FSK-18 Pferdeherren
#1
Das erste Leben


Die Sonne brannte unbarmherzig und erzeugte Hitzeflimmern am Horizont der Steppe.
Das leise monotone getrappel der Pferde die im Entenmarsch hintereinander herschritten hatte eine dumpfe und einschläfernde Wirkung auf den jungen Juren. Vor 4 Tagen war der siebenköpfige Tross zu einem Raubzug aufgebrochen. Die anfängliche Euphorie, endlich mit den Krieger ausreiten zu dürfen, hatte Saresh schon längst verlassen. Seit einem Jahr galt er in seinem Volk nun als Erwachsener, als Krieger. Seit einem Jahr hatte er unablässig gestritten, gezürnt und bisweilen sogar genervt um mit den anderen Kriegern zusammen aufbrechen zu dürfen, bis man seinem Geltungsdrang endlich nachgegeben hatte. Die Möglichkeit sich endlich beweisen zu können hatte den 13 Jährigen 2 Tage lang belebt. Nun jedoch wippte sein Körper mit jedem Schritt seiner Stute hin und her, während er immer wieder in einen leichten Dämmerschlaf fiel.
Am Horizont tauchte die verschwommene Gestalt eines Reiters auf, der auf die Gruppe zuhielt. Als der Späher die Gruppe erreicht hat, stockte der Entenmarsch der Pferde. Ein unsanfter Knuff in die Rippengegend ließ Saresh aufwachen. Sein Mentor, Rak'hal, hatte ihm die mit Pferdehaar verarbeitete Reitgerte beim vorbeitraben in die Seite gestoßen. Die Krieger führten ihre Pferde zusammen um den Worten des Spähers zu lauschen. Wenige Stunden entfernt gab es einen kleinen Morasttümpel an dem ein weiterer Stamm gesichtet wurde. Nicht mehr als eine größere Familie, hatte der Späher verkündet. Die Neuigkeiten und die ersehnte bevorstehende Auseinandersetzung ließ wieder Leben in den jungen Juren einkehren und aufmerksam den Worten der erfahreneren Kriegern lauschen, die den Angriff ersonnen.

