgen auf sie zu kommt und alles was er verspürt ist Tatendran und eine gewisse Vorfreude. Selbst das danach ist kein unbekanntes Terrain. Das Werkstück wird Lugh geopfert, wobei das Ritual mittlerweile an Selbstverständlichkeit grenzt. Manche würden sich vielleicht auf dem Zeichen ihres Schicksalsgottes ausruhen, das Lugh in der letzten Gabe hinterlassen hat, aber Aki spornt es nur mehr an. Er denkt viel eher, dass der prüfende Blick des Gottes des Handwerks auf ihm und Liam liegt und der Druck dadurch höher ist. Es stört ihn nicht, denn der Hüne arbeitet gut unter Leistungsdruck.
Am Vorabend gönnt er sich noch einen schäumenden Krug Starkbier und skizziert einen Handschuh. Die plastische Übertragung des Werkstücks auf Pergament hat sich nach zahlreichen Anleitungen eingeprägt. In diesem Fall wirft er aber Liam ins kalte Wasser, weswegen die Skizze ein wichtiger Anhaltspunkt für den Lehrling ist. Als die Zeichnung zu seiner Zufriedenheit fertig ist, schreibt er den ungefähren Bedarf an Nieten, Leder, Barren und Scharnieren auf, sowie eine kurze Zusammenfassung zur Vorgehensweise. Die Anleitung wird schlussendlich auf Liam's Lagerfass deponiert, bereit studiert und befolgt zu werden. Er traut Liam durchaus zu, den Weisungen des Papiers zu folgen. Die Frage ist eher, ob er bereit und fähig ist, die Anweisungen seines Meisters umzusetzen und, dabei so rasch zu agieren, dass es Aki's knapp bemessene Geduld nicht übersteigert. Davon hängt es nämlich ab, ob morgen stetige Hammerschläge oder zurechtweisendes Knurren ihre Arbeit untermalen wird.

[Bild: 4labcoy3.gif]
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#27
Nachbetrachtungen

Der Abend hätte so gut werden können, wäre Akí nicht wie von Sinnen auf seinen Lehrling losgegangen. Weil Isabelle ihre Klappe nicht halten konnte, würde er noch bis spätestens zum Ende der Woche Akís Handform in seinen Nackenmuskeln spüren. Immerhin ging die Schwellung jetzt zurück, und das grün wich dem braungrün verblassender Blutergüsse. Hauptsächlich, weil der Bluterguss hinabgewandert war und jetzt an anderen Körperstellen seine Farbenpracht entfaltete. Und die Sache mit dem Dolch. Er schüttelte sich. Das war nicht mehr normal. Dennoch. - Der Blick auf das Werkstück war es, was den Tag nicht völlig verkommen lies.

Am Nachmittag hatte er sich mit seinem Meister an der Schmiede getroffen, um gemeinsam den Stahl, hinter dem Druiden und Meister so her waren, in eine neue Form zu bringen. Er musste zugeben: Die mattschwarze Farbe hatte schon eine Qualität, die er so noch nicht gesehen hatte. Und er war sich der Wertschätzung bewusst, die man ihm entgegebrachte, als er einen der Barren zur Platte schmieden sollte. Und dann noch eine. Wie ein ineinandergreifender Schlauch hatte das Armteil ausgesehen, bevor sie ihn an den Lederhandschuh nieteten und dann einzelne, schwarze Plättchen um die Fingerteile anbrachten, die alle minutiös aufeinander abgestimmt waren. Eine Heidenarbeit, aber eine, die sich gelohnt hatte. Zwischendrin erblickte man auch noch einen Galatier, der zum Gucken vorbeikam, aber der Detailarbeit nichts Größeres abgewinnen konnte.

Das Ergebnis jedenfalls war ein matt glänzender, schwarzer Plattenhandschuh, dessen Metallplatten beim zugreifen nur sanft aneinander schabten und das klassische Geräusch eines Ritters bei der Waffenübung hervorbrachten. Es war vermutlich das komplizierteste Stück, an dem er jemals gearbeitet hatte. Und als solches würde es der Meister als Opfer an Lugh geben.

