FSK-18 Da Leben mal Anders
#1
-= Alles kommt Anders =-



Es war alles anders gekommen als es geplant war. Ihr ganzes Leben war vorgeplant. Alles bis aufs kleinste Detail. Sie sollte ihren Meistertitel als Schneiderin machen, einen reichen Mann von gutem Stand heiraten und zahlreiche Kinder mit ihm haben. Sie sollte die Schneiderei übernehmen die sich ihre Eltern hart erarbeitet hatten. Sollte! Als Annalopes Eltern starben bei einem Überfall änderte sich alles. Die Schneiderei brannte ab und alles Hab und Gut war fort. Es hielt sie nichts mehr in ihrem Heimatdorf. Sie lebte noch ein paar Mondläufe bei Bekannten der Familie aber ertrug die Blicke nicht. Diese Blicke voller Mitleid und ständig die Worte des Beileids die man ihr entgegen brachte. Sie musste abschließen, mit allem. Um über den Tod ihrer Eltern hinwegkommen zu können reiste sie nach Löwenstein. Die Stadt von der ihre Mutter schon immer geschwärmt hatte.

Dort angekommen nach einigen Mondläufen der Seereise die sie immer wieder verlängerte um nicht ankommen zu müssen um endlich das Kapitel zu beenden welches sie wie ein Kapitel eines Buches immer wieder las welches ihr gut gefiel fiel es ihr schwer eine „normale“ und unbekannte Frau zu sein wie jede andere. Ihr Können wurde kaum honoriert obwohl sie eine erfahrene und hervorragende Schneiderin war. Die Stadt war groß und es gab viele Schneider wie sie die in Löwestein Fuß fassen wollten. So nahm sie eine Stelle an, als Freie Angestellte eines berühmten Hauses. Wenigstens hatte sich so ein Dach über den Kopf und stets Zugang zu Speise und Trank und was nicht zu unterschätzen war auch ein Zugang zu Materialien um die Kunst des Schneiderns zu perfektionieren. Sie hoffte in Carl Gustav Jehann einen Lehrmeister für sich zu entdecken und doch musste sie schnell herausfinden, dass sie keinen Lehrmeister mehr benötigte. Er war kein schlechter Schneider aber es war eher nebensächlich für ihn. Er hatte zu viel zu tun was all die Organisation der Familien Geschäfte anbelangte. Er arbeitete schnell und salopp und auch wenn diese Arbeitsweise Annalope widerstrebte verstand sie, dass er besseres zu tun hatte als Stundenlang gar Tagelang an einem einzigen Kleidungsstück zu arbeiten.

Langsam hatte sie sich in das hektische Stadtleben gewöhnt. Vieles war so viel komplizierter als daheim und dann bestand auch diese ständige immer währende Angst die Keuche zu bekommen die die ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzte. Und doch kam es dazu, dass sie einen Fuß in eine Taverne im Alten Hafen Viertel setzte. Sie erkannte den jungen Veltenbruch und bemerkte, dass wenn er nicht sofort diesen Ort verlassen würde er schon bald als Wasserleiche im Hafenbecken enden würde. So legte sie sich mit dem Tavernenbesitzer an. Ein rauher Mann, ein Mann den sie bislang immer zu vermeiden suchte. Als der junge Veltenbruch genervt diese Spelunke verließ, entschuldigte sich Annalope bei dem Tavernenbesitzer. Er sollte ihre Beweggründe verstehen und erstaunlicher Weise tat er jenes auch. Plötzlich löste sich ein Schleier, ein Schleier der immer vor ihren Augen war, ein Schleier der Überheblichkeit. Sie sah in diesem rauhen und harten Mann einen Menschen. Es veränderte ihr ganzes Bild von den Menschen die keine Ausbildung wie sie genießen durften und ihr Geld auf andere Art und Weise verdienten, ihre Qualitäten anders einsetzten.

Tja und wie es der Lauf der Dinge wollte, freundete sie sich schon bald mit diesem Kerl, diesem Ganoven an. Er gab ihr Abends die Möglichkeit in dieser Kaschemme, wie er seine Taverne selbst nannte dem Alltag der aufgespielten Höflichkeit zu entkommen. Hier konnte sie aufatmen und auch wenn man sie ständig für eine teure wertvolle Hure hielt arbeitete sie jeden Abend mit Spaß im „Zum Baumelnden Wachmann“. Die Trinkgelder stimmten und die Fässer leerten sich in einem rasenden Tempo. Schon nach ein paar Abenden hatte Annalope Stammgäste die sie gerne bewirtete und Nikolaj schien ihr gerne zuzusehen wie sie so arbeitete.

