FSK-18 Voyeur
#11
Vergangenheit, Gegenwart & Zukunft

Was tut ein Voyeur, wenn er nichts zu beobachten hat? Er hält Ordnung, um bei Bedarf seine Werkzeuge beisammen zu haben. An diesem Tag betrifft es aber nicht sein Regal mit diversen Stöcken, Peitschen, Gerten oder Metallketten. Sondern tatsächlich nur den Ladenbereich der Schmiede. Er entstaubt die Helme, die als Dekoration dienen und säubert die Vitrinen.
Als sein Blick aus dem Fenster fällt, sieht er gerade eine Frau vorbei gehen. Mit stummer Gewissheit weiß er, dass sie zu ihm will. Er schnaubt und pfeffert den Lappen in die nächstbeste Ecke. Die schweren Schritte übertönen die ihren und kaum, dass sie einmal zaghaft geklopft hat, zieht er schon die Türe auf.
Sie sehen sich an und Aki tritt gruß- und wortlos zur Seite, um ihr Einlass zu gewähren. Mit einem sanften Seufzen greift die Frau beidhändig an die Kapuze und wirft sie zurück. Ihr lieblicher Pfirsichgeruch dringt sogleich zu ihm durch.
»So zuvorkommend wie immer.« Sie dreht sich auf den Absätzen zu ihm um und in ihren Augen steht Belustigung. Ihre Finger spielen an der Umhangkordel herum und provozieren, das sein Blick auf ihren Ausschnitt fällt.
»Was willst du?« schnaubt er, während er sich fragt, wie eine Frau den ganzen Tag lang ein so enges Korsett tragen kann. Ihre Rundungen wollen ihm förmlich entgegen springen.
»Das weißt du. Ich komme wegen meiner Bezahlung oder soll ich sagen dem Versprechen, das du noch einlösen musst?«
Aki verschränkt die kräftigen Arme vor der Brust und lehnt sich an die Wand. »Ich sagte, wenn du Erfolg hast.«
Sie lacht auf und er muss sich eingestehen, dass sie ein klares, helles Lachen hat. Er erinnert sich an ihr Stöhnen und Keuchen, das er unfreiwillig miterlebt hat. Da sie eine Hure ist, spinnt sein Kopf aber keinen weiteren Gedanken. Überlegt dir besser, wie du sie schnellst möglich los wirst.
»Sie ist hier. Welchen Erfolg hattest du dir denn sonst erhofft? Ich bin keine Närrin, Aki. Steh zu deinem Wort oder ich sorge dafür.«
Sie tritt näher und hüllt ihn wieder mit ihrem Duft ein. Die grünen Augen funkeln herausfordernd und sie wedelt mit dem Zeigefinger vor seiner Nase herum. Etwas, das er nicht im Geringsten leiden kann.
»Du solltest gehen.« Er greift nach ihrem Handgelenk und fängt sich dafür eine Ohrfeige ein. Ihr Blick wirkt aufgebracht und er spürt, wie sie seine Geduld strapaziert. Ganz zu schweigen von seiner Beherrschung. In einer entschlossenen Bewegung legt sie ihre Handfläche an seinen Bauch und reckt sich leicht nach ihm. Er lehnt den Kopf dichter an die Wand und beobachtet sie misstrauisch.
»Du hast mir nichts zu befehlen.«
»Ich rate es dir nur, bevor du es wohlmöglich bereust.« Sie schmunzelt wissend und ihn beschleicht das Gefühl, das etwas triumphierendes und boshaftes auf ihren Zügen liegt. Er reagiert zu langsam, als sie sich noch weiter reckt und ihre Lippen auf seine legt. Es liegt keine Zärtlichkeit in der Berührung und er zieht zu spät den Kopf weg.
»Verschwinde endlich.« Knurrend packt er ihre Schultern und schiebt sie zur Türe. Als er spricht, spürt er etwas Bitteres auf seiner Zunge. Intuitiv fährt er mit der Zunge über die Lippen und merkt, dass der Geschmack intensiver wird. Etwas stimmt nicht. Mit einem ruppigen Stoß drückt er die Türe auf und schiebt sie weiter aus seinem Laden. Sie lässt die Behandlung ohne jeden Widerstand über sich ergehen. Was heckst du aus, Weib?
Als ihm die frische Luft entgegen schlägt, muss er sachte Würgen. Ihm wird übel und er wischt sich rasch mit dem Handrücken über die Lippen.
»Es tut mir Leid, Aki.« sagt sie, während sie ein paar Schritte entfernt von ihm stehen bleibt und ihn beobachtet. Ihre schlanken Finger holen eine Phiole unter dem Umhang hervor und sie schnippt ihm den Korken ins Gesicht, bevor sie trinkt. Die farblose Flüssigkeit rinnt aus dem kleinen Gefäß und ihr zarter Kehlkopf hüpft leicht.
Er wundert sich, warum er nichts erwiedert, sein Kopf sendet den Befehl an seinen Mund, aber nichts geschieht. Langsam wird jeder Herzschlag mühsam und seine Beine fühlen sich schwer an. Er sieht schwarze Tintenflecken in seinem Blickfeld, die stetig nieder tropfen und dieses bedecken. Die Hure mit dem Umhang spricht weiter, als er auf die Knie fällt.
»Es sollte einen Stier in wenigen Herzschlägen unschädlich machen. Kämpf nicht dagegen an.«
Er knurrt tonlos und etwas Speichel läuft ihm am Mundwinkel hinab. Sein Körper gehorcht ihm nicht mehr und seine Muskeln zucken bei jeder Bewegung, als hätte er sie zu sehr strapaziert. Für einen Moment stützt er sich noch auf die Arme, aber die heftige Erschöpfung übermannt ihn immer mehr. Als seine Arme einknicken, spürt er, dass er nicht so hart fällt, wie befürchtet. Ihre warme Hand liegt an seiner Wange, bevor er das Bewusstsein verliert.


Ein stetes Tropfen in der Ferne weckt ihn auf. Ein Wassertropfen klatscht immer wieder aus gewisser Höhe auf den Steinboden, wo sich dem Geräusch nach schon eine Pfütze gebildet hat. Schnaufend kreist Aki den Kopf zur anderen Seite und blinzelt mühsam unter dem dumpfen Schmerz in seinem Kopf. Dabei hast du dich nicht einmal geprügelt oder betrunken.
Die Erinnerung kommt nur schwammig wieder und er keucht resignierend. Verdammte Hure.
Er kann von der Umgebung nichts sehen, da es stockfinster ist. Das Tropfen verrät ihm, dass der Boden aus Stein sein muss. Wo kann er sein, dass es so finster ist? Als er sich bewegt, hört er ein Rasseln. Erst jetzt realisiert er, dass seine Arme nach oben hängen. Er steht leicht hüftbreit und als er die Knie nacheinander anhebt, kann er ausschließen, dass seine Beine fixiert sind. Erneut zieht er an den Fesseln, diesmal heftiger. Die Ketten sind etwa zwanzig Zentimeter lang, so wie sie nachgeben. Abwägend lehnt er sich vor, zurück und zur Seite. Er ist an Ösen befestigt, vermutlich an der Decke.
Hinter ihm wird eine schwere Türe geöffnet. Aki spürt einen Windzug und muss feststellen, dass er von seinem Hemd befreit wurde. Die kalte, feuchte Luft streicht an seinem nackten Rücken entlang.  Er sieht über die Schulter und wird geblendet, als sich ein Fackelschein nähert.
»Ist es das was du willst, Hure?«
»Sie ist nicht hier.« sagt die tiefe, raue Männerstimme. Aki blinzelt und kann vage erkennen, dass der Mann einschüchternd groß ist. Die breiten Schultern sind von einem dunklen Umhang verborgen, dessen Kapuze über den Kopf geschlagen ist. Ihm schmerzen die Augen von dem Licht, aber er bemüht sich dennoch so viele Details wie möglich aufzunehmen. Die Fackel wird in eine Halterung an Wand gehangen. Die Wände sind gemauert und feucht, der Boden ist von Steinplatten bedeckt. Der Raum besitzt keine Fenster und umso mehr er sich umsieht, schließt er darauf, dass er sich in einem Keller befindet.
»Ich kann sie einfach bezahlen.« Der Mann antwortet nicht sondern tritt hinter ihn, sodass Aki ihn nicht mehr sehen kann. Stoff raschelt, während der Hüne hantiert und Aki's Herzschlag beschleunigt sich. Ihn beschleicht ein überaus unwohles Gefühl.
»Wer seid ihr?« hakt er nach, um der erdrückenden Stille zu entkommen. Ein Knarzen ertönt, er kennt dieses Knarzen. Geöltes Leder.
Der Mann macht einen Schritt zurück, aber bevor Aki den Kopf wenden kann, knallt auf brutale Weise die Lederzunge auf seinen Rücken. Er spürt den Kuss der Bullenpeitsche in einer Härte, die ihm bisher unbekannt war. Der Hieb drückt ihm die Luft aus den Lungen und lässt seinen Rücken brennen wie Feuer. Sein Schrei klingt eher nach Überraschung, als nach Schmerz, aber er spürt wie die Wut über die Kontrolllosigkeit in ihm aufsteigt. Schwer keuchend spannt er sich an, denn er weiß, dass er nicht lange auf den nächsten Hieb warten muss.
Jener kommt zwei Herzschläge später und übertrifft die Härte des ersten Schlages. Sein Körper schwingt leicht zu einer Seite, um die Wucht auszupendeln. Er ist sich nicht sicher, ob er das Bewusstsein verliert, aber plötzlich wird es ruhig um ihn und ein Nebel legt sich auf seine Augen.

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Er spürt eine brutale Hand in seinem Nacken. »Du kleiner, misratener Scheißkerl.« Aki stockt der Atem, als er gegen die Werkbank gestoßen wird. Seine Gedanken pendeln zwischen Widerstand und Resignation. Er ist klein, weswegen seine Knie gegen das Seitenstück der Werkbank prallen.
»Da schicke ich dich nach Rabenstein und was tust du? Vergehst dich an einem Mädchen?«
Aki wimmert, als er die unnachgiebige Hand zwischen den Schulterblättern spürt, die ihn auf die Arbeitsplatte drücken. Er weiß, was ihm bevor steht und er schluchzt leise.
»Eduart, was tust du?« die besorgte und gehetzte Stimme seiner Mutter. Sie eilt ihm zur Hilfe und packt seinen Vater an dem kräftigen Oberarm.
Er ist siebzehn und wurde mit einer Lieferung nach Rabenstein geschickt. Dort hat er sich mit 'Haselnuss' getroffen, einem Mädchen, dem er bei jedem Besuch im Dorf nachspioniert hat. Endlich hat sie ihn zu sich eingeladen und sie haben zueinander gefunden. Jedoch jeder anders, als der Andere es erwartet hat. Als er zum Fenster hinaus gestiegen ist, wie er auch zu ihr kam, lag sie regungslos auf dem Bett. Er war sich nicht sicher, was er angerichtet hatte, bis jetzt.

Eduart, Aki's Vater schubst Miriam von sich und sie stolpert über ihren Rock und sinkt auf die Knie.
Sie veharrt so, aber kriecht wieder näher heran. »Ich bitte dich, tu das nicht.«
»Er hat ein Mädchen getötet.« grollt die tiefe, bedrohliche Stimme seines Vaters. Aki zuckt auf der Werkbank und schluchzt schlimmer. Sie ist tot? Er zieht den Kopf ein, als er hört, wie Eduart den Gürtel aus den Schlaufen der Hose zieht. Seine Atmung wird unruhig und er hat Angst vor dem Schmerz.
»Papa..« quiekt er panisch, aber dann trifft ihn bereits der erste Schlag auf den Hintern. Das abgetragene Leder fängt lange nicht so viel von dem Schmerz ab, wie es ihm recht wäre und er schreit und wimmert. Die wiederstrebenden Laute seiner Mutter, mischen sich in die seinen.
»Hör auf! Das reicht! Du richtest ihn ja zu!«
Sein Vater schlägt wieder und wieder zu und spart seine Kraft nicht. Als das Leder an seinem Hintern in Fetzen hängt und sein Körper jeden Wiederstand aufgegeben hat, wird er auf den Rücken gedreht. Die drei Hiebe direkt in den Schritt fühlen sich an wie Schnitte mit dem Dolch. Er schreit, dann sackt er auf dem Boden zusammen und rollt sich schützend ein, als er los gelassen wird. Weinend bleibt er dort liegen, während seine Mutter ihn schluchzend beobachtet. Sie weicht leicht aus, als Eduart die Schmiede durchquert, sobald er das Interesse verloren hat. Den blutigen Gürtel wirft er achtlos bei Seite. Erst als die schweren Schritte die Treppe hoch stapfen, kniet sich seine Mutter neben ihn.
Ihre Berührung ist warm und zärtlich, aber er schlägt ihre Hand fort. Er hat Angst vor der Nähe. Sie schrickt zurück und ihre Augen füllen sich auf erschrockene Weise mit Tränen.
»Aki, ich bin es doch.« Er rutscht von ihr weg, auch wenn sein malträtierter Po schrecklich schmerzt dabei.
»Nein, bitte lass mich. Lass mich alleine!«
Ihre fürsorglichen Augen sind groß und er sieht den Schmerz darin, den er fühlt. Sie zuckt zurück und erhebt sich langsam. Er spürt den Schmerz des Verlusts in seinem Herzen. Ihm wird bewusst, dass er sie verletzt hat. Sein Gewissen verschließt sich vor der Emotion, denn sie schmerzt.

