Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#1
Gesellenprüfung

Am Tag vor der Prüfung brütet er über den ausgewählten Anleitungen. Der Stapel Pergament auf seinem Arbeitstisch knistert angenehm, wenn er die einzelnen Rezepte durchsieht. Laut den Zunftstatuten stehen ihm einige Stücke aus der Schmiedekunst zur Auswahl, er hat sich jedoch für die Herstellung eines Katzbalgers, einer Bartaxt sowie eines Eisenhutes entschieden. Jetzt brütet er über diesen und geht die Arbeitsschritte immer wieder durch. Die Finger streichen dabei unruhig über das Pergament und nach mehrmaligem Ansatz gibt er auf. Die Schritte kommen ganz von selbst, wenn er erst Hammer und Metall zur Hand hat. Aber was, wenn er diese mit leeren Händen rezitieren muss? Erläutern ist nicht gerade seine Stärke, wenn er kein Anschauungsobjekt zur Hand hat. Natürlich kann man daran arbeiten, aber nicht in so kurzer Zeit. Es würde schon klappen und wenn nicht konnte er noch immer mit seinem handwerklichen Geschick überzeugen.

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Wenige Stunden sitzt er an dem U-förmigen Tisch und verflucht seinen Kopf. Er kommt nicht umhin sich zu fragen, ob Ernst Jehann das mit Absicht macht. All der aufgestauten Tatendrang wird abgeklemmt, sobald er ihn auch nur auffordert sich zu setzen. Sitzen macht ihn nervös und unruhig. Zwei Dinge, die sein Denken beeinträchtigen.
Die an ihn gewandten Worte machen die Situation nicht leichter. Er hat einen Laden und Erfahrung, schön und gut. Aber die Vorgehensschritte aufführen? Zwar hat er schon zahlreiche Anleitungen ausformuliert aber wie soll er Schritte des Ausschmiedens ausformulieren, die seiner Meinung nach einfach nicht formulierbar sind. Er verdrängt den Satz 'Ich kanns euch zeigen!' in den Hinterkopf, der während der mühsamen Wortsucherei immer wieder in den Vordergrund rutscht. Irgendwie bringt er es doch zustande und erntet sogar ein 'Gut.' vom Zunftrat. Zu jenem gesellen sich mit der Zeit Weitere und er genehmigt sich den Gedanken, ob ihm an dem Abend noch irgend ein anderes Wort begegnen wird. Einerseits könnte es ausdrücken, dass der Zunftrat zufrieden ist, zumindest soweit um fortzufahren. Andererseits bringt ihn das folgende 'Gut, gehen wir zum praktischen Teil über.' zum Zweifeln. Vielleicht war es auch nur eine Floskel? Immerhin zucken seine Finger begeistert bei dem Wort praktisch.

Die Beiden gehen nach draußen zur überdachten Schmiede, wo er sein Werkzeug und Utensil ausbreitet. Die kühle Abendluft und der stetig auf die Dächer prasselnde Regen beruhigt ihn, ganz zu schweigen von dem Geruch von Ruß und Kohle. Er legt sich ein paar Lagen Arbeitsleder zurecht, sauber in Form geschmolzene Stahlbarren sowie eine langstilige Zange. Ein paar Hand voll Kohle finden den Weg in die Rundesse, um die nur noch leicht glimmende Glut wieder zu entfachen. Dazu führt er mit einem Handblasebalg Luft zu.
Er legt sich zwei Stahlbrocken in der Glut zurecht und wartet auf den Zeitpunkt an dem sie gelb zu Glühen beginnen. Mit einem Schürhaken scharrt er in den Kohlen und dreht die Metallstücke mit der Zange zurecht, um sie gleichmäßig zu erhitzen. Als die gewünschte Farbe erreicht ist, wird der erste Stahlblock von der Glut auf den Amboss gelegt und mit kräftigen, schweißtreibenden Hammerschlägen berarbeitet. Trotz der formbaren Struktur des glühenden Metalls benötigt das Werk einiges an roher Muskelkraft. Seinen Prüfer nimmt er während dessen nur noch am Rande wahr, da sich seine Konzentration auf die Arbeit fokusiert.

Er formt und erhitzt die beiden Stahlbrocken abwechselnd und arbeitet sie fortschreitend zu gleichmäßigen Metallplatten aus. Die letzten Hammerschläge werden gesetzt, wobei er die jeweilige Platte immer wieder dreht um letzte Unebenheiten aufzuspüren und auszubeulen. Zwischenzeitlich lehnt er die beiden Platten an die Steinsäule neben dem Amboss und widmet sich dem nächsten Arbeitsschritt. Zwei weitere Brocken Stahl finden in die Glut und werden dort bis zur Formbarkeit erhitzt, wobei er sich nah an den Schmelzpunkt heranwagt. Die eine Komponente wird zu einer flachen Stahlzunge ausgearbeitet, wobei er das Metall erst in die Länge streckt und schließlich flach zuarbeitet. Jene Zunge ist in etwa 3 Finger breit und wird nun an dem abgerundeten Horn des Ambosses gebogen. Dabei dient ihm nur das Augenmaß als Hilfe, um die Schiene gleichmäßig zu biegen.
Der zweite Brocken wird in ähnlicher Weise in die Länge gezogen, jedoch in etwa doppelt so breit ausgehämmert wie die erste Zunge. Auch dieser Rohling wird zurecht gebogen, diesmal in der Absicht die beiden Metallkanten übereinander zu legen. Es entsteht der Haubenring, welcher eine tellerähnliche Biegung verleiht bekommt. Die überlappenden Enden werden nochmals angeheizt und mit gezielten Schlägen miteinander verschweißt.

Anschließend verbindet er mithilfe von Nieten die Scheitelzunge mittig mit dem Teller. Das Rohkonstrukt des Helmes wird kurz auf dem eigenen Kopf angesetzt und die Passform von ihm als zufriedenstellend abgetan. Als nächsten Arbeitsschritt biegt er die beiden Platten zurecht, wobei vorerst nur das Augenmaß Anleitung gibt. Erst als die beiden Platten seiner Meinung nach angemessen zurechtgehämmert sind, legt er die beiden Hälften in die Helmkonstruktion. Ein knappes Nicken, dann werden die Platten neuerdings erhitzt und direkt innerhalb der Helmkonstruktion um die letzten Millimeter zurechtgebogen. Als letzten Arbeitsschritt an der Esse wird die Außenseite des Helmes erhitzt und die, sich noch abzeichnende Zunge mit dem Rest verschweißt.

Unter dem Adlerblick des Prüfers macht er sich an die Feinarbeit. Zuerst schleift er die Helmaußenseite mit einem groben, dann einem feinen Schleifpapier ab und poliert mit einem Tropfen Öl über die glänzende Oberfläche. Daraufhin wird eine Lage Arbeitsleder zurecht geschnitten und an der Innenseite festgenietet, um den nötigen Tragekomfort zu garantieren. An einer beliebigen Stelle wird ein geflochtener Halteriemen mit dem Innenleder vernietet und an der gegenüber liegenden Helmseite an einem zweiten Punkt befestigt.