Die Steppe hatte das Gewandt der Dunkelheit übergestreift als man den Morasttümpel erreichte. Dort waren zwei Zelte aufgeschlagen worden, zwischen denen ein kleines Feuer brannte. Die Shurax saßen ab und begannen die Zügel der Pferde zusammenzuknoten, ehe eine Seile zwischen den Beinen der Pferde hindruchgespannt wurde um sie am Fortlaufen zu hindern. Man hatte beschlossen die Tiere nicht bei einem Angriff unnötig zu opfern. Vierhundert Schritt vom Tümpel entfernt begann man auseinanderzustoben um das kleine Lager zugleich von allen Seiten anzugreifen. Saresh spannte den Signalpfeil in seinen Reiterbogen, spannte ihn und gab ihn frei. An Schriller, langgezogener Pfiff durchkreischte die Nacht, ehe das Geschrei der Krieger aufgellte um dem Gegner eine größere Masse an angreifern zu suggerieren. Auch Saresh junge Stimme stimmte in das Kriegsgebrüll mit ein, dient jedoch eher dazu sich selber vorran zu peitschen als Furcht in die Herzen der Gegner zu treiben. Von allen Seiten stürmten die Krieger auf das kleine Lager zu. Saresh junger drahtiger Körper war angespannt und auf eine Konfrontation vorbereitet als er mit einem weiteren aufgelegten Pfeil in die Richtung des Lagers sprintete. 50 Schritte vor ihm, brach eine kleinere Gestalt aus der Dunkelheit der Zelte. Die Umrisse der Gestalt, die sich in eine leicht gebückte breitbeinige Haltung begab, suggerierten Saresh das man ihn entdeckt hatte. Er riss den Bogen hoch und zog dabei die Sehne nachhinten um am höchsten Punkt den gefiederten Tod freizugeben. Der Pfeil zischte an der Gestalt vorbei als diese sich zur Seite drehte, dann rannte sie in Saresh Richtung. Das Geschrei, die vom Stimmbruch verzerrte Stimme, ließ erkennen das es sich um einen Erwachsenen um die 16 handeln mochte. Der 16Jährige kam aprupt zum Stehen, wenige Schritt von Saresh entfernt und starrte mit aufgerissenen Augen in den gespannten Bogen. Der Augenblick das erste Leben einzufordern war gekommen, doch Saresh zögerte, gab den Pfeil nicht frei. Seinem Gegner dabei ins Gesicht zu blicken war etwas anderes, etwas unvorbereitetes und erfüllte das junge Herz mit moralischen Bedenken. Der 16 Jährige nahm das Zögern war, holte aus und warf einen Stein nach Saresh der diesen hart an der Brust traf. Saresh taumelte und verlor beinahe den Bogen aus der Hand. Als seine Füße wieder festen Stand gefunden hatten, war der 16 Jährige bereits an ihn herangekommen und rammte ihm die Schulter zu einem Bodycheck in die Magengrube. Er wurde von den Beinen gerissen und landete hart auf dem Rücken. Sein Gegner setzte nach und warf sich auf den körperlich unterlegeneren Saresh. Ein Schlag folgte dem nächsten und traf Saresh hart ins Gesicht. Blut rann ihm aus der Nase als der Ältere sich über ihn kniete und einen scharfkantigen Knochen hervorzog um diesen von oben herab auf Saresh Hals herabfahren zu lassen. Saresh Hände schlossen sich verzweifelt um die Handgelenke des Angreifers und stemmten diese mit aller Kraft von sich weg. Mit einem siegesgewissen Lächeln auf den Lippen nutzte der Gegner sein Körpergewicht und lehnte sich langsam mehr und mehr in den Angriff. Langsam genug um sich am kläglichen Versuch von Saresh, der um sein Leben rang, zu laben. Die Spitze erreichte den Hals von Saresh, als dieser sich an sein Leben klammernd, die Zähne fletschte und sich ein letztes Mal aufbäumte. Er drückte die Hände langsam wenige Zentimeter in die Höhe, riss die linke Hand zur Seite weg um den Stein zu greifen mit dem er vorher getroffen worden war, und hämmerte den Stein an die Schläfe seines Angreifers. Der 16 Jährige knickte ächzend zur Seite weg, während der 13 Jährige mit Wuttränen in den Augen diesmal nachsetzte und sich auf den Bauch seines Gegners setzte. Den Stein mit beiden Händen fest umschlungen holte er abermals aus und senkte den Stein hinab ins Gesicht seines Gegners. Wieder und wieder erklang das pervertiert matschende Geräusch, als der Stein abermals mit aller Kraft auf das Gesicht des Gegners hinabfuhr. Das verzweifelte wütende Wehklagen der jungen Stimme, die suggerierte das Saresh, obwohl die Oberhand gewonnen, sich innerlich noch immernoch im Todeskampf befand, erfüllte die Luft und unterstrich die wuchtigen Hiebe. Es mochten nur wenige Sekunden, 4 kräftige Hiebe und 8 entkräftigte langsamer werdende Hiebe gewesen sein, doch dem jungen Juren kam es wie Stunden und tausende Hiebe vor. Als er ein weiteres Mal den Stein hoch über seinen Kopf hob um ihn wieder herabsinken zu lassen, wurden seine Handgelenke grob gegriffen und fixiert. Der Blickte aus tränengefüllten Wutverzerrten jungen Augen empor zu Rak'hal. Der ältere Krieger zog ihn hoch und befreite den blutverschmierten Stein aus den zittrigen Händen des jungen Saresh, ehe er diesen an sich presste um ihm Sicherheit zu bieten. Es vergingen Minuten in denen der hochgewachsene Krieger einfach nur darstand und den jungen Krieger im Arm an seinen Brust gedrückt hielt um diesem die Zeit zu geben von seiner Wut und Verzweiflung abzulassen. Dann erklang die kühle ruhige Stimmes seines Mentors.

