Chronos Fluch und das Lager der Galatier >> Mitmachthread <<
#21
Schwer schnaubend brachte Catheryne ein großes Bündel Holz und einen großen Sack Kohle vor die Türe des Baumhauses hinauf und stellte ihre Ladung erst einmal ab. Sie öffnete jene und schritt hindurch, blickte sich um wie sie es immer tat, doch dieses Mal mochte sie niemanden antreffen. Darauf machte sie sich daran, das Holz und die Kohle zu verräumen. Nachdenklich wie sie in letzter Zeit - nicht nur nach dem ersten Thing - war, hielt sie dabei den Blick eher gen Boden gerichtet. Auch wenn sie von den Gesprächen der anderen bislang kaum etwas mitbekommen hat - mit Ausnahme Lasairs Reaktion auf Luca und auf den Verlauf des Things ihr gegenüber - beschlich sie jedoch das Gefühl, dass irgendetwas nicht so recht stimmen mag.

Auf dem Weg zu den Fässern des Lagers entdeckte sie einige kleinere Holzsplitter, die herumlagen. Bei genauerem Blick mochte das erfahrene Auge der Holzverarbeitung auch frische Kerben an den Latten und Dielen feststellen. Ein Mundwinkel zog nach hinten und sie murrte etwas, ehe sie einmal tief durchatmete und seufzte. Es scheint wohl ganz, als würde es nun doch nicht mehr so einfach laufen, wie anfangs gedacht. Obgleich man nun eine Bleibe für den Winter fand und obgleich man auch die alten Sitten gepflegter und besser abhalten konnte.

Sie stellte den Sack Kohle in die Ecke und stapelte das Holz in eines der Fässer, stets in Gedanken versunken. Lysander traf sie erst in Löwenstein wieder an, er machte einen recht gelassenen Eindruck. Rashka half sie auch erst in der Mine bei der Beschaffung von Erzen und Kohle für die Fertigung von Werkzeugen. Sie musste sich also baldigst mit Luca, dem Neuen, auseinandersetzen. Auch hatte sie mit Lasair noch das ein oder andere Wort zu wechseln, da sie sich zunehmend mehr distanzierte, obgleich sie anfänglich nur mit einem Hebel von ihr zu lösen war.

Immer wieder schlich ihr dieser Gedanke durch den Kopf...
Irgendetwas stimmte nicht.... irgendetwas lief gewaltig falsch...
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#22
Ich hatte mich für die Zeit der Ahnenandacht hoch in die Berge zurückgezogen. Dort, nahe der Steilküsten, jenem Ort der mich an Galatia zu erinnern schien, brachte ich die längste Nacht des Jahres in Gedenken an meine Ahnen zu, sie mir vorstellend, auch wenn mein Gedächtnis nur lückenhafte Erinnerung an mein Elternhaus zuließ, sang ich ihnen leise Melodien, ließ jene zu den Sternen tragen, hoffend, dass die Finggöttern Sulis und Morrigú mich erhörten, so doch jene in dieser Nacht näher waren als sie je sein würden.
Dies war die Zeit in der mein Volk traurigen Gedanken Ausdruck gab, all den Gedanken, für die man sich sonst nicht die Zeit nahm, oder den Mut aufbringen mochte.
In mich gehend, in Felle gewickelt in die kalten Nachtnebel starrend, betete ich um das Wiedererlangen meiner Erinnerung, darum, mein Leben mit der Vergangenheit zu füllen, ich betete um eine baldige Heimkehr, ein Schiff welches mich nach Hause brachte, ich betete meinen Zorn und Kummer wider einiger Menschen abzuschwächen, darum unserer galatischen Gemeinschaft ein wertvolles Mitglied zu sein, betete sogar darum, mein aufbrausendes Temperament zu beschwichtigen und darum, daß Galatia nicht in den Fluten versinken möge.
Die Sterne glitzerten in der kalten Nacht heller als sonst und man schien mich zu hören.

[Bild: 640x436_6132_Asio_Llllotus_jpg_2d_creatu...al_art.jpg]
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#23
Sie schleppte weiteres Holz in das Lager, einerseits um den Vorrat für die kalten Tage aufzustocken, andererseits um natürlich auch genug Holz für Reparaturen, Übungen und weiteres Mobiliar für das Lager anzufertigen. Noch immer schien sie sehr in Gedanken über die Geschehnisse der letzten Zeit.