Heilfroh, dem Prüfer endlich etwas handfestes vorweisen zu können wird der Eisenhut überreicht und nochmals von allen Seiten gemustert. Wieder kassiert er ein 'Gut' ein, kann an der Miene jedoch einschätzen, dass es Ernst zufrieden stellt. Spätestens als dieser nach der Ausstellungegebühr für den Brief verlangt hat Aki seine Antwort. Nach einem eher wortreichen als arbeitsreichen Abend wird ihm der handliche, zusammengerollte Brief ausgehändigt.
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#2
Der Staub brennt in seiner Lunge und verursacht ein Husten. Mit einem unzufriedenen Brummen wird der nächste Schlag abgebrochen und er atmet bemüht durch. Auch wenn der gröbste Schmerz überstanden ist nehmen seine Rippen ihm die schwere Arbeit immernoch übel. Knochen brauchen eben länger als Fleisch, um sich zu erholen aber wann hat ihn das jemals interessiert?
Der eigentliche Plan sah vor den Neuansatz ruhig anzugehen. Nur funktioniert das bei ihm nicht. Er macht keine halben Sachen. Geduld ist ihm ebenfalls fremd. Wenn er sich in ein Vorhaben reinkniet, dann nutzt er sein ganzes Gewicht. So wie er es eben gewöhnt ist, was dazu führt, dass er den Schmerz ausblendet. Trotzdem springt er nicht morgens aus dem Bett ohne darüber nachzudenken noch eine Weile liegen zu bleiben. Die obligatorische, anschmiegsame Wärmflasche macht es nicht unbedingt leicht sich aufzuraffen. Zugegebenermaßen würde er sich auch jetzt zu gerne eine Runde hinlegen, aber dafür gibt es die Nacht.
Da der Frühling auf dem Weg ist hat die Arbeit in der Mine ihre Vor- und Nachteile. Zum Einen ist es spätestens im Sommer eine Wohltat sich in dem kühlen Stollen zu verkriechen aber zum Anderen sorgt die Wärme und Trockenheit dafür, dass der Staub noch hartnäckiger ist. Ihm bleibt nur zu hoffen, dass die beiden Rippen sich bis dahin wieder beruhigt haben, so wie sein Brustkorb derzeit brennt.
Es ist eine Weile her, dass er eine Spitzhacke in der Hand hatte. Trotzdem ist die Routine so fest in seinem Kopf verankert, als hätte er erst gestern geschürft. Mit dem Schmieden ist es nicht viel anders. Noch immer sitzt jeder Handgriff und er hat nicht den kleinsten Hauch an Präzission eingebüßt. Viel eher muss er sich eingestehen wie er es vermisst hat. Natürlich war es nett einen Jahreslauf nur zwielichtige Gestalten zu zerfleischen aber trotzdem ist es im Vergleich zum Schmieden eine lieblose Tätigkeit.

Sobald er wieder mit den alten Gewohnheiten in Einklang ist, macht er sich daran die silbernen Kokarden zu fertigen, die er Rahel versprochen hatte. Zwar geht die Arbeit eher in Richtung Feinwerk, aber es ist nicht das erste Mal, dass er sich daran wagt. Die Ziermedallien sollen an einem Sattel Platz finden, den Ley bereits angefertigt hat. Abgesehen vom dekorativen Zweck sollen sie dafür dienen Leinen einzufädeln.

Um identische Rohformen zu erhalten hat er eine Gussform angefertigt. In einen gleichmäßigen Steinklotz meiselt er dafür eine sternförmige Mulde, die etwa frei Fingerbreiten tief ist. Obwohl er früher recht geschickt im Umgang mit Flachmeiseln war fällt ihm die Arbeit ungemein schwer. So ist es für ihn wenig verwunderlich, dass er zwei Steinformen zum Teufel jagt, bis er sich mit einer zufrieden gibt. Tatsächlich ist die Kontur und das Ausheben des bröseligen Materials die mühsamste Arbeit.
Anschließend setzt er die spezielle Gußform in den Hochofen und schmilzt die Silberbarren ein, die er beim Feinschmied angekauft hat. Das Einschmelzen von Gold und Silbererz war schon früher verschwendete Zeit weshalb er die geringe Menge sinnvollerweise angekauft hat. Insgesammt nutzt er den sternförmigen Guss sechs Mal. Vier der Exemplare werden später gepaart während zwei der Kokarden zur reinen Zierde dienen. Immer aufs Neue kühlt er das Silber inklusive Form im Wasserbad und klopft achtsam den Schmuckrohling aus der Umgebung.
Mithilfe eines Hammers dellt er die Rosetten leicht nach außen und verziert sie mithilfe des nötigen Feinwerkzeuges mit Struktur. Um die bäuchige Hauptfläche zieht er einen Kreis, um optisch einen Übergang zu den Sternzacken zu schaffen.
Bei dem jeweiligen Pärchen drückt er das Greifende einer rundköpfigen Zange an die später verdeckte Seite des Wappens und schafft somit einen Tunnel, der zum Einfädeln genutzt wird. Dank glühender Kohlen und der richtigen Hitze werden die beiden Teilstücke zu einem Paar verschweißt, als wären sie nie getrennt gewesen.
Zum Schluss werden alle Ecken und Kanten grob und anschließend fein abgeschliffen und das Metall aufpoliert. Glänzend und sauber landen die Rosetten schließlich in einer Kiste.

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#3
Das Wort, welches ihn die letzten Tage begleitete war wohl 'erstaunlich'.
Erstaunlich ist es, dass sich in Ravinsthal oder besser gesagt seinem früheren Heimatdorf Rabenstein so vieles geändert hat und doch das Gefühl das Gleiche ist. Darüber hinaus war es erstaunlich wie anders und doch bekannt die Luft roch und die Sonnenstrahlen im Gesicht kitzelten. Dieses nostalgische Gefühl hüllte ihn für die ersten Tage in Watte, ganz gleich ob er sich mit einem Grauwolf prügelte oder drei aus dem Laden jagte. Immerhin ist das in Ravinsthal an der Tagesordnung und er genießt es sehr, dass sich niemand daran stört.
Der ganze Groll und die Reizbarkeit, die in Servano sein täglicher Begleiter waren, sind nach dem ersten Bad im Meer wie weg gewischt. Er kann sich darauf konzentrieren wer er ist, ohne darüber nach denken zu müssen, wie sein weiterer Weg aussieht.

Seitdem ist das sandige Stück Meeresufer nahe des Steinadlerhofs sein Zufluchtsort, wenn er den Kopf abschalten will. Was jedoch nicht darauf gründet, dass er gelegentlich von Rabenstein die Nase voll hat. Ganz im Gegenteil er könnte den ganzen Tag durch die versifften Gassen laufen. Viel eher gibt es für seinen Geschmack zu viele Grauwölfe in seinem Heimatdorf, aber die würden sich auch bald Beschäftigung sorgen, so hofft er. Darüber hinaus kommt er nicht umhin die Gardisten anzuhimmeln. Ein weiteres Mal ist es erstaunlich wie sich dieser Eindruck fest gebrannt hat. Schon als Kind war Aki fasziniert von der Wehr, die von höchster Schmiedekunst zeugte. Es war für ihn nicht wichtig gewesen woher der Stahl kommt oder warum nur die Wachmannschaft es trägt, für ihn war es ein Segen der Götter. Warum sonst würde man die Legierung nur in Ravinsthal sehen? Natürlich hatte er in Löwenstein schon einmal Mondstahl zu Gesicht bekommen, aber es übte lange nicht den gleichen optischen Reiz auf ihn aus. Daran erkannte man die Zugehörigkeit seiner Heimat. Trotzdem ist er sich bewusst, dass es ein Traum ist. Einer dieser Träume, die solche bleiben dürfen, weil es gesund ist sich nach etwas zu sehnen ohne es mit Überheblichkeit zu begehren.