"Sieh hin Saresh. Ein Jure wendet sich nicht ab, vorallem dann nicht wenn er einen guten Kampf gehabt hat. Ehre deinen Feind, wie du hoffst das er es auch dir gleichtun würde."
Dann drehte er Saresh zu der Leiche des 16Jährigen herum, dessen Kopf leicht eingefallen war und eher an eine formlose blutige Masse erinnerte. Saresh sah hin, während sich seine Eingeweide verkrampften und er mit der Übelkeit ringen musste. Dann beugte sich Rak'hal hinab, tauchte seine Finger in das Blut des Toten und strich Saresh damit über die Lippen um ihm das erste Leben das er genommen hatte schmecken zu lassen. Ein grober, martialischer Brauch. Ein..wegweisender Brauch.
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#2
Blutige Lehre

Dunkelheit und die Abkühlung, welche die Nacht mit sich brachte, lagen über der Juretai.
Ein kleines Feuer knisterte zwischen den Zelten an dem ein einzelner Wachposten saß. Aijen ließ den Blick einmal umherschweifen, dann widmete er sich wieder seiner Schnitzerei. Die Nacht war ruhig und vor allem ereignislos gewesen, ab und an hatte er das Heulen eines Schakals vernommen. Aijen genoss es, die Nachtwache zu haben, denn das gab ihm die Ruhe und die Zeit seinen Gedanken nachzuhängen. Ab und an, wenn die Müdigkeit begann von ihm Besitz zu ergreifen, erhob er sich und drehte eine Runde durch das Lager. Alles schien ruhig zu sein und so setzte er sich wieder ans Feuer und döste mit offenen Augen vor sich hin.
Ein leises Grollen, das vom Norden herrührte, zog seine Aufmerksamkeit gen Himmel.
Gewitter waren selten und noch seltener war ein Gewitter mit Niederschlag. Das Grollen wurde lauter und Aijen erhob sich vom Boden. Seine Stirn bildete nachdenkliche Falten als er den Himmel nach Gewitterwolken absuchte, doch es war nichts zu sehen. Er senkte den Blick nachdenklich und riebt sich etwas den Nacken. Bildete er sich das Donnern nur ein?
Mit einem Mal riss er die Augen weiter auf und den Kopf wieder hoch. Das Adrenalin, das die Erkenntnis mit sich gebracht hatte, schüttelte mit einem Mal die Müdigkeit ab.
"Kein Gewitter..Pferde!" murmelte er und griff nach seiner Keule, die aus einem Oberschenkelknochen gefertigt worden war. Er riss den Mund auf und schrie"Wir werden angegrichchrhch.." Ein Pfeil durchschlug den Hals und ließ den Schrei in einem pervertierten Gurgeln ein jähes Ende finden. Als der Körper von Aijen auf den Boden aufschlug, brachen Pferde zwischen den Zelten durch, angepeitscht durch das Kriegsgeschrei ihrer Reiter.
Zeltschnüre wurden durchtrennt, Fackeln auf Zeltdächer geworfen und Pfeile von den Sehnen freigegeben, die diejenigen niederstreckten, die zu erst aus ihren Zelten gerannt kamen.


Zwei Reiter saßen auf ihren Pferden und überblickten das Ganze von einer kleinen Erhebung aus. Sareshs Stute wieherte unruhig und drehte sich in einem engen Wendekreis, als Saresh die Zügel kürzer fasste um ihr das Lospreschen zu verwehren. Neben ihm thronte Maneu, der Khan des Stammes, auf seinem braunen Hengst und betrachtete aus einer sicheren Entfernung den Angriff.
"Wieso warten wir?!" knurrte der junge Krieger an der Seite des Khans, mit einer Ungeduld die sich auch auf sein Tier ausstrahlte.
"Der mit den Fohlen tanzt, muss sich in Geduld üben! Dort unten wirst du wenig Ehre finden, denn das ist kein Kampf..nur eine Hinrichtung." erwiederte der Khan mit getragener Stimme und seinem schweren jurischen Akzent.
"Dürstet es meinen Khan denn nicht danach mitzukämpfen?!" begehrte der jüngere Jure auf, in der Hoffnung seinen Khan überzeugen zu können. Maneu hingegen wandt den Blick langsam zu Saresh und starrte seinem jungen Leibwächter in die Augen. Sein Blick war hart, herrisch und strahlte mehr aus, als Worte es gekonnt hätten. Saresh wandte als Zeichen seiner Ergeben - und Unterlegenheit den Blick zur Seite weg. Erst als sich die Todesschreie und das aufgeregte Wiehern der Pferde legte, gab der Khan seinem Pferd mehr Zügel und galloppierte frei jedweder Eile hinab in das überfallene Lager, gefolgt von seinem Schattenreiter. Überall waren Tote zu sehen, manche niedergestreckt von Pfeilen, einige wiederrum plattgetrampelt von den Hufen der Pferde. Maneu führte sein Pferd zu einem kleinen Baldachin und saß ab. Er überließ es Saresh die Pferde anzubinden, während er den übrigen Kriegern die Befehle erteilte, alles von Wert auf einem Haufen vor dem Baldachin aufzutürmen.
Als die Morgensonne das Firmament erklamm, hatte der Khan es sich unter dem Baldachin bequem gemacht, an seiner Seite Saresh, Rak'hal und Ilhan, während die restlichen Krieger die wenigen Überlebenden zusammengetrieben und die Beute auf einem Haufen aufgetürmt hatten. Maneu erhob sich und trat vor, dann ließ er den Blick über seine Krieger schweifen und schlug sich gegen die Brust, ehe er die Arme hochriss, worauf lautstarke Siegesrufe erklangen. Dann schritt er langsam vor seinen Kriegern, die sich in einem Halbkreis um die Beute und den Baldachin versammelt hatten, auf und ab während er seine Stimme erhob.

