Bis zum letzten Atemzug (free for all)
#1
wie so oft steht er nachts an der finsterwaldbruecke.
jetzt nicht mehr heimlich, sondern als stolzes mitglied der suedwalder landwehr.
Da! da vorne knackt was!
vorsichtig einige schritte vorschleichend spaeht er was da wohl sein koennte.
*Ffffliiitsch!* *flatsch!*
ein pfeil aus dem dunkel durchbohrt seinen hals.

"ww...grgrl..." *roechel*
einige male noch hebt sich der brustkorb, die arme und beine zucken etwas und ...
stille auf der bruecke.


OOC
perma death von Hinnerk
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#2
Er fühlte sich, als stände er weit entfernt, obwohl er nur ein paar Schritte vom Feuer entfernt stand. Sein Körper war taub, und er hörte kaum, was die anderen sagten. Hörte kaum, was er sagte. Spürte kaum, was er tat. Nur eines sah er: Den toten Leib seines Freundes, die blutdurchtränkte Kleidung, die Pfeile, die den Körper durchbohrt hatten.
Das sie noch am selben Tag zusammen zu Tisch saßen, kam ihm so unwirklich vor wie der Anblick, mit dem er konfrontiert wurde. Noch heute hatten sie sich zusammen getan und beschlossen, Falkners Angebot anzunehmen. Noch heute...
Die Gedanken rasen. Er hatte es irgendwie geschafft, zusammen mit Seriath den Leib des Mannes zum Friedhof zu tragen. Selbst wenn er nicht das Licht der Kerzen warm durch die Fenster gesehen hätte, hätte er wohl nach den Totengräbern geschrien, nach Cleo, welche hinaus kam und ebenso geschockt wirkte, wie Ceras sich fühlte. Sie brachten ihn in das Zimmer der Totengräber. Er sah mit an, wie Lew die Pfeile aus dem Leichnam zog.
Auch jetzt noch fühlt er sich taub an. Kann es nicht fassen. Es ist zu unwirklich, zu banal - wäre er früher zum Lager gekommen, zur Brücke, hätte er ihn retten, ihm helfen können? Ihn davor warnen, zu weit vor zu gehen? Aber er war nicht da gewesen. Er ist zu spät gekommen. Und Hinnerk...
Niemand sollte alleine sterben.
Nicht alleine, nicht an diesem Ort. Und die Ängste haben sich bestätigt. Diese Angst, diese ständige Angst, einen Freund sterben zu sehen, an jenem unsäglichen Ort.
[Bild: style5,Ceras.png]

[02:58:55] <Lisbeth> Das sagst du nur bis ich Ceras Bolzen ins Bein scheiße
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#3
Morgens in der Bäckerei, Marei hatte gerade die duftenden Brote aus dem Ofen genommen, kamen Leute in die Backstube und berichteten, dass ein Toter auf den Friedhof getragen wurde und wenn sie sich nicht irren würden, würde es sich bei dem Toten um Hinnerk handeln. Angeblich sollen ihn unwahrscheinlich viele Pfeile durchbohrt haben, während seines Dienstes bei der Landwehr.

Kurz war Marei erschrocken gewesen, aber dann wurde ihr rasch klar, dass es ja Hinnerk gar nicht sein konnte! Hinnerk doch nicht, Hinnerk ist doch nicht bei der Landwehr! Hinnerk, der saß in seiner Schenke und zählte vermutlich das Gemüse ab, was sie demnächst bestellen würde.
Natürlich, so musste es sein, nur so konnte es sein. Alles andere wäre undenkbar.

