Chronos Fluch und das Lager der Galatier >> Mitmachthread <<
#1
Ich liebte Ialo'terom, doch musste ich endlich Prenne mit ihren tiefen Wäldern, Dug Eth'belsa, die Korninsel, deren goldenen Weizenfelder und Mühlen, die Burg des Hochkönigs und den Hafen von dem aus Schiffe in alle Welt segelten, Svesur die kleine Fischerinsel und letzlich Reinos, die Pferdeinsel kennenlernen. Als müssten all die Geschichten, die in unserem Langhaus erzählt wurden endlich zum Leben erwachen, hatte ich mein Bündel gepackt, zum Abschied Vaters grünes Schutzamulett um den Hals gehängt bekommen, und hatte das kleine Boot nach Reinos bestiegen. Danach ist alles wie ins Dunkel getaucht.
Wieso nur sind die Namen der Inseln nicht wie alles andere in dem großen dunklen Nichts meiner Erinnerungslücke versunken. Seit mich Sean aus dem Wasser zog, er sagte, das Schiff auf dem ich mich befand muss gesunken sein, ich hätte mich an einem Stück Treibgut festgeklammert, sind selbst die Namen meiner Eltern, meines Clans, lediglich Lasair blieb in meiner Erinnerung, doch ob es meiner war oder gar der Name meiner Mutter, das vermochte mir niemand sagen.

Chronos hatte ihn mir geschickt,Séan Faolain, den galatischen Händler und Seemann, dessen scharfen Augen mich in den tosenden Wellen des Meeres erspäht hatten und der mich auf sein Schiff gezogen und mit nach Amhran genommen, entführte sozusagen!! Ich hatte ihn nicht drum gebeten, diesen Sohn einer elenden Schiffsratte! In den stillen Momenten jedoch wusste ich genau, dass ich ohne ihn in den Tiefen des Meeres liegen würde, leblos und den Traum von Abenteuern nie gelebt habend.

[Bild: Schiffshavarie.jpg]

Die ersten Wochenläufe hielten wir uns in Küstennähe auf, mieden die Stadt Löwenstein so gut es ging. Nur Séan entschwand um seinen dubiosen "Geschäften", wie es es nannte, nachzueifern, während ich mit meinem Bogen die schönen Wälder Servano's durchstreifte, auf der Suche nach Essbarem. Die Keuche wütete in diesem Land und ich betete jeden Tag erneut zu den Einundzwanzig, dass sich die Grenzen öffnen mögen und mich zurück nach Galatia segeln zu lassen. Doch schien Chronos nicht auf mich zu hören, ja er verschloß sich mir gänzlich, egal wieviel ich auch tobte, fluchte, bettelte und flehte!!

Ich wurde zu Séan's Anhängsel, als mehr schien er mich nicht zu sehen. Er gab mir zwar Ratschläge, Münzen und Sicherheit sogut es ging, doch versuchte er mich auch ständig loszuwerden, so schien es zumindest. Ich dagegen entwickelte eine umso stärker werdene Bindung zu ihm, je mehr er mich zur Selbstständigkeit erziehen wollte, umso mehr wollte ich die Nähe dieses Seemannes. Ich hatte ihn auserkoren mein neuer Clan zu sein, Chronos wollte es so, eine logischere Erklärung wollte mir einfach nicht einfallen. Chronos Fluch? Wer weiss....

Séan hatte seinen Wirkungskreis nach Löwenstein verlagert, die hässlichste Stadt die mir je untergekommen war. Nun, um der Wahrheit Genüge zu tun, war es die erste Stadt die ich je betreten hatte, doch musste sie zu dem Abschaum der Städte gehören, dessen war ich mir sicher. Soviel Unrat, Abschaum in menschlicher Form und Bosheit war mir bislang nur aus Erzählungen untergekommen, und es schien, dass eine so junge Frau inmitten eines solchen Pfuhls sogleich auffiel und mit wohlgemeinte Ratschlägen überhäuft wurde.
So tat es auch ein junger Schmied namens Sherion, er riet mir mich angemessener zu kleiden, mich zu verhüllen, mein rotes Haar zu verstecken und mich zu waschen!!! Und das sogar in seiner Anwesenheit in einem Badehaus voller Lüsternheit.. ich rannte lieber fort... suchte mein Heulager im Alten Hafen auf und wartete auf Séan, meine Gedanken treiben lassend, hin nach Reinos, hin zu den Wildpferden... nur fort von Löwenstein!!