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Ihm klatscht eine Ladung Wasser ins Gesicht. Keuchend schnappt er nach Luft wie ein Fisch am Trockenen.
»Weichei.« knurrt die Stimme unweit von ihm. Aki antwortet mit einem Knurren. Der Fremde muss bemerkt haben, dass ihn die Schmerzen auf seltsame Weise beruhigen. Durch die Provokation kommt die Wut jedoch langsam zurück. Er spannt sich an und streckt den Rücken, wobei ihn tausend Nadelstiche quälen. Für die Zeit eines Herzschlages sieht er in die kalten Augen unter der Kapuze, aber der Schatten verhüllt zum Großteil das Gesicht. Der ergraute Bart prägt sich jedoch ein.
Der Hüne umrundet ihn wieder und tritt aus seinem Blickfeld. »Du hast viele Narben.« stellt er trocken fest. »Viele sind hässlich verwachsen. Eine Abscheu gegen Heiler?«
Aki lauscht den Worten irritiert. Er weiß nicht was er darauf antworten soll, während er sich der Analyse unterzieht. Spar dir lieber deine Kraft, falls er dich weiter schlägt. Schwäche scheint ihn zu mehr zu provozieren.
Ein paar Momente ist es ruhig, dann hört er ein Gluckern dicht an seinem Nacken. Er reagiert reflexartig und beugt sich vor, was ihn aber nicht von dem Alkohol bewahren kann, der seinen Rücken hinab rinnt. Er schreit auf und zerrt an den Fesseln. Der Schmerz beruhigt ihn ab einem gewissen Punkt und er legt den Kopf leicht in den Nacken. Aki schnauft in schweren, tiefen Atemzügen und lehnt sich leicht in die Fesseln. Als er in der Pose in Richtung Decke sieht, nimmt er zum ersten Mal den schlichten Holzrahmen wahr, an dem die Ösen befestigt sind.
»Findest du es nicht beschämend, wie du dem Schmerz ausgeliefert bist?«
»Dann sind wir bereits zu zweit.« schnaubt er und lässt die Ketten leicht rasseln.
»Was sagst du da?« Neugierig geworden umrundet der Fremde ihn wieder, wie ein Wolf seine Beute.
»Du empfindest ebenfalls Genuss und Genugtuung an der Grausamkeit des Schmerzes und an den Schreien der Anderen. Ich hab es an deiner Atmung gehört.«
Für den Vorwurf erhält er einen kräftigen Hieb in die Nierengegend. Er keucht auf, kann sich ein stockendes Auflachen aber nicht verkneifen. Die Reaktion des Anderen ist Zustimmung genug.
»Der Rausch ist gefährlich, also pass auf, was du sagst.«
Als der Mann ihn wieder umrundet, erreicht ihn die bittere Gewissheit, dass er nicht aufhören wird. Er denkt nicht darüber nach, ob es machbar ist, sondern konzentriert sich. Mit festem Blick sieht er zu den beiden Ösen hinauf und ruft sich die Wut ins Gedächtnis, die ihn ergriffen hat, als er gefesselt aufgewacht ist.
Aki lehnt den Körper zurück, dann wirft er sich brüllend und mit aller Kraft nach vorne. Einmal, dann noch einmal. Das Holz knarzt unter seinem Gewicht und der fremde Alte brummt auf, als er das Vorhaben bemerkt. Er spürt die kräftige Pranke an seiner Schulter, was ihn aber nicht hindert sich erneut nach vorne zu werfen. Die eine Seite des Balkens gibt nach und Aki zieht den Arm rasch zu sich hinab.
Einseitig an der einen Kette hängend, knallt die Peitsche auf ihn hinab. Aufbrüllend reisst er an der zweiten Kette und als ihn die Peitsche ein weiteres Mal trifft, landet er auf den Knien. Keuchend krabbelt er auf allen Vieren vorwärts, wobei er die Ketten rasselnd mit sich zieht, die noch an seinen Handgelenken hängen.
»Wo willst du hin?« knurrt die Stimme des Alten und er hört wie Zorn daraus spricht.
Mit einem plötzlichen Ruck und roher Gewalt wird ihm der Peitschenriemen um die Kehle gelegt. Intuitiv greift er mit den Fingern danach, als ihm ein wuchtiger Tritt zwischen die Schulterblätter stößt. Er landet bäuchlings auf dem Steinboden und bemerkt, wie sich der Mann mit dem Umhang schwerfällig auf ihn hockt. Die Peitsche knarzt, als sie sich immer fester um seine Kehle schmiegt. Röchelnd kämpft er um Luft, die ihm aber nicht mehr gewährt wird. Aki spürt, wie sich der schwere Körper vor lehnt und er stößt mit letzter Kraft den Ellenbogen zurück. Er trifft, denn der Alte keucht auf und der Druck um seine Kehle nimmt ab. Eilig packt er die Peitsche und reisst sie von sich, um dann seinen Angreifer abzuwerfen.
Sie stürzen sich aufeinander wie hungrige Wölfe und die Fäuste donnern ungebremst auf den Körper des jeweiligen anderen. Er übertrumpft den Alten zunehmend, denn eine gewisse Gebrechlichkeit zeichnet sich doch ab, nun wo der Schmied ihm nicht mehr ausgeliefert ist. Aki schlägt weiter auf den Mann ein, bis er die Gelegenheit findet ihm die Kette um den Hals zu wickeln. Erst jetzt beginnt der wahre Kampf, als der Mann sich wegdreht und abmüht, um ihn abzuschütteln. Aki zieht ihn dicht an sich und übt konzentriert Kraft auf die Kette aus, trotz der Hiebe, die er einstecken muss und der Fingernägel, die sich schließlich in seine Unterarme graben. Als der Fremde erstickt Luft holt, knackt die Kette leise an dessen Kehle. Er würgt und bringt stöhnend noch ein Wort heraus. »Sohn, wart-« Das zweite Wort geht in einem Würgen unter, bevor die Kraft aus dem Körper weicht.

»Was hast du gesagt..?« Aki erstarrt und lässt die Kette so rasch los, als hätte ihn der Blitz getroffen. Er rollt den wuchtigen Körper zurück auf den Rücken und reisst die Kapuze fort. »Ach du scheiße..« Das Gesicht, das friedlich wirkt, hat große Ähnlichkeit mit dem seinen. Bart und Haare sind ergraut und die Narbe an der Augenbraue fehlt, aber die Gesichtszüge sind von der gleichen, grimmigen Strenge gezeichnet wie seine.
Augenblicklich finden seine Hände auf die Brust des Mannes und er beginnt Luft in die Lungen zu pumpen. Er keucht schwer vor Anstrengung, bevor er sein Gewicht nutzt, um den fremden Brustkorb wie einen Blasebalg zu behandeln.
»Nein, nein verdammt! Warum tust du so was?« Schließlich schlägt er mit der Faust auf den Brustkorb, aber es erfolgt keine Reaktion. Mit zitternden Fingern fühlt er den Puls und ein verzweifeltes Beben durchfährt ihn. Er starrt in das regungslose Gesicht und sinkt auf der Brust seines Vaters zusammen. Die Tränen kommen stumm und unerwartet und er klammert sich in den Umhang.
Schwer keuchend durchfährt ihn dann nochmals Entschlossenheit und er beginnt ein weiteres Mal zu pumpen, ohne das sich etwas regt. »Bitte, lass mich nicht derjenige sein.« Hilflos gibt er sich dem bitteren Schmerz hin und sinkt neben seinem toten Vater gegen die Mauer. Sein Gesicht verbirgt er in seinen unkontrolliert bebenden Fingern. Vielleicht hätte er Antworten gehabt?

Aki weiß nicht, wie lange er dort sitzt, aber schließlich betrachtet er nochmals das Gesicht seines Vaters. So lange hatte er nach ihm gesucht. Warum hatte er nichts gespürt? Für seine unbeherrschte Wut war er nur ein Angreifer, wie jeder andere.
Mühsam rappelt er sich hoch und geht zu der Türe. Als er die Treppe empor steigt findet er sich in einem schmalen Schacht wieder, der mit einer Metallleiter erschlossen ist. Der Schacht ist auf schlichte Weise mit einem Metallgitter abgedeckt und mit Efeu überwuchert, wie viele, wenig benutzte Stellen des Dorfes. Aki stößt das Gitter auf und orientiert sich kurz, bevor er wieder in den Keller hinab steigt.
Dann macht er sich langsam und schwer ächzend auf den Weg, um den Körper, der ihm in Größe und Gewicht in nichts nachsteht aus dem Keller zu schleppen. Als er die Leiter absolviert hat, lässt er seinen Vater los und sinkt atemlos in den Dreck. Der Kellerabgang befindet sich neben dem Friedhof, etwa bei der Küste. Aki lässt den Körper im Gebüsch liegen und greift sich eine Schaufel. Es dämmert bereits und so hebt er einigermaßen ungesehen ein ausreichend großes Loch aus. So groß wie dein eigenes Grab.
Er muss sich zusammen reissen, während er einen halben Stundenlauf lang gräbt, denn die Finger zucken unkontrolliert. Ich möchte dich nicht begraben, ich möchte das du lebst, verdammter Mist. Obwohl Aki dachte, dass er seinen Vater verabscheut, spürt er tiefe Trauer. Eine tiefe Emotion, die ihn seit Jahren nicht mehr erreicht hat.
Die letzten Momente mit seinem Vater nutzt er, um ihm den Umhang abzunehmen und zu durchsuchen. Er findet etwas Silber, ein Bündel Papier und einen Edelstein. Aki streicht versonnen über den dreckigen, ungeschliffenen Diamant. Sicher hat dieser seinem Vater etwas bedeutet. Er selbst weiß um die Bedeutung der Steine, kleine Glücksbringer, die für den ein oder anderen eine bestimmte Eigentschaft inne haben.
Dann hievt er den Körper in das Loch. Mit schweren Bewegungen schaufelt er die Erde zurück in das Loch, bis das friedliche Gesicht im Erdreich verschwindet. Sachte schaufelt er weiter, bis das Grab eben ist mit der Umgebung. Er zieht den Hammer aus dem Gürtel und legt ihn auf das Grab.
»Ich werde dir einen Grabstein besorgen.« raunt er besonnen. »Ich hoffe nur, du willst hier liegen. Ich würde es so wollen.«
Schließlich führen ihn seine Schritte fort von der Stätte. Als er das Dorf betritt, weicht er dem Blick des Gardisten aus. Im Laden angekommen setzt er sich mit dem Bündel Papier an den Tisch und legt achtsam den Diamant ab. Er entzündet eine Kerze und durchsucht das Bündel nach Antworten. Seine Finger beben leicht, als er die Handschrift sieht, die sich seit seiner Kindheit nicht verändert hat. Er findet eine Skizze, die einen prunkvollen Harnisch zeigt. Sein Vater hatte schon immer ein Händchen für Zeichnungen. Daneben findet er einen angebrochenen Brief, der nie beendet wurde. Der wweite Brief aus dem Bündel ist an ihn gerichtet. Er atmet tief durch und besinnt sich, bevor er es wagt das Schriftstück zu lesen. Die letzte Verbindung zu seinem Vater.


Lugh und Lyon mit dir Aki,

wenn du diesen Brief liest, bin ich vermutlich tod.
Das klingt pragmatisch aber es ist so, denn ich würde dir diesen Brief nicht freiwillig übergeben.
Gewisse Dinge spricht man nicht gerne aus, wie du dir vermutlich denken kannst.

Als du nach Rabenstein zurück gekommen bist, habe ich dich beobachten lassen. Ich habe Anna auf dich angesetzt, die Hure aus dem tanzenden Troll. Wie sollte ich wissen, dass du kein Interesse an Huren hast? Es sind die einzigen Frauen, die uns ertagen, da sie grobe Behandlung gewohnt sind. Außerdem bezahlt man sie anständig dafür, dass sie es ertragen.
Es kann sein, dass du einen Bruder oder eine Schwester hast, das kann ich dir nicht sicher sagen, aber du sollst es wissen. Wenn du danach suchen willst, dann versuch es in Rabenstein. Es gab nie einen Grund, der mich aus dem Lehen hätte locken können.

Ich möchte, dass du zwei Dinge weißt. Zum einen habe ich deine Mutter immer geliebt. Ich war der größte Narr, sie weg zu jagen und diese Entscheidung hat mich mein ganzes Leben lang verfolgt. Es gibt sehr wenige Frauen für mich und vermutlich auch für dich und wenn du eine von diesem Schlag findest, dann halte sie bei dir, koste es was es wolle. Es ist das Einzige was das Leben lebenswert macht. Ich empfinde Reue was deine Mutter angeht und das ist keine Schwäche.

Die zweite Sache ist die, dass ich dich beobachtet habe. Du bist unbeherrscht und emotionslos, so wie ich. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dir ein so schweres Leben gebe, dann hätte ich dich als Säugling in die Esse geworfen. Ich sage dir das sehr ungern, aber es gibt keine Möglichkeit dagegen zu wirken. Du wirst dich immer nach den Schmerzen anderer sehnen, töten ohne Gewissen und irgendwann dem Wahnsinn verfallen, wenn dich vorher keiner umbringt. Trotzdem und selbst wenn du das weißt, wirst du es nie selbst beenden und bis zum letzten Atemzug kämpfen wie ein Stier.
Ich bin zu dir gekommen, weil ich es Leid bin.
Wenn du Reue empfindest, dann halte daran fest. Bewahre dir die Emotion und klammere dich daran. Ein Leben ohne Herz ist reine Qual.

Zuletzt sollst du wissen, dass ich stolz auf dich bin. Ich hätte immer einen Laden in Rabenstein gewollt. Erhalte dir das Schmieden, du warst immer ein Naturtalent im Handwerk.


