Zerbrochener Glaube
#1
Ruhig stand sie da, auf dem Platz wo vor einigen Tage noch das Gemetzel stattgefunden hatte, und sah zu dem Kirchenportal. Eine Schlacht konnte man das nicht nennen, nein. Es war ein Gemetzel... für alle Gläubigen dieses Lehens und Königreiches. Ihre Waffen hatten versagt gegen den Untoten Magier. Lachend hatte er sich auf sie gestürzt, wie ein Dämon aus den tiefen der Abyss, um Angst und Schrecken in die Herzen der Menschen zu tragen.

Vor vielen Jahren hatte sie ihre Gabe entdeckt. Zuerst war sie schockiert, doch am Ende erfreut. In ihrer Heimat, Ravinsthal, hatte ihr niemand helfen können diese Gabe besser zu verstehen. Sie hatte geübt, Tag für Tag, um im Schwertkampf besser zu werden. Blut und Schweiß hatte sie vergossen für ihren Wunsch. Der Wunsch nach einem besseren Leben für sich und die ihrigen. Nur dieser Gedanke hatte sie durchhalten lassen. Eines Tages wieder dort zu sein und den Lehnsherren von Ravinsthal seiner gerechten Strafe zuzuführen. Doch war es von Anfang an eine verlorene Sache? Sie hatte soviel gesehen seid sie hier war. Die Wahrheit über Mithras und sein Glaube war, das er weder Gelebt, noch vom Königreich anerkannt wurde. Sklaverei, Intoleranz und Brutalität waren an der Tagesordnung. Die Diener der Kirche sprachen Recht über weltliche Verbrecher und suchten den Kampf mit den Dienern der Mondwächter. Das Ergebnis war das niemand mehr die Kirche ,oder genauer, ihre Diener, noch ernst nehmen konnte. Selbst einen überführten Dieb hatten sie in ihren Reihen aufgenommen und nichts getan als das Verbrechen bekannt wurde. Sie tolerierten die Sünde in ihren reihen und horteten ihr Wissen wie ein Drachenschatz. Geblendet von Gier und Eitelkeit hatten sie Fehler begannen und anstatt diese einzugestehen, hatten sie sie unter den Teppich gekehrt.

Nur Garion war bereit dies zu Akzeptieren. In ihr hatte sie einen seltsamen Verbündeten gefunden. Doch selbst er, mit all seiner Bereitschaft die Tugenden Mithras zu schultern, konnte die Fehler und die Sünden der Priester nicht aufwiegen.

Und dann war er erschienen. Sie hatte sich so bemüht dieses Rätsel aufzuklären... die Krypta, die bruchstückhaften Hinweise... am Ende war alles nur noch schlimmer. Die Kirche musste den Leib ja verbrennen und nicht, wie geplant, ihn in einer Kiste einschließen und am tiefsten Punkt der See versenken. Jetzt war er Frei, dieser untote Magier. Er war wie eine Pest über sie hereingebrochen und hatte sie im Herzen des Reiches angegriffen, an jenem Ort wo einst Mithras in seinem Triumph die Menschen von der Sklaverei befreit hatte.

In ihrer höchsten Not war er nicht erschienen... der untote Magier ignorierte die heiligen Symbole, ja schien sogar durch das geweihte Wasser stärker zu werden. Jeden Angriff sah er vorraus, als würde er die Zeit selbst kontrollieren. Nicht einmal eine Nadel konnte in seine nähe gelangen. Sie hatte wirklich alles versucht. Sie hatte ihn Angegriffen, ihre Klinge geworfen und am ende sogar Versucht ihm den Quell seiner Magie, den Stab, zu entreißen. Doch alles war gescheitert. Er hatte sie einfach hinweggefegt... Sie, eine Dienerin Mithras, eine berührte, welche ein Teil der Macht eines Gottes in ihrem Leib trug und diese Formen konnte um damit die Feinde Mithras zu bekämpfen und das Volk zu beschützen.