Wie es sich eben gehörte, in Ravinsthal.
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#28
Forschung: Plattenhandschuhe aus Rabenstahl - Abschließende Arbeiten

Er sitzt schon eine Weile da und starrt den Handschuh an. Die Wut brodelt noch leise, obwohl er die nötigen Maßnahmen ergriffen hat. Der Dolchstich war gut gesetzt und die Wunde blutet noch immer die Bandage voll, aber der Schmerz reicht trotzdem nicht aus, um die Situation zu verdrängen und ihn gänzlich abzukühlen. Aki hatte gehofft die Arbeit würde ihn schon ablenken, aber ein nächtlicher Spaziergang an der Küste wäre wohl abkühlender gewesen.
Da er zwangsläufig den Handschuh ansieht, kann er Liam's Hammerschläge vor seinem geistigen Auge nachvollziehen. Er erkennt dessen Handschrift und das was er sieht, stimmt ihn eigentlich zufrieden. Wo auch schon das Problem liegt. Aki kann nicht abschätzen, wie lange Liam untertauchen wird und, ob er sich überhaupt nochmals in seine Nähe wagt. Er kann sich auch schlecht erkundigen, wie es seinem Lehrling geht, denn die Erinnerung, was er ihm angetan hat, ist in der Wut untergegangen. Wie so oft. Auf der anderen Seite will er nicht daran denken, denn er zieht eine gewisse, sadistische Freude aus dem Gedanken, dass Liam's Kehle dank Aki's Zutun in den nächsten Tagen freudig die Farbe wechselt. Hat Liam niemand vorgewarnt?
Der Hüne schiebt es stur auf die Tatsache, dass Liam etwas ausgeplaudert hat, das er ihm im Vertrauen gesagt hat. Er bringt ihm Wissen über das Schmiedehandwerk bei, das sein Lehrling zum Teil nicht leichtfertig Preis verplappern soll. Wenn er schon keine Skrupel hat private Aussagen weiter zu geben, wie steht es dann um Schmiedegeheimnisse?
Natürlich ist das eine reine Vertrauensgeschichte und hat nichts mit Kontrollsucht und Dominanz zu tun. Das redet Aki sich strikt ein und darin ist er gut. Jahrelange Übung. Er hätte seinen früheren Meister nicht in Verlegenheit gebracht, nur um die Aussicht zu verbessern, unter den Rock einer Frau zu kommen. Ein schiefes Grinsen bildet sich auf den grimmigen Zügen. Oder doch?

Schlussendlich kann sich der Meisterschmied doch dazu durch ringen, am Plattenhandschuh weiter zu arbeiten. Die Nacht ist bereits eingebrochen und er zündet die Wandfackel an, um das Licht des wachsenden Vollmondes zu unterstützen. Die letzten Details und der Feinschliff steht aus, bevor der Handschuh fertig gestellt ist. Immerhin will er das Werkstück am Tag der Sonne Lugh als Gabe opfern und dazu soll es annähernd perfekt sein.
Er bringt ein Kanteisen in der hauseigenen Esse zum Glühen und klopft damit nah an der Öffnung des Handschuhs eine zierende, v-förmige Kuhle ins Metall. Den Vorgang wiederholt er zwei Mal, um eine zusätzliche, zierende Struktur in das mattschwarze Metall zu arbeiten. Anschließend meiselt er, ähnlich tief wie die Verzierung, eine Lugh Rune in den Unterarmteil des Handschuhs. Die Skizzierung der Rune hat er an die mysteriösen Prägung in der letzten Opfergabe angelehnt.