[Bild: hanse137_v-contentgross.jpg]
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#2
Die Stadt stand Kopf, Löwenstein wurde angeblich von etwas Üblem abgegriffen, "Untote" wurde gemurmelt! Die Menschen verhielten sich wie Kaninchen, bebend vor Furcht, sich in ihren Löchern versteckend.
Die Rotkutten rieten mir in ihrem Tempel Schutz zu suchen, nicht umherzulaufen, sodass ihre Angst auf mich überschwappte, so wie ein Krug schäumenden Bieres auf die Tischplatte kippte, so beflügelte mich deren Angst im Laufschritt die Stadt zu verlassen, hin zum Rabenlager, den Schutz der Götter suchend, verzweifelt in dem Wirrwarr aus Häusern und fliehenden Menschen nach Séan Ausschau halten und erst mit schmerzender Lunge und keuchendem Atem dort am heiligen geweihten Ort des Mondwächterlagers zur Ruhe kommend.
Ich ließ mich auf einer kleinen Wiese nieder, meinen Tränen freien Lauf lassend, mich zurück nach Galatia wünschend, nach Hause und in Sicherheit.. hin zu den wunderschönen in Nebel getauchten Herbstwiesen!

[Bild: flower.jpg]
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#3
Auch Séan fand sich früher oder später im Rabenlager ein. Wie es schien, trafen sich hier außer den Druiden auch Mondwächter, unter anderem auch einige Galatier. Ailis und ihr Cousin waren einige von ihnen. Ailis stammte von Reinos, der Insel der Wildpferde, ein wildes Geschöpft mit verfilztem, sicher seit Wochen nicht mehr gewaschenem Haar. Vermutlich schlief sie in dem Zelt, in dem es vor Flöhen nur so wimmelte.
Als Séan und ich einige Abende später wieder am Feuer sitzend meinen ersten Versuch an gebratenem Geflügel runterwürgten, wurde ein Gedanke mächtig, die Idee von einem Lager, einem Zuhause aller Galatier die ihre Heimat verloren hatten. Ein Ort an dem wir unsere Traditionen wiedererkennen könnten, unsere Lebensweise, Lieder und Geschichten auflebten, wo wir wieder wir sein durften, ohne Mithras im Hintergrund, ohne die allgegenwärtige Sünde die in deren Köpfen mitschwang.
Ein Galatia im Kleinen.
Ein Lagerplatz musste her, Ailis, Séan und ich wir würden ausschwärmen, jeder in eine andere Richtung, suchend und findend.
Bis dahin nahm mich Séan mit in das Zimmer welches er in der Taverne gemietet hatte, einer kleinen, aber flohfreien Behausung mit frischer Leinenbettwäsche.
Kein Mithras sorgte sich hier um unser Seelenheil, keiner versuchte uns seine Moral aufzuzwingen, wir selbst konnten Teil der Götter sein und wir tun was uns beliebte.
Auch wenn so Vieles im Dunkeln lag, meine Herkunft, meine Vergangenheit, selbst den Ursprung meiner blauen spiralförmigen Zeichen die sich um meinen Nabel und die Arme wanden war mir abhanden gekommen, fühlte ich mich wacher als zuvor. Hoffnung bemächtigte sich meiner, die Hoffnung auf einen Ort mit Gleichgesinnten.
Aus Chronos Fluch wurde das Lager der Galatier ....

