FSK-18 Pferdeherren
#21
Schon in der Nacht hatte die Wache des Lagers damit begonnen die Zelte nachzuspannen. Dennoch zog der Sturm auch am jurischen Lager nicht spurlos vorbei.
Am vormittag sah man wie der nordmännische und die galatische Sklavin, nebst dem Khan und dessen Bruder, damit begannen den umgestürzten Baum zu zerlegen. Dabei begannen der Nordmann und der Ritter die Wurzel vom Stamm zu trennen, während die Galatierin und der Wildreiter die Triebe und Äste der Baumkrone abschlugen.
Wenn gleich noch am Morgen die Gesichter eher wütend oder verärgert wirkten, so schien die harte Arbeit den Juren recht rasch die Wut aus dem Leib zu treiben.

"Auch ein Sturm, ist ein Zeichen der mächtigen Drei und wie jedes Zeichen, ist es auch gleichsam eine Prüfung! Wir könnten nun Opfern um die Drei zu beruhigen oder diese Prüfung annehmen und durch Stolz und Stärke uns den Göttern beweisen!" so erklangen die aufmunternden Worte des Ritters an diesem Tage des öfteren, die er damit zu unterstreichen wusste, dass er an der Seite seines Stammes und an der Seite von Bauern und Handwerkern Greifangers, selbst mit anpackte.

So nutzte man die Baumkrone, um Äste fürs Feuer zu gewinnen und das Blattwerk zum Füttern der Tiere zu nutzen. Den Baumstamm zog man mit einem Maultier an die Stelle, wo man gedachte einen Anbindebalken zu errichten, der somit nun schon ein Fundament hatte. Man suchte das weggewehte Banner in den Büschen und brachte es wieder an und nutzte die Zeit um das Lager von Pferdäpfeln und Tiermist zu befreien.

In den Nachmittagsstunden ritt der jurische Ritter durch die Baronie, half hier und da den Bauern bei deren groben Aufräumarbeiten oder koordinierte stolz im Sattel thronend die Reparaturarbeiten.

[Bild: 30iymg4.jpg]
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#22
- Ein jeder Mensch führt seine eigenen Kämpfe. Die Einen mit- und gegeneinander, die Anderen mit sich selbst. Doch welcher ist der gefährlichere dieser Kämpfe? Führt nicht gar die Niederlage im Kampf mit sich selbst, oft zu einem Kampf mit Anderen? -

Die Frühlingssonne stand an ihrem höchsten Punkt, als nach einer geringen Pause wieder der Klang von Schwertgeklirr den Hof der Burg Greifenhorst einhüllte. Seit mehr als drei Stunden knurrte, brüllte und schlug er seine Männer durch die Bewegungsabläufe der verschiedenen Manöver, gab auch an diesem Tage nicht eher Ruhe bis seine und ihre Muskeln brannten und man kaum noch die Schwerter zu heben vermochte.
Seit der Einladung zum Fest der Welten vor einigen Tagen, hatte er unermüdlich seine Männer gefordert. Hatte sie wieder und wieder gegeneinander gehetzt oder selber mit ihnen die Klingen gekreuzt. Sicher, Waffengänge gehörten ohnehin zu den Pflichten, all seiner Männer. Allerdings hatten sich dieser noch nie zu solch einem Ausmaß konzentriert, wie in den letzten Tagen. Was die Männer jedoch mehr plagte als die schmerzenden Körper, war die offen gebliebene Frage nach dem "Wieso". Wollte er sie bloss auf alles vorbereiten? Wollte er sie vielleicht auf einen Kriegszug vorbereiten oder gar schlicht ihnen den eigenen Anspruch an einen wahren Krieger vorleben? Er war ihnen und sich selbst eine Antwort schuldig geblieben, weil er schlicht noch keine Antwort hatte. Nicht nur im Burghof fand ein Kampf stand, sondern auch, verborgen vor aller Augen, in der Brust des Juren.
Seit er ein kleiner Junge war, gehörte es führ ihn zum Alltag mit seinem Temperament und seinem Zorn zu leben. Täglich, beinahe wegen der kleinsten Dinge mit ihnen zu ringen oder sie im Kampf ganz bewusst freizulassen.