Als beide Zierden gesetzt und mit fachmännischem Blick überprüft wurden, schleift Aki das Metall ab und schenkt der matten Optik Glanz. Die großen Flächen vermag er mit dem fußbetriebenen Schleifstein zu bearbeiten, die feinen Platten und Fingerschuppen schmirgelt er mit einem handflächengroßen Stück rauem Papier. Um die Beweglichkeit zu sichern, haben sie zahlreiche Einzelplättchen verarbeitet und vernietet, von denen jedes einzelne Zuwendung verlangt.
Sobald das Metall glänzt, stechen die vernickelten Nieten umso mehr hervor. Der Hüne schürt mit Bruchholz die Glut der Esse, bis Feuerzungen hinauf züngeln. Vorsichtig und punktuell setzt er den Handschuh dem Feuer aus und schwärzt die Nieten, sodass sie mehr mit der Farbe des Rabenstahls harmonieren. Nur die Nieten an den Riemen mit Schnallen, die dazu dienen den Handschuh passgenau an der Hand zu fixieren, entgehen dem Feuer, denn der Schmied wartet, bis nach der Schwärzung, um jene anzubringen. Das dunkelbraune Arbeitsleder würde nur unnötig fleckig werden.
Zuletzt ölt er das Scharnier, das Daumenschutz und Handschuh verbindet, sowie die Fingerglieder und arbeitet das Schmierfett durch Bewegung des Handschuhs ein. Mit einem Polierleder bearbeitet er die Oberfläche des Handschuhs, bis er sich darin spiegeln kann. Er bettet den Handschuh in einem gepolsterten Kästchen und verstaut ihn an einem sicheren Ort, an dem er unbehelligt auf den Tag der Sonne harrt.

[Bild: c8conper.png]
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#29
Forschung: Plattenbeine aus Rabenstahl - Vorbereitungen des Meisters

Die Tage werden langsam wieder länger und der Schnee taut. Obwohl das wohlmöglich Grund zur Freude wäre, heitert es den Schmied nicht sonderlich auf. Seit einer geraumen Zeit schreibt er Anleitungen für seinen Lehrling ab und ist deshalb an den Hocker gefesselt. Deshalb ist es wie Balsam für den Kopf, als er sich an den Rezeptentwurf für das nächste Werkstück macht, damit die Arbeit für das nächste Teil der mattschwarze Plattenrüstung aus Rabenstahl beginnen kann.

Bemüht verständlich gliedert er einen Plattenbeinschoner in die einzelnen Bestandteile auf, notiert die Menge an Platten, Riemen und Scharnieren, die sie brauchen und zeichnet die Stellen ein, an denen Nieten zum Einsatz kommen. Auf selbe Weise verfährt er mit den dazupassenden Füßlingen. Es ist keine einfache Arbeit, weder aus Bronze, das vergleichsweise gnädig zu verarbeiten ist, noch bei Stahl, aber vor allem nicht bei Rabenstahl.
Eigentlich wollte er sich zuerst die Halsberge vornehmen, damit sein Lehrling noch mehr Zeit hat, sich in die Materie einzuarbeiten, aber Liam hat den Meister überrascht. Er möchte ein Teil aus dem Götterstahl – und in diesem Fall bot sich die Halsberge an – eigenständig anfertigen und als Gesellenstück präsentieren. Aki vertraut seinem Lehrling, weswegen er davon absieht, ihm die Herausforderung zu nehmen. Im Zweifel muss er eben eingreifen, aber dadurch ist nichts verloren.