[Bild: fire1.jpg]
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#4
Plok. Holzsplitter flogen ohne Ziel durch die Luft, als das kalte Metall der Axt auf einen der mächtigen Baumstämme im Wald Servanos niederging. Immer und wieder fraß sich der gierige Kopf des Werkzeuges in das alte Holz. „Mein Schiff, Beschlagnahmt, Für den Krieg! Ein Galatischen Handelsschiff! Was fällt diesen irrsinnigen Amhranern ein!?“ – Die Gedanken flogen wirr durch den Kopf des Galatiers, welcher in schierer Wut mit dem kalten Eisen auf den Baum eindrosch.
Seit Monden bin ich nun schon hier! Die Seewege sind geschlossen, die Grenzen sind geschlossen! Wie soll ich meiner Sippe die nötigen Güter bringen, wenn ein jeder Versuch das Land zu verlassen mit kaltem Stahl niedergeschlagen wird!?“. Plok. Abermals bissen die Zähne der Axt gierig in den Stamm. Dies sollte vorerst der letzte Schlag Séans sein, als sich das Werkzeug seines Frustes in dem Holz verklemmte. Die Hände des Galatiers schlossen sich fest um den Stiel herum, in einem Versuch die Axt zu befreien. Jedoch ist der Schweiß, welcher gänzlich sein grobes Hemd durchnässte und dafür sorgte, dass das rote, strähnige Haar an ihm klebte nur eines der Zeichen, dass seine Kräfte zur Neige gingen.
Ich bin Händler, ich bin Seefahrer! Kein Holzschläger. Kein Fischer. Kein Bauer!“ - die Worte polterten immer wieder durch den Kopf des Mannes, welcher noch immer das Greifholz der Axt umschlossen hatte, ehe der feste Griff nachließ und er vollends neben dem angeschlagenen Holzstamm zu Boden sank.
„Ich habe sie aus dem Wasser geholt, um sie vor den Tiefen zu retten. Ich habe ihr mein Wort gegeben, dass ich sie sicher zurück nach Galatia bringe. Dabei scheitere ich schon, dieses Stück Holz zu fall zu bringen!“ - Immer, und immer wieder zeichneten sich die Bildet in seinem Kopf ab: Das Ruder fest in seiner Hand, den Blick auf die Wellen voraus. Die „Tonn Bród“, eines der kleineren Handelsschiffe Svesurs, lag sicher unter Séans Kommando in der See mit dem Kurs auf Löwenstein. In nur einem Bruchteil eines Augenblickes hatte Séan sie gesehen. Die Galatierin, welche in Mitten der Strömung ohne Bewusstsein vor sich her trieb.
Chronos musste sich einen Spaß daraus machen, diese Verantwortung auf den Seefahrer zu legen – dessen war sich Séan sicher.

Seitdem er hier an Land brach lag, hat er schon so manchen Versuch unternommen „sie“ auf Distanz zu halten – Sei’s durch tagelange Reisen in die Stadt oder die Suche nach neuer Handelsware. Sie war ein Anhängsel, eine Bürde, ein Ballast, der seinen Weg verlangsamen würde. Und dennoch – in letzter Zeit, fühlte er sich immer mehr und mehr mit ihr verbunden. Sie war der letzte Bezug, den er noch zu seiner Heimat fand. Und da war auch noch sein Wort, sie sicher zurück nach Galatia zu bringen.
Der Rothaarige rappelte sich wieder neben dem Baum auf – entschlossen wandte sich der Blick auf die noch immer feststeckende Axt. Ein entschlossener, bestimmter Ausdruck nahm auf seinen Zuegen Platz, als sich die schweißgebadeten Hände wieder um die Axt schlossen. Séan wusste nun, was zu tun war.
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#5
Es waren der Unseren bereits einige, die den Wunsch nach einem beständigen Lager hatten. Ailis und Lysander, Rashka, ein junger Schmied der das Drachenfeuer sucht, Catheryne eine tüchtige Bogenbauerin aus Reinos waren nun unsere engeren Begleiter, unsere Gemeinschaft wuchs mit jedem Wochenlauf ein wenig mehr. Das Rabenfeuer der Druiden wärmte uns, doch konnte es uns nicht ewig Gastfreundschaft spenden und so begaben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz, jeden Tag schwärmte unsere kleine Gruppe aus, mal zu mehreren, mal nur zu zweit oder ein jeder gar allein.
Ein verfallenes kleines Häuschen nahe der Mine fand sich und schien geeignet, und wenn auch nur für die Zeit solange der Winter währte, doch leider schien es der Schmiedezunft zu gehören und unsere Hoffnung schrumpfte. Da entdeckten wir nahe eines wild dahin fliessenden Wasserlaufs eine Wiese, geschützt von einem Gebirgszug im Osten, unweit der Strasse die nach Hohenmarschen führte. Dieser Ort strahlte Zuversicht aus, er schien uns zu Schutz gewähren zu wollen und ein jeder schien einverstanden, hier seine Felle auszubreiten und um das galatische Feuer zu legen, sich niederzulassen um ein Stück Heimat zu fühlen, bereit dem Winter zu trotzen und die langen dunklen Abende mit Geschichten und gebratenen Fasanen zu füllen.
Und so zogen wir los, die einen hackten Holz, die anderen häuften einen Vorrat an Fellen und Häuten an. Eine Unterkunft müsste her und das schnell, der Frost würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.