Und dann an einem Moment der Schwäche, ein harmloses Angebot, und es geschah ganz von alleine. Sie und Nikolaj landeten im Bett. Das Bett wo sie einfach nur harmlos drin schlafen sollte um ihre Ruhe vor den vielen anderen im Anwesen der Jehanns zu bekommen. Die Nacht änderte alles. Es sollte eigentlich nur bei einem Hin-und-Wieder-Spaß-miteinander bleiben und doch kamen sich beide immer näher. Nikolaj wies eine Seite auf die er scheinbar selbst nicht ganz so kannte wie er es gerne mit einem dreckigen Grinsen abtat. Sie hatten sich verliebt. In diesem Loch, wo verseuchte Ratten die kleinen Vögelchen in der Neustadt ersetzten und betrunkene Kerle die in ihrem eigenen erbrochenem schliefen die ruhenden Wachmänner an jeder Straßenecke. Annalope spürte, dass Nikolaj verliebt war. Verliebt, Liebe, fremdbegriffe für diesen Mann der vieles schlimmes in seinem Leben erlebt haben musste umso zu werden. Manchmal dachte Annalope so selbstsicher wie sie war darüber nach, ob sie nicht vielleicht doch ein wenig einen kleinen Sonnenstrahl in diese Hafenspelunke brachte und vor allem auch in Nikolajs Herz. Er hatte es ihr nie gesagt nur Andeutungen gemacht wie „ Ich mag dich Püppchen“ oder ein „ Ich will nicht dass dich andere Männer anrühren“. Und diese Nacht, in diesem Zimmer mit dem alten knarzenden Bett geschah es. Das Zimmer roch nach Sex und dem Schweiß des lustvollen Treibens zweier Menschen. „ Darf ich dir eine Frage stellen die du nur mit ja oder nein beantwortest?“ Ein Kopfdrehen ein Lächeln und ein langsames müdes Nicken. „Liebst du mich?“ einige Sekunden der Stille erfüllten den Raum der vor kurzem noch vom genussvollen Stöhnen zweier Menschen belebt wurde und dann ein leises „Ja“. Das Herz der jungen Frau machte einen Sprung. Sie hatte erwartet, dass er einfach lächelnd die Augen schließen würde und eigenwillig und freiheitsliebend wie er war einfach schweigen würde um diese heikle Frage ja nicht beantworten zu müssen. Da wurde ihr klar, als er da so lag, schlafend, dass sie glücklich war. Sicher er war kein Adliger oder Hoher Herr der vorgeplant wurde und reich war er ganz sicher auch nicht, aber sie fühlte sich glücklich und erfüllt. Sie wollte sich nicht mehr lösen und schlief an diesem Abend nicht wie üblich leicht beschämt auf der Seite mit dem Rücken zu ihm ein, nachdem er als erster eingeschlafen war, sondern blieb in seinen starken Armen liegen. Ihren Kopf sanft auf seine Schulter bettend um seinem Herzschlag zu lauschen. Sein Herzschlag beruhigte sie, auch wenn sie seine Worte nicht vergessen konnte in denen er sagte, dass er vermutlich irgendwann an einem Galgen enden würde sie solle sich ja niemals in ihn verlieben. Und doch beruhte dieses Gefühl dieses unfassbare Hochgefühl nun auf Gegenseitigkeit…..
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#2
Sie wachte langsam auf. Die Sonne brach noch nicht durch das Loch
der modrigen Decke. Sie murrte leise als sie merkte, dass sie im
Sitzen eingeschlafen war. Und dann kam ihr die Erinnerung wieder
hoch und der Blick senkte sich eilig hinab. Die Nacht war die Hölle
gewesen. Nikolaj lag verletzt im Bett, auf ihrem Schoß. Was zum
Henker war gestern passiert? So viele Gedanken schossen der jungen
Frau die soviel Brutalität unter Freunden nicht gewöhnt war durch
den blonden Kopf. Ein rumpeln, ja da war ein rumpeln dann ein Stöhnen
was von Konstantin kam und dann der laute Schrei "Du hast meine
Identität geklaut!" dann erinnerte sie sich dass sie hoch gegangen war.
Elda wollte sie nicht durchlassen auch wenn sie nicht wirklich verstand
was sie gegen sie hatte aber diesen Gedanken verwarf sie eilig um zum
Kern der Sache zurück zu kommen. Es war zu spät als sie endlich hoch
konnte. Konstantins Schwer steckte in Nikolajs massigem Leib.

