Zaubertrank
#1
Schon lange ist er auf der Suche nach jenen bestimmten Zutaten, mit derer Hilfe er seine Vorstellung materialisieren kann, in einem Trank. Ein Trank der so stark ist, dass manch einer dafür all ein Geld geben würde, um auch nur eine Phiole davon zu bekommen. Ein Trank, der dem Namen Zaubertrank gerecht wird. Ein Trank mit dem er sich über die Gesetze der Natur hinwegsetzen kann, wie ein Gott das Leben in seinen Händen hält. Ja, so soll er werden, nein, so MUSS er werden. Eine Formell muss her, von Vorgang, nur für ihn allein, nur in seinem Kopf. Nicht auf Papier, nicht in einem Wort, nicht für irgendwen. Nur für ihn ganz allein, für seine Zwecke, für seine unstillbare Gier. Wie viele Nächte hat er schon im Labor verbracht, wie viele Phiolen hat er schon vor Verzweiflung an der Wand zerbersten lassen? Zu viele und noch viele werden folgen, bis es ihm gelingt.

Auch am heutigen Morgen war er wieder unterwegs gewesen, hat seinen Kräuterbeutel gefüllt, nach Pflanzen gesucht, von denen es nur eine unter tausend gibt. Nach speziellen Pflanzen, mit unbekannter Wirkung, mit unbekannter in sich schlummernden Kraft. Und wieder trieb es ihn in das Labor, wo er sich sogleich an die Arbeit machte.

Zunächst zündete er die Kerzen an, begann darüber Wasser in einer Destille aufzukochen. Während dessen zerkleinerte er Tollkirschen im Mörser, die er mit etwas starken Rotwein anreicherte. Anschließend füllte er die Mischung mithilfe eines Trichters in eine Flasche mit kugelähnlichem Boden. Auch jenes Erzeugnis sollte erhitzt werden, sodass das Wasser verdampfen konnte. Mittlerweile breiteten sich diverse Gerüche in der oberen Etage der Zunft aus. Dann hieß es warten und beobachten, wie der Dampf sich durch die Schläuche schlingt, die Mischung kocht, wie sich die Farben verändern. Dann eine Priese Schlafmohn, dabei war er sich mittlerweile sicher gewesen, dass jene Zutat unentbehrlich ist. Die Dosierung muss allerdings mit Vorsicht behandelt werden, da eine Überdosis zum Tode führte.

Schlussendlich wird alles zusammengeführt, durchgerührt und durch einen Stofffetzen gefiltert. Dann folgt wieder das Kochen, wieder vergehen Stunden, bis die Resultate vorliegen. Aus der dunkeln Brühe ist jetzt eine klare, rotschimmernde Flüssigkeit übrig geblieben. Hinzu kommt dann aus der Wasserdampfdestillation gewonnene Lavendel Öl, mit seiner beruhigenden Wirkung.

Jetzt hieß es dir Wirkung auf einem Tier zu erproben. Also ging er durch die Gassen der Stadt und fand eine streuende Katze, die er mit einem Stück Fleisch gelockt hat, auf dem sich eine Probe des Tranks befand. Die Katze zögerte lange, doch schlussendlich aß sie es – ein gutes Zeichen. Jedoch sind weitere Anzeichen ausgeblieben. Also muss ein Mensch her. Wie immer ein Selbstversuch. Also ging er zu den Anwesen der Greifenfels und setzte sich auf die Bank vor der Heilerstube und trank einen Schluck. Jetzt hieß es warten, bis die Wirkung, sofern es eine gibt, einsetzt. Er begann die Umwelt stärker wahrzunehmen, das kannte er bereits von dem Schlafmohn, doch war das scheinbar alles gewesen. Man vernahm ein Fluchen und anschließend ein lautes Türknallen. Mit dieser Brühe ist er dem Trank keinen Schritt näher gekommen. Er muss dem auf die Schliche kommen. Er muss.
"Ein Greifenfels vergisst nie"
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