So kommt es ihm ganz gelegen, wenn er dem Anblick entfliehen kann und an einem ruhigen Ort die Dinge durch denken kann, die momentan von greifbarer Wichtigkeit sind. Zwischen feinen Sandkörnern hockend starrt er nachdenklich aufs wogende Meer, während auf seinem Schos ein Pergament liegt. Darauf hat er bis vor einem Moment skizzenhaft das Vorhaben für den Tag des Donners fest gehalten.
Wie vor einem Mondeslauf – erstaunlich wie doch die Zeit vergeht – kontaktierte ihn ein bis dato unbekannter Schmied aus Greifanger. Dieser sowie ein Schmied aus Löwenstein und ihm, sozusagen also aus allen Ecken fanden sich zusammen, um einen Armschutz aus Schienen zu fertigen. Jener aus Bronze war bereits bekannt und so machten sich die Männer mit vereinter Kraft daran einen selbigen aus Stahl zu entwerfen. Mit Erfolg.
Der Abend war erstaunlich kurzweilig gewesen und ihm war kaum bewusst, wie dunkel es bereits war, als er sich auf den Heimweg machte. Er erinnerte sich an die Zeiten, als er mit Ernst lange in der Schmiedezunft in Löwenstein zu Gange war. Dennoch war es anders aber gewiss nicht unangenehm mit einer größeren Gruppe an Schmieden zusammen zu arbeiten, die sich darüber hinaus gegenseitig respektieren und unterstützen.

Diese Woche soll ein neues Treffen stattfinden und – wie er sich wünscht – hoffentlich nicht das Letzte. Da er gerne vorbereitet in solch ein Vorhaben startet, hat er gedanklich den geplanten Armschoner in Teile zerlegt. Tatsächlich ist auch diesmal ein baugleiches Exemplar bekannt jedoch aus Bronze. Der Materialbedarf ist aber der Selbe, nur das Gewicht unterscheidet sich sowie die Wirkung. Bildlich sieht er schon vor sich, wie das eingespielte Schmiedegrüppchen den Teilen den letzten Schliff gibt und mit Nieten verbindet. Tatsächlich warten in seiner alten und trotzdem neuen Schmiede bereits die Stahlplatten sowie miteinander verwobene Ringglieder, die an der späteren Unterseite des Armschutzes zum Einsatz kommen sollen. Die Freude beim zurecht Formen und daran schließlich die Teile miteinander zu verbinden würde er den Jungs um keinen Preis der Welt verwehren. Immerhin ist eben die Gemeinschaftsarbeit der essentielle Aspekt der Arbeit. Aber so erspart man sich mehrere Stunden Barren zu gießen und zu Platten formen. Ganz abgesehen von den Ringgliedern, die einfach eine leidige Feinarbeit sind. Zu seinem Glück wird bei den gängigen Ringrüstungen viel Leder mit eingearbeitet, sonst hätte er seine Profession schon längst aufgegeben.

Langsam nähert sich die Sonne dem Horizont und der Schmied entscheidet sich die Grübeleien für heute ruhen zu lassen. Er ist lange genug hier draußen gewesen, um sich wieder nach der Sichtung eines Grauwolfs zu sehnen, oder einer Wache in den Stahl der Götter gehüllt. Die Arbeit macht sich schließlich nicht von selbst.
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#4
Der Sommer neigte sich langsam dem Ende zu. Dennoch wagte sich nochmals die Sonne für ein paar Tage hervor und wärmte das Land. Sobald die Sonne unter geht machen sich die Grillen bemerkbar. Da es auch spät in der Nacht nicht sonderlich abkühlt fühlen sich die Käfer überaus wohl. Das monotone Zirpen empfindet der Schmied als entspannend. Aki schließt die Augen eine Weile und lässt sich zu etwas Entspannung hinreissen. Der Herzschlag verlangsamt sich und er vermag es für einen Moment sogar zu verdrängen, dass er in Servano ist.

Als das monotone Geräusch von Hufgetrampel unterbrochen wird schreckt er hoch und fragt sich wie lange er weggetreten war. Entspannung weicht Wachsamkeit und er sieht sich in einem Anflug von Paranoia um. Der Wirt poliert die letzten Gläser und späht immer mal wieder zu seiner Gestalt in der Ecke. Der Mond blendet durchs nahe Fenster herein und verrät, dass es bald Mitternacht sein wird.
Aki legt die Finger an die verborgene Dolchscheide, die sich nah an den rechten Oberschenkel schmiegt und förmlich mit dem Leder der Hose verschmilzt. Als die Tür aufschwingt und er das bekannte Gesicht sieht entspannt er sich. Der blonde, bärtige Mann, der Aki knapp zehn Jahresläufe voraus ist kommt zielsicher in die Ecke hinüber und setzt sich ihm gegenüber.
Mit den Worten »Die gehen mir langsam auf den Arsch hier in Zweitürmen.« eröffnet der Feinschmied das Gespräch. Aki lenkt den Blick aus den stahlblauen Augen zur Türe und erinnert sich an die Patrolillie vor Löwenstein, die er beim besten Willen nicht passieren hätte können. Aus der Entfernung konnte er Cyril's Stimme hören, was bei ihm wie von selbst Abneigung auslöst. »'Muss ich mich doch glatt von so einem Hund belästigen lassen. Meine Taschen haben die durchsucht, MEINE.« beschwert sich der Bürger und bringt Aki ins Grübeln. Ihm ist schon länger bewusst, dass die Löwensteiner ihre Handwerker nicht wirklich zu schätzen wissen, aber das man jetzt schon gegen Bürger respektlos vor geht überrascht sogar ihn. Manieren sind wirklich aus der Mode gekommen, wie es scheint.