"Voller Stolz können die Krieger des Stammes am heutigen Tage zurück in ihr Lager kehren und ihre Beute präsentieren, denn wiedereinmal war Morrigu auf unserer Seite und ließ meine Krieger im Blut der Schwachen baden. Einige mögen sich gefragt haben, weshalb ich mir die Ehre entgehen lasse an ihrer Seite zu kämpfen? Das Auge eures Khans hat gesehen, wie unruhig seine Krieger waren! Heute war nicht sein Tag..Heute! Ist der Tag seiner Krieger!"
Abermals erklangen einige laute Siegesschreie, während Maneu zurück zum Baldachin ging und sich dort auf einer Bank niederließ. Dann vollführte er eine weitläufige Geste über die Beute und meinte. "Daher will ich heute keine Beute einfordern für mich, möge jeder Krieger selber vortreten und sich nehmen was er begehrt!" Diesmal wurden Waffen gegen Schilde geschlagen um die Siegesrufe zu untermalen. "Diejenigen unserer Feinde, die gut gekämpft haben und überlebten, sollen uns begleiten dürfen um die Reihen meiner Krieger zu füllen. Diejenigen die ihren Wert nicht beweisen konnten, sollen Sklaven sein, bis wir ihnen die Freiheit für ihre Dienste schenken." Damit endete die Ansprache des Khans. Rak'hal und Ilhan schlossen zu den Kriegern auf um sich ebenfalls Beute auszusuchen, während Saresh hinter Maneu seinen Posten bezog und mit einer bedauernden Mimik dabei zusah, wie die Krieger begannen die Beute unter sich aufzuteilen, doch er wagte keinen Widerspruch.
Nach einer Weile trat ein jüngerer Krieger hervor, Tjarish, der für seine kritisierende und respektlose Ader, aber auch sein Kampfgeschick bekannt war. Er wählte eine etwas blondere Jurin, griff sie an den Handgelenken um sie hochzuziehen und sich über die Schulter zu wuchten. Er wollte sich gerade zu seinem Pferd umwenden als Maneu aufstand und das Wort erhob.
"Diese nicht Tjarish. Sie gehört mir, wähle etwas anderes!" Tjarish wandte sich zum Khan um und hob sein Kinn abweisend an. "Nein, mein Khan! Du hast sie uns geschenkt, darum nehme ich mir was mir gefällt..oder ist dein Wort nichts wert!?"
Die Augen aller Anwesenden richteten sich nun auf die Beiden und eine gespannte Stille kehrte ein. Doch Maneu zeigte sich unbeeindruckt und wiederholte seine Worte mit einer bestimmten Nachdrücklichkeit. "Leg sie hin..und wähle etwas anderes, sie gehört mir."
Tjarish trat etwas näher und ließ die Jurin grob auf den Boden fallen. Sie ächzte und rollte sich auf den Bauch und krocht, an Armen und Beinen gefesselt, etwas zur Seite.
"Nein! Sie ist mein!" zischte Tjarish und hob zornig seine Arakh kampfbereit an. Saresh kräuselte krude die Oberlippe empor, hob seine Arakh und wollte einen Schritt an Maneu vorbei machen um sich Tjarish entgegenzustellen, da spürte er den Wiederstand von Maneus Hand an seinem Brustkorb. Saresh schnaubte widerwillig, ließ seine Waffe aber sinken, während Maneu nun seine Stahlaxt in die Hand nahm und sich zweimal mit der Faust gegen die Brust schlug um sich aufzuplustern und anzupeitschen. Langsam erwachten die anderen Krieger aus ihrer Starre und begannen einen anfeuernden Chor zu bilden. "Hoa..hoa..hoa!" erklang es aus den Mündern der umherstehenden. Dann schoss Tjarish auf Maneu zu und schlug nach dessen Kopf, dieser riss den Kopf zurück, wich einem Stich aus und drehte sich in Tjarish Nahraum hinein um ihm mit dem Ellebogen gegen das Kinn zu schlagen..