Sie schüttelte den Kopf diese Erinnerung tat ihr weh. Sie streichelte
sanft Nikolajs Haupt. Er hatte ewig gebraucht um endlich keine
Schweißausbrüche mehr zu haben und Anna hatte nur sehr wenig
Schlaf bekommen, aber im Grunde war ihr das gerade eigentlich nur
egal. Sie wollte lediglich, dass es ihm bald besser geht. Langsam
legte sie sein Haupt sanft auf das Kissen neben sich. Sie musste
aufstehen und die Sauerei im Gang fortwaschen bevor es ganz
getrocknet war und Konstantin,Nikolaj und Elda immer an das Erinnern
würde was die Freundschaft und Liebe der Drei zueinander erschüttert
hatte. Elda tat ihr leid... Sie stand zwischen den Fronten und konnte
nicht anders als Konstantin einen Bolzen in die Schulter zu schießen.
Sie musste in einem Bruchteil einer Sekunde entscheiden auf welcher
Seite sie stand und sie schoß.

(Fortsetzung folgt...)
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#3
Sie legte sich gemächlich in die weichen Hermelinfelle in ihrer Wohnung. Hach was wünschte sie sich derzeit
nichts sehnlicher als ein gemütliches Doppelbett welches sie mit Nikolaj teilen wollte, nicht unbedingt um darin
verruchten Sex zu haben den sie so sehr mit ihm genoß sondern auch einfach um in seinen Armen einschlafen
zu können.

Sie war müde, endlich wieder angenehm erschöpft und doch drängten sie ihre Gedanken und Sorgen der letzten Wochen
zu einem tiefgründigem Sinnieren. Es war einiges geschehen. Versprechen , Geheimnisse und kleine Fehler und dann war
da die Anklage. Diese verdammte Anklage, dass sie die Mörderin der jungen Frau sei die sie damals gefunden hatte. Tod
und völlig leblos. Sie wollte nur eine gute Bürgerin sein und tat wozu sie erzogen wurde, sie meldete den Mord direkt und
wurde deshalb beschuldigt und behandelt wie eine schwer Kriminelle. Sie musste leise aufmurren ehe sie auflächelte.
Das war nun vorbei. Nikolaj hatte Koris geschrieben und Koris war vorbei gekommen um mit Ihr zu reden. Das Kapitel
konnte abgeschlossen werden. Und doch bedrückte sie es irgendwie, was wäre gewesen wenn sie einfach Nik erzählt hätte,
dass sie die Mörderin gewesen sei? Hätte er sie dann ernster genommen? Mehr respektiert? Oder vielleicht gar in seine
Gruppierung von Verbrechern aufgenommen? Oder wäre er einfach schockiert gewesen? Sie wusste nicht recht ob er ihr
gegenüber die Wahrheit sprach. Die Worte von Mama Fortuna hallten in ihrem Kopf wieder und wieder. Er würde sie nur aus-
nutzen, sie nicht lieben,wen anderes Lieben. Es war schwer jenes einfach zu ignorieren denn tief in ihrem Herzen hatte sie
diese Angst, dass er wirklich an wen Anderes dachte wenn er ihr sagte, dass er sie liebt. Und dann waren da seine Versprechen.
Das Versprechen mit ihr nach Candaria zu ziehen und eine Zukunft mit ihr aufzubauen mit allem drum und dran. Elda selbst,
die Frau die Nikolaj wahrscheinlich am besten kannte sagte, dass Nikolaj niemals ein Monogam war oder sein wird.