Die beiden Kollegen und ehemalige Nachbarn reden sich warm und in Aki macht sich wieder etwas Lockerheit breit. Was aber nicht verhindert, dass der Blick immer wieder zur Türe wandert.
»Ich komm mit ner Anfrage an dich, falls du denn mit nem Ungläubigen und Ravinsthaler handelst.« Er kennt die Antwort, sonst hätte er den Weg nicht auf sich genommen. Dennoch gehört es zur Sitte nachzufragen. Wer kann das heute schon wissen. Ludwig ist zwar nicht auf die Goldmünze aus, welche die Kirche springen lassen würde, das ist ihm bewusst, aber wer weiß schon was im Kopf der Anderen vor sich geht?
Langsam löst er die mitgebrachte, flache Holzschachtel aus dem Gepäck, als von seinem Gegenüber die Bestätigung kam. Er öffnet den kleinen, schlosslosen Riegel und klappt den verzierten Deckel auf. Die wattierte Schatulle präsentiert drei Dolche, die in leichten Vertiefungen in der samtigen Einlage schlummern. Im matten Licht der Kerzen lässt sich die typische Ätzung des Damaststahls nur erahnen. Da er nicht sonderlich geschickt ist wenn es um feine Gravuren und Verzierungen geht sieht er den Kollegen erwartungsvoll an.
»Kannst du mir die zu drei Ritualdolchen verzieren?«
Ludwig nickt. »Eine Kleinigkeit für mich.«
Die Aussage wird mit einem zufriedenen Nicken quittiert. »Bis wann brauchst du die Dolche wieder?«
Aki sieht ihn abwägend ab und kommt zu dem knappen Entschluss. »So bald wie möglich.«
»Ich werde sie heute Nacht noch fertig machen.« Auf die Worte senkt der Grobschmied dankbar den Kopf und versichert einen vertrauensvollen Boten zur Abholung zu schicken.
Das Geschäft wird mit Silber und einem Handschlag besiegelt, jedoch bleibt der bittere Nachgeschmack, dass man sich so schnell nicht wieder treffen wird. Spätestens als Aki erfährt wer jetzt in seinem ehemaligen Laden wohnt kann er sich ein Knurren nicht verdrücken. Er würde die Ecke meiden, sollte es ihn für Besorgungen nach Löwenstein zwingen. Als Ludwig sich zum Aufbruch bereit macht wäre Aki gerne noch die ein oder andere Sache los geworden. Er solle auf sich aufpassen in der Stadt, sich nicht schickanieren lassen und seine Motivation und Lebeart behalten. Aber nichts davon verlässt seinen Mund. Und so sieht er seinem Kollegen nach, von dem er fast wagen würde ihn als Freund zu schätzen ohne zu wissen, wann man sich wieder treffen würde. Trotzdem gab es nie einen Tag an dem er Löwenstein vermisst hat, weder früher noch jetzt.

Wenig später sattelt er seinen treuen Hengst Joel und macht sich auf den Weg zurück nach Ravinsthal. Beim goldenen Raben macht er einen kurzen Halt, um die Kapuzenrobe los zu werden. Mit jedem weiteren Schritt stellt sich ein heimisches Gefühl ein. Ganz gleich wie kurz er auf Ausritt ist, ein gewisses Gefühl von Heimweh würde sich immer einstellen. Noch ganz hatte er sich nicht daran gewöhnt wieder eine Heimat zu haben, aber der Gedanke wurde jeden Tag angenehmer.

Auf dem Rückweg passiert er den schlichten Schrein im Nordwesten von Rabenstein. Er späht zu der Steinformation hinauf und neigt den Kopf leicht andächtig. Bereits in den nächsten Tagen würde der Ort sein Anlaufpunkt sein, sobald er die geeignete Gabe fertig gestellt hatte. So versucht er Zug um Zug die Götter zu besänftigen, möglichst ohne groß zu fordern. Auf kurz oder lang ist es auch an der Zeit den Rabenkreis soweit zu überzeugen, dass sie ihm wenigstens neutral gestimmt sind. Es ist keine Option auf gleiche Weise weiter zu machen, was er mittlerweile selbst eingesehen hat. Vergebung funktioniert nicht von einem Tag auf den anderen, aber es ist ein Weg den er beschreiten muss und will. Wohlmöglich lernt er im Prozess was es bedeutet Reue zu empfinden.

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#5
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Es ist doch erstaunlich, wie die Tage weichen wenn man in einer Sache vertieft ist. Eine ganze Weile musste vergehen in der er nicht wusste woran es ihm mangelt. Ravinsthal bringt die Leidenschaft zum Handwerk zurück, ebenso wie die Gier nach Perfektion. Aber im Gegensatz zu früher, wo gelegentlich detaillierte Aufträge eingegangen sind fertigt er derzeit ohne klimpernde Entlohnung sondern für eine, die mehr zählt. Zufriedenheit.
Nach den Ritualdolchen für den Rabenkreis sowie einem Schlachterbeil für Magda nimmt er die Arbeit an dem Bastardschwert wieder in Angriff, was ihm schon länger im Kopf umher schwirrt. Mittlerweile ist es schwieriger geworden an Damaststahl zu kommen, weswegen die Klingen eine Wertsteigerung erfahren. Zumindest kommt es ihm so vor, denn es ist eine Weile her, seitdem er danach gegraben hat.

Die wenigen Brocken die er tagtäglich zusammen scharrt sammelt er, um sie schließlich zu möglichst rückstandsfreien Barren zu schmelzen. Die Legierung stellt ihn nochmals vor eine Probe seiner Erfahrung, da die Masse ihren Wiedererkennungswert verliert, wenn sie im Hochofen der falschen Temperatur ausgesetzt ist. Es ist ein Balanceakt, denn ob das Material gut oder schlecht ist zeigt sich erst bei der abschließenden Ätzung.

Die Legierungsbarren landen zwischen den heißen Kohlen in die Esse und werden gleichmäßig zum Glühen gebracht. Bis die Kohlen die richtige Temperatur haben vergeht einige Zeit, die vor allem am Blasebalg investiert wird. Immer wieder wird druckvoll Luft unter die Kohlen gepresst, welche in mehreren Schichten auf dem Gitter ruhen.

Sobald die Barren eine entsprechende Hitze haben werden sie mit einer langstiligen Zange aus der Glut geborgen und mit festen, groben Hammerschlägen miteinander verschweisst. Der Vorgang wird so oft wiederholt, bis sich ein gleichmäßiger Klumpen bildet, der als Ausgangsmaterial dient. Zur besseren Handhabung wird eine einfache Stahlzunge in den Damast eingearbeitet, um das orange glühende Metall bearbeiten zu können, ohne andauernd auf eine Zange angewiesen zu sein.
Für die weiterführende Vorarbeit positioniert sich der Schmied zwischen Esse und Amboss. Immer aufs Neue wendet er sich hin und her, legt den Rohling leicht schräg in die Glut und bearbeitet das Metall, sobald es durchgehend orange glüht auf dem Amboss. Die formenden Schläge sind routiniert und treiben den Stahl gezielt in die Länge. Abwechselnd legt er die entstehende Rohklinge auf die Kante und wieder auf das Blatt, um die spätere Klinge bereits jetzt etwa fingerdick zu halten. Der Stahl biegt sich zur Länge hin leicht aber hält dennoch den stetigen Schlägen beharrlich Stand.

Als das Werkstück in etwa die spätere Länge besitzt wird Grat und Spitze ausgearbeitet. Das Schwert mündet schlank zum Ende hin und wird soweit fertig gestellt, dass sie dort nur noch geschliffen werden muss.
Hinter der eigentlichen Klinge bleibt ein Überstand an dem Werkstück, der für die Balance dient und später von Heft und Parrierstange verborgen wird. Kurz wird die Klinge prüfend gewogen, ehe sich der Schmied an den nächsten Schritt wagt. Mithilfe eines stumpfen Meisels schafft er eine Kuhle in dem orangeglühenden Metall. Diese beginnt am breiten Anfang der Klinge aber endet bereits einige Fingerbreite vor der Spitze. Die Hohlkehle verringert das Gewicht des Schwertes und dient zugleich als sogenannte Blutrinne.

Später formt er aus schlichtem Stahl Heft und Parrierstange und verschweißt beides im heißen Kohlebad mit dem Überstand der Klinge. Die Kreuzstange wird beim Bastardschwert in einem sanften Bogen gehalten, der zu den Kanten hin stärker ausläuft. Der Griff, welcher später mit Leder umschlungen werden soll ist lang genug, dass zwei Hände übereinander Platz finden können.