Tjarish Kiefer knirschte und er taumelte zur Seite, fing sich und erhob die Arakh zum Schlag ehe er plötzlich in der Bewegung stockte und Blut aus seinem Mund quoll. Sein Blick glitt hinab zu dem Axtblatt, dass sich in seinen Brustkorb gegraben hatte und mit einem Ruck wieder herausgerissen wurde. Tjarish sackte unweit der Jurin, die er eben noch als Beute beansprucht hatte, zusammen und stöhnte im Todeskampf. Der anfeuernde Chor erstarb, als Maneu zur Jurin herüberging. Er griff ihre Hände und zog sie auf die Beine, während Tjarishs Hand sich in letzter Bemühung um den Knöchel der Jurin legte. Ein letzter gequälter Stöhnlaut, dann wich das Leben aus Tjarish und sein Körper erschlaffte. Maneu band die Axt wieder an seinen Gürtel und legte beinahe liebevoll die Hände an die Wangen der Jurin, dann ging ein Ruck durch seinen Körper. Ein unschönes Knacken folgte und der Kopf der Jurin befand sich in einem grotesken Winkel, dann sackte ihr toter Körper neben dem von Tjarish zu Boden. Maneu wandte sich um und trat zurück an seinen Platz um sich dort niederzulassen.
"Legt Tjarish auf sein Pferd, er soll wie der gute Krieger, der er war, in die himmlische Steppe einkehren. Dann beginnt die Sachen zusammenzuräumen, damit wir aufbrechen können!" Die Krieger gehorchten nahtlos nach dieser Machtdemonstration und taten wie ihnen geheißen. Dann wandte sich Maneu zu Saresh um. "Du bist zornig, weil ich dich nicht mitkämpfen ließ..und du keine Beute erhalten hast?" Saresh knirschte mit den Zähnen und nickte dann straff zur Bestätigung. "Dann öffne deinen Geist und erkenne, dass du eine bessere Beute gemacht hast, als die anderen. Ich schenke dir heute Erfahrung! Warum glaubst du, habe ich Tjarish und diese Frau getötet?"
Saresh zog eine dunkle, gestutzt wirkende, Augenbraue in einem spitzen Winkel in die Höhe und meinte dann schlicht. "Weil er sich gegen dich wandte." Maneu sah kurz in die Richtung der übrigen Krieger, dann schüttelte er den Kopf und sah wieder zu Saresh.
"Nein, er hatte jedes Recht dazu aufzubegehren. Immerhin habe ich mein Wort nicht gehalten. Ich habe ihn getötet, weil er für Unruhe sorgt und um meine Stärke zu demonstrieren, nach heute..wird eine lange Zeit niemand mehr mein Wort anzweifeln, so ungerecht es auch erscheinen mag. Denn letzten Endes, Saresh, geht es nicht darum was gerecht ist und was nicht, sondern darum wer stark genug ist sein Recht als Gesetz durchzusetzen. Und nun..hol mir mein Pferd." Er nickte Saresh auffordernd zu und wandte seinen Blick wieder ab. Saresh verzog eine nachdenkliche Miene und nickte nur vage, während er sich umwandte um die Pferde zu holen. Maneus Worte gruben sich tief in seinen Verstand, denn es ergab Sinn und selbst auf diese im ersten Augenblick ungerechte Art und Weise, war Maneu gerecht gewesen. Er hatte Tjarish die Wahl gelassen, sich zu arrangieren und die Ungerechtigkeit hinzunehmen, oder sich zu behaupten und im Siegesfall sogar zum neuen Khan zu werden.
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#3
Nomaden