Eduart Durán


Er knüllt den Brief leicht zusammen, nur um ihn dann wieder glatt zu streichen. Du hast ihm also einen Gefallen getan? Er schüttelt den Gedanken ab und versucht sich auf das Gefühl des Verlusts zu konzentrieren. Der Schmerz kommt zurück und er gibt sich ihm hin. Er möchte fühlen und nimmt die Emotion in sich auf, ohne Angst davor zu haben. Ich möchte nicht so enden wie mein Vater. Und deshalb muss ich um ihn trauern, wie ein Mensch es tut. Ich bin kein Monster. Die Worte klingen plausibel, aber das Gefühl ist noch so fremd. Er hat die Zeit sich darauf einzulassen, weswegen er sich aufs Bett wirft und sich den Gedanken hin gibt.
Zu gern hätte er seinem Vater gesagt, dass Miriam, seine Mutter ihn auch geliebt hat. So sehr, dass sie keinen anderen Mann mehr an sich heran gelassen hat. Wenn du einknickst reisst du alles mit dir in die Tiefe. Vielleicht gibt es doch etwas wie Bestimmung.
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#12
Marionette


Seine Finger sind träge geworden und hängen nach unten, als würden sie fallenden Regen nach ahmen. Die Daumen stehen leicht ab und zucken gelegentlich. Das Seil hält den Körper in der aufrechten Position, obwohl bereits jeder Muskel nachgegeben hat. Wäre da nicht der zarte, zittrige Atem, der den flachen Bauch hebt und senkt, könnte man den Mann für tot halten. Da er aber lebendig ist, hängt er wie eine Marionette in den Seilen. Daher stammt wohl der Ausdruck, wenn man nach einer durchzechten Nacht in den Seilen hängt.
Aki ist der Beobachter und Strippenzieher, Genießer und Peiniger.  Er umrundet in Ruhe den Hängenden und versucht sich an dem Moment in vollen Zügen zu ergötzen. Es sind die kleinen Details, die dem Körper die perfekte Form und Wirkung geben. Eine zarte Schicht aus glänzendem Schweiß bedeckt die mager ausgeprägten, blassen Muskeln und erzeugt immer wieder einen Schauer, der ein sinnliches Beben auslöst. Die Haare sind zerwühlt und vereinzelte Strähnen kleben in dem Gesicht, obwohl der Besitzer sonst so eitel ist. Ein sachtes Hecheln kommt über die vollen Lippen, die gerötet und wund sind. Sein Gespiele kommt langsam zur Besinnung, aber es bleibt noch ausreichend Zeit, um den sinnlichen Anblick auszukosten.
Die schlanken Hüften winden sich und entlocken dem Besitzer einem wimmernden Laut. Bestimmt hat der Mann die teils blutigen Striemen an seinem Hinterteil nicht vergessen, deswegen schätzt Aki, dass er sich ebenfalls an dem Schmerz labt. Oder er besitzt die Kulanz, dem Voyeur etwas fürs Auge zu bieten. Die tiefen, roten Kratzer schmücken die helle Haut besonders schön. Es ist lange her, dass er etwas so Stimmiges und Vollkommenes gesehen hat. Aber er möchte die anderen nicht durch den Dreck ziehen, die vor ihm gebaumelt haben. Ob Mann oder Frau, sie besitzen alle ihre besondere Würze. Aber es gibt nur wenige, die seine Faszination in voller Intensität wecken. Die zierliche und schlanke Gestalt des Mannes weckt seinen Beschützerinstinkt, der überaus unangebracht ist, wenn man bedenkt, welchen Schaden er selbst anrichtet.
Sicherlich trägt auch die gemeinsame Vergangenheit einen Teil zur empfundenen Hingabe bei. Erst, wenn man jemanden verliert, weiß man zu schätzen, was man an ihm hat. Nun, wo er wieder hier hängt, ausgeliefert und fügsam, fühlt es sich an, wie der erste Regen nach langer Dürre. Er wäre nicht so vermessen gewesen zu glauben, dass er je zurück findet. »Du hast mich erschaffen, Aki«, ruft er sich die Worte ins Gedächtnis und muss grinsen.
Jeder Eindruck verstärkt sich bei einer zweiten Gelegenheit, fast als wäre man dem Tod entrungen. Er schmeckt und riecht noch besser, er schreit und zappelt noch schöner, er fühlt sich anders an, wie das Verderben höchstpersönlich. Liegt es daran, dass sich die Körper bereits kennen und einst mit der gleichen Frequenz geschwungen haben? Alles fühlt sich unbekannt und neu an, obwohl es nicht die erste Berührung ist und doch hat es sich im Laufe der Jahre verändert. Die Zeit, die man voneinander entfernt verbringt, schafft frische Neugierde. Doch wie lange wird sie halten?

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Wie lange wird es halten? Er öffnet die Augen und sieht sich im leeren Bett um. Vermutlich ist Aki nochmal eingeschlafen und hat nicht bemerkt, wie er aufgebrochen ist. Mit einem schweren Seufzen richtet er sich auf und sucht seine Kleidung zusammen. Fremde Betten missfallen ihm.
Es ist noch früh am Tag und deshalb ruhig auf den Straßen. Aki streift durch die, einst so vertrauten Gassen Löwensteins und sieht sich um. Er beobachtet, spioniert, schnüffelt und observiert. In der Bäckerei lässt sich die Konditorin von einem Kesselflicker besteigen, der auf der Durchreise ist. Vor dem edlen Kelch, der einst ein beliebter Treffpunkt war, hockt ein stinkender Kerl auf der Fensterlaibung und ertränkt bereits am frühen Morgen seinen Kummer. In der Schmiede arbeitet Tom, ein ehemaliger Bekannter gewissenhaft. Die Straßen stinken nach Kanal und die Hitze staut sich zwischen den Steinbauten. Aki fragt sich wie er hier leben kann, wo er doch ein Hygienenarr ist, der Seinesgleichen sucht. Er kann sich noch erinnern, wie er ihn berührt hat, nachdem seine Finger angeblich eine Frau beglückt haben. Er hat sich im Badehaus mit einer Bürste krebsrot geschrubbt. Du findest sogar seine Zwangsneurosen interessant? Jetzt hör aber auf..
Seine Schritte tragen ihn in die Neustadt und er findet sich vor Rahel's Haus wieder. Unterwegs wurde er beachtet, als wäre er Geist, also überhaupt nicht. Vermutlich schert sich die Kirche längst nicht mehr um seinen Namen und das Pergament mit der Belohnung ist bereits zu Staub zerfallen. Aki beugt sich zu einer der blühenden Rosen hin und streicht über die zarten Blütenblätter. Für einen Moment ertappt er sich dabei, erstaunt zu sein, denn seine Gedanken finden nicht zu Rahel. So lange hatte sie in seinem Kopf gespukt, aber mittlerweile empfindet er nicht mehr das Bedürfnis ihr nach zu stellen.
»Warum guckst du denn so besorgt?«
»Es ist nur so Lange her ...«
»Ich renne nicht weg«, verspricht er.
Aki streicht in Gedanken mit dem Daumen über die Rose und trennt ein Blütenblatt ab. Wie doch alles so zerbrechlich ist. Er muss jeden Handgriff zügeln, jedes Wort und jedes Verlangen. Und das, obwohl alles in ihm nach mehr schreit.
»Noch kannst du rennen«, wiederholt seine Stimme in seinem Kopf.
»Rennen? Nein. Du hast doch schon eine Leine an mir.« Die Stimme ist devot und dünn und doch so wohlklingend. Es ist die Stimmlage, die seine Begierde nährt.
»So schnell?«
»Deine Schuld. Der heutige Abend war's.«
Aki sieht nochmals an dem Buchbinderladen empor. Vielleicht ist es so simpel. So wie er eine Schwäche für Schmiede hat, sind es bei ihm vielleicht die Buchbinder. Er besinnt sich zum Aufbruch, denn an ihm zieht eine unsichtbare Hand. Zu gerne würde er den Weg einfach zurück gehen. Seine Gier schreit nach mehr, aber er darf ihr nicht nachgeben. Das Blütenblatt ist noch zu zart und er will es möglichst lange erhalten. Morgen ist auch noch ein Tag, bis dahin ist das eine Blatt sicherlich nachgewachsen.

[Bild: zeq5gmjs.jpg]
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#13
Kontrolle

Musik

Eigentlich sollte es ein ganz normaler, routinierter Arbeitstag werden. Bereits nach dem Aufstehen hatte Aki das ungute Gefühl, das er sich täuscht. Alles in dem Haus des Schmiedes schreit nach dem Fehlenden, alles erinnert ihn daran, alles riecht danach.
Er hat das Gefühl in einem Alptraum gefangen zu sein. Der Brief, der nur Verderben bedeutet liegt höhnend auf dem Esstisch. Aki kennt die Worte auswendig, sie hämmern kraftvoll in seinem Schädel wider. Es sind die vereinzelten Worte, die den Inhalt um alles Gute oder Neutrale berauben, die ihn heimsuchen.

Niemals

Seine Kleidung ist weit davon entfernt vorzeigbar und sauber zu sein. Andere Dinge sind wichtiger und essentieller, Essen zum Beispiel. Anstatt zu Hungern, hat er einen wahnsinnigen Apetitt, der ihn fast beschämt. Er spürt die vereinzelt fettigen Strähnen, als er mit gespreizten Fingern durchs Haar fährt. Aki lässt sich gehen, wenn niemand hier ist, der sich um ihn schert. Warum auch die Mühe? Er ist nicht in Stimmung das Haus zu verlassen. Höchstens Nachts, um unbehelligt durch die Gegend zu streifen. Auch die Arbeitszeiten hat er auf Nachts verlegt. Solange sich niemand über den Lärm beschwert, nutzt er die Abgelegenheit und Ungestörtheit der Mine.

Unmöglich

Er bemüht sich nicht zu dem Brief zu sehen, als er auf die Bank sinkt, um zu Essen. Immerhin hat er seine Vorräte aufgefüllt. Er kann sich nicht vorstellen jetzt unter Leute zu gehen, umso fremder sie sind, umso schwerer fällt es ihm. Paranoia klopft bei ihm an und sendet einen kalten Schauer an seiner Wirbelsäule hinab. Wie nebenbei kaut er auf dem Laib Brot herum, der bereits recht trocken ist. Der Schinken macht es jedoch ganz erträglich, nur der Genuss bleibt aus.
Mit einem Schnauben rückt er den Kopf von dem beschriebenen Pergament weg, das so offenherzig neben ihm liegt. Er schwingt die Beine über die Bank und starrt durch den Raum, bis sich der stahlblaue Blick auf dem Pfahl fest frisst. Ihm ist bewusst, dass er sich den Erinnerungen nicht hin geben darf. Es zerfrisst ihn nur, aber sein Kopf ist anderer Meinung.

Distanzieren

Als er den Kopf in den Nacken legt, prasseln die Eindrücke und Empfindungen auf ihn ein. Er windet sich nicht lange, denn es ist das Einzige, was ihn noch am Leben hält und annähernd an Genuss grenzt. Diesmal sind es vielmehr die Geräusche und das Ausbleiben selbiger, die eine grausame Mischung aus Begehren und Verlangen ergeben und seine Sinne beanspruchen. Es herrscht kein Wind im Raum und er sitzt tatenlos auf der Bank und dennoch rasseln die langen Ketten.
Ein zartes Rasseln, als würde sich der Gefesselte in Argonie winden, gefolgt von einem aprupten Zug, als der Körper einknickt und sich die Ketten straffen. Er braucht keinen Schrei, dem ihm sein Verstand vorgaukelt, um zu wissen wobei diese Reaktion entsteht. Ein Schlag.
Hektisches, überfordertes Hecheln und sanftes Tapsen der nackten Füßen, als sich der Getroffene wieder aufrichtet und stur seine Kraft zusammen kratzt. Aki mag es besonders, wenn er sich nicht gänzlich fügt, sondern den zart provozierenden Widerstand sehen lässt. Nur anhand der tiefe und des Klangs der Atemzüge, weiß er, wie weit sein Gespiel ist. Er kann förmlich abzählen, wie viele Schläge er noch einstecken kann, bis die Lust zu blankem Schmerz wird. Oder, wann er sanfter zu schlagen muss, um einen Höhepunkt des Genuss heraus zu fordern.

Einsamkeit

Die Nuancen erstrecken sich von rauem Keuchen über unwohles Schnurren bis hin zu ungeduldigem Wimmern. Manche Laute kommen Worten gleich. Wimmern entspricht einem Flehen nach Erlösung. Ein Schnurren verlangt nach mehr, gibt aber auch zu Verstehen, dass der Körper noch nicht warm ist. Atemloses Hecheln bedeutet ein Lob, fast wie ein ermutigendes Kraulen. Durch geschlossene Zähne und Lippen gepresste Laute zeugen von mühsamer Beherrschung, was immer einer Warnung entspricht. Entweder ist er an seiner körperlichen Grenze oder kurz davor sich zu erleichtern.
Er kennt die Gesänge seines Mannes so blind, wie ein Barde sein bestes Musikstück. Jetzt, wo er sich daran gewöhnt hat ist es undenkbar, sich an jemand anderes gewöhnen zu müssen.

Abstand

Aki liebt es mit dem Puls und dem Herzschlag zu spielen, ein hektisches Rasen zu provozieren, um ihn wieder zum Abkülen zu zwingen. Er labt sich an dem Anblick, wenn sich die Muskeln anspannen, verzehrt von dem Wechselbad aus animalischer Gier und sinnlichem Schmerz. Alleine, wie es der zarte Schweißfilm vermag, die Konturen des Körpers in Szene zu setzen und gelegentlich eine Gänsehaut hervor ruft, welche die straffe Haut noch mehr spannt. Der Mondschein setzt den Körper in das richtige Licht und beleuchtet die Nacktheit und Vollkommenheit.
Der Körper kann damit nicht umgehen, dass er den Geist an einen anderen Ort entführt. Ein Ort, der bewirkt, dass man sich fallen lassen kann, alles vergisst und sich in die Hände eines anderen gibt, besinnungslos und ohne jede Kontrolle. Das Einzige, worauf man sich besinnen muss ist stehen und atmen, genießen und schreien.
Der Körper indes schwankt mit seinen Empfindungen und Reaktionen zwischen Furcht und Hochgenuss. Der Leib spannt sich an, bildet Gänsehaut, die vom Nacken aus den Rücken hinab krabbelt, bringt die Muskeln zum Beben und die Schenkel zum Zucken. Die ungewohnte Mischung lässt die Hände ballen und entspannen, die gefesselten Handgelenke zucken und die Ketten rasseln. Und trotzdem kann sich die Hülle nicht entscheiden, ob die Reaktionen aus Entzücken oder Abscheu gründen.

Trennung

Die Tatsache, dass sich das Leder in seinem Schos spannt, lässt bittere Wut aufsteigen. In einer aprupten Bewegung erhebt sich Aki, packt das nächstbeste Möbelstück – in diesem Fall das Regal mit seinen Heiligtümern – und lässt es brachial auf den Dielenboden knallen. Seine Instrumente oder Spielzeuge vertreuen sich auf dem Boden und liegen entblöst und höhnend da. Spreizstangen neben Ledermanschetten, Ketten neben geölten Seilen, Rohrstock mit Gerte und Bullenpeitsche mit Neunschwänziger gekreuzt. All das erscheint ihm nutzlos. Es sind Instrumente, um dem Körper Zucht und Demut zu lehren. Nichts davon hilft ihm, den emotionalen Schaden zu richten, oder auch nur davon abzulenken.