[Bild: lagerfeuer-im-wald.jpg]
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#6
Kalte wütende Wassermassen stürzen auf mich ein, ein erbarmungsloses Tosen donnert in meinen Ohren, Schmerz, Stechen in der Brust, nach Atem ringend erwachte ich, panisch durch mein wirres Haar streifend, über mein Gesicht, meine Arme, nein, es war kein Wasser, nur kalter Schweiss den der immer wiederkehrende Traum auf meinen Körper trieb. Ich erblicke Séan friedlich neben mir schlafen, kein Wasser, nein, er atmet gleichmässig, ich zwinge mich zur Ruhe, lege mich neben ihn, es ist schwer sich zu beruhigen, meine bebenden Händen legen sich an ihn, warum nur quält mich dieser Traum so, ist es nicht bereits schwer genug in einem ungeliebten Land festzusitzen, ausharren zu müssen? Séan hat mir versprochen mich zurück zubringen, gab mir sein heiliges Wort und das Lederband mit den vielen Knoten, jeder Knoten für eine gelungene Heimkehr stehend, oh Galatia! "Hör auf zu jammern, nimmt dich zusammen, seit wann sind Galatier ängstliche Hasen" , flüstert mir eine Stimme in meinem Innern zu, ich lege mich näher an Séan, betrachte den schlafenden Galatier, was nur ist es was uns beide zueinander zieht, ist es die Fremde, die Einsamkeit, oder ist es wirklich das was er sagt? Wie neblige Schwaden holte mich erneut Müdigkeit ein und lässt meinen Geist entspannen, in wohlige Dämmerung gleiten, ein Abenteuer, aye, nimm es als Abenteuer dieses Amhran, du wirst noch deinen Enkelkindern davon berichten, wir werden es schaffen, Galatier geben nicht so rasch auf... , mein Kopf sank auf Séan's Schulter, die wollene Decke warm um uns geschlungen schlief ich ein, ungeplagt und traumlos.


[Bild: Las333.jpeg]
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#7
Tristesse, Stille und Dunkelheit.
In nichts unterschied sich diese Nachtwachen-Schicht von den vorherigen. Dennoch erwuchs eine fixe Idee in dieser Nacht in meinem vom Schnaps tumben Schädel, Schnaps war ein häufiger Begleiter der Stadtknechte, die das 'Glück' hatten, die Nachtschichten zu bekommen. Ich war so ziemlich der einzige, der sie freiwillig übernahm - aber mitsaufen ging trotzdem!
Zugegeben, das wurde seit der Beförderung zum Leutnant etwas schwieriger, weil man vom Kameraden zum Vorgesetzten geworden war - nach einigen Wochen hatten sich alte Wachkameraden jeoch wieder so weit eingefangen, dass man sichmit ihnen eine Flasche auf den Kopf hauen konnte, ohne ständig beschwichtigend säuseln zu müssen. Sturzbesoffen waren wir freilich indes nie, leicht angeheitert - aber welcher Stadtknecht war das nicht ab und an?

