Wenn der Schattenwind kommt
#1
Da lag sie nun auf ihrem Bett und konnte nicht schlafen. Der Kopf dröhnt, ihr Magen vollführte Drehungen, die ihr bis zu diesem Tag fremd geblieben waren. Schuld war dieser Wein. In Unkenntnis der Gebräuche dieses Landes, ging sie davon aus, dass ein Becher Wein in der Taverne von diesem Nikolaj nicht wirklich beunruhigend wäre. Ziemlich hastig hatte sie den ersten Becher geleert und sich verabschiedet, und dann im Hause noch zwei Becher Wein getrunken, weil sie versprochen hatte auf Analope zu warten. Viel zu spät dann hat sie bemerkt, dass das dies ein Fehler gewesen war. Noch immer in Unkenntnis, welches von dem Gebräu nun an all dem schuld wäre, ging sie einfach ziemlich spät zu Bett. Was dann folgte, war verschwommen und nicht so richtig mehr nachvollziehbar.
Irgendetwas war da noch mit dem jungen Herrn und Inara gewesen.
Gäste kamen! Richtig!
Dann war da noch diese Leiche gewesen, irgendwer hatte sie gesäubert und aufgebahrt. Aber wer? Der Mörder sicherlich nicht!

Der Schattenwind war da, das fühlte sie, er brachte Unheil.
Aber Unheil hatte sie noch nie sonderlich erschreckt. Es lauerte ja überall. Und vor dem Schattenwind hatte sie schon gar keine Angst, auch wenn man ihr als Kind versuchte hatte ihr Angst zu machen.

Aber da war noch was!

Vergeblich versuchte Fia sich an Details und Gespräche zu erinnern, aber ihr Verstand war benebelt. Nichts wollte ihr so richtig einfallen, ein Fragment hier und eines da, das war es.

Wer weiß, was ich alles so gefaselt habe, meint sie tief aufseufzend. Nichts von Bedeutung aber sie hasste es wenn die Klarheit darüber verschwommen war.
Am besten ich vermeide es morgen allzu viel zu reden und schon gar nicht dem Herrn unter die Augen treten! Das war der Plan. Das wäre besser. Meisterin im Unsichtbar sein, das wäre nun ratsam.

Inara schnarcht!, dachte sie noch und wälzte sich im Kissen hin und her. Aber das erwähne ich ihr gegenüber nicht, ich mag sie.
Wieso nennt mich Inara eigentlich Fiana, mein Name ist doch Fia? Das war der letzte Gedanke, danach hat sie dann doch der gnädige Schlaf eingeholt.
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#2
So viele Ereignisse stürmten auf sie jeden Tag ein. Miri zum Beispiel. Sie wusste nicht, wieso diese hagere Gestalt, die von allem und jedem herum gestupst wurde, sie berührte. Eigentlich hätte sie gedacht, dass nichts wirklich dieses sonderbare Gefühl in ihr wecken könne, nach all dem was sie erlitten hatte. Sie hatte gelernt dieses Leid und den Schmerz zu lieben. Es lag eine Vertrautheit in beidem, die sie kannte und sogar schätzen lernte.
Mitgefühl? Das Wort war ihr fremd.
Aber Miri? Dieses Gefühl sie beschützen zu müssen, war nun eine neue Erfahrung, die sie nicht kannte und die sie verunsicherte, und dieses Gefühl der Unsicherheit hasste sie.
Miri dachte sogar, dass sie eine Nymphe wäre. Damit konnte sie leben, auch wenn sie mit jedem Atemzug deutlich fühlte, dass ihre unbekannte Mutter, die sie einfach Fremden überließ, mit Sicherheit keine Nymphe gewesen war. Beide Elternteile waren ihr unbekannt und das ärgerte sie eine Zeitlang.

Hat nicht jeder das Recht zu wissen, woher er stamme?
Diese Frage beschäftigte sie in ihrer Kindheit. Nun nicht mehr, denn aus Ahnung wurde mit jedem Tag Gewissheit und darauf war sie nun stolz.
Sie hatte ihre eigenen Ziele, die sie unbeirrbar einschlug. Die Schneiderei ging ihr von der Hand und ja sie bemühte sich redlich auch darum sorgfältig und genau zu arbeiten.