Er sehnt sich danach unter das Fell zu kriechen und sich vor allem zu verstecken. Aber mit welchem Ziel und mit welcher Absicht? Es würde nichts ändern. Er kann sich nicht vor der emotionalen Kontrolle drücken, wenn er keinerlei Kompromisse macht, was die körperliche Kontrolle angeht.
Was bleibt ihm zu tun? Die Antwort ist so simpel und doch nicht einfach.
Er ist derjenige, der dem Hängenden unter die Arme greift und ihn fest hält, wenn die Knie nachgeben. Er ist derjenige, der die Kontrolle hat und abschätzen muss, wie weit und wie viel der andere ertragen kann. Er ist derjenige, der sich ohne Worte erkundigt, ob der Körper noch durch hält und wie weit der Schaden trägt. All das ist seine Aufgabe.
Warum sollte der Kopf eine Ausnahme sein? Es wird Zeit, das er die Kontrolle über den Rest erlangt. Außnahmslos Alles.

[Bild: jrebjek2.jpg]
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#14
Nähe




Seine Umgebung ähnelt schwarzem, schwerem Samt. Er bildet sich ein in dem Dunst Schemen von Gestalten und Gebäuden zu sehen, aber nichts, dass er benennen kann. Einer der, sich krümmenden und windenden Nebelschwaden lockt seine Aufmerksamkeit und er fokussiert den Blick dort. Durch den Qualm, der die schlanke Silhouette umhüllt wie Rauch tritt ein Mann hervor, einen Kopf kleiner als Aki. Er trägt dunkel gefärbtes, teuer wirkendes Leder, das sich eng um die grazilen Beine und die schlanke Hüfte schmiegt. Dazu einen Morgenmantel, welcher der Umgebung entspringen könnte, gewichtig und samtig. Das Kleidungsstück schleift sachte am Boden und wirbelt dort den Nebel auf, als wäre es Staub. Der Mantel steht an der Front offen und entblößt feste Muskeln, die dank der Alabasterhaut wie aus Marmor gemeißelt wirken.
Die Erkenntnis und die damit einhergehende Ruhe legt sich auf den Hünen und zwingt die breiten Schultern zur Entspannung. Als der Mann elegant neben ihn tritt und die schlanken, langen Finger sachte auf Aki‘s Schulter legt, reagiert er weder distanziert noch ablehnend. Er lässt die Nähe zu und starrt direkt und innig in die blauen Augen, die ihn ansehen. Das Gesicht des Silendirer ist so makellos, wie er es gewohnt ist. Minimale Lachfältchen um die Lippen geben den nahezu weibischen Lippen etwas arrogantes. Für einen Augenblick der Nähe schmiegt Orestes die Stirn an Aki‘s dargebotene Schulter, dicht neben dem abgelegten Fingern. Die Berührung ist minimalistisch, denn Orestes kennt die Grenzen nur zu gut, aber gewichtig genug, um eindeutig zu sein.
Man würde dem aristokratischen Mann keinerlei Gewalt zutrauen, keine Hinterlistigkeit und keine schmutzigen Gedanken. Dafür ist er zu schön, zu überlegt und zu kultiviert. Auf den ersten Blick traut man ihm nicht zu, dass er selbstsüchtig sein kann, gierig und martialisch. Eigentlich sollte man meinen das trifft mehr auf Aki zu, aber in der Hinsicht sind sie gleich.
Der Kontakt währt nicht lange, denn weitere Schemen lösen sich aus dem Vorhang und bewegen sich träge auf sie zu. Jedoch schwebt die Angriffslust in der Luft, wie feiner Wasserdampf. Orestes schlanke Finger gleiten an Aki‘s Brust hinab, den wachsam angespannten Bauch passierend, bis zu dem Messer, dass sich dicht an seinen Oberschenkel schmiegt. Mit einem demonstrativen Ruck wird die kleine, verheerende Klinge gezogen und der Bewaffnete wendet sich in einer anmutigen Bewegung. Die Bewegungen des schmächtigen Mannes sind zugleich fein und verheerend. Die ersten drei Schemen sind für ihn bestimmt, denn drei brünette Schönheiten wagen sich aus dem Nebel und attackieren Orestes wie Furien mit ausgefahrenen Krallen. Aki ist die Ähnlichkeit nie aufgefallen, welche die drei Frauen aufweisen, die einst sein Bett teilten. Umso sichtbarer wird das Beuteschema des Hünen. Er kann sich an die Namen erinnern und nennt sie in seinem Kopf eben so rasch, wie die scharfe Dolchklinge sie nieder streckt. Wenn Orestes tötet, geschieht es mit einem triumphierenden Lächeln, das Verzücken in die himmelblauen Augen ruft. Er geht entschlossen vor und stört sich nicht an dem warmen Blut, das Haut, Gesicht und Mantel befleckt. Die Frauen vergehen in dichtem Rauch und lassen den ansehnlichen, befleckten Mann alleine zurück. Die hellen Augen treffen Aki‘s und ziehen sanft an seinem Kopf vorbei, dort eine Regung beobachtend.
Die kräftigen Finger greifen instinktiv an den Flegel, der am Gürtel baumelt, ein Knüppel mit rasselndem Ende. Die Waffe ist bei Notwendigkeit schnell zur Hand und ähnelt bei der Benutzung der alltäglichen Bewegung beim Hämmern. Dreimal schlägt Aki auf den Mann ein, der sich aus der düsteren Umgebung löst, obwohl es zwei Hiebe mehr als nötig sind. Das Gesicht, nahezu so blass wie Orestes‘ und geschmückt mit strohblonden Haaren, verzerrt sich vor Schmerz und Verlust.
Kaum, dass Aki die beiden erlegt hat und sich voller Adrenalin und mit bebenden Muskeln umwendet, vollzieht Orestes eine Piruette und rammt einem Mann mit grüner Kapuze den Dolch direkt in den Brustkorb, dort, wo das Herz schlägt. Als die Kapuze zurück schwappt, wird ein schwarzer Haarschopf sichtbar, aber Aki weiß schon längst, wen er vor sich hat. Ein gedämpfter, zarter Gedanke schiebt sich in seinen Kopf. Wer bleibt noch übrig?
Die Frage bleibt nicht lange unbeantwortet, als Hand in Hand zwei Rothaarige aus dem Dunst treten. Der Mann besitzt markante Züge und gespenstiger Blässe, die Frau hat ein bezirzendes Lächeln aufgelegt, das unecht wirkt und ihre Rundungen sind straff nach oben gepresst. In gewisser Weise passt es, erwägt Aki, bevor er sich zusammen mit Orestes voran stürzt, geeint und entschlossen, als wären sie ein Mann. Obwohl unausgesprochen bleibt, welches Ziel wem gebührt, besteht eine nonverbale Übereinkunft zwischen den beiden. Orestes rammt der Rothaarigen das Messer direkt zwischen die Brüste, während der Hüne sich den Rotschopf vornimmt, unbeirrt auf dessen Heiligtum zielend. Als die beiden in Nebel vergehen und die Mörder mit Blut besprenkelt einander anblicken, knüpft sich eine unsichtbare Verbindung zwischen ihnen, als die letzten Geister der Vergangenheit nieder gestreckt sind.
Aki greift nach Orestes leicht kantigem Kinn und hebt es an. In den fast grauen Augen liegt die gleiche Dunkelheit und Angriffslust zugrunde wie in den hellblauen. Das einvernehmende, feine Lächeln klebt immer noch auf Orestes Zügen, selbst als er Aki den Messergriff darbietend gegen die Brust drückt. Der Hüne greift zu und wendet die Klinge in seiner Hand. Plötzlich gibt es nur noch die beiden und den Dolch. Dank der Stille wird das zarte Schaben hörbar, als die Messerspitze an Orestes zarter Kehle hinauf rutscht, von der Narbe an der Kehle, für die gewissermaßen Aki verantwortlich ist aus, in Richtung Kinn hinauf. Orestes Kehlkopf zuckt beim Schlucken, jedoch hält er abgesehen davon ruhig, wie eine Statue. Die stahlblauen Augen beobachten die Hauptschlagader, die unter der zärtlichen Berührung der scharfen Spitze pocht. Das sinnliche, überhebliche Lächeln beherrscht immer noch die Züge und lässt den Sadist unzufrieden knurren. Als sich ein zarter Blutstropfen hervor wagt, lässt er die Klinge fallen, die klirrend auftrifft. Er reckt sich vor und leckt gierig über die Stelle, schmeckt den dumpfen, kupfernen Geschmack, gemischt mit einem Hauch Salz von Orestes Schweiß und dessen ganz eigener Würze. Der fremde Puls des Mannes beruhigt sich nicht, was verrät, dass Orestes weder unruhig noch panisch war. Vertraust du mir wieder?
Der folgende Kuss ist Antwort auf alle Fragen und beseitigt alle Ungewissheiten. Ihre Lippen finden fest und gierig zusammen und die Zungen vollziehen einen verzehrenden, samtigen Tanz. So lange, bis die Dunkelheit sie verschluckt.

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Als er aus dem Traum erwacht, liegt der anschmiegsamer Mann dicht neben ihm. Durchatmend reckt Aki die rauen Finger und streicht über das nahe, schwarze Haar. Orestes schläft nicht oder ist durch den Traum aufgeweckt worden, warum sonst sollten die hellen Augen ihn so hinreissend anstarren?
»Schlecht geträumt?« kehlt Orestes mit zerknautschter, schlaftrunkener Stimme.
Im ersten Moment ist Aki selbst unschlüssig. Hat er schlecht geträumt? Deswegen antwortet er mit einem Grinsen, welches einen irritierten Ausdruck auf Orestes makellose Züge zaubert. Wie sehr ihm der Ausdruck gefällt, merkt der Hüne erst, als er Orestes kräftig durch den Schopf krault. Dieser gibt ein anschmiegsames Summen von sich.
Zurückhaltend klemmt Orestes sein Bein an Aki‘s, dabei die grimmigen Züge genaustens beobachtend, was aufzeigt, wie gut er den distanzierten Hünen kennt. Aki ermutigt ihn mit einem weiteren Kraulen, dichter am Nacken, woraufhin sich der schmächtige Schönling regelrecht an ihm festsaugt. So wie er sich festklammert und so wie der Abend verlaufen ist, kann Aki die »Meins, meins, meins!«-Rufe in Orestes Kopf förmlich hören.
Er knurrt kehlig und zufrieden. »Ich hab gewissermaßen davon geträumt, dass wir zusammen wachsen. Fast wie in deinem Traum, erinnerst du dich daran?« Der Mann nickt und Aki muss sich zusammen reissen, um weiter zu sprechen und nicht in den klaren Augen zu versinken. Mit rauer, verhangener Tonlage spricht er weiter. »Ich denk es heißt, dass wir nur uns brauchen, sonst niemanden und das soll auch weiterhin so bleiben. Keine Geister mehr, die uns jagen.«
Ein tiefes Ausatmen folgt auf die kurze, offene Erläuterung, bevor er nach Orestes Hüften greift und sich mit ihm herum wälzt. »Aber da du sowieso wach bist, können wir doch...« Der Rest geht in einem Kuss unter. Und noch mehr, deutlich mehr.
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#15
Beherrschung

Musik


Der Kontrollsüchtige, sadistische Hüne hat seinen Mann an einem der Stützpfeiler mitten im Ladenbereich aufgehangen, den Rücken zur Türe. Die Handgelenke sind so straff mit einem schlichten, aber geölten Lederriemen zusammen geschnürt, dass sie zart einschneiden. Das hinreißende Winden des Gebundenen ist den fixierten Handgelenken jedoch auch keine Hilfe. Aki hält das Winden, Zucken und Beben der hübsch definierten Muskelpartien und das Straffen und Entspannen der alabasterweißen Haut für den reinsten Augenschmaus. Seine Finger zucken, aber er weiß - genauso gut, wie sein hängender Mann - dass er der Verlockung nicht nachgeben darf. Es gibt einen triftigen Grund, weswegen sein Mann am Pfosten gelehnt in einen aufrechten Stand gezwungen ist und, warum er unruhige Atemzüge durch die gespreizten Lippen freilässt, die mit einem unnachgiebigem Metallring gehalten werden.
Sein Mann war ungezogen, gar frech zu ihm, mit Worten ebenso wie mit Taten. Es ist dem Windenden bewusst, sonst würde er sich nicht so konzentriert darum bemühen, die Reaktionen seines Körpers zu verbergen. Er ist mittlerweile gut darin, besser, als er es vielleicht vermutet. Die Gänsehaut ist lückenhaft und der zarte Schweißfilm unaufdringlich. Entsprechend mager ist die Beule unter dem enganliegenden Leder der Hose und Aki würde zu gerne einen Blick in den fremden Kopf wagen, um herauszufinden, welche Gedanken das Kunststück zustande bringen. Selbstbeherrschung und Kontrolle wissen ein gewisses Prickeln zu erzeugen, um die Gier solange zu drosseln, bis sie übermächtig wird. Es ist ein wichtiges Instrument, in gewisser Weise einer Selbstgeißelung gleich kommend und ihm deshalb ein Anliegen, es seinem Mann zu schulen.
Zarte Speichelfäden laufen auf dem Mund, die den peniblen Mann eindeutig stören. Er bemüht sich die Flüssigkeit mit der Zunge aufzuhalten, scheitert aber. Immerhin genießt Aki so den Anblick der wandernden Zunge. Die Atemzüge sind noch immer rasch und erregt vor Streitlust. Was bedeutet, dass dem Voyeur in ihm noch ausreichend Zeit gegeben ist, um den Hängenden zu beobachten.
Nichts auf der Welt könnte in dem Moment wichtiger sein, als der Anblick seines Mannes. Keine Person, die durch die Türe stürzt, könnte ihn von seinem Platz auf dem Hocker fort zerren. Er sitzt dort, breitbeinig und leicht voran gelehnt, die massiven, teils tätowierten Unterarme auf den Knien abgestützt und lässt den Schwarzhaarigen nicht länger als einen Wimpernschlag aus dem süchtigen Blick. Es ist ein Teil der Strafe, dass er den intensiven, gar unangenehmen Blick auf dem halb entblößten Körper spürt. Die Aufmerksamkeit des Hünen gilt ganz seinem fleischlichen Besitz und er wird solange ausharren wie es dauert, bis derjenige sich beruhigt.
Das Aussitzen der Strafe erreicht eine neue Stufe, als der Schwarzhaarige einen resignierenden, annähernd nachgiebigen Laut ausstößt und die Augen schließt. Zeit für Aki, die Gedanken schweifen zu lassen.