Mit seinem letzten Schlag hatte er sie an den Rand des Todes getrieben. Sie spürte förmlich wie ihr Herz langsamer schlug und die Dunkelheit über sie hereinbrach. Sie stand am Abgrund und sah hinab in die Dunkelheit, in dieses absolute nichts. Nein... keine Dunkelheit. Die Abyss. Sie spürte die Kälte und die Trostlosigkeit dieses Ortes. Ein Ort an dem eine Seele keine unendliche Qualen erlitt, sondern unendliche Einsamkeit. Sie konnte spüren wie der Abyss sie verschlingen wollte und nach ihr Rief. Tausend Rufe... und doch nur eine Stimme. Es war der aufkeimende Wahnsinn der sich durch ihren Verstand brannte, in genau diesem Augenblick des Todes.

Es war eine Lüge. Alles war eine Lüge. Mithras wärme war nirgendwo zu spüren. Niemand kam um sie zu Retten und soviel Menschen waren bereits durch den Untoten gestorben. Nichts konnte ihn aufhalten... außer das Feuer. Sie sah dieses eine Objekt in der Dunkelheit. Das einzige was ihn seiner Zeit gestoppt hatte. Es war eine Nadel aus Knochen, überzogen von kleinen Symbolen. Sie konnte fast spüren wie die Schatten um sie herum höhnisch Lachten. All ihre gottgegebene Kraft war Wirkungslos gegen den Untoten Magier, aber dort, vor ihr, gespeist von der Kraft der Dunkelheit, war die Knochennadel. So klein und unscheinbar hatte sie den Untoten Magier vor mehr als hundert Jahren in diese Einsamkeit der Abyss verbannt. Die selbe Macht welche er sich jetzt bediente um ihre Freunde und Sie selbst zu vernichten. Sie spürte wie sich die Erkenntnis in ihrem Geist ausbreitete, ähnlich einem Geschwür das erste Wurzeln schlug. Die Dunkelheit der Abyss konnte nicht von den Göttern besiegt werden. Den das einzige was die Macht der Abyss brechen konnte, war die Abyss selbst.

In diesem Augenblick konnte sie spüren wie sie den Wunsch hegte... einem Wunsch von dem sie bisher dachte, das sie ihn nie hegen würde. Es war die Sehnsucht nach der Dunkelheit, dem kalten Feuer der Einsamkeit. Eine Macht die stärker war als die törichte Kraft welche Mithras seinen Dienern gab. Keine Macht der Welt konnte die Toten zurückholen. Noch so viele Wunden konnten geheilt werden oder der Mut der Streiter gestärkt werden, doch am ende war es diese allumfassende Kälte die sie besiegen würde. „Ich brauche diese Macht...“ hörte sie sich selbst Sagen, in ihren eigenen Gedanken. Sie war zum greifen nahe...

Der Schleier lichtete sich und der aufkeimende Wahnsinn trieb langsam davon... sie sah den lachenden Untoten Magier in der Luft schweben, hörte die verzweifelten Schreie der Leute und sah das Blut welches überall auf den Treppen vor der Kirche verteilt war. Sie war so nahe gewesen diese Macht zu erlangen, so nahe! Sie konnte spüren wie etwas in ihr Zerbrach. Es war ihr Glaube... an einen gerechten Gott. Und die Erkenntnis das dieser sie im Stich gelassen hatte. Jetzt konnte sie die Abyss Lachen hören als sie diese Erkenntnis traf wie ein Hammerschlag. Etwas war in ihr erwacht. Sie konnte ihre eigene Stimme hören als sie Kraftlos nach hinten taumelte und auf den Stufen aufschlug. Erneut kam Dunkelheit auf sie hinab, diesmal um ihr Bewusstsein endgültig auszulöschen. Sie konnte spüren wie ihr Leib schwer wurde und erneut in dem Abyss versank. Das letzte was sie hörte war jene Stimme, ihre eigene Stimme. Es war ein flüstern voller Kälte und Bitterkeit...

