[Mitmachthread] Die Erben Laskandors
#1
Weit, weit nach Mitternacht noch, erklingt ein Lied im Viertel, welches den Ärmsten der Stadt vorbehalten war.

Zaghaft wilde Melodey
Die Geige kreischt, die Flöte weint
und irgendwo...
brichst du entzwei

Dreh dich, dreh dich, immer tiefer
immer tiefer, komm zu mir
Wander, wander mit dem Kobold
Tausend Schätze schenk ich dir


Eine rabenschwarze Gestalt sitzt am tänzelnden Feuer, vor sich verschiedenste Pflänzchen ausgebreitet. Mal nur Blätter, mal nur Blüten und Wurzeln dazu. Sie heb und senkt ihre krächzende Stimme, zu einer lockenden Musik.


Gnadenloser Freudentanz
Hohl singt der Wind, kalt riecht der Stein
Die Höhlenluft
Verschlingt dich ganz

Dreh dich, dreh dich, immer tiefer
immer tiefer, komm zu mir
Wander, wander mit dem Kobold
Tausend Schätze schenk ich dir


Einst muss sie eine rätselhafte Schönheit gewesen sein, wenn man das nun runzlige Antlitz im Feuerschein betrachtete. Geblieben ist nur Stolz und Anmut einer wilden Tänzerin.

Niemals müder Wanderschritt
Die Wurzel saugt, das Leben flieht
Und irgendwas
Liegt weit zurück

Dreh dich, dreh dich, immer tiefer
immer tiefer, komm zu mir
Wander, wander mit dem Kobold
Tausend Schätze schenk ich dir


Düst're Augen blicken umher, als das Lied verklingt. Ein guter Abend war dies gewesen. Ob sie den Menschen helfen konnte, welche heute zu ihr kamen? Sie würde darüber schlafen müssen.
Vorallem ihr letzter Gast brachte ihr Kopfzerbrechen und ein unwohles Gefühl im Bauch.

Löwenstein... so voller gequälter Seelen! Sie mussten bald auf die Straße zurück. Mama konnte es nicht riskieren ihren Kindern das selbe Schicksal zukommen zu lassen.

"Galates hilf!"

Sie legt den Zeigefinger vor die Lippen, als wolle sie ein nächtliches Geheimnis bewahren, welches ihr aus dem Dunkel zugeraunt wurde.

Ein paar Kräuter finden ihren Weg in das Feuer und der süße Duft brennenden Mohns legt sich über das Viertel.

Zeit zu Bett zu gehen...

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#2
Sie hatten sich in Löwenstein eingefunden, ein Lager aufgeschlagen, ihre Kochtöpfe über die Feuerstellen im Armenviertel gehängt und kamen ganz gut zurecht. Das konnte zumindest Lhaki behaupten, sich mittags aus den Fellen und bunten Tüchern erhebend, streckend und ihre Runde durch Löwenstein antretend. Soviel dummes Volk wie hierzulande hatte sie selten zuvor angetroffen, fett und vollgefressen liessen sie sich nahezu auf jeden Unsinn den sie ihnen zu unterbreiten pflegte ein und bezahlten sie sogar noch dafür.
Nur manchmal, es bereitete Lhaki immer noch leichtes Unbehagen, geschah es, dass sich tatsächlich die Nebel hoben, sie in eine Art Trance geriet und Dinge sah und fühlte die jenseits der Realität zu liegen schienen. Ihre Mama, Romina die Schöne hatte ihr diese Gabe vermacht und unterwies sie in ruhigen Momenten der Silbernächte hierin, sie mahnend und leitend die Zeichen in der Einheit der Götter deuten zu können.
Barfüssig schlenderte sie über das Kopfsteinpflaster Löwensteins, leise singend vom Klimpern der Glöckchen und Schellen begleitet, vorbei an den Stadtwachen, jene mit ihrem kecken und fröhlichen Blick bedenkend, hin zum eifrigen Treiben des Marktplatzes, hin zu den vielen bunten Auslagen der verschiedenen Händler, Bauern und Handwerkern, rasch einen Apfel oder ein Stück der Kuchen stiebitzend, stets ein fröhliches Lächeln aufsetzend, ihr Tageswerk beginnend denn, nur allzu gierig schien das Volk Löwensteins auf ihre weissagenden Empfehlungen zu sein, wer würde den größten Kürbis ernten, wer die liebliche Magd freien und wer dem nahen Tode von der Schippen springen können? Alles Dinge die Lhaki zu beantworten wusste.


[Bild: 1002723_473576982716826_1121938599_n.jpg]
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#3
Was wussten sie schon von uns, was wussten sie von dem Gefühl, dass einem die kältesten Schauer durch Mark und Bein trieb während wir durch die Nebel blicken, und hinter so manchem den Tod sahen. Was wussten sie davon? Nichts als abfällige Blicke, einfältiges Murren, ja sogar Beschimpfungen wie "Ketzer und Hexe " müssen wir Tag für Tag über uns ergehen lassen. Wenn Dummheit mächtig wird, ist es Zeit zu gehen. War es nicht bald schon so weit? Doch waren die Grenzen verschlossen und wir weiter gefangen inmitten des Pöbels und dessen garstigen Stimmungen.
Stets führte ich mir die Worte meiner weisen Mutter vor Augen, die da stets mit einem entrückten Lächeln gesprochen wurden : " Lhaki, Kind, vergiss nicht, als deren Vorfahren noch auf den Bäumen saßen und Käfer fraßen, wanderten die unseren bereits dichtend und singend über die Strassen der Welt!"
Diese Worte stärkten mich und ließen mich über die Mauern dieser stinkenden Stadt wachsen, ließen mich tanzen und singen in all der Herrlichkeit die die Götter uns geschenkt haben.

[Bild: gypsies.jpg]
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