Aki hat Orestes nie aus den Augen verloren. Der Mann vor ihm behauptet, dass es ihm eines Tages langweilig werden könnte, Alltag einkehre oder aus Nervenkitzel Stetigkeit wird. Aber Aki kennt die Unstetigkeiten in dem Schönling, die Untiefen, die Zwangsneurosen und den annähernden Wahnsinn. Das Einzige, was der Anblick dieses komplizierten, teils selbst überforderten Bildes seines Mannes in Aki weckt, ist Interesse und Besitzgier. Langeweile gründet aus Vorhersehbarkeit und das ist eine der letzten Eigenschaften, die in seinen Augen auf Orestes zutrifft. Der schwarzhaarige Hermetiker ist nicht durchschaubar, sondern hochgradig komplex, was Weitsichtigkeit schwierig werden lässt. Wenn dem Hünen jemand prophezeien würde, dass er noch weitere dreißig Jahre an der Seite von Orestes verbringen würde, wäre sich Aki sicher, dass er noch immer an den Untiefen zu kauen hätte. All das heizt die Gier, ihn zu besitzen, noch mehr an. Nicht nur ihn zu besitzen, ihn zu beanspruchen und zu dominieren, um zumindest einen gewissen Teil des fremden Lebens definieren zu können.
Neben Orestes manipulativen, durchdachten Verhaltens, Ordnungswahn und zahlreichen Zwangsstörungen, strahlt er eine Art von Unsicherheit und Überforderung aus. Manchmal findet sich Aki nach einer verbalen Auseinandersetzung überfragt und zermürbt wieder und doch möchte er dem nachgehen, unfähig davon abzulassen. Sie brauchen die kleinen, dramatischen Explosionen, das Machtgehabe und die hemmungslosen Streittiraden. Es hält sie wach, sichert die Intensität, die zwischen ihnen herrscht, ganz gleich, ob sie sich vor Erregung anschreien oder aneinander reiben. Zumal jeder Streit nur der Weg zu verzehrendem Sex ist. Es ist Aki‘s Verantwortung, die Meinungsverschiedenheit ab einem gewissen Punkt abzuwürgen. Er ist der dominante Teil in ihrer Beziehung und es obliegt seiner Kontrolle, dass Orestes seinen Platz nicht vergisst. Daran ist nichts verwerfliches oder ungewöhnliches. Es ist die Essenz jeder gesunden Beziehung, nur, dass er dem ganzen seine eigene Würze und einen eigenen Namen verleiht.
Sobald Orestes kniet, und sei es nur mental, dringt die Unsicherheit stärker an die Oberfläche. Es sind die Momente, in denen der Hüne willentlich Nähe zulässt, seinen Kerl zusichernd krault und ihm das Gefühl gibt, dass er nicht alleine ist. Denn wenn die zornige Fassade bröckelt und damit die Möglichkeit, sich dahinter zu verbergen, kommen Ängste zum Vorschein. Die größte Angst des Schönlings ist es, einsam zu sein und das schreit Aki aus den großen, hellen Augen entgegen, wenn er einer Auseinandersetzung ein herrisches Ende bereitet.

Der Hängende reißt die Augen auf und starrt in Aki‘s Augen. ‚Ich bin immer noch hier.‘ gibt er ihm mit einem festen, berechnenden Blick zu verstehen. Der Blick seines Gegenübers entspannt sich, wird weniger gehetzt und in gewisser Weise verspürt Aki, wie die Ruhe des blassen, hinreißenden Mannes ihm selbst als Anker dient. Mit einem tiefen Durchatmen labt er sich an dieser Gewissheit, die ihn durchflutet. Orestes Mundwinkel zucken unstet, ehe sich die Augenlider erneut träge schließen. Fast da.

Er hat Orestes nie aus den Augen verloren.
Er hat zugesehen, wie der weißhaarige Schmied eines Tages aufgetaucht ist, Orestes Herz gewonnen hat und wie sich Sherion und Orestes schließlich verlobt haben. Die Beziehung pendelte höher und höher, bis in windige Höhen, um schließlich zu zerbrechen. Mit Servok geschah etwas Ähnliches.
Was Aki dabei gelernt hat ist, dass Orestes treu ist. So treu wie ein unterwürfiger Hund gegenüber seinem, ihn fütternden Herr. Sie haben sich gelegentlich gesehen, kurze, belanglose Augenblicke, die für jeden normal denkenden Mensch nach wenigen Stundenläufen vergessen, gar ungeschehen waren. Aber nicht für Aki. Egal wie kurz sich der Kontakt für Orestes angefühlt hatte, Aki hatte ihn danach noch im Blick. Während der Buchbinder nicht mehr empfand, als ein unwohles Kribbeln im Nacken, dass ihm verrät beobachtet zu werden, war es für Aki das höchste, voyeuristische Gut. Es war das Maximale, an dem er von seinem Standpunkt aus teilhaben konnte. Die wenige, magere Information, die er aus dem kurzen Blickkontakt und Orestes Anblick herausfiltern konnte war genug, um ihn bei Laune und entsprechend die Finger ruhig zu halten.
Orestes war sein erster Mann, den er fast zerstört hat, den er fast willentlich über die Grenze gestoßen hat. Das, was er mit vielen Frauen davor getan hat, bis sie nur noch nach zuckende, leblose Bündel in seinem unnachgiebigen Griff waren. Aber Orestes hat es überlebt, um sich zur großen Ausnahme zu mausern.
Die Frage nach dem warum ist einfach. Damals, als der Schönling geknebelt und gefesselt auf dem Boden lag, das Messer an der Kehle und mit riesigen, rehhaften Augen zu Aki auf starrte, war da nicht nur Verachtung spürbar. Der Sadist erkannte Intensität und wenn er fest genug an der Oberfläche kratzte, erkannte er das mickrige, ängstliche Ankündigen eines Wimmerns. Ein kleiner, in dem Moment kurz vor der Nahtoderfahrung kümmerlicher Teil von Orestes, empfand die Situation nicht ausschließlich als abstoßend und ihm war der Blick eines Mannes auf dem unterworfenen Gesicht alles andere als ungefällig. Der eitle, penible Schnösel war offensichtlich alles andere als frigide, im Bezug auf Demütigung und das weckte Aki's Interesse mehr als ein paar nackte Brüste oder zarte, glatte Frauenschenkel.
So eine Obsession verliert er nicht aus dem Kopf und jeder Schrei, jedes Jaulen und jedes Wimmern nährt sie nur.
Der Hängende öffnet die Augen, die mit klarem, besonnen Blick durch den Laden blicken und sich auf Aki‘s Gesichtszügen manifestieren. Ein seltenes Zucken des Mundwinkels wird in der sonst so starren Miene des Schmiedes sichtbar. »Gut«, raunt er zufrieden und erhebt sich träge vom Hocker. »Zeit dich zu befreien und dir zu zeigen, was du aufgeschoben hast.«

[Bild: wtsv2h4v.png]
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#16
Besitz

Musik

Aki Durán, ich frage dich im Angesicht der Götter ....

Er sieht Orestes durch einen milchigen Schleier hindurch, als wäre er mit lockerer Pinselführung gezeichnet worden. Die Farbe wirkt schraffiert und die Darstellung leicht verschwommen, weshalb viel der Vorstellungskraft überlassen ist. Zumindest im ersten Moment.
Die schemenhafte Darstellung gewinnt Konturen und Kontrast, Detailtiefe und Farbintensität. Der Mann steht nah an einer Klippe, vom salzigen Geruch der Gischt eingehüllt, vom Wind ergriffen. Die Gezeiten ziehen sanft an der Kleidung, die aus mehreren Lagen hauchdünnem, zart feuchten Stoff besteht und den Körper umrahmt wie ein Nachthemd oder Kleid. Dennoch findet sich unter dem Kleid eine männliche Siluette, ohne nennenswerte Taille, dafür mit schlanken Hüften und einer grazilen Wirbelsäule, die den definierten Rücken ziert.


... nimmst du Orestes Caetano als deinen Mann ...

Der Rocksaum peitscht um die nackten Waden und lässt erahnen, dass er teilweise in gespenstischen Fetzen hängt. Als der blasse, schlanke Mann den Kopf dreht und sich nach seinem Beobachter umblickt, umschmeichelt das rabenschwarze Haar die makellosen Gesichtszüge. Die giftblauen Augen finden seinen Blick und motivieren den Mann, sich gänzlich umzudrehen.
Das Kleid ist tief ausgeschnitten, so tief, dass es einer Frau ein beachtliches Dekoletee verpassen würde. In diesem Fall umschmeichelt der Ausschnitt definierte, aber unaufdringliche Brustmuskeln, penibel enthaart aber mit feinen Sprenkeln von Blut bedeckt.
Das netzartige Schmuckstück, dass in der Brustwarze steckt und von einer winzigen Spinne bewohnt wird, zeichnet sich unterschwellig lasziv unter dem dünnen, nahezu durchsichtigen Stoff ab. Der Stoff umschwemmt Aki's Beine, als er näher kommt und in Orestes Haar greift, um den Kopf sachte in den Nacken zu zwingen. Orestes verzieht die begehrenswerten Lippen und späht zu ihm auf, mit gefügigem Blick und bleckt die Zähne. Die weiße Zahnreihe blitzt auf, bevor der Anblick in tintenschwarzer Dunkelheit versinkt.


... und versprichst, ihm die Treue zu halten in guten wie in bösen Tagen ...
Das Gelübde sind nur Worte, die sich in seinem Verstand verformen.
... und versprichst, ihm die Treue zu halten an beherrschten wie an zornigen Tagen ...

... in Gesundheit und Krankheit ...
... in Schmerz und Wahnsinn ...

... ihn zu lieben, zu achten und zu ehren ...
... ihn zu lieben mit hemmungsloser Hingabe, ihn mit qualvoller Lust zu achten
und mit Grausamkeit zu ehren ...


... bis, dass der Tod euch scheidet?
... bis, dass dir die Kontrolle entrinnt?

[Bild: y7xzo4yg.png]

Seine Finger zucken noch Stunden später von der flüchtigen, abschätzigen Berührung an Orestes Kehle. Ein Griff, der für jemanden wie den Hünen eine ganze Welt bedeutet. Nuancen von Verlangen, Kontrolle, Besitzgier, Provokation, Reiz und Temprament vermischen sich zu einem dunklen Strudel aus intensiven Emotionen, der ihn gefangen hält. Er begehrt danach die Intensität festzuhalten, luft-und lichtdicht einzuschließen, um sie sich später tröpfchenweise injezieren zu können. Es ist die Intensität die Meisterwerke erschafft, wenn er den Hammer in die Hand nimmt und eben danach sinnt er in dem Moment.
Das Kunstwerk, das ihm im Kopf herum spukt, benötigt absolute Ruhe und Konzentration. Er stapft in den eigenen Laden und stößt ein warnendes Brummen aus, das jeden ungebetenen Gast und jede aufmüpfige Ratte aus dem Fenster oder zurück ins Loch jagt. Die Türe verschließt er sorgsam und klemmt zusätztlich eine Stuhllehne unter die Klinke, denn in Rabenstein weiß man nie. Erst als die Glut der Esse einengende Hitze versprüht, schweigt die Unruhe und er ist ganz Handwerker. Um die Kohlen zu Höchstleistungen zu motivieren, wirft er ein paar Brocken des raren Vulkangesteins hinein, das kleinen, schimmernden Kohlebrocken ähnelt. Nach den ersten, formenden Hammerschlägen auf die mattschwarze Legierung, legt er das abgetragene Arbeitshemd ab. Das Sehnen nach mehr Hautfläche ist einerseits der Wärme zu schulden, die dem Hünen schier zu Kopf steigen droht, andererseits der Überzeugung, dass die entstehende Arbeit mehr verdient, als nur das Feuer der Esse. Anständiges, würdiges Schmiedefeuer. Die gelegentlichen Funken, die gegen Brust und Bauch prasseln, entlocken ihm nicht einmal ein Wimpernzucken.
Was sind schon ein paar Brandmale mehr, auf der Landkarte aus Narben und Kratzern auf der gebräunten Haut, wenn er sich dafür vollständig einbringen kann? Das Werkstück verdient nicht weniger als das, es wird ihm gerade erst gerecht. Obwohl das spätere Stück - in gewisser Weise ein Schmuckstück - aus der hitzebeständigsten Legierung besteht, welche die Götter ihm gegeben haben,  reicht es dem Perfektionisten in ihm nicht aus. Das Schmuckstück soll die Hitze vereinen, die es auslöst und für die es steht. Es soll gleichermaßen für Gehorsam und Macht, Eigentum und Zugehörigkeit stehen, ganz zu Schweigen von Lust und einem nonverbalen Versprechen, das zwei Menschen aneinander bindet.

Als er das fertige Stück entbehrungsvolle Stunden später in den rußigen, prankenhaften Händen hält und andächtig durchatmet, ist das Gefühl zurück gekehrt, das er verwahren wollte. Obwohl die Esse bereits abgekühlt ist und er die Oberfläche des gewichtigen Stücks fein säuberlich abgeschliffen und poliert hat, dreht er es um und macht sich mit Hammer und Meisel daran, eine Gravur an der Innenseite anzubringen. Eine Inschrift, die sich dicht an die Kehle des Trägers schmiegen wird, zusammen mit dem gewichtigen, starren und kalten Rabenstahl.
Der Halsreif an sich ist ein paar Finger breit und mit einem zarten Metallring an der Vorderseite, auf Kehlkopfhöhe verziert. Der Verschlussmechanismus ist verborgen und lässt sich mit einem feinen Metallstift justieren, welcher für den Träger nur schwerlich zugänglich ist. Es würde dem Sinn und Zweck nicht gerecht werden, wenn der Geschmückte die außergewöhnliche Kette mühelos selbst abnehmen könnte.