Gestern bei dem wunderbaren Fest kam ein weiteres Gefühl an dem Tisch dieser reizenden Familie Veltenbruch hinzu. Familie! Sie fühlte diese Vertrautheit, das Vertrauen zueinander und die Leichtigkeit mit der sie miteinander umgingen. Sie scherzten, zogen sich auf und dennoch war da diese Herzlichkeit, die sie nicht kannte. Aber bisher auch nie vermisst hatte, wieso auch? Was man nicht kennt, dass vermisst man nicht. Es versetzte ihr einen Stich und tat weh dies anzusehen, aber sie hatte gelernt Schmerzen zu lieben, daher war sie zufrieden und dankbar der Familie dafür.
Es wurde spät und im Hause der Jehanns traf sie auf Miri, die wohl einiges von diesem Schnapsgebräu getrunken hatte. Ein Schluck, den Miri ihr anbot, reichte um zu wissen, ich bleibe bei Weißwein. Fürsorglich hatte sie dann Miri zu ihrer Schlafstätte gebracht und insgeheim jenen verflucht, der ihr dieses Gebräu gegeben hatte.
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#3
Abermals hat mein Leben sich völlig verändert, was gut ist. Nur wer in Bewegung bleibt, sich ständig verändert, der lebt. Und genau das tue ich nun.
Ich lebe mit Leidenschaft, widme mich meiner Arbeit, die ich stets zu verbessern suche und lerne mit einem Eifer, der oftmals meine Kräfte übersteigt, weil ich dabei zu essen vergesse.
ich lerne so viele interessante Menschen kennen, hauptsächlich Männer, die wohl von meinem Äußeren angezogen werden, was mich oftmals verlegen macht. Zum Glück habe ich noch Inara als Freundin, zu ihr kann ich jederzeit gehen und lachen vor allem. Und das Gute dabei ist, sie beschränkt unsere Freundschaft nicht nur auf mein Äußeres. Vielleicht ist gerade das, was unsere Freundschaft wachsen lässt? Aber ich schätze auch ihr Lachen, was mich stets ansteckt und sehr befreiend ist.
Gestern habe ich sogar eine Trüffel gefunden, für mich eine berauschende Erfahrung. Der Herr von der Stadtwache, den ich zufällig im Wald noch traf meinte, jene würden üblicherweise diese teuren Trüffelschweine finden. Ein richtiger Charmeur ist er, wie mir scheint und ich musste heimlich darüber lachen. Doch er war sehr stolz auf mich, wie es scheint, auch wenn diese Bemerkung einer Dame nicht ein Frohlocken erweckt, war sie dennoch lieb gemeint.

Der Höhepunkt jedoch fand zur Abendstunde statt. Noch lange verweilte ich am Steg nachdem er gegangen war, ließ den Wind meine Locken streicheln und war so richtig glücklich. Es war mir als würden sämtliche Sterne des Himmels nur für mich strahlen, ich fühlte wie das Leben in meinen Adern wie ein Sturm aufbrauste und der Gesang der Wogen rundum nur für mich erklang, der Wind hier am Steg umhüllte mich liebkosend und alles rundum war für diesen einen Augenblick vergessen. Ich war da und fühlte mich wie nie zuvor.
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#4
Wut.
Die Verabredung fand nicht statt. Warum auch immer, ich habe es nicht erfahren. Ich habe mir sogar einen edlen Rock ausgeliehen und dazu eine Bluse, um jener für mich zu wichtigen Verabredung, entsprechend der Wichtigkeit für mich angemessen gekleidet zu erscheinen.
Meine dunklen Locken glänzten von dem vielen Bürsten, alles wäre so perfekt gewesen, wenn…. Das Wenn fand nicht statt, trotz meiner umsichtigen Vorbereitung. Erlensteins weinen nicht, dachte ich mir, als die Tränen sehr nahe bereits waren und stolz habe ich sie herab geschluckt. Ein Stolz, der mit jedem Schlag meines Ziehvaters heranwuchs und mein Schild wurde.

