Teil der Kirche sein
#1
Die letzten Tage waren erfüllt mit Freude, wie ich sie lange nicht mehr hatte. Zuerst fand das Gespräch mit Seiner Seligkeit statt und trotz Aufregung war es gut verlaufen, denn ich war nun endlich Anwärterin von Mithras Gemeinschaft. Mutter wäre stolz auf mich gewesen und Vater sowieso.
Aber das war nicht alles. In der Nacht habe ich versucht diesen Flüsterwald zu erreichen, denn so habe ich mich erinnert, dort habe ich diese Dame Selina gesehen. Das war sie sicherlich gewesen und ich habe doch der Dame Sonja versprochen, die voller Sorge ist, ihr eine Nachricht zu überbringen.
Dabei gab es nur ein Problem, diese Wolfsrudel, der auf dem Weg dahin deutlich zu vernehmen war und deren Schatten ich bereits im Wald erkennen konnte.
Also lieber zurück und überlegen wie man dieses Hindernis überwinden könne, dachte ich.
Während ich die Gefahr in Gedanken nochmals durchging, ein Mangel war diese Unbeweglichkeit, da ich ja noch immer hinkte. Die Wunde verheilt zwar gut, aber laufen kann ich nicht wirklich.
In diesem Augenblick, als ich da stand und verzweifelt nach einem Ausweg suchte, kam er und hielt mich davon ab nun doch dahin zu gehen, wo die Wölfe sich befanden.
Er war so gütig und dann teilte er mit mir diesen wundervollen Kuchen mit den Erdbeeren darauf.
Ich entsinne mich einige Tage zuvor, als wir einander begegnet sind, erwähnt zu haben, dass ich Erdbeeren schrecklich gerne mag, aber nicht in der Lage wäre, sie zu kaufen. Was mich nicht wirklich stört, aber dennoch mag ich sie sehr.
Und nun waren sie da verlockend auf dem Kuchen. Eine habe ich vorsichtig probiert und das reichte schon, denn ich vertrage ob des Mangels an Nahrung in den letzten Jahren, nicht mehr so viel.
Den Rest habe ich aufgehoben.
Zurück in der Kirche, dachte ich an teilen und schweren Herzens, das gebe ich nun offen zu, habe ich den Kuchen mitsamt letzter Erdbeere mit Mithras geteilt und ihn einfach auf den Altar gestellt. Es ist mir nicht leicht gefallen, aber die Freude war umso mehr groß, als er heute verschwunden war. Ich sehe es als Zeichen, dass Mithras diese Gabe wohlwollend angenommen hat und dafür bin ich einfach nur dankbar und glücklich.
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#2
Was für eine wunderbare Nacht, um die Zutat für meine Salbe zu suchen. Dass ich jene dann selber mehr als nötig haben sollte, war mir gestern noch nicht klar. Heimlich um keinen in den Nebenräumlichkeiten der Kirche aufzuwecken, bin ich die endlosen steilen Stufen von der Bibliothek herab geschlichen. Der Bibliothekar, bei dem ich nun inmitten meiner geliebten Bücher schlafe, hat mir noch einen sehr strengen Blick nachgeworfen. Aber er hat nichts gesagt, der gütige Mann.
Sehr leise bin ich an den Schlafräumen der Sonnenlegion vorbei geschlichen, die uns stets bewachen.
Kaum hatte ich die Kirche verlassen, eilte ich den Wäldern zu und mit meiner Fackel suchte ich nach dieser Weidenrinde, die ich eben benötigte.
Ich kam nicht weit, denn aus der Dunkelheit brach ein Wolf hervor.
Kurz war er erstaunt, dass konnte ich an seinem Zögern bemerken, und ich war es noch mehr, dann biss er mich. Mit Mühe und Not entkam ich ihm, aber nun war mein anderes Bein verletzt. Ziemlich tief war sogar die Wunde. Die Blutspur, die ich bis zur Kirche gezogen habe, war mir entsetzlich peinlich, aber zum Glück lag Löwenstein in einem tiefen Schlaf. Wie ich den Weg hinauf zu der Bibliothek schaffte, weiß ich nicht mehr. Aber eines ist gewiss! Morgen früh muss ich die Stufen von dem Blut reinige, was einiges an Arbeit bedeutet. In der Bibliothek, habe ich dann die Wunde gereinigt und sie mit einer Tinktur beträufelt, die schon beim letzten Mal geholfen hat. Dann habe ich das Bein verbunden. Alles weggeräumt und noch den Boden der Bibliothek gesäubert, damit keiner sich beschwert!
Im Morgengrauen bin ich dann am Boden eingeschlafen, mit der Hoffnung Mithras möge mir diesen Leichtsinn verzeihen.
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#3
Die Woche verlief erfolgreich.
Ich habe es geschafft einen Kessel voll mit der Gerbersäure herzustellen und was für ein Glück die Schwester Ayura benötigte jene sogar. Also füllte ich sie in Phiolen ab und gab sie ihr, was wiederum zur Folge hatte, dass ich reichlich von ihr mit Kräutern beschenkt wurde und Hanf, den ich verkaufen durfte. Dieses Geld wird bitter von den Armen benötigt. Erst die Woche gab ich mein letztes Erspartes einem Armen, der sich keinen Heiler leisten konnte. Aber nun habe ich wieder einiges, was ich jenen verschenken kann, die leiden.
Mithras ist sehr gnädig zu mir, dafür werde ich ihm stets dankbar sein und in einem Gebet die Schwester Ayura erwähnen!
Manchmal habe ich das Gefühl, dass Mithras sie an meine Seite gestellt hat, damit sie mir in schweren Stunden hilft, so wie damals, als ich an dem Schicksal dieser Frau, die mir alles erzählt hat, verzweifelte. Es war so schrecklich! Ich wusste bisher nicht, dass Menschen zu derartigem fähig sind in ihrer Not.

