FSK-18 [Mitmachthread] Eine Zuflucht..?
#1
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Licht, Schatten oder Nebel

Es war einer jener Momente der absoluten Stille. Der Blick des kleinen Mannes sah noch für einen kurzen Augenblick aus dem Fenster hinaus und folgte der Frau mit dem rotbraunen Haar, welche noch vor wenigen Sekunden hüllenlos in das nur sanfte Kerzenlicht des Zimmers getaucht, gestanden hatte.Alles an ihr hatte so viel Ähnlichkeit und doch war es nur ein perfides, schattenhaftes Abbild, das warme Lächeln hatte gefehlt. Ohne sie auch nur angefasst zu haben hatte er sie fortgeschickt, ihm waren ihre mal lauteren und leiseren Tiraden gleich. Er hatte sich nach Nähe gesehnt, nach körperlicher Wärme, die sein kaltes Inneres erreichte, aber wie so oft erkannte er, ehe es zu irgendetwas kam, dass es eine Illusion war zu glauben, dass ein anderer Mensch als sie es schaffen konnte.
Die einen sagten ihm, er solle sie los lassen, solle Lanyana endgültig in die Hände dieses Straßenköters übergeben und sich abwenden, um seiner eigenen Seele willen. Andere, wie Garion, sagten ihm, es bestünde Hoffnung, wenn auch nur minimale und nur mit sehr viel Aufwand verbunden. Er selbst hatte daran geglaubt, dass es eine Zukunft geben könnte, ein gemeinsames Wir.
Doch das, was er sich vorstellte, genau das sah er nun bei ihr und jenem Straßenköter. Er hatte sie beide lange Zeit beobachtet, auch bei der Versammlung der Mitglieder des Hauses. Die Verbindung, die Liebe zwischen den beiden hatte sich so sehr verstärkt, wie er es erahnt, wie er es Garion bereits einmal vorausgesagt hatte. Der Köter machte Lanyana so blind, dass sie vieles nicht sah, so vieles nicht mitbekam und einfach exzessiv darauf los lebte.
Hatte sie sich überhaupt wirkliche Gedanken darüber gemacht, was es bedeutete das Kind nicht zu auszutragen, sondern es mit der seltenen Tinktur, die er ihr beschafft hatte, abzustoßen? Er glaubte nicht, nicht ausreichend. Doch er hatte ihr jene Tinktur zukommen lassen, dem zum Trotz, was er selbst spürte. Er gab einen weiteren Teil seiner eigenen Seele für sie auf.
Für einen Moment spürte er den Schmerz seiner Vergangenheit. Kälte die in sein Mark traf wie eine Lanze aus purem Eis, welche sich tief in ihn bohrte. Ächzend und vorgekrümmt hielt er die Hand auf die linke Seite seiner Brust. Er hatte es irgendwo getötet - egal ob es von dem Straßenköter oder sonst wem geschaffen worden war - es fühlte sich nicht richtig an. Kurz drängt sich ein altes Bild in seine Gedanken und ließ markerschütternden Schmerz durch seine Haut fahren. Es war die Erinnerung, die ihn von allem Gelebten am stärksten treffen und niederwerfen konnte. Er fiel vom Stuhl und ging ächzend zu Boden, nur noch zu wenigen Krümmungen seines Rückens fähig. Seine Fingernägel schabten über die hölzernen Dielen, als die eisige Hand der Erinnerung ihn packte und die letzte aller Masken für einen Wimpernschlag anhob.
Lorelay. Tränen sickerten aus seinen Augenwinkeln, sein Körper fing an zu beben. Warum bei den verfluchten Göttern tauchte jener Name in ihm erneut auf? Er hatte ihn verbannt, tief in die dunkelste Ecke seiner zersplitterten Seele. Er hatte Schlösser und Riegel davor geschoben. Er hatte alles Erdenkliche getan, einen Teil seines Selbst abgestoßen, um diesen Namen zu verbannen. Das Bild eines Neugeborenen durchbrach seine Erinnerung und schob sich undeutlich, schlierenhaft vor sein inneres Auge. Er bäumte sich auf.
Nein! Sie hatte es aus Angst getan, aus Vernunft! Während Amala nur Hass und das Ziel seinen Willen zu brechen gehabt hatte, war sie nicht einmal davor zurückgeschreckt, vor seinen eigenen Augen – ihre Tochter, seine Tochter - dafür zu gebrauchen! Atemlos blickte er zur Decke, ließ all die Geschehnisse der Vergangenheit durch die letzte Grenze sickern. Es schien ihm, als gefriere jede einzelne seiner Adern, als würden tausende, verdrängte Eindrücke zurück in sein Leben brechen. Wie zahlreiche Splitter, welche sich zu einem Ganzen formen. Er wollte es alles beenden und doch gelang es ihm nicht – wie so oft.

Er hatte alles für sie aufgegeben. Er ertrug die Wahrheit seiner Vergangenheit für sie, nur um der wahrhafte Mensch hinter der Maske zu sein und aufzuhören andere, sie und sich zu belügen.
Er hatte so sehr auf Wahrheit, Vertrauen und Geduld gesetzt.
Er hatte so viel in ihre Hände gelegt, in der Hoffnung, dass sie ebensolche Schritte auf ihn zuging, wie er auf sie.
Vor noch wenigen Wochen hatte er mit Garion darüber gesprochen, dass wahre, dauerhafte Liebe nur dann entstünde, wenn sie sich erst auf seelischer und geistiger Ebene bis in den letzten Teil der Gedanken und Träume, Sehnsüchte und Gefühle entwickelte. Erst danach sollte die körperliche Liebe folgen, denn so würde das Band zwischen zwei Menschen so eng verschlungen werden, dass nicht einmal der Tod es brechen konnte. Er glaubte daran, dass ein solches Band jenen finsteren, fast vergessenen Namen in seinem Kopf auf alle Zeit verhindern konnte. Dass es Bestand in alle Zeit hatte und dafür hatte er fast alles aufgegeben.