Gerade in dieser Zeit der neu aufkeimenden Keuche fanden die reichhaltigen Vorräte an Schnäpsen, Weinbrand und Bier guten Zuspruch in den Wachmannschaften der Stadtwache, so auch in jener der Neustadt.
Vielleicht war es diesem gesteigerten Alkoholkonsum zu schulden, dass mir diese fixe Idee in den Sinn kam: Ich wollte mit meinen Landsleuten außerhalb Löwensteins Kontakte knüpfen, um die Heimat neu aufleben zu lassen. Die eigentlichen Ziele dahinter waren gänzlich egoistisch: Durch den Tod meiner Schwester hatte ich keine Familie mehr hier in Ahmran. Keine Sippe, keinen Clan. Und so ging es vielen meiner Landsleute, weswegen man gewiss unter ihnen genug fand, die bereit dazu waren, die Differenzen zwischen den Sippen zu überwinden - und eine neue 'Sippe' (im weitesten Sinne) zu gründen. Vielleicht sollte ich mich den Crimthainn Ain anschließen, einem Ableger ihrer Ursippe auf Prenne? Die Crims waren mir zwiespältig im Gedächtnis. Zum einen hatte ich, wenn es um privaten Handel ging, so gut wie nur bei ihnen eingekauft (da ich meinen Landsleuten nunmal mehr traute, noch immer) und dies aus Überzeugung, zum anderen hatten sie sich wenig kooperativ erwiesen, als seinerzeit einmal ein Versuch gestartet worden war, lang tradierte Differenzen zwischen den Sippen und Inseln zumindest hier in Amhran aufzuweichen.
Wenn ich es mir recht überlegte, wäre es vielleicht sinnvoller, sich unter den Galatiern umzuhören, die ebenso ohne Verwandtschaft hier festsaßen oder lebten. Ich wollte wieder eine Sippe haben, eine kleine Heimat in der Fremde. Dafür würde ich mich sogar mit den Leuten von Ialo'terom oder den Ennisfrees arrangieren.
Sollte es mir mein Schichtplan erlauben, wollte ich in nächster Zeit einmal beim Rabenkreis vorbeischauen und ausloten.
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#8
Die Abkürzung durch die Mine nehmend, rannte ich direkt in sie hinein, in eine bis an die Ohren bewaffnete Frau, die mir den Weg mit der Axt in der Hand versperrte. Sie sprach im Namen Zweitürmens, im Namen einer Landwehr, Räubern, denen ich gleichen würde, müsste man habhaft werden, ich solle meinen Namen nennen, mich stellen.
Eine kalte Wut, ja sogar Widerwillen stieg in mir auf, was bildete sie sich nur ein, sollte ich etwas im Sonntagskleid auf die Jagd gehen? Dumme Amhranerin, armseelige Irre, ich würde ihr nie und nimmer meinen Namen nennen! Doch sie schien unbeeindruck ob meines Stolzes und Widerstandes, sie trat näher, die schwere Axt habend, im Vorhaben diese in meinen Körper zu versenken, schien sie gänzlich überzeugt im Recht zu sein. Beschwichtigend sprach ich auf sie ein, und nannte unter leisen Flüchen meinen Namen, beteuernd, dass ich von der Fasanenjagd käme, mein Volk die Galatier ernähren müssend, dessen Lager bald hier nahe der Mine zu finden sein werde. Sulis schien mich in meiner Verzweiflung und Wut gehört zu haben, denn just in diesem Moment stieg ein ebenso Bewaffneter die Stufen zur Mine herab, dem Wahnsinn dieser Soldatin ausgeliefert, ebenso wie ich aufgefordert sich zu entwaffnen und seinen Namen zu nennen. "Gebt Acht oh Herr, mit dieser Frau ist nicht zu Spaßen", rief ich ihm entgegen, er jedoch schien unberührt, schien durchaus nicht beeindruckt von dem was die Frau verlangte und im Gegenteil. " Wir lassen die Götter entscheiden", sprach er und forderte somit den Zweikampf - die Götter waren auf unsere Seite, die Soldatin fiel in den Dreck und wir verliessen diesen Ort. Mein Herz jubilierte, meine Ehre schien wieder hergestellt. Der Krieger jedoch, blieb seit dem Tage in meinen Gedanken, ja mehr noch, doch schienen die Götter mit mir ihr Ringelrein zu spielen, liessen mich fühlen als sei der Himmel selbst auf mich herabgefallen. Ich konnte ihn nicht mehr aus meinen Gedanken verbannen und suchte ihn.

[Bild: town2.jpg]
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#9
Der Herbst brachte unerbittlich jeden weiteren Tag Regen, Kälte und deutliche Aussicht auf den herannahenden Winter. Unsere Gemeinschaft nächtigte versprengt in allen trockenen Winkeln Servanos, in Herbergen, die noch über freie Zimmer verfügten, in Pferdeställen, Tavernen, Höhlen und auch in dem Zelt des Rabenlagers. Mehr und mehr mangelte es an Lichtblicken, Séan und ich vernahmen immer wieder die Kraft zehrenden Seufzer Einzelnder, die leisen Unmutsbekundungen, die Sorge vor dem nahenden Schnee, dem Eis und Frost, dem Hunger und der Unsicherheit die sich in diesem Zuge ergab. Wie lange noch würde Löwenstein streunende Galatier tolerieren, uns womöglich einsperren....