Und als sie die Brote ins Haus getragen und verstaut hatte, befand sie es an der Zeit, nun doch heute schon ihr Gemüse vom Hinnerk zu holen und machte sich auf den Weg zu seinem Haus.
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#4
Nachdem sich das Gerüchte im Armenviertel und im alten Hafen verbreitet, dass es Hinnerk dahingerafft hat, trottet Marquard zerknirscht in die Rotte der Grauwölfe. "Habt ihr 's schon gehört? 'n Hinnerk solls im Südwald erwischt habn. Verdammt, der alte Ledernacken is mir fast schon ans Herz gewachsn. Vor 'n paar Tagn hat er mir noch die Töhln besorgt, jetzt verrottet er in irgendeiner dunklen Kammer." Er füllt sich einen Krug mit Kartoffelbrand und setzt sich nachdenklich an den Tisch.
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#5
Markas schaute auf und ein Blick auf Marquardts - noch schlimmer als sonst - zerfurchtes Gesicht sprach eine Sprache, die 1000 Worte nicht besser hätten zum Ausdruck bringen können. "Scheisse ... sind wa wohl doch wat zu früh abgehaun ... Dat Lebn kann schon ne ganz schön durchtrieb'ne Drecksau sein ... dreckige Hure ..." schimpfte der Söldner und setzte sich danach schweigsam mit nem weiteren Krug Kartoffelbrandt zu Marquardt. Insgeheim war er jedoch froh, dass es keinen von Ihnen erwischt hatte, waren sie wenige Stunden zuvor selbst erst an besagter Stelle gewesen. Und so sah man schon 2 Wölfe saufen, obwohl die Sonne noch nichtmal lange aufgegangen war ...
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#6
Trösten. Reden. Planen. Weinen. Trösten.
Die ganze Nacht und den Morgen sitzt er schon in Hinnerks Haus am Tisch. Mal diktiert er einem Schreiberling einen Brief und schickt einen Jungen in die Ecken und Winkel der Stadt, mal läuft er unruhig herum und plant eine Liste, was er braucht. Und mal schickt er alle weg, wenn er glaubt, er kann nicht mehr.
Trösten. Reden. Weinen.
Am schrecklichsten sind die, die zu ihm kommen. Die Freunde von Hinnerk, die sich nach der Wahrheit erkundigen wollen, weil es Gerüchte gab, weil sie etwas gehört hatten. Immer wieder wiederholt er es, und immer mehr stumpft er dagegen ab, wendet sich, sobald sie gegangen sind, wieder dem Planen zu. Es lenkt ihn ab, auch wenn seine Augen immer noch gerötet sind.
[Bild: style5,Ceras.png]

[02:58:55] <Lisbeth> Das sagst du nur bis ich Ceras Bolzen ins Bein scheiße
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#7
Es war selten, dass Marquard in solcher Stille verharrte, wenn er einen Krug in den Händen hielt. Es war eine schleichende, ansteckende Melancholie die sich von ihm und Markas ausbreitete. Sie legte sich beklommen in die Brust und zog sich im Magen zusammen. Wider den Verstand der wusste, dass Männer nun mal sterben würden, wenn sie Abenteuer, Pflicht oder ihren eigenen Werten nachgingen. Im Grunde hätte es ihn wenig kümmern sollen. Hinnerk war ihm ein flüchtig bekanntes Gesicht gewesen. Aber es war eines, dass sie stets mit simpler Freundlichkeit und einem gutmütigen Geist begegnete. Er gehörte zu den Menschen für die Harl lächeln und hoffen konnte, als er aus den Reihen der Schaulustigen Hinnerk beim Schützenturnier beobachtete. Ein schlichtes Gemüt und ein einfacher ehrlicher Geist. Im Grunde war er das gewesen, was Löwenstein nie sein würde.

Ohne die anderen in ihren Gedanken zu stören füllte auch dieser Söldner einen Becher. Die Sonne hatte die Nacht vollends abgeschüttelt, als er vor das Quartier trat. In seinen ganz eigenen Erinnerungen an den Gefallenen versunken hob er den Becher zum Salut.

„Auf dich…Hochwohlgeboren Hinnerk…“ hauchte er in den tristen Tag und goss ein Groß des Trunks zu Boden.
[Bild: rgkq.png]
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#8
Kurz nachdem sich alle anderen zur Ruhe gelegt hatten, und Seriath die Nachtwache übernommen hatte, tauchte Hinnerk auf, grüßte wie immer und sah nicht anders aus, als die anderen Tage zuvor auch. Er ging wie immer alleine auf die Brücke, um von dort aus die Räuber auszuspähen, doch es war wohl nicht sein Tag.
Eigentlich neben Seriath und doch so weit von einander getrennt, zwischen ihnen eine Mauer, ein Hügel und die Dunkelheit starb Hinnerk. Seriath hörte nur seinen Schrei und als er auf der Brücke ankam, sah er nur Hinnerks Leichnam.
Er konnte nicht mehr tun, als ihn von der Brücke fortzuschaffen, neben dem Feuer abzulegen, die Wache weiter zu übernehmen und abzuwarten bis jemand kam.
Nach einer kurzen Zeit kam der junge Ceras, mit dessen Hilfe dann Hinnerks Leichnam zum Totengräber Lew geschafft wurde.
Das enzige was betrauern ist, das er niemanden hatte, so wie Seriath erfahren hat....keine Familie, Frau, Kinder...oder Freunde??