„Das einzige was du für deinen Herzenswunsch nicht geben kannst ist dein Herz, nicht wahr? Doch genau das ist der Preis, wenn du die Dunkelheit besiegen willst, du Närrin.“


[Bild: avjrkoo4.jpg]
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#2
Es schien fast so als hätte es niemand verstanden. Sie sah sich im Wald um und entdeckte ein auffälliges Büschel. Gnadenkraut? Sie bückte sich hinab und rupfte ihn ab. Ja, frisches Gnadenkraut. Wenigstens etwas das für sie von nutzen war. Ihr Kräuterbeutel war bereits gut gefüllt und sie Sonne begann am Horizont zu erscheinen. Langsam machte sie sich wieder auf den Weg zur Stadt. Sie hatte mit Askir am Tag zuvor gesprochen, doch er hatte es nicht Verstanden.

Sie hatte versucht ihm zu erklären wie sie fühlte, das da einfach nichts mehr war. Kein Glaube an Mithras oder seine Wunder. Den alle seine Wunder hatten versagt und offen gelegt das die Lehren der Kirche eine Lüge waren. Jeder mit etwas Verstand konnte mittlerweile erkennen das sie 1400 Jahre lang belogen wurden. Die Macht Mithras hatte versagt, auf ganzer Linie. Garions Kräfte hatten an diesem Tag nicht ausgereicht, und ihre ohnehin nicht. Kein einziger Priester hatte es geschafft den Untoten Magier auch nur ein Stück weit aufzuhalten. „Keine Sorge, wir haben die Knochennadel!“ hatte er ihr gesagt. Keine Sorge? Er Verstand es einfach nicht. Allein die Tatsache das diese Menschen jetzt begannen sich an die Knochennadel zu klammern, ein Produkt der Hexerei der Indharim, des Abyss! Diese Nadel, so klein und unscheinbar, stand gegen alles was Mithras ausmachte, all sein Licht und seine Macht. Sie hatte ihm keine Antwort darauf gegeben, ob sie überhaupt noch an den Schwur des Bundes glauben konnte, vor allem nach dem Verrat durch Merandor. Er hatte ihr Wütend den Schlüssel für das Bundhaus abgenommen. Sie hatte ihren Wappenrock und ihre Bundspange in ihre Bankkiste gelegt und war ohne diese wieder heraus gekommen.

Doch nun war auf einmal jeder bereit diese Waffe einzusetzen. Mittlerweile war sie am Stadttor angekommen und hatte dort Magdalena getroffen. Aufgeregt berichtete sie ihr das wieder jemand gestorben war, diesmal ein Hermetiker. Sie hatte Magda daraufhin gesagt das es egal sei... am ende würde er sie alle Töten. Sie hatte immer noch Zuversicht, Sie, die mit den Jehanns das Bett teilte. Nichts hatten diese Narren geschafft außer Terror und Angst zu verbreiten in Zweitürmen, mit all den aufgeknöpften Leichen. Ganz zu schweigen von der Gefahr für einen erneuten Pestausbruch, bei all den gammeligen Leichen die den Weg säumten.

Sie hatte behauptet sie wüssten gut Bescheid, sie und die Jehanns. Doch nichts wussten sie. Sie wussten nicht das die Hermetiker diesen Horror entfesselt hatten, wusste nichts von den Ausgrabungen der Kirche die die Ruhe des Untoten noch weiter gestört und seine Macht gelockert hatten, wusste nichts davon wie die Kirche wieder und wieder versagt hatte. Sie erinnerte sich zurück, an dem Tag als die Briganten besiegt waren. Sie hatte darauf Bestanden das die Krypta versiegelt gehöre, doch die Kirche wollte unbedingt Wissen was in diesem Stollen war. Sie hätten es besser Wissen müssen, aber nein. „Vielleicht ist es ja eine Prüfung...“ hörte sie noch von Magda. Eine Prüfung? Wenn es eine war dann hatten alle kläglich versagt. Niemand mehr glaubte daran das die Kirche die Gefahr bannen könne. Doch die Knochennadel würde den Sieg schon bringen. Eine Nadel die aus der Kraft des Bösen geschaffen worden war um Böses zu bekämpfen. Feuer mit Feuer. Der Einsatz der Nadel wäre der ultimative Triumph für die Abyss und die ultimative Niederlage für Mithras.