Eines Abends, tief im Flüsterwald, der Spur eines Bärens folgend begegnete ich Saresh vom Stamm der Shurax. Als Artio's Kinder fiel es uns leichter als sonst ein Gespräch zu beginnen, ich berichtete von unserer Gemeinschaft, von den Zielen und Nöten die unser Leben erfüllte, und Saresh sprach Worte der Hoffnung, Worte die sagten, dass auf jurischem Gebiet unbewohnte Baumhäuser stünden, Schutz vor Wind und Wetter bietend.
Sollte dieser Abend schicksalsweisend für unsere Gemeinschaft werden?
Kurzerhand verabredeten wir ein Treffen, schon an nächsten Abend würden wir erwartet werden, empfangen vom Seher Drogar und dem stolzen Volk der Juren.
Schon Stunden später entsandte ich Boten um allen Mitgliedern der Gemeinschaft die frohe Nachricht zu übermitteln und am Abend schlugen wir uns unter der Führung von Tiana, der jurischen Schülerin des Sehers persönlich durch das wilde herbstliche Dickicht, hin zum Jurenlager.

Man lud uns in die warme, geräumige Höhle und ein prasselndes Lagerfeuer hieß uns willkommen. Zurückhaltend und voller Erstaunen traten wir näher, hin zu dem Lager an das wir gebeten wurden, und nahmen an ihrem Feuer Platz. Drogar, der alte Seher führte die Verhandlung, uns zu unseren Gründen und Zielen befragend, sichtlich gewohnt Fremde auf Herz und Nieren zu prüfen, sichergehend, dass ja kein Unheil über sein Volk darniederginge. Man sicherte uns die Freiheit zu, auf dem Gelände der Baumhäuser unsere Gebräuche zu leben, ja sogar Handel zu treiben, kurzum, tun zu können was wir nur wollten, solange man dem jurischen Volk angemessenen Respekt und Ehrerbietung entgegenbringen würde. Jede größere Festlichkeit solle jedoch in vorheriger Absprache mit dem Seher stattfinden. Als Gegenleistung würde man jeden Monatslauf 3 Bärenfelle erwarten, oder dem Wert entsprechend viele Wolfsfelle.
Ailis murrte leise, so eine Anzahl von Bärenfellen wäre schwer zu erbringen, doch schliesslich willigten wir Jägerinnen der Gemeinschaft ein, der Winter drängte uns zu handeln, und die jurische Gemeinschaft war uns wohlgesonnen. Mein Herz wurde leicht, kannte ich doch Tiana bereits recht gut und genoss ihre Nähe und Freundschaft.
In meinem Geiste sah ich uns alle an kalten Wintertagen ums Feuer sitzen, Geschichten erzählend, einer vom anderen lernend.
Plötzlich schien mir Chronos Fluch als eine Herausforderung, ein Weg der Lernens und des Abenteuers.
Die Gemeinschaft der Galatier hatte ein Zuhause gefunden -
Das Galatier-Feuer

[Bild: fire.jpg]
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#10
Der Umzug in die Baumhöhlen war so anstrengend, dass alle unserer Gemeinschaft nachts erschöpft in die Felle sanken. Stühle und Kisten, Lagerfässer und Felle, Proviant und Krüge, Bandagen und Waffen, Werkzeuge und Kleidung, alles musste den weiten Weg aus Löwenstein zum Flüsterwald getragen werden. Catheryne hörte man schon vor Weitem fluchen, dass man den Weg frei von Wölfen halten sollte und so wechselten wir uns ab und bewachten den schmalen, ausgetretenen Pfad der durchs Dickicht führte.
Die Leitern und Treppen zu den Baumhäusern waren mir ein Graus den es zu überwinden galt, meine Höhenangst saß mir in den Knochen, ließ mich kaltschweissig die Stufen erklimmen. Es wurden Schlafstätten aus Fellen errichtet, der Lagerraum der über eine schwindelnd hohe Seilbrücke erreichbar war, wurde mit Fässern und Kisten gefüllt, das erste Fleisch nach galatischer Art im gemeinsamen Feuer von Juren und Galatiern gebraten. Der Halbmond schob sich hinter den Wolken hervor und tauchte das nächtliche Lager in ein heimeliges Licht.
Es war gut ein Zuhause zu haben, gut sich unter Seinesgleichen zu bewegen und gut, aus dem verruchten Löwenstein heraus zusein.
Bald schon, würden auch andere Galatier den Weg zu uns finden, Geschichten würden erzählt werden, die langen dunklen Winterabende füllend.

[Bild: CeacuteadGluacutein1.jpg]
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