Die Eifersucht kochte auf und wandelte sich in eine tiefgründige Angst. Eine Angst alleine zu sein, verlassen zu werden und
nur aus eigennützigen Gründen wie eine Geisel gehalten zu werden. Ein schweres Seufzen entwich ihr und sie drehte sich auf
die Seite wo Nik normalerweise lag. Er arbeitete sicher noch in der Taverne Mandres und Sikk saßen noch dort und sie wollte
schlafen gehen. Derzeit war ihr irgendwie nicht ganz so nach unheimlich viel Gesellschaft. Sie wollte Nik bei sich haben und
die Welt ausserhalb der Wohnung so irgendwie verdrängen, was ihr eher schlecht als recht gelang. Die seltenen Momente wo
sie abschalten konnte waren rar gesäht. Einmal beim Beischlaf und andererseits beim Baden. Sie musste auflächeln als sie
an "ihren" kleinen See dachte wo sie oft baden war nur um sich völlig entblössen zu können wie sie es daheim immer heimlich
tat. Sie hasste das Gefühl von nasser Kleidung auf ihrer weichen Haut und im Badehaus konnte man ja nicht splitter faser
nackt baden gehen! Sie sah zum Fenster ehe sie leise seufzte und sich wieder umdrehte. Die blauen Augen schloßen sich
langsam und gaben den ersten Anstoß des Einschlafens. Schon wenige Sekunden später schlief sie tief und fest mit der
Hoffnung schon bald leicht wach zu werden wenn Nik sich zu ihr schmiegte und sie liebevoll in den Arm nahm, so wie er es
eigentlich immer tat WENN er denn bei ihr schlief.
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#4
Der Abend war lang gewesen. Die Taverne war zwar leer aber sie hatte
eigentlich auch garkeine Muße zu arbeiten. Seit Januschs fortgehen war sie
so unheimlich traurig. Sie hatte ihren besten Freund verloren, er war einfach
fort und auch wenn der Gedanke sie tröstete, dass es ihm so besser gehen
würde fort von all dem Irrsinn, fehlte er ihr so unheimlich. Er war vermutlich
der Einzige der Verstand wie es ihr ging und was in ihr los war.

Aber sie musste an diesen Satz denken den ihr Ihre Mutter einst sagte:
"Man muss sich Verabschieden und trennen um sich wieder zu sehen, Anna
Mäuschen..."
Himmel hasste sie diesen Satz als sie jünger war und nun,
nun wo sie diese Situation schon mehrmals erlebt hatte, verstand sie diesen
tiefgründigen Sinn der in diesem einfachen Satz versteckt war.

Sie öffnete mit einem schweren Seufzen die Türe der Taverne und sah sich
noch einmal kurz um. Immernoch keine Spur. Nikolaj war nun seit zwei Tagen
fort. Er hatte versprochen sie nie zu verlassen sich niemals allein oder im
Stich zu lassen - und nun? Wo war er? Die Tage schienen schier unendlich
und ihre Gedanken überschlugen sich. Lag es etwa an ihr, dass er fort war
ohne auch nur ein Wort zu sagen oder ohne einen Brief zu hinterlassen?
Würde er je wieder kommen? Sie je wieder in den Arm nehmen nachts und
sie sanft auf die Stirn küssen wenn sie traurig war?

Er war fort nachdem sie den Kinderwunsch äußerte. Es war für ihn zu früh
und eine Vereinbarung wurde zwischen den Beiden auch getroffen worden
was dieses Thema anbelangte.

Ihre Füße trugen sie langsam und doch bestimmt nach Hause in ihr Heim.
Die Hoffnung die stieg mit jedem Schritt an als wären ihre Schritte die
Hitze die das Quecksilber im Thermometer sich ausdehnen und steigen ließ.
Der Schlüssel drehte sich fast schon quälend langsam im Schloß und sie
sah durch das Fenster von Außen ein leichtes Licht im Inneren flackern.
Vorsichtig öffnete sie die Türe als würde ihr gleich ein Clown wie aus einer
Spieldose entgegen hüpfen.

Sie sah sich um und realisierte, dass sie einfach vergessen hatte die Kerze
in der Laterne auf dem Tisch zu löschen als sie vor Stunden losgegangen
war um in der Taverne nach dem rechten zu sehen, obwohl dies eher ein
Alibi dafür war um zu sehen ob Nikolaj vielleicht am arbeiten war. Ein stech-
ender Schmerz in ihrer Brust erinnerte sie wie qualvoll einem die Hoffnung
manchmal einfach ins Gesicht schlug - ohne Vorwarnung und ohne Reue.
Dicke Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre blassen Wangen und sie
sackte beinahe schon auf den Fellen auf die Knie. Sie brauchte ihn so un-
heimlich und vermisste ihn nur noch mehr derzeit.

Zwei Verluste in ein paar Tagen waren einfach zu viel für sie und diese
Nacht würde sie ganz sicher erst einschlafen wenn sie vor Müdigkeit Ohn-
mächtig werden würde und dann einfach so in einen tiefen Schlaf überglei-
ten würde.
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