Und doch war jeder nun Bereit selbst diese Kräfte heraufzubeschwören um das Böse zu bekämpfen. Diese Welt stand am Abgrund und hatte es eigentlich nicht Verdient weiter zu existieren. Wenn das Ende kommen würde, so hoffte sie insgeheim, solle es schnell kommen. Wenn es den tatsächlichen einen echten Gott gab, nicht ein Götze wie Mithras oder die 21 die machtlos waren gegen die Abyss, so würde er Mitleid haben und ihnen einen schnellen Tod schenken.

Sie ging auf den Platz und verkaufte den Rest ihrer Kräuter, ehe sie die Kirche aufsuchte. Das warme Gefühl Mithras war dort immer noch zugegen, und wie immer gab ihr allein die Präsenz neue Kraft ihre Macht zu wirken. Trotz all dem was sie Erfahren hatte, schien ihr eigener Quell der Macht ungebrochen. Es war eine Farce, von der sie Glaubte, das die Diener der Kirche sie vor langer Zeit bereits erkannt und zu ihrem Ruhm genutzt hatten. Alles war eine Lüge. Und mit den Priestern die jetzt in der Kirche herrschten, war es nur eine Frage der Zeit, bis diese Lüge in sich zusammen brechen würde. Das beste was die Kirche zu bieten hatte, war inzwischen Tod oder hatte das Lehen verlassen. Der Glanz des Goldes in der Kirche wirkte auf einmal sehr viel matter und stumpfer als am ersten Tag als sie dieses Lehen betreten hatte. Nicht wie in einem Haus Gottes, sondern wie in einem Grab. Einen Grab für Hoffnung und Träume.

"Und unsere Zeit wird kommen, wenn wir uns aus der Dunkelheit erheben und ihr erkennen müsst, das all euer Glaube umsonst war..."

[Bild: 4flfomef.jpg]
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#3
Und wieder war ein Stück Glaube gestorben. Wieder hatte Mithras weder geholfen, noch geantwortet. Ihre eigenen Klerikalen Kräfte hatten es nicht einmal geschafft den Ort zu Weihen? Wozu waren alle Kräfte Mithras Gut wenn sie gegen einen weltlichen Feind wie einen Untoten, Hunderte Jahre alten Leichnam versagten, der mit sämtlichen frevle gegen Mithras mehr Kräfte hatte als Diener jener Gottheit?

Etwas hatte sie am Kopf getroffen in der Krypta und sie war bewusstlos geworden. Vermutlich war das auch besser so. Ihre Träume waren geprägt von der Hilflosigkeit und der Lüge an Mithras an der sie ihr ganzes Leben lang geglaubt hatte. Über 10 Menschen waren bereits gestorben und Mithras tat nichts, er half nicht einmal seinen Dienern, die auch alle nacheinander den Glauben verloren, so wie sie es einschätze. Würde es so weiter gehen, wäre der Glaube an den Gott Mithras bald für alle Bewohner nur noch ein Mystizismus, etwas womit man kleine Kinder vor dem Schlafen gehen davon abhielt zu viel zu naschen, aber der machtlos war gegen jeden dahergelaufenen Nekromanten und Untoten.

Wieder wurde sie im Stich gelassen. Da war einfach kein Glaube mehr übrig. Weder an die Mondwächter Götter, noch an Mithras. Sie war bar jeden Glaubens von diesem Augenblick an, und würde Mithras nicht endlich ein sichtbares Wunder geschehen lassen, so wäre dieser Gott als das entlarvt was er in ihren Augen nun war. Ein Lügenmärchen.
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#4
So sie am Morgen erwacht im Stall, mag sie feststellen das eilig ihr zwei kleine Äuglein entgegen schauen. Scheinbar hatte neben der wachenden Lanyana die nicht von Marias Seite wich auch ihr kleiner Freund den Weg durch jemanden zu ihr gefunden.

[Bild: steinm.jpg]
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