Sorge
Die kam nach der Wut. Vielleicht ist etwas zugestoßen? Man hört doch so viel in letzter Zeit. Auch wenn Sorge und Angst für einen kurzen Augenblickt sich meiner bemächtigten, ich ließ es nicht zu. Nun hieß es klaren Kopf zu bewahren und die nächsten Schritte sorgfältig vorzubereiten. Dies beruhigte mich nun.

Die nächsten Schritte
Da am Steg wägte ich sie sorgfältig ab, zu viel stand auf dem Spiel. Mit der mir angeborenen Gewissheit ich würde mein Ziel erreichen, ging ich dann. Der Sturm in mir hatte sich gelegt, ich war ruhig und zuversichtlich.
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#5
Wundersame schwarze Luft, die mich umgibt. Die Nacht so ruhig und doch, wenn man genau hinblickt so lebendig. Sie führt ihr eigenes Leben. Die Stadt lockt so vielerlei nun an.
Ich hingegen beobachte und höre zu. Der Schatten der Häuserfront schützt mich vor den Blicken anderer. Ich war heute nicht bereit für ein Gespräch, nur beobachten wollte ich.
An eine Säule gelehnt habe ich heute das Treiben diese fahrenden Volks, das nicht fährt derzeit, da ja die Grenzen geschlossen sind, betrachtet. Tanz und Gesang haben sie geboten und da war auch diese alte Frau, die aus der Hand liest.
Wer daran glaubt, ist selber schuld, musste ich unwillkürlich denken. Aber sie hat so einiges verdient. Die braven Bürger waren nur zu bereit, ihre schwer verdienten Heller ihr in die Hand zu drücken. Es sei ihr vergönnt.

Ein Schauspiel und das kostenlos vor meinen Augen.
Was sie wohl mir gedeutet hätte? Ich kenne meine Antworten und die gehören nur mir.

Der Schattenwind wird immer stärker.
Unsicherheit, Angst und das letzte Aufbäumen vor dem was nun in der Luft liegt, kann man deutlich fühlen.