Als sie einmal mehr die Stufen zum Baumhaus in Gedanken hinaufging, stolperte sie in Mitten des Weges nach oben, ließ die Hölzer fallen um ihren Sturz abzufangen und schimpfte darauf leise vor sich hin. Schnell fing sie sich wieder, atmete tief durch und lies die Hölzer äußerst ungewöhnlich für sie jedoch unachtsam einfach an Ort und stelle liegen und trat jene, welche auf den Stufen landeten, von diesen herunter.


"Ich brauch einen Moment Ruhe.", dachte sie für sich und stieg den Weg wieder hinab, um sich auf einen Spaziergang in Richtung Löwenstein zu machen, um den Kopf wieder etwas frei zu bekommen. Alsbald vor den Toren von Löwenstein angekommen dachte sie sich, sie könne auch gleich noch ihre Erledigungen tätigen. Doch der Rest des Tages sollte anders verlaufen.

Alsbald lief sie Luca über den Weg, welchen sie eh schon lange sprechen wollte und auch von vielen schon darauf hingewiesen wurde, dass auch er sie suche. Endlich könnte sie damit beginnen die Dinge zurecht zu biegen, welche in der Gemeinschaft etwas außer Ruder liefen.
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#24
Der alte Baum im Südwald entpuppte sich als geeigneter Ort um Botschaften zu schicken. In Form von Federn sollten sie in der Rinde steckend, auf Neuigkeiten hinweisen. Jan der Südwaldjäger würde geknickte Hühnerfedern hinterlassen, ich würde weisse Taubenfedern nutzen, und die anderen? Es wird sich zeigen. Wir werden auch ohne Schriftzeichen zurechtkommen!
Einzig was mir Sorgen machte, war Catheryne's mütterliches Herz welches beschützende Gefühle für diesen Luca entwickelte. Ein Jammerlappen vor den Göttern, der galatischen Seele soweit entfernt wie mein Pfeil zur Sonne. Sie wollte für ihn bürgen, ihn erziehen?
Soll sie es tun. Für jeden klitzekleinen Mist den ihr Zögling ausheckte würde sie geradestehen wollen. Unbegreiflich, aber wahr!
Ich hingegen riss mich aus Löwenstein los, froh die Felle verkauft zu haben und eilte zum Flüsterwald, hin zum Baum und sah, dass die weissen Federn die ich dem Fremden hinterlassen hatte, entfernt worden waren.
Hatte die Nachricht ihren Besitzer erreicht?
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#25
Unruhe, Unmut und Streitereien. Hereinbrechende Kälte, noch immer nicht erledigte Arbeiten am Lager und die Abwesenheit mancher der Gemeinschaft. Als wäre das nicht schon genug, kam Lasair bei dem letzten Gespräch einmal mehr wieder mit ihrem Amrhaner Gerede daher und warf einmal mehr wieder mit Anspielungen und Sticheleien um sich - dieses Mal zu viel für Catheryne!

Sie erhob sich vom Tisch des Gemeinschaftshauses, tat ihren Unmut über diese Anspielungen knapp Kund, ging hinaus und knallte die Türe hinter sich zu. An der frischen Luft atmete sie einmal tief durch, seufzte ebenso tief und stieg langsam in Gedanken die Stufen des Baumhauses hinab. Sie setzte sich an den Platz des Lagerfeuers, warf einige kleine Ästchen in die Glut und schürte das Feuer erneut.

Sie hatte sich das gänzlich anders vorgestellt. Zu Beginn lag noch Freude in der Luft, darüber dass sich auf dieser fernen Insel verschollene Galatier wiederfanden. Das sich nach der Heimat sehnende Herz kam zumindest ein wenig zur Ruhe, da man so die alten Riten, Bräuche und Sitten wieder ausleben konnte. Doch inzwischen machten sich mehr und mehr Mitglieder der Gemeinschaft rar, den Ältesten der Gemeinschaft um Rat zu fragen oder gemeinsam eine Problemlösung zu ergründen blieb aus. Stattdessen griff mehr und mehr das Chaos um sich und scheinbar knisterte die Luft bei nahezu jedem Zusammentreffen mit anderen, sei es nicht der ehrenwerte Stamm der Shurax, welcher ihnen Obhut bat oder die einstigen Begründer der Idee einer Gemeinschaft - Rashka, Lasair und sie selbst.