Ein Bauer wie er hat wahrlich nicht so den Tod verdient...
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#9
Der Blick der Alten schweift kurz aus dem Fenster der Schreibstube. Als der Leichnam von Männern vorbei getragen wird, raunt sie leise die Floskeln...

"Schau an.
Ein Bauer - durch und durch - der nie etwas an der Front verloren hätte.
Nun gibt's wohl nen neuen Nachbarn?
Ich hoffe ein genauso Guter."


.., bevor sie sich wieder dem Pergament auf dem Schreibpult zuwendet.
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#10
Es war nun schon zwei Tage her. Und noch immer konnte es Gorkon nicht fassen... nicht glauben. Nicht er... nicht der gute Bauer Hinnerk.

Als Gorkon am Morgen, an dem Tag nach Hinnerks Tod, durch die Stadt ging, hörte er bereits, dass "irgendein Bauer" bei der Landwehr des Nachts gefallen sei. Nunja... es sterben ständig Leute, an der Keuche, im Kampf, vor Hunger oder selten auch Mal an Altersschwäche. Und es gibt vermutlich einige untrainierte Bauernburchen, die an der Front Dienst tun. Aber Hinnerk... er war nicht untrainiert. Er hatte schon Wölfe und Bären erlegt. Und er war vorsichtig und würde sich sicher nicht zu weit vor wagen... ,oder doch?

An diesem Tag ging er schon zeitig zu Hinnerks Haus um, wie üblich, frisches Gemüse für seine Speißen zu holen. Vielleicht war der tüchtige Kerl grad da. Immerhin wusste Hinnerk, dass Gorkon meist um die Mittagszeit seine Lieferung abholte. Doch das Haus war unheimlich leer und seine Lieferung lag nocht nicht bereit.
Zweifel begannen an Gorkon zu nagen und so machte er sich auf zum Friedhof, wo der bei der Landwehr getötete Bauer liegen soll... und da lag er auch: Hinnerk... die Wunden durch die Pfeile noch deutlich zu sehen, der Treffer am Hals, die bleiche Haut...

Gorkon musste erstmal raus an die frische Luft. Das war zu viel für ihn. Im Gegensatz zu Hinnerk war Gorkon nicht Kampferprobt und an den diesen Anblick gewöhnt. Vorallem nicht, wenn es sich um einen Freund handelte.

Er ging zurück zum Haus Eulenruh um dort seinen normalen Dienst zu versehen. Er brauchte erstmal etwas Abstand, musste das erstmal verarbeiten. Doch nun, zwei Tage später, konnte er es immernoch nicht ganz fassen. Und dann geschah etwas, mit dem er nie gerechnet hätte. Ein Brief kam zum Haus Eulenruh, éin Schreiben in welchem erklärt wurde, dass es wohl Hinnerks letzter Wunsch gewesen sei, dass Gorkon Hinnerks Lagervorräte bekommen solle. Alles was noch an Obst, Gemüse, Milch und Fleisch da war, solle Gorkon erhalten.

Irgendwie verstörte ihn das noch viel mehr. Nicht nur, dass dieses Schreiben Gorkon, wie mit einem Hammer, mit der schmerzlichen Realität traf. Auch hätte Gorkon nie erwartet etwas von Hinnerk zu erben. Sie waren gute Geschäftsparter gewesen, zum Ende hin vielleicht gute Freunde. Aber... wieso er? War es Mitleid? Mitleid für einen armen Koch und Leibeigenen? Oder hatte er ihn tatsächlich zum Ende hin als guten Freund gesehen? Vielleicht kannte er auch niemanden sonst, der mit dem ganzen Fleisch und Gemüse etwas hätte anfangen können.

Nun gesellte sich zu der Trauer um seinen verblichenen Freund auch noch das Gewissen, was ihm einredete, dass er noch mehr Zeit mit Hinnerk hätte verbringen sollen. Er hätte ihm mehr Gutes tun sollen. Er hätte sich Zeit nehmen sollen um Mal mit Hinnerk einen trinken zu gehen.

Doch nun war es zu spät. Nun konnte er nur noch eines tun... regelmäßig Hinnerks Grab besuchen. Und das würde er auch machen. Er musste es machen. Zumindest das war Gorkon Hinnerk schuldig.
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