Ein letzter Tanz noch, und dann?
Die Barfüßige hat ihn getanzt und ich zugesehen. Ein unwirklicher Tanz gleich beim Pranger im Licht der Fackeln. Ob sie weiß, was sie da tut?
Und im Pranger steckt dieser sonderbare halbnackte Mann. Was steht ihm noch bevor?
Ich bin dann gegangen, und habe dieses Treiben der Abstrusität hinter mich gelassen.
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#6
Er war auf einmal da. Er ist wie eine vergessene Melodie, die durch einen zarten Klang wieder erwacht und dich nun nicht mehr loslässt.
Er hat mein Herz berührt. Nie hätte ich nie gedacht, dass dies einmal geschehen würde und doch ist es das. Wie ein Blitz, den man aus weiter Ferne betrachtet und den jeder vernünftige Mensch ausweichen würde. Aber ich war da und er traf mich.
Dieses Gefühl ist so neu und doch so gewaltig, dass ich es nun nicht wie einen Regentropfen abschüttelt kann. Aber das will ich auch nicht.
Und ja es macht mir Angst. Ich, die ich kaum etwas fürchte, hat nun Angst. Das klingt lächerlich oder?
Er hat nicht das in mir gesehen, was alle anderen nur sahen, meine Schönheit, die mir genug Leid und Neid bisher gebracht hat, weil es in der Natur mancher Menschen liegt, dies nicht einfach dankbar wie den Duft einer Blumen hinzunehmen und sich daran zu erfreuen. Nein, sie müssen zerstören und zerstören sich dabei selber. Wie dumm das doch ist, erkennen die wenigsten.
Bei mir ist es ihnen nicht gelungen. Sie dachten sie hätten leichtes Spiel, aber ich bin stärker als sie, nicht äußerlich aber da ist mein unbeirrbarer Wille, der mich von Kindheit an begleitet und den Weg gewiesen hat. Den haben sie wohl unterschätzt, er aber nicht. Er hat diesen Willen erkannt und steht dazu.
Er hat mir zugehört und mich zum Lachen gebracht. Entsetzlich lange habe ich diese Unbeschwertheit vermisst, einfach ohne wenn und aber miteinander reden, zuhören und lachen zu dürfen. Nun ist sie da und ich bin zum ersten Male in meinem Leben glücklich. Ich habe nach dem Tod meiner Ziehmutter lernen müssen, dass glücklich sein mir nicht bestimmt ist. Aber er hat eine Tür geöffnet und wie der Strahl eines Lichts ist es mit einem Male völlig unerwartet in mein Leben getreten.
Ich vertraue ihm. Etwas was ich niemals auch nur in Erwägung gezogen hätte, denn bisher habe ich keinem vertraut, schon gar keinem Mann. Mag sein, dass die Schläge meines Ziehvaters dies bewirkt haben oder auch nicht. Vielleicht habe ich dies schon von Geburt an von meinen unbekannten Eltern in die Wiege gelegt bekommen? In diesem Punkt bin ich mir nicht sicher.
Ich muss zurück nach Ravinsthal, wo mein Leben begonnen hat! Vielleicht finde ich sie sollten sie noch am Leben sein. Ich würde so gerne wissen wie sie waren, auch wenn ich tief verborgen in mir bereits das weiß.
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#7
Zerrissen.
Phoebe hat das gestern ausgesprochen und es ließ mich nicht mehr los. Sie hatte recht, ich lebe in den Tag hinein, tue dies und das und....warte.
Auf ein Zeichen?
Eine Botschaft?
Worauf warte ich?
Auf die Möglichkeit, dass meine Eltern noch leben? Aber nehmen wir an sie tun es, würden sie auch nach mir suchen? Sie haben mich schließlich abgestellt wie ein Bündel Wäsche. Gut einen Zettel war dabei, das hat mir meine Ziehmutter noch vor ihrem Tod gesagt. Aber was sagt das schon aus?
Ich soll Fia heißen, gut den Namen habe ich nun und dann noch Erlenstein. Aber ist das wirklich ein Familienname oder ein Ort in Ravinsthal, den man eben so nennt wie Buchenwald oder so.

Man ganzes Leben ist ein großes Fragezeichen und da soll ich nicht zerrissen sein? Phoebe hat vollkommen recht mit dieser Aussage und ich habe es vermieden darüber wirklich nachzudenken. Aber nun hält es mich fest wie unsichtbare Fesseln, die ich nicht zu lösen vermag.
Und ja! Für einen kurzen Augenblick habe ich dort oben am höchsten Punkt der Stadt daran gedacht meine Arme auszubreiten und wie ein Rabe herab zu fliegen.
Einfach nichts mehr denken zu müssen, nur fliegen und der Wind trägt mich irgendwo hin.
Aber ich habe es nicht getan, weil da zwei Arme waren, die mich festgehalten haben. Ich habe das sonderbare Gefühl, dass Phoebe geahnt hat, was wirklich in diesem Augenblick in mir vorging. Sie schien mir sehr besorgt zu sein, als ich ihr erzählt habe, wie schön es ist da zu stehen, der Wind streift durch die langen Locken, die Sterne funkeln und weit da unten hört man die Brandung vom Meer, die ihr Nachtlied singt. Mehr habe ich nicht erzählt, aber ihre Sorge war auf einmal da, und sie wurde zu meiner.
Sie ist eine ganz besondere Freundin für mich geworden und ich bin wirklich gerne mit ihr zusammen. So vieles ist einfacher und leichter, wenn wir zusammen das nächtliche Löwenstein erkunden. Es gibt keine Erklärung dafür, aber es ist so und ich bin glücklich, dass wir beide unseren Becher Weißwein am Abend immer öfter gemeinsam genießen.
Irgendwann werde ich auch zur Ruhe kommen aber nicht jetzt, nicht heute oder Morgen. Ich schenke mir einfach die Zeit, die ich dazu brauche.
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#8
Die Tage vergehen wie im Flug. So auch Dendrions Prozess. Wir haben es überstanden, wenn auch mit Mühe, was meine Person betrifft. Mehrmals drohte ich da in diesen stickigen Mauern einfach umzukippen, aber Skajars Handdruck holte mich in diese grausame Wirklichkeit zurück, und dafür bin ich ihr dankbar. Um nichts auf dieser Welt wollte ich hier Schwäche zeigen, vor allem vor Dendrion, er baut darauf, dass ich ihn unterstütze mit meinen Blicken und meinem Lächeln.
Im Hof dann hieß es warten und mir war dabei gar nicht gut zumute. Von irgendwoher drangen Schreie auf den Hof und abermals drohte ich hier umzukippen. Herr Konrad von der Legion hat mir in jenem Augenblick Trost gespendet, seine Hand auf meiner Schulter brachte mich hierher zurück und ich atmete tief ein. Er ist ein warmherziger Mensch, was mir bisher verborgen blieb, da ich ihn ja kaum kannte. Vielleicht gelingt es mir eines Tages seine Güte zu vergelten, die er mir in jenem Augenblick zuteil werden ließ.