Als Nächstes greift der Schmied nach einem Hammer mit gefedertem Kopf sowie einem Flachmeisel. Der Name LUGH wird nach und nach in das Metall eingemeiselt und dort verewigt. Die Gravur schleift er mit einem feinen Schleifpapier nach, jede Rille gesondert ausarbeitend. Danach wird die komplette Klinge geschliffen, bis auf den Verlauf knapp über der Parrierstange. Dort bleibt die sogenannte Fehlschärfe, ein ungeschliffenes Teilstück der Klinge, welches ebenfalls Zweihandtechniken erlaubt.

Als Letzter Schritt steht die Ätzung an, was erst die volle Schönheit und Einzigartigkeit des Damaststahls zum Vorschein bringt. Die Klinge wird in ein Säurebecken getaucht wodurch sich die wellenartige Struktur im Metall ergibt. Diese setzt sich leicht dunkler ab und verbleibt so für die Lebzeit der Klinge. Der Schmied betrachtet das Werkstück zufrieden und spannt vor dem Polieren noch die schwarz eingefärbten Lederbänder um den Heft, um einen beständigen und festen Halt zu sichern.

Am nächsten Morgen bricht er zum Schrein nahe der Küste beim Steinadlerhof auf. Der Ort, den er am häufigsten aufsucht, um den Göttern zu danken. Bis auf den heutigen Tag waren es eher die wertvollsten Edelsteine, die ihm beim Tagewerk in die Finger gekommen sind, diesmal aber etwas Persönliches.
So legt er die Klinge andächtig auf den Stein und geht auf die Knie, den Kopf zum Dank gesenkt. In einem leisen Gespräch bietet er Lugh sein Opfer an und dankt für den Fortschritt. Der Schmied dankt seinem Schicksalsgott für die Freiheiten, nur für diejenigen zu Schmieden, die er zu schätzen weiß und eben jene Werkstücke zu erlernen, die ihm am Herzen liegen. Darüber hinaus bedankt er sich für die Disziplin, die er gelernt hat, um nicht mehr gierig Wissen zu sammeln, nur um es zu besitzen.
Er verharrt noch andächtig für einige Zeit an Ort und Stelle mit seinen Gedanken und dem meisterlichen Werkstück alleine. Keine Forderung erklingt, weder gesprochen noch in Gedanken. Es ist noch lange nicht an der Zeit für ihn zu fordern oder zu bitten. Abgesehen davon gibt es im Moment auch keine Notwendigkeit dafür.

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#6
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»Ich mag Friedhöfe, dort kann man neue Bekanntschaften schließen.« Morana's Worte ziehen durch Aki's Kopf und er grinst schief. Vielleicht ist es genau diese Art von Humor, die er in einem solchen Moment braucht. Er schleppt den wuchtigen Basaltgrabstein in Richtung Friedhof. Das Wetter ist ekelhaft, um einen Grabstein aufzustellen. Trist und düster, gepaart mit Nieselregen. Bis er am Friedhof ankommt, ist er bis auf die Knochen nass. Aber es ist Aki schlicht egal.
Mit einem Ächzen wuchtet er den schweren, flachen Stein in die Erde und rückt ihn zurecht. Daraufhin schlägt er den Grabstein mit einem abgefederten Hammer fest ins Erdreich. Als er zurück tritt, zieht er sich die Kapuze des Umhangs ins Gesicht. Aki hat den Umhang behalten, den er seinem Vater nach dem Tod abgenommen hat. Auf den Raub ist er nicht sonderlich stolz, aber viel mehr ist ihm nicht geblieben, um sich an ihn zu erinnern. Zumindest nichts Materielles, die Narben auf seinem Körper sprechen eine eigene Sprache.
Hat er ihn je richtig gekannt? Hat er ihn je geliebt, wie ein Sohn es bei einem Vater tut? War er sein Vorbild? Er weiß es nicht, aber das muss er auch nicht. Seit seinm Vater unter der Erde liegt, hat er kein Wort gesprochen. Er kennt den Brauch, der letzten Ehre, aber er kann es nicht. Alles, was er sagen will, erscheint ihm falsch. Vielleicht bringt er es über sich, wenn ihn jemand dazu ermutigt. Aber wer sollte das tun? Er ist niemand von Bedeutung. Nur ein Handwerker, der solide und zuverlässig seine Arbeit macht. Sein Vater war nichts anderes, für die Menschen in seinem Umfeld.

Während der Regen auf die Kapuze nieder prasselt, liest Aki die Inschrift, die er in den Basalt geschagen hat. Wassertropfen perlen von der gemeiselten Schrift ab und verzerren die Buchstaben. Die Inschrift ist so schlicht, so bedeutungslos. Ebenso wie die Überreste eines Menschen. Nur Asche bleibt zurück.
Eduart Durán, Schmied zu Rabenstein, 1351-1403
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#7
Es war ein komisches Gefühl aufzubrechen und jemanden in den Fellen zurück zu lassen. Aber er hatte es selbst so angerichtet und die Aufgabe, die ihm und seiner Schmiedekollegin Sarah Layon bevor steht, ist die Zerstreuung wert.
Mit Werkzeug und Bronzebarren bewaffnet, begibt sich Aki zur Schmiede. Die Sonne ist bereits unter gegangen, aber die Hitze des Tages liegt noch in der Luft. Zwar ist die Werkstatt im Freien, aber der Sommer bahnt sich an und verspricht lange, heiße Tage. Jedoch ist die Arbeit an der glühenden Esse zu keiner Zeit wirklich angenehm. Außer man ist sein Leben lang nichts anderes gewohnt.
Bis Sarah dazu kommt, bereitet der Schmied bereits einige Platten vor. Dazu erhitzt er die Bronzebarren in der Glut und entfernt Verunreinigungen von der Oberfläche. Die kräftigen und stetigen Hammerschläge hallen bereits durch Rabenstein und werden wohl bis in die Nacht anhalten. Als die junge Schmiedin die Schmiede betritt, knistert der Tatendrang förmlich. Nach einer kurzen Begrüßung wird die Arbeit angegangen und das oberflächliche Gespräch, das diese begleitet, stört das Werk nicht.
Beide Schmiede können bereits Erfahrung vorweisen und haben, sowohl aus Stahl als auch aus Bronze, zahlreiche Plattenteile gefertigt. Aki erinnert sich an den Abend, als er zusammen mit Alrik und Rykkard in Greifanger die Plattenrüstung aus Stahl vervollständigt haben. An jenem Tag liegt ihm die Plattenrüstung aus Bronze am Herzen und deren Vervollständigung.
Er selbst fertigt die beiden röhrenförmigen Teile, welche den Oberschenkel des späteren Trägers schützen werden. Die beiden Hälften laufen trichterförmig zum Knie hin aus und werden mit Nieten miteinander verschweißt. Sarah kümmert sich um die Plattenkonstruktion vom Knie abwärts. Das Knie wird von drei Metalllamellen geschützt, die aneinander genietet sind. Dabei behalten sie jedoch ihre Beweglichkeit, sodass es dem Träger möglich ist, das Knie zu beugen. Den Wadenabschluss bildet eine ebenfalls leicht trichterförmige Röhre, die aus zwei Hälften besteht, welche jeweils Schienbein und Wade panzern.
Obwohl das Bronze weicher ist als Stahl, sind einige Gänge zur Esse notwendig, um immer wieder aufs neue, das Metall zum Glühen zu bringen. Schlussendlich wird die schützende Konstruktion ins zischende Wasserbad getunkt, um durch die plötzliche Abkühlung die Nieten auszuhärten.
Bevor die Kollegin aus Greifanger aufbricht, überlässt sie Aki einen Tonkrug. »Ich schwöre darauf, wenn es ums aufpolieren geht.« Der Schmied besieht sich den Inhalt des Gefäß und lässt die erläuternden Worte auf sich wirken. »Das ist Schmalz mit Kreide, danach kann man sich in dem Rüstungsteil spiegeln.« Er verspricht, die Mischung auszuprobieren, sobald die Schmiedin aufgebrochen ist.
Tatsächlich bewahrheiten sich die Worte, als er tags drauf die abschließenden Arbeiten beginnt. Einen Abschnitt des Rüstungsteils bearbeitet er auf seine übliche Methode mit Schleifstein und Schleifpapier, einen anderen mit der dickflüssigen Mixtur. Die Anwendung ist etwas gewöhnungsbedürftig und eine Sauerei, aber sie zeigt Wirkung. Am Ende des Tages hat er dem Schleifpapier abgeschworen und betrachtet sein Spiegelbild in den Plattenbeinen.
Er ist zufrieden mit der Zusammenarbeit und der gewonnenen Erfahrung und wird auf jeden Fall ein weiteres Mal um Sarah's Hilfe bitten.