Catheryne, welche manchmal schon neckend als "Mutter" bezeichnet wurde, bot sich nach Lasairs Aufgabe aufgrund persönlicher Diskrepanzen mit Luca als Fürsprecherin für diesen an. Er machte auf sie einen positiven Eindruck und verhielt sich zumeist komplett anders ihr gegenüber, wenn sie Gelegenheit dazu hatte, mit ihm alleine zu sprechen. Die Riten, Sitten und Bräuche aus der Heimat sollten kein Problem sein darstellen, um sie in das kleine wissbegierige Köpfchen zu bringen. Vielmehr ist wohl das Problem seiner Waffe, seiner scharfen Zunge, beizubringen, wann sie gezückt werden kann und wann man sie lieber ruhig im Mund stecken lassen soll. Natürlich war er ein Gelehrter und wusste auch um diese Kunst, mehr noch eigentlich als die temperamentvolle Lasair. Doch wohnte auch in ihm ein schier gar unbändiges Temperament wie auch in Lasair, kein Wunder also, dass schier gar schon ein Gewitter aufzog, wenn die beiden Fronten aufeinanderprallten.

Statt sich gegenseitig Steine in den Weg zu legen, sollte man wieder - wie zu Beginn - mehr an einem Strang ziehen und wahrlich zu seinen Wurzeln finden, in Ruhe und Harmonie, wie es sich für Galatier gehört... und sich nicht gegenseitig die Gemüter rücksichtslos und von falschen Gefühlen geleitet erhitzen bis zur Eskalation. Schließlich gab es andere, wichtigere Probleme. Kälte, die Kirche, das Verschwinden mancher bekannter Gesichter und nicht zuletzt das Lager an sich, welches noch immer nicht gänzlich fertig ist.

Sie schüttelte etwas traurig und noch immer gedankenversunken den Kopf, ehe sie zu der Holzfälleraxt an ihrem Gurt griff. Einmal mehr sollte sie hinaus in die Wälder gehen und ihren Kopf mit ihrer Arbeit frei machen. Schließlich gab es noch ein paar Ausbesserungen an den Hütten zu erledigen. Auch der Wunsch nach einer Werkstatt, welche auch den Shurax sehr genehm wäre - jedenfalls nach den Worten von Tanju und dem ehrenwerten Seher Drogar selbst - war noch offen. Vielleicht müssten auch ein paar neue Wände dafür gezogen werden.

Das Lager war zwar schon recht gut gefüllt, aber genug Holz kann man schließlich nie haben, wenn es um Umbau und Ausbau geht.

[Bild: carpentersaxe.jpg]
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#26
Ein stilles Lagerfeuer, ein Freund und dessen Einfühlsamkeit löste den Knoten in meiner Seele und bei den Worten "Erstick mir nicht an deiner Stärke und Verbitterkeit, Füchsin, " war es, als würde sich die harte Schicht, die mich umgab, lösen und mein wahres Ich zum Vorschein bringen.
Das Zwielicht des winterlichen Abends wurde abgelöst von der Dunkelheit der Nacht, der verzierte geschnitzte Stab ruhte in meiner Hand, sollte meine Kraft speichern und im rechten Moment wieder abgeben. Und diese Kraft würde ich beileibe benötigen. Mit dem Abbröckeln der harten Schicht die mich umgab, bröckelte auch die Illusion, ließ mich so Vieles plötzlich in einem völlig anderen Licht sehen. Ich dachte an Luca, den Hass und das Unverständnis welches ich ihm entgegen gebracht hatte, mich und mein Galatia schützend. Es war Zeit aufzuwachen, Zeit mein wahres Ich zu finden, mein Selbst und das wovor ich solche Angst hatte.
Der Wald wird mir helfen, das wusste ich, und so wanderte ich nach dieser bedeutsamen Nacht leichteren Herzens zurück zum Lager, meinem Heim.