Der Ring ist Welten davon entfernt konventionell zu sein und dennoch ist er für den Schmied schlichtweg atemberaubend schön. Es gibt nichts, was den Erschaffer von seiner Überzeugung abbringen könnte, dass er etwas Magisches geschaffen hat. Das Stück Stahl wird die blauen Augen zum leuchten bringen, mehr als es jeder Edelstein, jedes Gelübde und jede aufwändige Inszenierung bewirken könnte.
Auf dem Pfad, den sie gewählt haben gibt es keinen Schmied, der einen romantischen Sinneswandel erlebt, zum Feinschmied des Vertrauens eilt und sich ein Paar aufwändige Ringe anfertigen lässt. Ebenso wenig gibt es eine Frage, die mit 'Ja' oder 'Nein' beantwortet werden muss. Wenn der schwarzhaarige, bleiche Schönling zu seiner Wahl steht, gibt es nur einen Satz, der Bedeutung hat und ihre Zukunft bestimmt. Eine Aufforderung, die das unruhige Zucken aus den kräftigen Fingern vertreibt und ihnen eine Aufgabe gibt, die nur Aki obliegt.

Leg ihn mir an.

[Bild: 6u235bgz.png]
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#17
Verstehen




Vor verschlossenen Fenstern und Türen war der Winter in Löwenstein eingebrochen. Entsprechend knistert ein wärmendes Feuer im Kamin und schenkt den leicht gehetzten Atemzügen etwas Hintergrundmusik. Unbewusst erinnert sich Aki an die Szenerie des Traumes, die spärliche Wohnung in Löwenstein, in der er vor vier Jahren gelebt hat. Die Einrichtung ähnelt eher einem Lagerraum und die Ösen an der Decke sowie die Seile lassen einen Flaschenzug oder eine Transporthilfe erahnen. Vorausgesetzt es würde dort kein nackter Kerl gefesselt sein. Die Handgelenke sind zusammen gefasst und mit einem Seil umwickelt, das bis zur Decke führt.
Vereinzelte Bluttropfen suchten ihren Weg den ansehnlichen, blassen Körper hinab, der mehr zitterte, als sich zu winden, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Er ist dicht an der Grenze zum Erträglichen oder vielleicht schon darüber hinweg. Trotz Augenbinde kann sich Aki den stumpfen Ausdruck in den giftblauen Augen vorstellen, fern von Erregung und Verlangen. Die weibliche anmutenden Lippen sind fest zusammen gepresst und verraten ihm 'Du bist zu weit gegangen'.

Jahre später, als Zeuge der Situation, schreit alles in ihm danach, die Fesseln zu lösen und den Mann, seinen Mann dicht an sich zu ziehen, um auf Beruhigung zu hoffen. Hatte er das bedrohliche Knistern in der Luft nicht gespürt und die wütende Spannung in den schlanken Muskeln nicht erahnt?

Aber das Abbild seiner Vergangenheit war noch nicht fertig mit dem Hängenden. Aki erinnert sich vage, als er sich selbst zurück treten sieht, um sich an dem zurecht gelegten Werkzeug auf einem Beistelltischchen zu bedienen. Er wollte Orestes die Gedanken nehmen, den Kopf leeren, um ihm möglichst schmerzlos ein Schmuckstück zu stechen. Jedoch kann er sich kein deutlicheres Zeichen von Alarmbereitschaft vorstellen. Orestes ist hellwach und als die Nadel das zarte Fleisch trifft, spannen sich die Muskeln vor Anstrengung. Die ohnmächtige Hinnahme und das bemerkenswerte Stillhalten waren vielmehr auf die Angst vor einem Fehlstich und dem damit einhergehenden Schmerz geschuldet, als auf einen leeren Kopf.

»Aki, mach mich sofort los.« kam es kurz nach der Schmückung scharf und unnachgiebig und er beobachtet sich selbst mit überrumpelter und verwirrter Miene. Er hat kein Gehör für die verletzte Note in der Stimme, sondern hört nur die Ablehnung darin. Keinen Augenblick lang wär es ihm in den Sinn gekommen, dass er einen Fehler gemacht hat. Er besas den Sturkopf eines starrsinnigen, Stiers, der vom Rot gelockt wurde. Kein Wunder, dass ihn nach der Situation nurnoch verletzte Blicke aus Orestes Richtung trafen. Aki wandte sich anderem zu, was Orestes vermutlich einen nur noch heftigeren Stich versetzen musste. Hatte er es tatsächlich ernst mit ihm gemeint und er hat ihn derart verhöhnt? Kein Wunder, dass er den Schmuck entfernt hat.

Mit einem gedämpften Brummen wacht er auf und blinzelt verschlafen. Orestes Leib klebt noch verschlungen an ihm, so viel Nähe suchend wie möglich. Die Arme sind angewinkelt und die Hände an Aki's Brust abgelegt, während ein Bein zwischen seinen Knien klemmt. Er selbst hat die Nase tief in Orestes Schopf vergraben und als seine Sinne soweit zurück kehren, strömt ihm der hinreissende Geruch nach hitzigem Sex, Schweiß und einem kupfrigem Hauch von Blut in die Nase. Die begleitenden Schreie klingen noch in seinem Kopf nach, wohltönend und auf dem Punkt. Exakt so muss er klingen, keinen Akord anders, was ihm mittlerweile vollkommen bewusst ist.
Wenn Orestes derart stöhnt, braucht es keine Worte. Der gequälte Schrei sagt alles: 'Weiter, genau da, hör blos nicht auf, sei blos nicht sanft, bei Branwen wie gut sich das anfühlt', während er ihn zugleich stumm beschimpft: 'Du verdammter Mistkerl, warum kannst du das so gut, scheiße ich werd dich noch Tagelang spüren. Ich verfluche deinen Körperschmuck, der alles kribbeln lässt.'
Mit einem dezenten, verschlafenen Grinsen, starrt er Orestes halbwach an, die Lider träge geöffnet und murmelt etwas unverständliches. Der verhangene Blick gleitet über Orestes Brust und bestaunt die Lichtreflexion an dem Spinnennetz, welches die Brustwarze ziert. Falls überhaupt möglich, schmiegt sich Orestes noch dichter an ihn und legt den Unterarm unbewusst an die Brust, den Blick auf den Schmuck verhüllend. Durchatmend bemüht Aki sich wieder einzudösen, aber die Gedanken sind bereits zu wach.

Was hat sich in den Jahren seitdem verändert?
Mittlerweilen verstehen sie sich stumm. Es ist vielmehr Aki's Unfähigkeit zur anständigen Konversation, die nicht desinteressiert, abwertend oder verletztend wirkt, welche sie dazu gebracht hat, andere Methoden zu erwägen. Seine Kommunikationsprobleme führen zu oft zu Streit, der verletztend für Orestes endet. Emotional, nicht körperlich, was umso grausamer ist. Etwas, das er eigentlich zwingend vermeiden will. Ist es die nächste Stufe seiner Grausamkeit, wenn er seinen Liebsten nicht mehr verletzt, schlägt oder erwürgt – abseits vom sexuellen – sondern ihm ins Herz sticht?
Er bemüht sich, aber bemühen reicht manchmal nicht. Orestes tut so viel mehr. Er setzt Zeichen, winkt mit dem Zaunpfahl, dass sogar der gefühlsblinde, verständnislose Hüne es versteht. Wenn Orestes sauer, beleidigt oder eifersüchtig ist, setzt er sich auf die Vitrine mit den Teilen aus Götterstahl. Nicht nur daneben, sondern skrupellos direkt darauf. Indirekt ist es ein Gesuch nach Nähe und Aufmerksamkeit. Wenn der schwarzhaarige Schönling keine Lust mehr auf züchtiges Beieinander hat, muss er Aki nur zwicken oder auf andere Weise provozieren. Orestes kennt diese Schalter mitlerweilen, die ihn – ohne Diskussion, Worte oder Vorwarnung – direkt in den Keller verfrachten.
Wenn Aki daran ist die Beherrschung zu verlieren, beginnt Orestes sein Haar zu flechten. Ein 'Nein' oder 'Hör auf' würde ihn nur antreiben, wenn es überhaupt zu ihm durchdringt. Das Sicherheitswort, das er einst vorgeschlagen hat, wurde seit einer gefühlten Ewigkeit nichtmehr bentzt, da Orestes aufmerksam bemerkt hat, dass er Aki stattdessen auch ein Messer in den Bauch rammen könnte. Der Effekt wäre der gleiche, blanke Wut, da es für den Sadisten als grobe Zurückweisung gilt.

Irgendwann auf dem Weg zur Zweisamkeit hat er die Kontrolle und Dominanz aufgeteilt. Er nimmt Orestes für ernst und schätzt seine Ideen, Ansichten und Handlungen. Nur, wenn sie beide scharf sind, sind die Rollen eindeutig verteilt. Dennoch bleibt ein minimal herber Beigeschmack von dem Traum. Warum hat er es nochmal mit mir versucht, nach der schlechten Behandlung damals?
Die Antwort klingt noch so frisch, als wäre sie gerade ausgesprochen - besser gesagt gehechelt - worden in seinem Kopf nach 'Niemand kann so zuschlagen wie du.'
Das eigene Grinsen macht ihn erneut hellwach, zumindest denkt er das, bis er sich an Orestes bewegt und den wahren Grund erörtert. Die Laken knistern leicht, scheinbar war der nackte Mann gerade dabei, den kuschligen Fellen zu entfliehen. Was bedeutet, er ist ebenfalls wach. »Nein.« grollt Aki mit, vom Schlafen heisernen Stimme. Weitere Worte sind nicht nötig, Orestes merkt rasch selbst, das Aki wohl noch nicht mit ihm fertig ist. So wird der nötige Schlaf noch etwas aufgeschoben und die prankenhaften Hände bahnen sich ihren Weg.

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#18
Fortsetzung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Während jeder das Schmiedehandwerk im Hochsommer verschreit, ist es der angenehmste Beruf, den man sich im windigen Herbst und eisigen Winter vorstellen kann. Man arbeitet an der wärmenden Esse oder dem Hochofen und ist dennoch an der frischen, trockenen Luft. Wenn Schneider der Husten plagt, da sie tagein, tagaus in der warmen Kammer Garn spinnen und den verschnupften Alchemisten, beim Brauen von Tinkturen, der Rotz von der Nase in den Kessel tropft, ist der Schmied nahezu resistent gegen jeden Krankheitserreger.
Entsprechend härtet sich Aki gerade ab, als er glühenden Stahl auf dem Amboss bearbeitet, nebst der Esse. Eigentlich hatte er sich auf einen ungestörten und ablenkenden Tag eingestellt, bis ein Krankheitserreger der anderen Art um die Ecke kommt und seinen Tagesplan durcheinander wirft. Dickköpfig bemüht er sich, die Frau zu ignorieren, die sich der öffentlichen Schmiede nähert. Vielleicht will sie nicht zu ihm? Die Hoffnung währt jedoch nicht lange.
»Es ist eine Weile her, Aki.«
Erst, als ihr Pfirsichduft zu ihm vor dringt, wendet er abrupt um und spürt sogleich ihre Hand an seinem Bauch. Er kann es nicht leiden, wenn sich jemand derart nah an ihn heran schleicht. Mit einem mürrischen Schnauben späht er, mit unangenehm penetrantem Blick an ihr hinab. Die grünen Augen wirken amüsiert, wie sie unter der tannengrünen Wollkapuze des Mantels hervor blicken.
»Was willst du?«, brummt er und packt ihr Handgelenk, da ihre Finger beginnen den Wollstoff zu befühlen, der sich straff um die Bauchmuskeln schmiegt.
»Da sehen wir uns nach so langer Zeit wieder und du hast nur die selbe Frage wie bei unserem letzten Gespräch für mich übrig? Ich bin enttäuscht.«
»Du hast mich vergiftet, Hure.«
Wut steigt in Aki auf, immerhin erinnert er sich bestens an ihr letztes Treffen. Sie hat ihre Lippen, die mit einem Betäubungsgift benetzt waren, auf die seinen gepresst und ihn anschließend in einen Kerker geschafft. Dort traf er seinen Vater wieder, der ihn auf die durán‘sche, verquere Weise prüfte. Das Wiedersehen nach so vielen Jahren endete mit dem Tod von Aki‘s Vater. Zu spät hatte Aki damals realisiert, wer sein Peiniger war. Er gibt die Schuld an Eduart‘s Tod der Hure, die vor ihm steht.
Anna und er haben eine Vergangenheit, die nicht über das geschäftliche – und dabei meint er nicht das horizontale Gewerbe – hinaus geht. Aki hatte sie angeheuert, um jemanden aufzuspüren, denn neben ihren Fähigkeiten als Hure – die dahingestellt sind – ist Anna eine hervorragende Spionin. Es ist scheinbar von Vorteil, in gewissen Etablissements ein und aus gehen zu können, ohne Misstrauen zu erwecken und sich durch die Betten vögeln zu können, um an Informationen zu kommen.
Ihre Finger geraten wieder in Bewegung, während sie seine Grübelei mitverfolgt. Aki verdreht in einer raschen Bewegung ihren Arm und drückt sie, mit der Brust voran, gegen die nächstbeste Wand. Sogleich kommen ihre Atemzüge flacher, was vermutlich das enge Korsett zu verschulden hat, welches sie unter dem Mantel trägt. Er kann das gestützte Leder knarzen hören und die mageren Bewegungen ihres Körpers erahnen, der zwischen Genuss und Widerwille hin- und hergerissen ist. Aki stößt ein Knurren aus und bemüht sich, soviel Abstand wie möglich zwischen ihren Körpern zu lassen, solange er sie festhält. Ihr Hintern reckt sich nach hinten und sie windet sich leicht, was ihm einen Fluch entlockt.
»Ich verstehe. Nun, was man über dich hört, weißt du die Kehrseite deiner Gespielen besonders zu schätzen.«
»Du solltest mich nicht provozieren, Hure«, brummt Aki ungehalten.
»Sonst tötest du mich ebenso wie Eduart?  Das solltest du dir zweimal überlegen. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich deinen kleinen Gespiele seit einer Weile im Blick habe.«
In dem Moment durchflutet Aki blanker Zorn. Anna begeht den denkbar größten Fehler, Orestes mit in ihre Angelegenheiten zu ziehen. Er lässt sie ihren Fehltritt nonverbal spüren, als er mit der freien Pranke an ihre Kehle fasst und zudrückt. Ihr Puls pocht hektisch gegen seine Finger und sie holt kehlig Luft.
Zu seiner Überraschung drängt sie ihren kleinen Hintern dichter an seinen Schoss, wiegt sich und reckt das Kinn unter seiner Berührung. Sie führt eindeutig etwas im Schilde und spielt mit ihm. Außerdem labt sie sich viel zu sehr an seinem Zorn und der damit einhergehenden Unbeherrschtheit.
Aki kommt nicht dahinter, zumindest bis er einen kurzen Schattenwurf im Augenwinkel erahnt. Einen barschen Fluch später, knallt ihm etwas Hartes gegen die Schläfe und raubt ihm effizient das Bewusstsein. Als die Schwärze seinen Verstand verhüllt, rätselt er noch, wo der Angreifer sich versteckt hat. Aki war zu wachsam, der spürbar kräftige Kerl konnte ihr unmöglich unbemerkt in die Schmiede gefolgt sein. Falls er in der Mine auf seinen Einsatz gewartet hat, steckt mehr Planung hinter der Situation, als ihm lieb ist. Er hatte von Anfang an kein gutes Gefühl bei dem Wiedersehen.