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#8
Es regnet schon den ganzen Tag. Das stetige Prasseln und Tropfen ist wie eine Melodie. Bei jedem Weg zur Esse muss er Acht geben, dass er auf den nassen Steinplatten nicht ausrutscht. Der einzige Vorteil der Nässe liegt darin, dass die Hitze der Glut erträglicher ist. Er hätte sich natürlich in der Mine verkriechen können, anstatt sich mit der schweren Feinarbeit zu plagen. Aber die Motivation ist zu groß oder besser gesagt die Gier.
Der Regen wird für einen Moment stärker und der Schmied spürt, wie sein Arm nass wird, der ins Freie ragt. Wer hat nur dieses Dach verbrochen? Es darf sich nicht einmal Dach nennen. Seine Arbeitshose aus jungen Jahren hatte weniger Löcher, obwohl er andauernd an rauen Ecken angestoßen ist. Es fällt ihm nicht ein sich nach Löwenstein zurück zu sehen, aber das Gebäude der Schmiedezunft ist eine Burg im Vergleich zu diesem Loch. Etwas dagegen unternehmen kommt aber auch nicht in Frage. Sollte ihn je die Motivation packen, sich im Bretter sägen und nageln zu versuchen, dann wird er zuerst das Dach über seinem Schlafzimmer flicken. Eine so feuchtfröhliche Nacht, wie ihm heute bevor steht, will er niemandem wünschen.
Mit einem grimmigen Brummen schiebt er die Gedanken beiseite und tritt in den strömenden Regen hinaus. Er zieht die Steinform aus der Glut, die immerhin von einem morschen Strohdach geschützt ist. Achtsam kippt er den Inhalt auf die Basaltplatte, auf der er arbeitet. Der glühende Gegenstand ist so klein wie eine Brosche. Es ist Jahre her, dass er sich an Feinwerk geübt hat und nie war es ihm leicht von der Hand gegangen. Eine Gravur oder Verzierung stellt kein Problem da, aber mit Schmuck ist es anders. Vor allem mit so ungewöhnlichem Schmuck.
Den zwei Finger breite Stift und die dazugehörigen Kugeln mit Schliff hat er sich einst bei einem Feinschmied besorgt. In seinem Laden findet sich noch eine Kiste voll mit solchen Stiften, nur viel zu selten äußert jemand den Wunsch danach. Ebenso selten erlaubt ihm jemand, ein solches Schmuckstück anzufertigen. Es stört ihn nicht, denn es ist keine Arbeit, die er für jeden auf sich nimmt. Für dieses Schmuckstück wird er jedoch keine Mühen scheuen.
Das Schmuckstück, das auf der Basaltplatte liegt und auf weitere Bearbeitung wartet, ist aus reinem Silber. Erfahrungsgemäß bereitet das Metall die wenigsten Beschwerden, wenn es in den Körper gestochen wird. Aki ist beim letzten Schritt angelangt und setzt mit einer Zange, die das Ausnaß einer Pinzette besitzt, die winzige Spinne auf das glühende Metall. Vorsichtig klopft er das Tier mit einem kleinen, weichen Hammer fest, sodass es sich mit dem Metall verbindet. Er kauert sich vor sein Werk und hält es mit der Zange hoch, um mit ruhiger Hand die Füße der Spinne zurecht zu biegen. Sie sollen sich dicht an der netzartigen Konstruktion befinden, damit es echt aussieht und das Schmuckwerk weniger empfindlich ist. Außerdem bleibt jedes abstehende Teilchen gerne an Kleidungsstücken hängen.
Die winzige Spinne besteht aus zwei kleinen Kugeln und acht Beinen. Vielleicht hätte Aki besser nochmals nachzählen sollen, bevor er eingewilligt hat. Er verflucht die filigrane Arbeit, die für die Beine nötig war. Seine Hände sind schlicht zu groß für solche Dinge und seine Augen nicht daran gewöhnt. Als er das Schmuckstück nun konzentriert anstarrt und nach Fehlern sucht, schmerzen die Augen umso mehr. Natürlich hätte er die letzten Schritte auf den nächsten Tag verschieben können, aber wenn er konzentriert bei der Sache ist, erscheint ihm ein Aufschub unangebracht. Ihm bleiben nur noch wenige Streiche mit der Feile, um die letzten Kontaktstellen glatt zu schleifen. Dabei ist ihm auch der Regen egal, der wieder lauter prasselt.
In Rabenstein wird die ein oder andere Laterne und Kerze entzunden, da die Dämmerung bereits eingesetzt hat. Es wird Zeit, dass er zum Ende kommt. Der Schmied setzt die Feile immer wieder an und führt einen Streich in eine Richtung aus.
Sobald die Wassertropfen wieder gegen seinen nackten Arm prasseln, dreht er sich leicht, um seinen Arbeitsplatz zu schützen. Dicke Tropfen fallen auf das Pergament, auf dem die einzelnen Teile des Schmuckstücks skiziert sind. Erst hat er ein sternförmiges Achteck mit langen Strahlen als Grundgerüst des Netz geformt. Unter den Strahlen hat er drei weitere achteckige Teile fixiert, die als Ganzes eine netzartige Struktur bilden. Der Stift, der später in die Haut gestochen wird, hat einen Platz an zwei gegenüberliegenden Ecken zugeteilt bekommen, sodass die Konstruktion symmetrisch bleibt. Am Ende fehlte nur die Spinne, die ihre Beine an das Netzkonstrukt schmiegt. Zwar ist es eine glattrasierte, glänzend silberne Spinne, fern von der Realität, aber sie passt umso besser zum Träger.
Nach einem langen, konzentrierten Tag in der Schmiede, bei dem man lediglich mit dem Regen geplaudert hat, kann es passieren, dass ein Schmied mit seinem Werk spricht.
»Wollen wir mal sehen, ob du deinem zukünftigen Besitzer gefällst, oder ich dich wieder einschmelzen muss«, brummelt der Hüne zu dem Schmuckstück, das auf seiner Handfläche winzig aussieht.