Mittlerweile ist ihm das Material bekannt und er fühlt sich gewissermaßen wie ein Hüter des Götterstahls. Er hat bereits zwei seiner Kollegen in das Mysterium eingeweiht und jeder der beiden war von Ehrfurcht und Überwältigung betroffen, als sie zusammen den Ort betraten. Die Tatsache sorgt bei dem Schmied für Erleichterung, denn ihm liegt nichts ferner als das Wissen zu verschleudern. Die geheimnissvolle, grollende Kraft, die im Berg wohnt, weckt bei ihm so etwas wie Vatergefühle. Mit jedem Besuch scheint es ihm wichtiger den Ort und das Geheimnis weiterhin zu wahren und vor unrechtmäßigem Gebrauch zu schützen.
Als er Liam das erste Mal in den Berg geführt hat, veränderte sich etwas in dem Gesicht des jungen Schmiedes. Aus den Erzählungen wurde greifbare Wirklichkeit und was vorher wie übertriebenes Gerede wirkte, klang plötzlich hohl und bescheiden. Es stärkte das Vertrauen des Meisters zu seinem Lehrling, denn das Begreifen in dem Gesicht des anderen Schmiedes, verriet ihm, dass Liam nicht nur nach Gold, Prestige und Wissen aus war.
Aki ist nicht bekannt dafür sein Vertrauen leichtfertig zu vergeben und natürlich behält er ein 'Aber' im Hinterkopf. Er warnte Liam vor dem Zorn, den er beschwören kann – sowohl den seines Meisters als auch den der Götter. Ihm bleibt nur zu hoffen, dass Liam sich nicht zu einem egoistischen Idioten entwickelt.

Mit etwas Löschsand trocknet er die Tintenschrift neben der Zeichnung. Anschließend rollt er das Pergament zusammen und verstaut es in Liam's Lagerfass. Es ist noch ausreichend Zeit, dass sich der andere Schmied damit befasst, bevor sie sich ans Werk machen. Als Aki die Fackel im Ladenbereich löscht, erhellt nur der Vollmond die Schmiede. Zögernd unterbricht er seine Schritte in Richtung Treppe und kehrt zum Amboss zurück. Er greift eine Flasche scharfen Brand vom Regalbrett und entkorkt sie, um einen Becher zu füllen. Den Muntermacher stellt er auf dem Amboss ab, bevor er sich selbst auf den Weg zum Feierabendbier macht. Wohlmöglich haben Lugh's Helfer Durst.

[Bild: l3efbqgy.png]
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#30
Mit mäßiger Begeisterung betrachtete er die Hornhaut, dies ich an den Händen und Fingern breit gemacht hatte. Die Immer, und immer, und immer wiedergekehrte Arbeit an den bronzenen Plattenbeinschonern für Eugen hatte seine Frustrationstoleranz gestärkt - und auch an seinen Händen spuren hinterlassen. Er würde sich hüten, die Beinschoner zu unterschätzen. Rabenstahl war nicht in dem Maße schwieriger zu verarbeiten, wie es teurer, als alles andere mit dem er arbeite war. Gewicht für Gewicht vermutlich auf dem Niveau eines Edelsteins. Beim Handschuh waren noch Fehler möglich, da konnte man mit etwas Fitzelarbeit aus wenigem Rabenstahl wenigstens noch nachschmieden. Die Plattenbeine waren deutlich weniger Fehlerfreundlich. Mit verbissener Mimik nahm er den Bimsstein zur Hand und brachte seine Hände in Form, bevor er das Werk vor sich betrachtete.

In der Burgschmiede hatte er eine Reihe neuer, eigens für dieses handwerkliche Abenteuer geschmiedete Hämmer und Zangen ausgebreitet. Das Prachtstück dazu eine Reihe von Plattnerhämmern, deren Hammerseite extra für die Herstellung dieser Plattenbeine angedacht war. Damit sollte er in der Lage sein, möglichst wenige Hammerspuren am Werkstück zu hinterlassen. - Gute Ausführung war bei Stücken zum Opfer an die Götter wichtig. Sie waren nicht dafür bekannt, die nachgiebigsten Kunden zu sein. Und sein Meister würde ohnehin nichts unter Perfektion anerkennen. Also machte er sich dran: Er feuerte die Esse an, und den ganzen Tag lang hörte man aus der Ecke des Burghofes eine Mischung aus hellen Hammerschlägen, dumpfen Hammerschlägen, Gebeten und Flüchen, als er die Platten für den Abend ausschmiedete.
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