Als alles vorbei war, war ich wie im Taumel, war dies ein böser Traum oder doch die Wirklichkeit? Dendrions Zuversicht und Lebensmut zeigten mir, dass es Wirklichkeit war. Er ist wirklich ein außergewöhnlicher Mann und ich liebe ihn. Hätte mir vor einigen Mondläufen noch jemand gesagt, dass ich lieben würde, ich hätte ihn ausgelacht. Ich, die ich kaum in meinem Leben je Liebe erfahren durfte, habe auch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, bis ich ihn kennenlernte. Für mich war Liebe Narretei und Schwäche. Nun macht diese vermeintliche Schwäche mich stark und sicher. Das habe ich ihm zu verdanken. Ich habe mich verändert, dessen bin ich mir bewusst.

Heute war ein entsetzlicher und doch erfolgreicher Tag. Ich habe unzählige Äste aus dem Wald geschleppt und dabei meine eher nicht rühmlichen Kräfte überschätzt. Stunden vergingen bis ich endlich das Zunftgebäude erreicht hatte. Das Gute daran war nun, dass ich in aller Ruhe in der Zunft arbeiten konnte. Mühevoll habe ich die Äste zerkleinert und dabei viel Mist gemacht, dann sie zerrieben und mit Wasser gemischt, bis eine breiige Masse entstand, die ich dann pressen konnte und das Hadernpapier habe ich in mangels einer anderen Örtlichkeit bei Arnt stolz auf einem Strick, den ich von Regal zu Regal spannte, aufgehängt. Er war nicht sonderlich erbaut davon, aber er hat es hingenommen. Schließlich bin ich ein ordentliches Mitglied der Zunft. Während die Hadernblätter trockneten habe ich mir die Zeit damit vertrieben diese lästige Katze, die heimlich in das Zunftgebäude eingedrungen ist, ein wenig zu ärgern. Wir haben uns gegenseitig angefaucht, dann habe ich kleinen Reste der Äste nach ihr geworfen, bis sie endlich in den Garten geflüchtet ist und dort triumphierend ihr Revier mit lautem Miauen verteidigt hat, was meine Konzentration für den heutigen Tag zunichte machte. Daher beschloss ich in den Wald zu gehen, ein wenig bei den Seen zu verweilen und einfach heute nichts mehr zu tun. Ich habe die Seerosen betrachtet und war verzaubert. Mir war bis daher nicht bewusst wie sehr ich sie mag. Zart und rein wie gläserne Schalen liegen sie auf den grünen Blättern und man kann nicht anders tun, als sie zu betrachten und staunen. Auch diese Seite an mir war mir bisher verborgen geblieben. Einzig und alleine der Schattenwind hier am See war Zeuge, strich durch meine dunklen Locken und verschwand wieder. Er macht mir keine Angst und schon gar nicht das Übel, das er mit sich bringt. Dendrion und ich werden das alles gemeinsam durchstehen, diese Gewissheit habe ich.
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#9
Wenn Dielen auf einmal knarren und Flo, mein kleiner weißer Kater, richtig unruhig wird, dann stimmt da was nicht!
Richtig unheimlich war es gestern Abend im Gebäude vom Schild zum Glück war Dendrion, meine große Liebe, und Khelmar da. Ich für meinen Teil habe mich um den verschreckten Flo gekümmert und ihn ausgiebig gestreichelt, aber der wollte sich gar nicht beruhigen und hat jämmerlich miaut. Die beiden Herren haben in der Zeit überall nachgesehen, ob die Dielen ja nicht morsch sind und gleich einbrechen, was sie nicht waren. Alt sind sie zwar schon und abgenutzt, das konnten sie feststellen, aber nicht morsch, was gut ist. Ich habe nämlich keine Lust da mal einzubrechen und in irgendeinem feuchten Keller zu landen.