[Bild: mmqfko8g.png]
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#9
Eine Wette im Sinne der Götter

Warum wetten die Menschen so gern?
Darüber hat sich der Grobschmied noch nie den Kopf zerbrochen. Eigentlich liegen ihm Wetten nicht und für gewöhnlich verdreht er die Augen, wenn er bemerkt, wie - vor allem Kerle - dazu neigen auf diese Weise ihre Männlichkeit zu beweisen.
Aber worüber er sich noch nie Gedanken gemacht hat, ist warum man überhaupt eine Wette eingeht? Es geht nicht nur darum, auf plumpe Art zu zeigen, wer mehr in der Hose hat. Vielmehr geht es darum eine Behauptung sicher zu stellen und zu zeigen, das man im Recht ist. Grundsätzlich ist der Preis oder die Belohnung nicht das Entscheidende und viel eher ein gern gesehenes Nebenprodukt.
Für gewöhnlich wettet Aki nicht. Weder um die Ehre, noch um etwas Materielles. Aber wie könnte er den großen, welpenhaften Augen seines Herausforderers etwas ausschlagen? Zudem ist er sich ausnahmsweise sicher, das er die Wette gewinnt. Wobei, sollte das nicht immer eine Grundvorraussetzung sein? Warum sonst dden Mut aufbringen?
Wie dem auch sei, die Wette steht und fordert einiges an handwerklichem Können und Durchhaltevermögen von ihm. Wie so oft geht Aki motiviert an das Vorhaben heran, in der Hoffnung die Entschlossenheit bleibt beständig. Dabei geht er mit ganzem Herzblut an die Sache, so wie er es im Handwerk gewohnt ist. Und das, obwohl es nicht einmal ums Schmieden geht, sondern um die weitaus weniger beliebte Arbeit: Das Steinformen.

Kapitel I - Lyon

[Bild: j3rri3ry.jpg]

Seine Aufgabe soll es sein, die 21 aus Stein darzustellen. Da sich der Bau des Badehauses verzögert, dank der aufmüpfigen Piraten, hat Aki die Zeit und die nötige Menge an qualitativ hochwertigem Basalt, um Statuen anzufertigen. Die Statuen an sich sollen nicht höher sein, als der Abstand von Aki's Ellenbogen bis zum Handgelenk. Zwanzig, höchstens dreißig Fingerbreiten sollen sie messen. Groß genug, um detailiert arbeiten zu können und klein genug, um sein Fingerspitzengefühl zu fordern. Man wird den Grobschmied nie freudig erleben, wenn es um Feinarbeiten geht und erst Recht nicht im Bezug auf Stein. Ein falscher Schlag mit dem Hammer und der Meisel verrutscht oder dringt zu tief in den Stein ein.
Neben der mühseeligen Arbeit und dem Pensum, sieht er die größte Schwierigkeit in der Darstellung an sich. Er ist gut über seine Schicksalsgötter informiert und hat ein ungefähres Bild vor Augen, weswegen er sich zuerst an jene wagt. Aber abgesehen von Branwen, den er als muskulösen Mann mit Hirschgeweih vor Augen hat, ist er sich nicht sicher, ob jeder Gott eine menschliche Gestalt besitzt. Vor allem was die Gesichtszüge angeht, ist er sich unschlüssig. Ist die Mimik zum Teil eher fratzenhaft? Aki hat sich dafür entschieden, möglichst eine Eigenschaft des jeweiligen Gottes heraus zu picken und sie in den Gesichtszügen wieder zu spiegeln.

Seine erste Wahl ist Lyon, der Gott der Münze und einer von Aki's Schicksalsgöttern. Hierfür hat er sich entschieden, die Gesichtszüge so im Stein zu verewigen, dass das kleine Kinn entschlossen gereckt ist. Um nicht eitel oder arrogant zu wirken, müssen die Augen groß und neugierig geöffnet sein. Tatsächlich ging ihm die Ausarbeitung des kleinen Gesichts überraschend gut von der Hand. Ein leicht verschmitzes Lächeln liegt auf dem steinernen Gesicht, aber nur, wenn man sich bemüht, es zu interpretieren.
Der kleine, statuenhafte Lyon hat eine Hand dem Beobachter entgegen gestreckt. Der Oberarm liegt leicht am Körper an und ist, ab dem abgewinkelten Ellbogen, vom Körper fort gestreckt. Die Handfläche zeigt nach oben und formt eine Schale, in der ein echter Schilling ruht. Die Geste an sich wirkt einerseits fordernd aber auch darbietend.
Mit der anderen Hand deutet Lyon zum Steinsockel hinab, wo eine kleine Siedlung angedeutet ist. Vereinzelte Figürchen, die teils aufrecht stehen, teils auf allen Vieren verharren und die Menschen sowie Tiere verdeutlichen sollen, scharren sich um die Siedlung und füllen sie mit Leben. Zum einen ist es die Darstellung von Faun, der Welt des Lebendigen, aber auch eine Anspielung auf das Entstehende, was der Mensch erschafft und von Lyon behütet und unterstützt wird. Demnach deutet die Hand hinab, die Finger locker gespreizt, in einer behütenden Geste.
Aki ist sich nicht sicher, um die Darstellung, aber es ist das, was er für richtig und passend hält. Lyon, der in diesem Fall wie ein geschäftiger, darbietend oder nehmender Schutzpatron wirkt, trägt das Haar zweckmäßig zu einem Zopf gebunden. Er trägt schlichte Kleidung und Stiefel, sowie einen breiten Gürtel, an dem drei pralle Münzbeutel hängen. Da er so viel mit sich trägt, verhofft sich Aki ihn als geizig zu zeigen, wie es ihm nachgesagt wird. Die Gürtelschnalle besteht aus einem Hammer und einer Säge, die überkreuzt sind und für das Handwerk und Schaffen stehen.
Letztlich sind es die Details, die eine Geschichte erzählen, je nachdem wie weit der Betrachter bereit ist, sie zu interpretieren. Natürlich spielt auch die Zeit eine Rolle, denn manches fällt beim ersten Blick ins Auge und manches erst beim zweiten.
Die Figur hat mehrere Tage an Zeit in Anspruch genommen, was daran liegt, das die letzte Steindarstellung lange her ist. Er kann nur darauf hoffen, dass Lyon ihm beisteht und ihm die schafferische Arbeit leichter von der Hand geht, wenn er sich wieder ausführlich mit der Materie beschäftigt. Mit der Hoffnung, räumt er eines der Wandbretter im Ladenraum frei und stellt die erste Statue hinauf, sodass Lyon ihm bei der Arbeit neugierig auf die Finger schaut. Und ihm zugleich eine Münze darbietet. Oder fordert? Aki hat an diesem Tag das Gefühl, die fordernde Gestik ist stärker ausgeprägt und legt einen zweiten Schilling in die winzige, steinerne Hand. Immerhin hat der Schmied sich etwas von der Schaffenskraft ausgeliehen, was vergolten werden muss.
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#10
Kapitel II - Lugh und Branwen