[Bild: 1453422_711773752167753_765445360_n.jpg]
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#27
Keuchend und nach Luft ringend, rannte ich zum Möbelhaus, Aline suchend, sie bitten wollend, mich ja mit nach Galatia zu nehmen. Kaum, dass Sherion die Worte über ihre Abreise über die Lippen gebrachte hatte, stob ich davon, hin zur Neustadt, jubelnd und mit bebendem Herzen - ein Weg nach Galatia, wie wunderbar!
Doch wäre es kein Fluch des Chronos gewesen, wenn ich sie gefunden hätte, sie, die rothaarige Händlerin Aline!!!
Stattdessen lief ich prompt Ley in die Arme welcher mir traurigen Blickes berichtete, dass sich die Galatierin bereits vor Tagen von all ihren Freunden verabschiedet habe, und nun womöglich weit auf den Wellen des Meeres in Richtung Heimat segelte. Zum hundertsten Male in der Zeit meines Aufenthaltes hier, fiel mir der Himmel auf den Kopf, so zumindest fühlte es sich an, ließ den Boden unter mir zerfliessen und mein Innerstes sich zusammen ziehen.
Wie zum Henker nur hatte sie es geschafft ein Schiff zu besteigen, wen hatte sie bestechen müssen? Wäre das die Möglichkeit die mir bislang nicht in den Sinn gekommen war?
Ich machte mich auf zum Hafen, sehnend fühlte ich mein Herz in mir brennen, voller Angst zuviel zu erhoffen, als ich eine Pier nach der anderen absuchte. Still und verlassen lag der Hafen da, fernab das Gejohle vereinzelter Seeleute vermischt mit dem Kreischen der Seemöwen die mir unmissverständlich verdeutlichten, dass hier keines der ankernden Schiffe auszulaufen gedachte, noch Passagiere an Bord nehmen würde.

Ich würde wiederkehren, jeden Tag, mit einem Beutelchen voller Münzen, denn was Aline konnte, das konnte ich schon lange - wenn da nur nicht die Gemeinschaft der Galatier gewesen wäre, die Cèad Glùin, Rashka, Catheryne und Ley, mein wilder und weiser Freund, der den Wald so sehr liebte wie ich.
Ich ließ mich nieder auf der hölzernen Pier, zog den fuchsfellgefütterten Umhang eng um die Schultern, die eisige Luft schlichtweg ignorierend, den Blick über's Wasser, nachsinnend und hin und wieder einen unschlüssigen Seufzer ausstoßend.

[Bild: Riddleport1.jpg]
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#28
Ein jeder, der den Céad Gúin beizutreten gedenkt, wird sich der von dem Fürsprecher gewählten Aufgabe stellen müssen. So erging es auch Ley Animar.
Seine Seele zerrissen zwischen den Geschäften der Steinstadt, und dem Locken des tiefen Finsterwaldes, wünschte er sich uns anzuschliessen, sein galatisches Blut mit unserem zu verbinden, und unsere Traditionen zu wahren und zu leben.
So gab ich ihm die Aufgabe, eine, die ihresgleichen zu suchen hatte, eine Aufgabe, die keine leichte und dennoch seine Sinne zu entfachen schien. Die Suche nach Drachenspuren! Gewählt wurde sie, um unseren Schmied in seiner Berufung zu stützen, ihm zu helfen das Drachenfeuer zu finden, eine Flamme, so der galatischen Legende nach, sollte in der je eine Klinge geschmiedet werden, diese nie stumpf werden oder zerbrechen würde.

Ley bereitete sich vor, suchte Seile, Fackeln, Waffen, Rüstung, Stahlpfeile, Felle zusammen und wir zogen hinauf in die nebelumzogenen Berge, ließen die Steilküste hinter uns und kletterten weiter, hoch hinauf an die Grenze nach Ravinstal. Seine wachen Sinne, die denen eines Walsläufers glichen, suchten die Umgebung ab, jeden Laut wahrnehmend, jede Spur und Veränderung erkennend. Es war Nacht geworden bis wir die hohen Berghänge erreicht hatten, und suchten Schutz in einer verlassenen heruntergekommenen Berghütte, richteten unser Nachtlager aus Fellen, Ley zimmerte einen robusten Tisch, sogar ein Regal aus dem Holz welches er an der alten Jagdhütte zu finden schien.
Wir warteten auf den nächsten Morgen, dem Zeitpunkt, an dem ich ihn seinem Schicksal überlassen musste, etwas, was mir mittlerweile schwer fiel, da sich sein Herz mit dem meinen immer mehr zu verbinden schien.
Der fahle Mond erhellte das Felllager, schien auf seinen Haarschopf, ließ das dunkle Rot schimmern, während meine Hand sanft über seine Schulter strich, besorgt, ob diese Aufgabe nicht sein Leben beenden könnte.