Servano hatte sein winterliches Gewandt abgeworfen. Mit dem sich ankündigenden Sommer und der Öffnung der Grenzen, kehrte auch das Leben zurück ins Lager. Nachdem man sich bereits mit der Baronin arrangiert hatte, war Vishaya in Candaria geblieben um mehr Kunde über Land und Leute zu sammeln, während Saresh zurück zum Stamm gekehrt war um den anderen die Kunde zu überbringen. Bereits im Winter hatte Sarai angefangen einige Zeltstoffe vorzuschneiden und so setzte man sich daran ihr Werk fortzuführen. Der lange vermisste Alltag im nomadischen Leben des Stammes hatte wieder begonnen und so wurden alle in den Zeltbau mit einbezogen. Teilweise bis in die späten Abendstunden war man zugange um die Zeltgestänge anzufertigen.


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Auch in den darauffolgenden Tagen waren die Juren recht geschäftig. Saresh nutzte die Zeit in der Ilhan wache stand um zusätzliche Äste und Stämme aufzutreiben und zu begradigen oder die Vorschnitte für die Zeltwände auf den Jutestoff zu legen, zu fixieren und am Muster entlang neue Wände aus dem Stoff heraus zu schneiden, nur um in diese Löcher für die Gestänge und Seile einzuarbeiten. Die Arbeit dauerte zwar recht lange, die Handgriffe jedoch gewannen rasch an Routine.

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#4
Anderer Stoff wurde derweil dafür bereitet, stabile und wetterfeste Dächer abzugeben und so verrichtete Darjhen seine Arbeit neben dem schnitzenden Tanju. Ungeübt mit Nadeln und Fäden dauerte es einige Zeit, bis er das robuse Leder an den Stoff gesteckt hatte. Die Ränder des Leders mussten angegleicht die Position mehrfach korrigiert werden, bevor überhaupt ans Nähen zu denken war. Am Ende kostete es einige lange Stunden die erste Stoffwand mit Leder zu verbinden. Einen Blutzoll konnte man in Form von Nadelstichen an Darjhens Fingern ablesen. Doch mit der Zeit gewann der Haufen vernähten Stoffs und Leders an Höhe.

[Bild: j663-1d-642e.png]
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#5
Es war eine schreckliche Arbeit. Doch er war geübt darin. Es war wie das Schnitzen von Pfeilschäften, nur in größeren Dimensionen. Wenn tanju mal nicht beim Holzhacken war, so saß er am Feuer und schnitzte die dickeren äste zu Zeltgestänge zurecht. An seinen Händen zeigten sich die ersten Brandblasen, doch es war ihm gleich. Er würde alles tun um endlich aus diesem Wald heraus zu kommen. Und so schlug er sich die Nächte um die Ohren und hackte, sägte und schnitze.

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#6
Die erste Nacht auf neuem Grund war vorrüber. Man hatte die Zelte im Flüsterwald abgebrochen und war nach Candaria gezogen um dort das Land zu bestellen. Bereits am nächsten Morgen, nachdem man unter dem Himmelszelt geschlafen hatte, hatte Saresh damit begonnen die Gebüsche und Gestrüppe auszugraben und auf dem Ackerboden aufzutürmen den man zu einer Koppel für die Pferde umfunktionieren wollte. Er verteilte ein wenig Brennholz und entzündete das Gestrüpp um es abzubrennen, auf das im gleichem Atemzug der lose Ackerboden durch den kontrollierten Brand an festigkeit zunahm.

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Nachdem das Feuer runtergebrannt war, begann er damit die losen Brocken auf dem Gebiet in den Fluss zu werfen. Nun müsste man nur noch die Mauern einreißen und die Herde über das Land treiben um die hohen Gräser zu plattieren.