Was diese Woche nicht so gut verlief war, dass ich mit dem Gestank der Säure Arnts Werkstatt mit Dämpfen gefüllt habe. Der Kessel war einfach zu voll gewesen. Ich durfte nun bis zum nächsten Tag sie nicht mehr betreten, dass hat mir der nun ein wenig grimmige Arnt verkündet. Ich habe ihm noch geholfen sämtliche Fenster zu öffnen, damit diese Dämpfe sich verflüchtigen und habe daraus gelernt.
Nie wieder werde ich den Kessel bis zum Rand mit Säuren oder anderem füllen!
Was aber bei weitem noch schlimmer war, ist dieser ätzende Geruch, der sich an meine Kutte klammerte, wie ein Neugeborenes an seine Mutter. Und gerade heute haben wir Unterricht bei Mutter Veltenbruch, der Priesterin und den will ich um nichts versäumen. Auch wenn Ihr Blick es vermag jedem zu Eis erstarren zu lassen, wenn man zu spät kommt oder den Unterricht mit Nichtigkeiten stört. Ich frage mich, wie sie das macht? Unter einem solchen Blick komme ich mir dann so winzig vor, wie eine Ameise. Ich kann das nicht. Auch Schwester Ayura hat darauf keine Antwort, denn ich habe sie gefragt. Aber eines ist sich Mutter Veltenbruch ist so schrecklich weise und redegewandt und gestaltet den Unterricht immer spannend. Ich liebe sie einfach dafür.
Ich habe daher versucht die Kutte ein wenig im Freien auszulüften. Das half wenig. Aber Mithras war abermals gnädig er hat mir die Novizin Alina geschickt, die mir eine frische Kutte gab.
Gebadet und mit tadelloser Kutte konnte ich nun zuversichtlich an dem Unterricht teilnehmen.Er war wie immer wunderbar!
In der Nacht auf meinem Schlafplatz in der Bibliothek hatte ich dann einen sonderbaren Traum. So viel Licht so viel Liebe fühlte ich und ich bin aufgewacht. Mir war nun klar, was ich tun musste, aber dazu musste ich den Segen Ihrer Seligkeit einholen.
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#4
Da lieg ich nun mit dem Verband um meinen Kopf, den Alina mir angelegt hat. Sie hat sogar meine Hand gestreichelt, weil sie meine Angst gefühlt hat. Ich habe sehr versucht diese nicht zu zeigen, aber immer gelingt es mir nicht. Ich mag Alina sehr, sie ist so bemüht und besorgt immer. Ich würde mir wünsche, das ich auch so einmal so werde. Aber noch habe ich ja Zeit! Zuerst muss ich mich als Novizin bewähren. Während ich hier liege auf der Matte in der Kirche wird mir peinlich bewusst, wer mich dahin getragen hat. Ehrwürden war es! Zum Glück hat mein benommener Zustand ob der unzähligen Schläge das nicht so richtig mitbekommen, sonst wäre ich wohl aus Scham im Erdboden versunken. Am besten vermeide ich nun eine Zeitlang Ehrwürden in die Augen zu sehen, es wäre mir peinlich daran erinnert zu werden, dass ein Mann mich getragen hat und dazu noch einer wie Ehrwürden. Entsetzlich! Ich sollte wieder fasten und Busse tun.

Ich mache mir Sorgen um Llywarch. Er meine Wunden behandelt als wir dann von einer Horde Untoter da unten beim Finsterwald umringt wurden, und die wohltuende Ohnmacht uns beide umfasst hat. Das Aufwachen war weniger wohltuend dann. Trotz meiner blutenden Wunden habe ich einer Heilerin geholfen ihn zu tragen, was für mein Wohlbefinden nicht wirklich gut war. Irgend wann bin ich einfach wieder um gesackt und in der Kirche von Ehrwürden auf die Matte gelegt worden, das habe ich dann so richtig erfasst, den jeder Knochen im Leib tat mir nun weh. Aber ich bin fest umschlossen nicht zu jammern, denn Mithras will, dass wir in diesen dunklen Zeiten stark sind.

Also steh auf, Fenella und hilf Alina hier!
Kaum habe ich diesen Gedanken geformt, bin ich schrecklich müde geworden.
Hat Alina mir etwa Schlafmohn gegeben?, dachte ich noch kurz, während die Umgebung rundum verschwommen wurde und sich ein wenig drehte.
Mithras verzeihe mir, aber gleich Morgen stehe ich wieder auf, ich muss unbedingt Llywarch suchen!
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