Das merkwürdigste war dann, als Khelmar die Tür geöffnet hat und ein eiskalter Wind, wie ein ungebetener Gast, sich im Raum sogleich breit gemacht hat. Sehr merkwürdig und Flo fand das alles gar nicht gut.
Zuerst dachte ich, das ist schon wieder dieser Schattenwind, der immer nur Unheil bringt! Aber so sicher bin ich mir da nun nicht mehr!
Vielleicht haben auch diese bösen Hexen ihr Spiel getrieben, von denen man in der Stadt nun bei diesen Geistererscheinungen munkelt?
Also eine von denen war gewiss gestern vor unserer Tür und hat nur Unsinn geredet und war richtig böse, so wie man das eben den Hexen nachsagt. Zum Glück konnte ich diesem bösen Weib entkommen, in dem ich rasch in das Haus geeilt bin und die Türen hinter mir verriegelt habe. Vielleicht hat sie das Haus verhext? Das könnte sein!
Ich sollte wirklich Ehrwürden heute Abend davon erzählen, vielleicht kann er diese Hexe erwischen? Beschreiben kann ich ihm diese böse Frau ja sehr gut!

Wir haben dann um den Boden abzudichten, damit er nicht mehr knarrt und Flo verschreckt, Häute zu einem Teppich ausgelegt und ich hab noch mitten in der Nacht die alle zusammen genäht, was schrecklich ermüdend war, weil nähen eben nicht den Geist anregt und ich es daher nicht sonderlich mag. Aber Dendrion zuliebe tue ich es einfach, ohne es zu hinterfragen!

Möge Mithras uns vor diesem Fluch dieser bösen Hexe beschützen! Ich habe noch vor dem Schlafengehen ein Gebet zu ihm gesprochen, so wie meine Ziehmutter es mich gelehrt hat. Ihr habe ich es ja zu verdanken, dass ich mit dem Glauben an Mithras erzogen wurde. Daher habe ich auch keine Angst, denn ich weiß Mithras steht mir bei und wird mich, Dendrion und all jene, die ich mag, immer beschützen! Leider versteht das Flo nicht, sonst hätte er nicht so viel Angst gestern gehabt, aber ich bin für ihn immer da.
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#10
Verlobt.
Ich trage nun, mit meinen knapp 18 Lenzen, einen Verlobungsring mit dem Segen von Ehrwürden und Mithras.
Der Ring ist ein altes Erbstück, welches Ehrwürden jenem Mann, dem mein Herz gehört, wie einem Sohn übergab, damit er sich offiziell mit mir verlobt.
Unzählige Geschichten von ehrbaren Frauen, die ihn vor mir getragen haben, sind nun mit mir durch diesen Ring eng verbunden. Im warmen Licht der Kerzen funkeln die unzähligen Edelsteine, auf dem filigran gearbeiteten Rad, das wie eine Sonnenscheibe aussieht und mich daran stets erinnern wird.
Ein wunderschöner Ring und nur die Worte von ihm, klangen noch schöner unter dem Sternenhimmel als er vor mir das Knie beugte und sie aussprach und dann den Ring behutsam an meinen Finger steckte.
Nun ist mein Leben mit diesem Ring an ihn gebunden, und unser beider Geschichte wird Teil dieses Rings sein.
Dieser Tag meiner Verlobung war eine der aufregendsten und schönsten in meinem Leben bisher und all die Schrecken und Geister hier in Löwenstein sind weit weg. Ich bin einfach nur glücklich.
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