Zum Mittag hin kamen auch die anderen des Stammes hinzu und man arbeitete bis in die späten Nachtstunden um den Bau des Lagers zu vollenden. Während einer die Zelte auslegte, kümmerten sich zwei andere um das Einreißen der Mauerreste und ein vierter darum, dass die Pfosten für die Pferdeweide in den Boden getrieben wurden. Verschwitzt, erschöpft, aber zufrieden lächelnd betrachtete man das eigene Werk.
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#7
Neues Leben

Das Lager war errichtet. Jedes mal, wenn sein Blick die robusten Zelte im Wind der wogenden Steppe sehen konnte, erfüllte es ihn mit Stolz. Die grünen Ebenen erinnerten ihn an die Heimat, ja hier konnte man leben, hier konnte man wachsen. Am Morgen eines Tages, die Sonnenscheibe nur als kleiner leuchtender Streif am Horrizont zu sehen, trat Darjhen aus dem Zelt und hörte ein vertrautes Geräusch. Er kannte es besser als das Schwingen einer Bogensehne oder das Surren einer Klinge, was für einen Juren schon etwas heißen will. Im halbschlaf, einige lästige Insekten mit der Hand verscheuchend, ging er auf das von seinem Bruder und ihm abgesteckte Gatter zu. Dort angekommen plazierte er die Hände auf den Pfählen vor sich und begann zu Grinsen. Das leise schnauben und der unsichere Gang eines neugeborenen Fohlens. Das junge Geschöpf hatte eine satte dunkelbraune Farbe. Noch dunkler selbst als jene Tiere, welche die Amhraner Moortapane tauften. Doch für den jungen Wildreiter war es nicht einfach eine neues Leben. Für ihn war es ein Zeichen der Drei. Eine Bestätigung, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatten. Darüber würde er mit Vishaya reden müssen. Dieses Jungtier sollte den Segen von Epona erhalten.
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#8
Jagdfest


..Leise prasselnt zerplatzten die Regentropfen auf den Bespannungen der Zelte. Bereits im Morgengrauen und mit einsetzendem Regen, waren die Trommeln zum Beginn des Jagdfestes zum Leben erwacht. Ein warmes Licht drang aus dem inneren der Gemeinschaftsjurte, dass die Umrisse der dort tanzenden Personen an die Zeltwände projezierte. Man trommelte, speiste, tanzte und rief die Götter an um ihren Beistand auf der großen Jagd zu erbitten...


...Der Tag neigte sich bereits dem Ende. Die Sonne hatte ihr Antlitz schon vor Wochen mit dicken Regenwolken verhüllt und ihren Platz am Firmament zu Gunsten des Mondes aufgegeben. Die anfängliche Euphorie, die den Krieger noch während er Morgenstunden ergriffen hatte, war längst vergangen. Wie all die Anderen, die danach gierten Khan zu werden, war er am Morgen nach den Ritualen ausgezogen um zu jagen. Bewaffnet mit einem Bogen, drei Pfeilen und einem Messer. Der Regen und der Schweiß, zweier Hatzjagten in den Mittagsstunden, hatten bereits den Großteil der Kriegsbemalung abgewaschen. Zweimal hatte er bereits einem Ziel hinterhergejadt, dass ihn allerdings abgeschüttelt hatte. Anfangs hatte er im Zorn die Witterung verflucht, doch sein Zorn war genauso rasch wieder abgeklungen wie er aufgekeimt war.

Als der Abend hereingebrochen war, hatte er es aufgegeben Wild zu suchen und diesem nachzustellen. Er war kein Jäger und die wenigen Spuren, die der Regen nicht weggespült hatte, konnte er entweder nicht finden oder nicht richtig lesen. Stattdessen hatte er sich und das Schicksal seiner Jagd den Händen der Götter übergeben. Er hatte sich in der Nähe einer Lichtung auf die Lauer gelegt und wartete dort, wechselte seine Position nur wenn der Wind sich drehte und verharrte dann wieder an Ort und stelle. Immer wieder ließen ihn Geräusche, die das monotone Prasseln des Regens durchbrachen, aufmerken und den Bogen spannen. Aber immer wieder musste er den Bogen senken, wenn es dann doch nur ein Hase war der aus dem Gebüsch sprang. Er wollte keinen der drei Pfeile an einen Hasen verschwenden, nicht solange er noch Zeit und die Hoffnung auf eine bessere Beute hatte.