Im fahlen Morgenlicht erwachend, kam Ley bereits schon von der ersten Erkundung der hohen Felswände zurück, seine Kleidung zerschunden, zerkratzt und staubig. Er hätte einen geeigneten Aufstieg gefunden, sei gekommen um die restliche Ausrüstung zu holen, nun würde es ans Besteigen des Berges gehen und er würde in einigen Tagen mit den erwünschten Neuigkeiten zurück sein.
Das ich ihm nicht folgen konnte, wussten wir beide nur zu gut. Nicht nur meine unabwendbare Angst vor der Höhe stand nun zwischen uns, sondern auch die Tatsache, das jeder Fionár die Aufgabe allein und ohne Hilfe zu bewältigen hatte.

Seine Hand strich zum Abschied durch mein Haar, ein aufmunterndes Lächeln, ein Kuss und schon war er verschwunden, dem schmalen Wildpfad in Richtung der Felshöhen folgend, um dort, wenn die Götter es wollten, die ersehnten Drachenspuren zu finden. Spuren, die Rashka zu dem Drachenfeuer leiten könnten. In Gedanken, dieses Feuer bereits das "Galatier-Feuer" nennend, stieg ich hinab, mich immer wieder umsehend um dann doch schliesslich vom tiefen Grün des Waldes verschlungen zu werden.



[Bild: Drachenfeuer.jpg]
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#29
Der Winter ging und die Sonne erwärmte den Wald, neues Leben begann zu spriessen, Blumenteppiche bedeckten den bisher so kalten Waldboden, dass es eine Freude war, den Sinnen freien Lauf zu lassen.
Ich nutzte die Zeit den Rotmilan, den Ley mir gezähmt hatte, zu trainieren. Dieser entpuppte sich als ein treuer Begleiter auf der Jagd, die Beute bereits viele Augenblicke vor mir erspähend und mich hinführend, seinen Jagdruf ausstoßend. Er hatte keinen Namen, ich rief ihn "Vogel", und es schien ihm nichts auszumachen, ja kam es mir sogar vor, als würde er diese Variante bevorzugen, ahnend, dass mir sein wahrer Namen stets ein Geheimnis bleiben werde.
Weder band ich ihn fest, noch sperrte ich ihn ein. Der Vogel blieb aus freien Stücken, scheinbar den Wald um die Baumhäuser herum, geniessend, mich in meiner Einsamkeit ablenkend und unterhaltend, ganz im Gegenteil zu Ley, denn dieser war seit der erfolglosen Drachensuche zurück in sein Möbelhaus gekehrt. So sehr er auch den Wald liebte, hatte er Aline zugesichert das Möbelhaus über Wasser halten. Stand ich zwischen Pflicht und seinem Freiheitsdrang?
Wochenläufe vergingen, der Winter nahm entgültig Abschied und mit ihm der Einzug des Frühlings und die Begegnung mit einem Mondwächter, der sich den Steinkreis zeigen ließ und seitdem nicht müde wurde meine Nähe zu suchen.
War es Branwen, der die milden Lüfte des Frühjahrs durch den Wald hauchte? Ich erfreute mich an unseren Treffen, ich würde ihm die Baumhäuser zeigen wollen und unsere Treffen nicht nur auf die wilden Plätze des Waldes beschränken, doch würde der Vogel mich stets an Ley erinnern, an dessen Liebe und Wildheit, daran, dass er mich noch nicht vergessen hat?

[Bild: Rotmilan.jpg]
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#30
Es war das kleine Baumhaus, dessen Fenster und Türen für die anderen Galatier geschlossen blieben. Nur der Wind durfte hindurchfegen, und der Götter Wille, der die alten knarzenden Dielen hoch in den Baumwipfeln des Flüsterwaldes heimsuchte und zum zittern brachte.
Seit mehr als einem Wochenlauf war es der Zufluchtsort zweier Personen, die scheinbar nicht mehr voneinander lassen konnten, wohlwissend, dass diese Entwicklung den anderen so garnicht schmecken würde.
Ein einsamer, hin und wieder mit Hafer versorgter Hengst graste unter dem Baumhaus, es sichtlich ebenso wenig eilig zu haben wie sein Herr.
Lediglich die kleinen und schnatterhaften Eichhörnchen schienen amüsiert, warfen Tannenzapfen, als warteten sie nur auf das sich heranbahnende, drohende Gewitter.


[Bild: Fluumlsterwald22.jpg]
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