[Bild: inq8k7ba.png]

Sobald Aki wieder zu Bewusstsein kommt, blinzelt er murrend. Immerhin empfängt ihn nicht der modrige Geruch eines Kellers. Er sitzt in einem bekannten Raum, der sich als Anna‘s Kammer herausstellt. Fast schon romantisch hat sie Kerzen drapiert und entzündet, es fehlen lediglich die Rosenblätter.
Mit einem saftigen Ruck zerrt der Hüne an den Metallfesseln, die seine Handgelenke zusammen halten. Er tippt auf schlichtes Eisen, als er mit dem Daumen über die kalte Oberfläche fährt. Warum sollte eine Hure in hochwertigeres Spielzeug investieren?
Knurrend reißt er erneut an seinen Fesseln, dass der Stuhl, an den er sitzend gefesselt ist, ins Wanken gerät. Ihre grüner Blick, der ihn keinen Wimpernschlag aus den Augen lässt, wirkt unstet und verwundbar. Sie fürchtet sich davor, dass er sich befreien kann. Offensichtlich sind ihre Fesselkünste nicht gut genug, um ihre Unruhe zu besänftigen. Sie mag vielleicht geschickt sein, solange sie sich im Verborgenen befindet, aber ein Laie, wenn sie ihrem Gegner von Angesicht zu Angesicht gegenüber steht. Wenn Aki es schafft sich zu befreien, sollte sie kein Hindernis für ihn darstellen. Wäre da nicht ihr Komplize.
»Wo ist dein Beschützer hin?«
Sie verengt die Augen ertappt. »Er wartet vor der Türe ...«
»… und eilt dir zu Hilfe, sollte die Situation nicht nach Plan verlaufen, mh?«, beendet er den Satz für sie.
Mit einem matten Lächeln tritt sie näher zu ihm heran. Der Mundwinkel bebt sachte, was ebenfalls für eine innere Unruhe spricht. Ein zartes, gar sinnliches Streifen ihrer Finger später, sackt der schwere Mantel von ihren Schultern. Aki kann sich ausmalen, dass die die Bewegung seit Jahren perfektioniert. Nur, dass es in ihm nichts auslöst, als sie in einem figurbetonten Kleid mit tiefem Ausschnitt, vor ihm steht. Das Korsett presst ihre Brüste nach oben, sodass sie bei jedem Atemzug hervorquellen. Knapp vor ihm hält sie inne und sinkt auf die Knie, wodurch er zu einem noch innigeren Blick auf ihre Brüste gezwungen wird.
»Du könntest es für uns einfacher machen, indem du dich nicht wehrst.«
»Es gibt kein uns, Miststück!«
Aki gerät mit wachsender Raserei in Bewegung, nachdem sich ihre warmen Finger an seiner Hosenschnürung zu schaffen machen. Flink zupft sie die Bänder auf und streicht das Leder zur Seite.
»Wag es und ich brech dir eigenhändig das Genick.«
»So rohe Worte von einem Mann, der gefesselt ist. Ich wollte schon immer herausfinden, ob du derart vielversprechend ausgestattet bist, wie ich es erhoffe.«
Ihr Mund formt ein ‚Oh‘, während die Pupillen sich bewegen und studieren, was sie sieht.
»Geschmückt auch noch. Heute scheint mein Glückstag zu sein.«
Sie beendet den Satz mit einem Schmunzeln und beugt den Kopf. Aki wartet ab, bis sie tief genug gesunken ist und rammt ihr das Knie gegen die eingequetschten Brüste. Anna japst überrumpelt auf und zieht den Kopf kurzzeitig hoch. Bloß findet die Lustdame ihren Faden viel zu schnell wieder und sie bleckt die Zähne bedrohlich, als sie erneut abtaucht, mit einem warnenden Murmeln.
»Wenn du grob bist, kann es passieren, dass ich dich beiße.«
Mit einem grollenden Laut wirft sich Aki samt Stuhl und Frau zur Seite. Krachend landet das Holz auf den Bodenplanken und bricht an der Lehne. Der Lärm lockt ihren Beschützer an, der Aki zuvor mit pochendem Schädel in die Bewusstlosigkeit geschickt hat. Der Mann ist ein Schrank von einem Kerl und ähnelt Aki‘s Statur, wie er unheilvoll im Türrahmen steht. Es hätte den Schmied auch gewundert, wenn Anna ihren Männergeschmack geändert hätte.
Ihm entfährt ein mordlustiges Knurren bei der unwillkommenen Störung. Er muss sich erst um den Koloss kümmern, bevor er sich Anna vornehmen kann. Rasch schüttelt er die Teile der ehemaligen Stuhllehne ab und richtet sich auf, die Hände noch immer am Rücken zusammen gezwungen. Für sein Vorhaben hat er nur einen Versuch und der steht kurz bevor, da sein stattlicher Gegner bereits auf Aki zu stapft. Die Hübschlerin scheint von ihrem Sturz noch überrumpelt, was dem Schmied etwas Zeit erübrigt.
Agil duckt er sich weg, als der, zum Mann gewordenen Schrank sich auf ihn stürzt. Zur Ablenkung wuchtet er ein Knie in die Höhe und stößt es gegen die fremde Flanke. Knapp danach drückt sich Aki mit den Fersen vom Boden ab und wuchtet zugleich seinen Kopf nach vorne, um seinem Rivalen eine gezielte, brutale Kopfnuss zu verpassen. Dabei zielt er möglichst in Richtung Schläfe. Es überrascht ihn selbst, wie effektiv die Attacke ist, sobald der Koloss in sich zusammen sackt, wie ein Kartenhaus. Der unwillig ins Traumland geschickte, gibt noch ein mattes Keuchen von sich. Wie du mir so ich dir.
Bis Aki sich mit bebender Brust umwendet, hat sich Anna wieder aufgerappelt. Ihr Haar hat sich geöffnet und ergießt sich schmeichelnd über ihren Ausschnitt.
»All die Wut in dir, könnte man für so viel mehr nutzen«, säuselt sie und späht anzüglich an ihm hinab. Kann die verfluchte Hure an nichts anderes denken? Erst jetzt fällt ihm auf, dass seine Hose noch immer offen hängt. Mit gefesselten Händen kann er dagegen im Moment wenig ausrichten. Anna heftet ihren Blick auf seinen Schoss und tritt absehbar näher. Sie wird sich selbst ins Verderben stürzen, da ist sich Aki sicher.
»Du wirst mich für überhaupt nichts benutzen.«
»Deine Wut ist berechtigt, immerhin war ich so nah dran, dir zu zeigen, wie viel besser eine Frau ist. Du würdest dem schönsten Hintern Amhran‘s rasch müde werden.«
»Hast du schon mal daran gedacht, dass mich sehr viel mehr reizt, als nur sein Hintern?« Aki nutzt das Wortgefecht, um ihr entgegen zu kommen. Er weiß bereits, in welche Ecke er sie dirigieren muss, um das zu beenden. Sie deutet seine Bewegungen als Entgegenkommen und reckt die Brust imposant. »Mich reizt vielmehr das Flehen, das Winden, die Schreie und die Zerrissenheit zwischen Lust und Qual.«
»Vielleicht schreie ich auch besonders süß?«, gibt sie zu bedenken.
Aki‘s Mundwinkel zuckt, bevor er sich auf sie stürzt.
»Finden wir es heraus.«
Er nutzt sein Körpergewicht, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen und rücklings auf den Boden zu werfen. Begleitet von einem Japsen schnürt ihr das Korsett kurzzeitig die Luft ab. Das folgende Ringen ist weder geordnet noch kontrolliert. Aber schließlich findet der Hüne seine Position und geht oberhalb ihres Kopfes in eine tiefe Hocke. Sie spürt seine gefesselten Pranken an der Kehle, bevor sie überhaupt realisiert, was er mit der Stellung bezwecken will. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als die Hände zu recken und die Fingernägel in seine Unterarme zu graben.
Er spürt seinen ungezügelten und bedingungslosen Beschützerinstinkt in seinen Pranken, als er fest zudrückt. Es nagt an ihm, wie sie über seinen Mann spricht. Sie hat gar angedroht, ihm etwas anzutun. Orestes ist sein Eigentum und niemand hat das Recht, danach zu gieren oder es beschädigen zu wollen. Sein Verstand lässt keinen anderen Gedanken zu, als die Gefahr im Keim zu ersticken. Anna entweicht ein stranguliertes Röcheln, während sie mit den Füßen unkoordiniert um sich tritt.
Ihre Gegenwehr wird weniger und selbst die Fingernägel, die blutige Abdrücke in Aki‘s kräftigen Unterarmen hinterlassen haben, lockern sich. Nach einem endgültigen Zappeln wird sie regungslos. Dem Hünen bleibt gerade noch Zeit seine Finger zu lockern und durchzuatmen, ehe er von einer groben Pranke gepackt wird.
Sein Hinterkopf kracht gegen das Mauerwerk, als er unwillig aufgerichtet und in eine Ecke getrieben wird. Blinzelnd vertreibt er den Nebel, der seinen Blick trübt und sieht in die angriffslustigen Augen des Koloss. Ein unheilvolles Scharren von Metall verrät, das sein Gegner ein Messer zieht, das kurz darauf Aki‘s Kehle bedroht.
»Warte«, murrt er überraschend ruhig. Er erinnert sich an die blutigen Kratzer an seinen Unterarmen und besinnt sich dass der Schmerz seinen Puls beruhigt und seinen Verstand klärt. Die entschlossenen, dunklen Augen seines Gegenübers flackern, als er tatsächlich inne hält. Dennoch bleibt der bedrohliche Druck der Klinge bestehen. Aki‘s Kehlkopf zuckt gegen die Schneide, wenn er bemüht schluckt.
»Gib mir einen Grund, Schmied.«
»Du hast sonst das Blut von zwei Leichen an deinen Händen, die du fortschaffen musst.«
Das Argument zieht und die Augenbrauen des Fremden zucken empor. Aki kann sich glücklich schätzen, dass er einen vernünftigen Rüpel vor sich hat.
»Außerdem ist deine Auftraggeberin tot. Ich bezahle dich und kümmer mich um die Leiche, wenn du vergisst, was du gesehen hast. Zudem schärf ich dir deine Waffen, das Messer ist bedauernswert stumpf.«
Der Koloss bleckt entrüstet die Zähne und drückt die halbstumpfe Klinge fester an Aki‘s Kehle. Er spürt, wie die Haut ein paar Tropfen Blut spuckt. Einen Herzschlag später weicht die Klinge, aber der Mann bleibt dicht vor Aki stehen.
»Wie viel?«
»Einen Gulden«, rät Aki ins Blaue hinein und scheinbar hat er den Preis des Koloss getroffen. Die Klinge wandert zurück in die Scheide und unbarmherzige Augen starren ihm entgegen.
»Öffne die Fesseln, dann kann ich sie gleich mitnehmen.«
»Vergiss es. Das ist kein Wunschkonzert. Wir gehen in deinen Laden und du gibst mir meine Bezahlung. Alles andere ist nicht mein Problem.«
Mit einem Schnauben fügt er sich und wird an den fixierten Händen mit gezerrt. Aki wirft noch einen letzten Blick zu Anna. Ihre geweiteten Augen starren entsetzt die Decke ihrer Kammer an. Alles, was von der manipulativen Schlange über ist, wird als Snack für den Drachen in der Götteresse dienen. Wenigstens erfüllt ihr verwirktes Leben so noch einen Zweck.
Vorerst gilt es, den Koloss zu besänftigen und die Fesseln los zu werden. Aki kann sich Schöneres an dem kühlen Herbstabend vorstellen, wie sich Handschellen von den Gelenken zu entfernen, vor allem, da ihm nichts anderes übrig bleibt, als blind zu agieren. Aber immerhin hat er so die Möglichkeit die Berührungen der Hure mit Schmiedefeuer, Schweiß und Öl zu verbannen. Wenn sie an einem Ort ist, an dem sie nie jemand suchen, geschweige denn finden wird, ruft ein heißes Bad nach ihm. Spätestens bei Mitternacht wird nichts mehr darauf hindeuten, was geschehen ist.
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#19
Dominanz