Den Rest der Woche widmet sich Aki den Statuen seiner nächsten zwei Schicksalsgötter, die versprechen, ihm leicht von der Hand zu gehen. Wenn er an Lugh denkt, stellt er sich einen fleißigen, gar verbissenen Handwerker vor, der von kleinen Kerlchen umgeben ist, die ihm helfen. Insgeheim erinnert Aki die Vorstellung an ein Buch, das er bei einem Gelehrten gesehen hat. Eine Frau umringt von Zwergen mit Zipfelmützen. Wie würden Lugh's Helferlein aussehen? Vage erinnert er sich an den Aberglaube mit dem Fingerhut mit Schnaps, der die Handwerksgeister wohl zum Schaffen motivieren soll. Auf der ersten Skizzierung der Diener tragen diese einen Fingerhut als Kopfbedeckung. Eine dieser kleinen, fast zwergenhaften Gestalten hält Hammer und Blechzange, der zweite Schere sowie Nadel und Faden und der dritte Säge und Hobel.
Die drei Helferlinge ordnet Aki am Sockel an, zu Lugh's Füßen. Lugh selbst ist ein bärtiger und faltiger Mann, da er viel in der prallen Sonne und der frischen Luft arbeitet. Nebst einfacher Kleidung und Fingerlingen trägt der kräftige Lugh einen breiten Werkzeuggürtel, an dem sich ebenfalls Schere, Hammer und Säge finden. Eine Handfläche deutet weisend zu seinen Helferlingen hinab, die andere hält darbietend einen rohen Holzscheit. Die Wahl fiel dabei auf einen Holzscheit, da der Schmied ihn am leichtesten erkennbar machen kann. Ganz gleich, ob er Garn, Erz oder Stoff im Stein vereweigen würde, es wäre nicht auf den ersten Blick als rohes Material erkennbar. Ein Scheit Holz dagegen ist eindeutig.
Während des Schaffensprozess hält der Schmied und Steinmetz eine gerade Linie bei. Anhand der detailierten Skizze, die dank Schattierungen plastisch wirkt, setzt er das Gezeichnete in Stein um. Dafür beginnt er am Sockel und verhüllt mit fortschreitender Arbeit die zwergenhaften Helferlinge in Staub und kleinen Steinbröckchen. Seine Vertiefung in die Schaffenskunst, sorgt dafür, das er ganz unbewusst etwas Stein an der rechten Wade von Lugh zurück lässt. Dort formt er einen vierten Helfer aus, der nicht geplant war, sich in dem Augenblick aber passend anfühlt. Der Zwerg hangelt an Lugh's Bein und späht zu ihm hoch. Aki behängt ihn mit Kräutern und kleinen Phiolen, immerhin ist ein Alchemist ebenso ein Handwerker, oder nicht?
Zuletzt macht er sich an das wettergegerbte Gesicht und setzt Lugh noch eine Kappe auf, da die grobe Vorarbeit ausreichend Stein dafür übrig gelassen hat. Bevor die Statue sich zu Lyon ins Wandregal gesellen darf, arbeitet der Schmied noch zweimal mit einem Pinsel nach und beseitigt kleine Unebenheiten und Kanten mit einem feinen Meisel. Sobald er das kleine Gesicht sauber pinselt, muss er zufrieden Lächeln.


An Branwen wagt er sich wenige Tage später. Mittlerweile geht ihm die grobe Übertragung der Konturen von der Skizze in den Basaltstein gut von der Hand. Trotz der wachsenden Sicherheit beim Arbeiten bleibt er aber wachsam und behandelt den Stein wie zarte Haut, die das erste Mal einen Schlag einstecken muss. Wenn der Stein bricht, oder der Schmied zu tief meiselt, muss er wohlmöglich von Neuem beginnen.
Branwen ist, bis auf etwas Blattgewand an den Hüften, nackt. Die muskulöse Brust, den Rücken und die Arme hat Aki bereits auf der Skizze detailiert ausgearbeitet. Dennoch lässt er sich bei den Vertiefungen zwischen den Muskelpaketen viel Zeit und arbeitet jede Krümmung sauber und glatt nach. Manchmal verflucht er seinen Perfektionismus, wenn es um Details geht, aber ohne ihn, wäre die Arbeit nicht ümzusetzen.
Die Brust wird von zwei festen Brustmuskeln definiert, einem gemeiselten Bauch mit sechs Muskelpäckchen und vereinzelten Abzeichnungen von Knochen. So wirkt der Gott neben muskulös auch agil und atlethisch. Die Rippen zeichnen sich leicht ab, da Branwen den Rücken stramm gestreckt hat. Unterhalb der breiten Schultern kann man die Schlüsselbeine erkennen. An einer Körperseite wirkt er straffer und gestreckter, da er den Arm in die Höhe reckt. Aki meiselt ihm ein Trinkhorn zwischen die Finger. Am Rücken bietet sich ebenso atemberaubendes Muskelspiel. Die Schulterblätter treten unter der steinernen Haut hervor und die Kuhle der Wirbelsäule endet im Steiß, der zwei kleine Vertiefungen trägt. Sogar den festen Hintern arbeitet Aki soweit aus, das er sich unter dem Laub abzeichnet, das Branwen's Hüfte lückenhaft umschmeichelt.
Bevor er sich an die markanten Gesichtszüge macht, setzt er Branwen ein Hirschgeweih auf. Das Gehörn wird von knorpeligen, aber spitz zulaufenden Ausläufen geschmückt. Das Geweih scheint mit dem Kopf verwachsen zu sein und die langen, welligen Haare schmiegen sich um die Wurzel. Über der Stirn besitzt das Geweih gabelförmige Stoßzangen. Das Geweih und die Gabeln wirken zerbrechlich und doch ist der Stein beständig genug, um die feine Konstruktion zu erlauben.
Zu Branwen's kräftigen Beinen kniet eine nackte Frau, die ihm eine Hand auf Höhe dem Knie abgelegt hat und zu ihm aufsieht. Sobald Aki Branwen's Gesicht ausarbeitet, blicken die wolfischen Augen zu ihr hinab, die Wangenknochen zeichnen sich unter dem Stein ab und der Blick wirkt feurig und verzehrend. Obwohl die Frau deutlich kleiner und weniger detailiert dargestellt wird – immerhin soll sie sich von dem Gott unterscheiden – dauert die Ausfertigung einen weiteren Tag.

Als er pinselnd die dritte Figur zum Abschluss bringt und sie auf das Regal zu den beiden anderen stellt, fragt er sich, was er sich da vorgenommen hat. Da die Arbeit jedoch bereits in Schaffensfreude umgeschlagen hat und die Stunden verfliegen, hat er sich seinem Entschluss gefügt. Gut, er würde noch das ein oder andere Wandregal aufhängen müssen, um die weiteren Statuen unter zu bringen, aber das stört ihn weniger. Eher spürt er ein leichtes Kneifen im Bauch, wenn er jetzt zu Lyon, Lugh und Branwen auf blickt und weiß, das sie nicht dafür gemacht sind, um dauerhaft seine Wand zu zieren. Aber der Tag des Abschieds ist noch ein gutes Stück entfernt.
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