Als die Nacht über Candaria hereinbrach, schluckten die Regenwolken nicht nur das Mondlicht, sondern auch seine Hoffnung. Er hatte letztlich einen der drei Pfeile an einen Fasan verschwendet um nicht mit leeren Händen ins Lager zurückkehren zu müssen. Seine Schritte führten den durchnässten Krieger über die Hauptstraße des Lehens, als ihn ein Knacken am Waldrand innehalten ließ. Er klemmte einen Pfeil mit den Zähne fest, während er den anderen unter leisem knarren des Bogens einspannte und den Waldrand anvisierte als ein Steppenwolf aus dem Unterholz brach. Das Tier streubte das Fell und fletschte die Zähne, doch es erklang kein Geheul, das Saresh vermuten ließe das dieses Tier im Rudel jagte. Er gab den Pfeil frei, doch dieser schlingerte durch den Platzregen und schlug schlammaufspritzend im Boden auf. Der Wolf setzte sich in Bewegung um ihn anzugreifen, als der zweite Pfeil ihn an der Flanke striff. Der Wolf schlingerte kurz im Sprint, verlor etwas an Tempo aber nicht an Angriffsfreude und setzte zu einem Sprung an um Saresh in die Kehle zu beissen. Der Krieger griff den Bogen mit beiden Händen und hieb ihm dem Wolf gegen den Kopf. Der Wolf landete unsanft auf der Seite, schüttelte unter einem jaulen die Beklommenheit ab und wandte sich dann wieder seiner vermeidlichen Beute zu, die in der Zeit den Bogen aus den regennassen Fingern verloren hatte und das Messer sicher in der Hand hielt. Wieder sprang das Tier den Krieger an. Saresh verlor den Halt auf dem matschigen Untergrund und landete ächzend auf dem Rücken. Die Zähne des Wolfes bohrten sich durch den Lederpanzer seiner linken Schulter. Blut sickerte aus dem Panzer und vermischte sich mit dem schlammigen Regenwasser. Seine linke Hand tastete nach seinem Messer als sich die Zähne endlich aus der Rüstung lösten. Wieder riss der Wolf auf seiner Brust den Schlund auf, mit dem Ziel seine Kehle zu attackieren, doch der geplante Angriff verebbte in einem jähen gequälten gejaule als die Stahlklinge sich in die Kehle des Wolfes bohrte. Das Tier taumelte zur Seite und brach halb über dem Krieger zusammen....
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#9
Schon in den frühen kalten Morgenstunden erfüllte das Geräusch der Spitzhacken das jurische Lager. Nachdem Skaskar bereits mit den Sklaven angefangen hatte die Mauerstücke abzutragen, nahmen die Juren die Arbeit nun selbst in die Hand.
Sie begannen mit den Spitzhacken die Mauerstücke kaputt zu machen und zu Schutt zu klopfen.

[Bild: 2rnetkp.jpg]


Danach zogen sie eine dicke Juteplane zur Bausteller und fingen an die Steinreste und den Schutt auf die Juteplane zu werfen um diese dann über den Schnee zum Fluss zu ziehen und dort die Steine abzuladen.


[Bild: atqfba.jpg]
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#10
Wenn von den Arbeiten des heutigen Tages erzählt werden sollte, dann in Form einer Geschichte, wie man sie Kindern mit einem Schmunzeln erzählt um sie etwas zu lehren. Die ersten Stunden des Tages hatte er versucht einfach wacker mit der Hacke auf den Stein einzuschlagen. Später dann hatte ihn eine Art der Rage ergriffen und so hackte er mit wuchtigen Hieben auf seinen steinigen Feind ein. Dann gab es Zeit der Ernüchterung, in der Seile um den Stein geschlungen und an ein Maultier gebunden wurden. Ehe letztlich die Zeit des Eifers anbrach und der Steinriese zu trümmern zerbrach und dann im Fluss versenkt wurde.

[Bild: 2uz5y4p.jpg]
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