Am siebten Tage der ewigen Waffengänge, war es die Vernunft Jonathans, die Saresh zu Vernunft brachte. Auch seinen Freund hatte er im Ungewissen darüber gelassen, wieso er sich und die Männer so sehr aufrieb. Er war auf Saresh zugetreten und hatte ruhig, aber ernst gesprochen und dabei zu den schwer atmenden Soldaten gedeutet. "Gebe ihnen etwas Ruhe, sonst wirst du bald niemanden mehr haben um die Klingen zu kreuzen. Zwei müssen bereits die Betten für heute hüten um sich zu erholen und der Dritte, so sagte deine Gefährtin ihm, wird vermutlich nie wieder Kämpfen oder gehen können." Saresh schnaubt etwas widerspenstig und im ersten Augenblick sogar von der Schwäche der Anderen angeekelt, als sein Blick über die schwer atmenden Soldaten fuhr. Einige hielten sich ihre Blessuren, Andere stützten sich erschöpft auf ihre Waffen. Er selber hatte ebenfalls einige Blessuren von den Kämpfen, war jedoch nicht so erschöpft wie seine Männer. Nur langsam senkte er sein eigenes Schwert und stemmte es auf die Spitze in den Dreck, als wieder die leiseren Worte von Jonathan an sein Ohr drangen. "Einer deiner Soldaten sagte du hast an einem Vierten vorgestern deinen Zorn entladen, nur weil er seine Waffe hat fallen lassen? Gönn ihnen Ruhe, so es dich nach einem Kampf verlangt, wäre es meinem Schwert eine Ehre, Saresh." Saresh drehte den Kopf langsam und sah von Jons Augen. Da war sie wieder, die Selbstlosigkeit des jüngeren Ritters. Doch mit ihr, kam auch stets sein Mut. Saresh nickte straff und gehieß den Männern das Ende für den heutigen Tage.

Als Saresh sich am Abend mit schmerzendem Körper niederlegte, wirkte er seltsam befreit und befriedet. Als seie ein Knoten in seiner Brust geplatzt. Der Kampf mit Jonathan war weitaus ergiebiger und fordernder gewesen als die Kämpfe mit seinen Soldaten. Kein Vergleich mehr zu der Zeit der Knappschaft. Jon war zu einem starken und im Kampf nicht zu unterschätzenden Gegner geworden.
Die Erschöpfung der Woche hatte auch endlich den Kampf in seinem Herzen entschieden. Sein Geist hatte Klarheit gefunden. Der schmerzende Leib vertrieb die Stimme des inneren Wiederspruchs und er konnte endlich eine Entscheidung fällen.

In den Morgenstunden war die Entscheidung gefallen. Er würde sich und vorallem den Zweiflern, die seine Worte und seine Überzeugungen mit Hochmut gleichsetzten zum Schweigen bringen oder ihre Worte nicht mehr hören müssen.
Noch in den Morgenstunden verließ ein berittener Bote das Lager des Stammes auf der Suche nach Koren.
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#23
Sie waren fort.
Das Lager... schlicht niedergebrannt.
All die Arbeit, der Schweiß, das Blut und die Liebe zu seinem Stamm, welche in den Bauwerken gesteckt hatten...
Lediglich der Pfahl mit dem stolzen Pferdekopf ragte noch, von Ruß geschwärzt, zum Himmel empor.
Wäre er immer noch der, der er einmal gewesen war, so würde ihm dieser Anblick gar Tränen in die Augen treiben. Saresh würde ihn anknurren, er solle sich seiner Männlichkeit erinnern. Doch sein Khan, sein Stammesbruder war fort. Niemand wusste etwas.
Auch beim Rabenkreis fand er keine Antworten. Vishaya hatte dort eine Höhle. Er hatte ihren Namen gelesen. Mehr jedoch nicht.

Dann hatten sie wohl doch recht gehabt. Trennt man sich von der Herde, ist man verloren. Und so war er allein, wo er doch darauf hoffte in den Schoß seiner Familie zurück zu kehren. Der letzte Shurax auf Amrhan.
Er hockte sich vor den Platz, an dem einst das größte der Zelte stand. Er kratzte am gefrorenen Boden nahm etwas der verbrannten Erde und ließ sie in einen seiner Gürteltaschen rieseln. So saß er dort eine Weile. Das lange schwarze Haar ein Vorhang vor dem trauernden Gesicht. Seine

Fussspuren blieben hinter ihm im Schnee zurück, als er sich wieder aufmachte. Schmerz machte sich ins einer Brust breit, als die endgültige Gewissheit viel zu spät einschlug.

Einsamkeit griff mit kalten Krallen nach seinem Herzen und Panik machte sich breit.
Tanju hatte nie Schwierigkeiten allein zu Reisen, versprach das Ende seiner Reisen doch immer wieder die Einkehr bei seinem Stamm. Nun versprach das Ende gähnende Leere und er hatte keinerlei Idee was er nun tun sollte... fort von dem Schmerz, fort von Candaria.
Ein erster Schritt.
Löwenstein... ein erstes Ziel...
Die Zeit würde zeigen wie gut ein einsamer Hengst in der Steppe Amrhans klar kommen würde.
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