Es ist lange her, dass er so spät nach Hause gekommen ist. Oder ist früh die bessere Bezeichnung für die Uhrzeit? Anhand dem zarten orange-rot des Himmels in Richtung Horizont, schätzt Aki, dass noch ein Stundenlauf bis zum Sonnenaufgang vergehen wird. Wann war die Gewohnheit zu einer Altlast geworden und bei wie vielen anderen Angewohnheiten hatte sich der Alltag eingeschlichen?
In der Nachbarschaft wundert sich keiner, warum der Hüne zu so später oder früher Stunde nach Hause kommt und er macht sich keine Mühe leise zu sein, oder sich ins Haus zu schleichen. Das ist der Vorteil, wenn man zwischen Stall und Taverne wohnt, solange man den Gestank von Dung und Erbrochenen ignorieren kann.
Aber es gibt einen weiteren Grund keinen Aufwand zu betreiben, um möglichst leise zu sein. Es wäre immerhin Verschwendung, wenn der Zurückgelassene verpasst, dass Aki nach Hause kommt. Er kennt den Mann in seinem Keller bereits lange genug, um zu wissen, dass er in dem Moment hellwach ist. Dadurch besteht keinerlei Notwendigkeit Orestes ins Gesicht zu sehen und die unstet wandernden Pupillen zu beobachten. Aki weiß ganz genug, um die Unruhe, die seine Rückkehr auslöst und er ergötzt sich daran.
Der Hüne nimmt sich heraus zu vermuten, dass Orestes in dem Moment die gefesselten Hände ballt und wieder entspannt, während er sich zappelig in den Fellen windet. Der Schönling ist viel zu gut erzogen, wobei Aki sich selbst einen Großteil des Verdienstes zuschreibt, um ein verräterisches Wimmern von sich zu geben oder gar nach ihm zu rufen.
Entsprechend nimmt sich Aki alle Zeit der Welt, als er die Treppe in den ersten Stock erklimmt, um sich zu waschen und zu stärken. Er würde sein Lager an Rabenstahl darauf setzen, dass Orestes jedes Knarzen der Dielen, jedes Wasserplätschern und jedes Rascheln von Stoff interpretieren kann. Der Mann zwei Stockwerke unter Aki weiß genau, dass der Hüne gesättigt, – was ihn weniger grummelig macht – gesäubert, - was wiederrum Orestes Sauberkeitsdrang befriedigt – und sogut wie nackt ist. Mit peniblen Handgriffen legt er sich den Lendenschurz aus dunklem, teuren Leder um, der mehr Preis gibt und verhüllt, da er vielmehr für einen Mann mit Orestes Statur gemacht ist und stapft die Treppen hinunter.
Der nackte, blasse Schönling, dessen Attraktivität von dem tanzenden Fackelschein unterstrichen wird, liegt zusammen geschnürt wie ein Wollknäul in dem Bett. Die Markierung, die ihm Aki mithilfe einer Neunschwänzigen zugefügt hat, leuchtet noch immer auf dem Hinterteil. Nur mit der Ausnahme, dass die Peitsche von keinen einfachen Lederriemen geschmückt ist, sondern Metallkettchen. Entsprechend ähneln die Abdrücke vielmehr der einer filigranen Halskette, auf die sich jemand mit vollem Körpereinsatz gesetzt hat. Nach der Behandlung, die zugleich als Strafe diente, hat er den malträtierten Hintern mit Wundsalbe behandelt. Der Tiegel war viel zu lange weit hinten im Regal verstaut gewesen. Aber die Wut darüber, wurde von dem Hochgenuss überschattet, den die Behandlung mit sich brachte. Hätten ihn die, entfernt lustvollen, Schmerzensschreie während der Strafe nicht zur Erleichterung gebracht, so wäre er spätestens nach der Behandlung mit der Salbe, und Orestes Resonanz darauf, der sadistischen Erfüllung verfallen.

Während er seinen Mann beobachtet, wie er sich voller Unruhe, Unterwürfigkeit und zugleich Befriedigung windet, frägt Aki sich, wann der Alltag ihn eingeholt hat und seine wahren Charakterzüge überschattet hat. Was er vor sich sieht ist alle das, wonach er und Orestes sich sehnen.
Weder Aki's Launenhaftigkeit noch Unausgeglichenheit hat die zahlreichen Meinungsverschiedenheiten in ihre Zweisamkeit gebracht. Die Streitereien vergifteten die Beziehung aus einem ganz anderen Grund. Der Hüne drängte die Ehrlichkeit in den Hintergrung. Orestes hat ihn zahlreiche Male gefragt, was er will und nie war er Manns genug es zuzugeben. Aki hat sich an den Irrglauben geklammert, dass es ihre Verbindung zerstört, wenn er zu seiner Beziehungsunfähigkeit steht. Aus Scheu die Tatsache, der er sich seit Jahren bewusst ist, auszusprechen, hat er versucht eine normale Beziehung zu führen. Was unmöglich auf Dauer funktionieren konnte. Aki weiß schlichtweg nicht, wie man eine gesunde, normale Beziehung führt und darüber hinaus war es völlig blind dafür, dass es nicht das ist, wofür Orestes ihn schätzt.
Was unausweichlich folgte, waren Wortrangeleien, überforderte Schweigepausen und Fluchten mit eingezogenem Schwanz. Erst als der Sadist sich ungewollt aus seiner Konfortzone wagte und die Grenze überschritt, die er sich penibelst selbst gesteckt hat, kam die Ernüchterung. Aki fand sich selbst hocherregt wieder, ein Schlaginstrument in der Hand, während sein Opfer ernüchtert und weinend vor Schmerz in den Fesseln hing.
»Warum hast du nicht das Wort benutzt, damit ich aufhöre?«
»Ich will dich nicht kränken. Das Wort kränkt dich. Also benutze ich es nicht.«
»Was wolltest du, Res? Sag es mir.«
»Ich will dir gehören. Hast du mich geschlagen, weil es dir gefallen hat?«
Es war eine ehrliche Frage und Aki umging sie denkbar unelegant. Wenn er seinen Mann so lange schlägt, bis er an die Grenzen seiner Selbstherrschung gerät, kann er gleich seine angeblichen Beziehungsfortschritte in die Mülltonne treten. Orestes Tränen und die blanke Überforderung und bemühte Hinnahme der Situation in dem anrüchtigen Gesicht, wirkten wie Säure auf blanker Haut. Blos kann Aki nicht abstreiten, dass die leidenden Schmerzschreie das Größte für ihn sind.

Mit dem Mond- und Jahreswechsel sprengte Aki die selbstauferlegten Fesseln. Bereits eine saftige Ohrfeige und reviermarkierende Aussage später, zahlte sich der Sinneswandel aus. Bis zu dem Zeitpunkt, als Orestes mit tellergroßen, devoten Augen zu ihm aufblickt, hätte Aki sein linkes Ei drauf verwettet, dass der Mann nicht noch schöner werden kann.
»Du gehörst mir... dein Körper, deine Lust, dein Genuss.. verstehst du mich?«
Es war alles, was der bildschöne Hermetiker je von ihm erwartet hatte: Führung, Dominanz und Stütze.
Als Belohnung dafür, dass er Aki daran erinnert hat, wer er wirklich ist, wird Orestes einen Wochenlauf lang die Erlösung verwehrt. Nur ganz offensichtlich ist das für Orestes ein ähnlicher Kick, wie das Zufügen von Schmerz für den Hünen.

Aki spart nicht an Berührungen und Reibung von nackter Haut, als er zu Orestes ins Bett steigt. Besitzergreifend lehnt er sich gegen den fremden Hintern, den er als sein Eigentum markiert hat und öffnet die Hand-und Fußfesseln, die am Rücken zusammen finden. Jede Bewegung ist routiniert und präzise, was unmöglich der Grund für die Gänsehaut sein kann, die Orestes Rücken überzieht. Vielleicht ist es das Wissen, dass er, erstmal befreit, auf eine ganz andere Weise in seiner Bewegung eingeschränkt wird. Der fremde Atem zittert furchtvoll und euphorisch zugleich, als das Klimpern des Keuschheitsgürtel ankündigt, was dem Träger die nächsten Tage blüht.
»Ich werde diese Verbundenheit nie wieder auf die Probe stellen. Also freunde dich mit dem Gedanken an, ein braver Junge zu sein, so du meinen Zorn nicht wecken willst. Du wolltest den ehrlichen, hemmungslosen Aki zurück.«, säuselt er Orestes herrisch ins Ohr und genießt die Reaktion darauf. Der Mann neigt sich, wie magnetisch angezogen, dem Hünen zu, ohne ihn zu berühren und atmet wimmernd durch. Das Klagen klingt willenlos ergeben, sobald sich der starre Metallkäfig bemerkbar macht, der den Keuschheitsgürtel ziert. Der dominante Sadist kann nicht anders, wie sich an sein Eigentum zu drängen und ihm wortlos spüren zu lassen, was die Macht mit ihm anrichtet.
»Viel Erfolg bei deinem Akademieunterricht heute«
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#20
Bestimmung

Im warmen Licht der Fackel beobachtet er seinen Mann auf den zerwühlten Laken. Das zarte Knacken des, mit Wachs versehenen, Holzes mischt sich zu den ruhigen Atemzügen, die aus den weichen Lippen dringen. Er weiß, dass der Mann nicht schläft. Es ist viel mehr eine Art meditatives Grübeln, während er die Augenlider geschlossen hat. Ihm ist gewiss bewusst, dass er beobachtet wird, aber stört sich nicht daran. Aki dreht sich auf die Seite, klemmt den Arm unter den Kopf und nimmt das Bild in sich auf. Der blasse, zart definierte Körper bewegt sich sanft unter den Atemzügen. Er kennt jede Faser dieses Körpers, hat über die Jahre hinweg gelernt, wie er sich verändert, wenn er sich bewegt. Ebenso weiß er, welche Reaktion er auslöst, wenn er eine Stelle küsst, schlägt, streichelt oder beisst. Während dem Gedanken streift sein Blick über die Brustwarze, die von dem mattschwarzen Spinnennetz eingefangen und geschmückt ist. Er leckt sich über die Lippen und erinnert sich an die Laute, die er von dort hervor locken kann. Alleine bei dem Gedanken muss er die Hüften leicht winden, um seinem Verlangen Platz zu machen.
Wie kann er nach so langer Zeit immer noch diese Wirkung auf ihn haben? Oder ist es tatsächlich erst die Vertrautheit, die dazu im Stande ist? Ist es tatsächlich möglich, dass er mittlerweile sogar mehr empfindet als am Anfang ihrer Beziehung?
Vermutlich ist es nicht so abwegig, immerhin erleben sie derzeit einen Aufschwung. Er hatte oft über Trennung gesprochen und die zahlreichen Streits sind nur zu gerne in die Richtung gegangen, aber es wurde nie endgültig ausgesprochen. Zumindest bis vor einem Wochenlauf, als Orestes mit ihm in einen Brief Schluss machte.
In einem götterverdammten Brief, nachdem sie zwei Jahre miteinander geteilt hatten.
Aber nur, weil der schlaue, rationale Verstand in dem Kopf seines Schönsten entschließt, dass er nicht so weiter machen kann, hat dessen Körper eine andere Meinung. Ein paar giftige Tage später sind sie beide der gegenseitigen Anziehungskraft erlegen. Die Wiedervereinigung war derart erschütternd, dass sie die Meinungsverschiedenheiten der letzten Zeit wett gemacht hat. Mehr sogar, sie hatten beide Zeit sich auf die Grundsätze ihrer Beziehung zu besinnen.
Ihm fährt ein Lächeln über die Züge, als er daran denkt, wie Orestes sich ihm gegenüber verhalten hat, nach dem Schlussstrich. Er war giftig, zickig und dadurch einfach nur hinreissend. Obwohl sich Aki bemüht hatte den Schlussstrich zu akzeptieren und sogar zu rechtfertigen, indem er nochmals in Orestes Herz gestochen hat, konnte nichts an der Tatsache rütteln, das er dem Mann vollkommen verfallen war. Seine krankhafte Fixierung entstand mit dem ersten Schrei aus dem schönen Mund und festigte sich mit jedem Weiteren. Es würde ihn für immer verfolgen und, sollte Orestes je einen anderen Mann wählen, wird Aki wie ein rachsüchtiger Schatten hinter ihm her ziehen. Vielleicht ist sich Orestes dessen sogar bewusst?
"Warum kommst du immer zu mir zurück, ganz gleich wie übel ich dich behandel?", gurrt er nachdenklich und zieht Linien über die zarten Muskelpakete des fremden Bauches. Orestes Miene wird weicher, er lächelt geheimnisvoll, öffnet die Augen aber nicht. Aki muss sich schwer beherrschen, um seinem Mann etwas Ruhe zu gönnen. Alleine die Bewegung der weichen Lippen, lässt seinen Körper Feuer fangen. Keiner außer Orestes könnte diese Gier stillen oder ertragen. Er wünschte, er wäre fähig die Gefühle auszudrücken, die er entwickelt hat. Selbst wenn der Großteil davon sich auf Kontrollsucht, Besitzgier und Dominanz begründet, sind sie doch nicht weniger wert als Liebe? Aber so bleibt ihm nichts anderes übrig, wie zu hoffen, dass sein kluger Mann selbst die richtigen Schlüsse zieht. Mit jedem Kuss, jedem Stoß und jedem Höhepunkt erinnert sie Branwen daran, dass sie füreinander bestimmt sind. Es gibt niemanden außer ihm, der Orestes derart zufrieden stellen kann. Zumindest redet Aki sich das felsenfest ein. Er will es ihm beweisen, hier und jetzt und die Finger zucken bereits von Gier ergriffen. Aber er befürchtet eine Zurückweisung, so kurz nach dem vorherigen Akt. Da er nicht fähig ist seinen Egoismus zur Seite zu schieben, aber wenigstens Orestes Wunsch nach Ruhe nicht übergehen will, tasten die Finger unter dem Laken an die eigene Mitte. Er weiß bestens, was er tun muss, obwohl ihm Orestes kleine, ehrfürchtige Finger weitaus lieber sind. Der Anblick von seinem ruhenden Mann reicht ihm, um die entsprechenden, anregenden Gedanken zu erschaffen. Orestes schluckt und der Kehlkopf hüpft sachte unter dem Halsreif, der passgenau an der Kehle liegt. Das Halsband verkörpert alles, was für ihn wichtig ist und es war ein Stich ins Herz, es kühl und geöffnet auf dem Tisch vorzufinden. Nun, da es wieder an der rechtmäßigen Stelle ist, zeigt es der Welt, dass dieser Mann der seine ist.
Meins. Für immer.
Und während sich sein Körper verkrampft und er kehlig keucht, schlingt er im Geiste seine Pranken um Orestes Hüften, unfähig ihn je wieder los zu lassen. Kurz darauf markiert er den schönen Bauch in der Realität.
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