Langsam kehrte vollkommene, harmonische Ruhe in ihm ein. Fast als hätte die Oberfläche der See in seinem Inneren sich wieder beruhigt und die Vergangenheit wieder in die Tiefen des Wassers gedrängt, in welche keiner Einsicht hatte. Schwach hörte er seinen eigenen Herzschlag, der so matt in den letzten Tagen geworden war, dass er befürchten musste, dass der finstere aller Gesellen ihn bald in seinem Griff hatte. Aber selbst wenn das so wäre… Er hatte seinen Glauben fast aufgegeben.
Mithras offenbarte sein wahres Antlitz und jene die sich Götter unter den Mondwächtern nannten, auch die schienen nichts Positives für sein Leben bereit zu haben. Nicht einmal die Diener all dieser Göttlichen konnten oder wollten ihm zuhören. Sicher, Garion und Carlos waren irgendwo für ihn da, aber beide mit Vorurteilen belastet. Garion wollte einzig die Sicherheit Lanyanas. Inwiefern der Legionär die Freundschaft zu ihm wertete, wusste er nicht. Garion war klug, was das Lenken anging und wusste weit mehr als er offenbaren wollte, das hatte er im letzten Gespräch erfahren. Aber sie alle verstanden nicht im Geringsten, was er wirklich fühlte, was er wirklich dachte und was er tat.

Sein Blick glitt hinab zu der kleinen Kerze, als sich ihm die Erinnerungen der letzten zwei Monde aufdrängten. Er hatte alles für sie aufgegeben, sogar einen Teil von sich selbst. Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie viel eigentlich.
Er hatte sie so oft schon beschützt, so oft schon Gold dafür gezahlt, dass man ausgerechnet sie von allen Frauen in dieser Stadt in Ruhe ließ.
Er hatte über sie gewacht, Tag ein, Tag aus.
Er hatte seine Zeit mit ihr verbracht, aber so viel Zeit nur, dass sie zu ihren Zielen und Träumen gelangte.
Er hatte ihr stets zugehört, hatte ihr immer geholfen, hatte ohne Rache zu nehmen und auch nur daran zu denken den Angriff des Nebenbuhlers überstanden.
Er hatte ihr ein Haus gefunden und es ihr schön eingerichtet.
Als sie krank wurde, hatte er sie gepflegt und ihr in den Stunden des Fiebers beigestanden.
Er stand an ihrer Seite als sie am Turnier die Enttäuschung ertragen musste.
Er war bei ihr, als sie in dem Haus gegenüber der Ganters ihre Nächte mit jenem Mann, den er um so vieles beneidete, schlief.
Er war bei ihr, selbst als er erfuhr, dass sie schwanger war.
Er hatte ihr immer und immer wieder kleine und größere Aufmerksamkeiten gemacht, keine die er einfach kaufte, nein, Dinge die er mit ihren Träumen und Wünschen verband, Dinge vom Herzen.
Er hatte ihr das Reiten wieder ermöglicht, hatte sein Leben für sie ein ums andere mal riskiert, auch als er den Bären getötet hatte.
Er hatte für sie, jenen sanften Teil seiner Seele aus der Vergangenheit zurückgeholt, einen wahren Teil - und die Masken hatte er abgelegt.
Er war eisern geblieben, selbst als sie so körperlich nah beieinander waren. Erst der Geist, dann der Körper. Immer wieder hatte er sich das gesagt.

All die Dinge, die er ihr gegeben hatte, hatten Bedeutungen.
Die Gugel als Zeichen des Rückzugs.
Der Lavendel als Zeichen seiner Anwesenheit.
Lina als Zeichen für die Freiheit, die sie leben sollte.
Das Haus am Neuen Hafen als Zeichen der Heimkehr und Sicherheit.
Das Kissen als Zeichen der Ruhe und Nähe.
Die Schnittmuster als Zeichen der Wertschätzung und Aufmerksamkeit, hatte sie ihm doch gesagt, sie würde der Schneiderzunft wegen nicht mehr so leicht daran kommen.
Er hatte das gemeinsame Heim aufgegeben, um zusammen mit ihr und ihm, in die Zuflucht zu ziehen.
Er nahm die großen Mühen immer und immer wieder für sie in Kauf.
Er rannte nicht mehr fort, obwohl es ihn so sehr schmerzte.
Er hatte ihr sein Armband geschenkt, sein einziges Erinnerungsstück an wahre Geborgenheit.
Insgeheim wurde sie ein Teil der Gemeinschaft des roten Milans, als die kupferne Plakette an ihrem Armband baumelte, verbunden mit einem Teil seines eigenen Haares. Er hatte sie aufgefangen, als sie verraten wurde und sie dennoch wieder zum Verräter gehen lassen.
Er hatte ihren Weg in die Stadtwache geebnet, obwohl es Stimmen dagegen gegeben hatte.
Er hatte sich selbst verleumdet und damit seine Kontakte im alten Hafen verloren, als er die Wahrheit über ihn zu finden suchte.
Er hatte die Nächte über sie gewacht, ohne Schlaf zu finden.

Nie hatte er sich beschwert, nie ein kritisches Wort erhoben und es still ertragen, dass sie ihn nicht sah. Er hatte sich sogar wieder auf den Frieden in der Zuflucht eingelassen, allein für sie. Nicht, dass sie bemerkt hätte, dass er sein eigenes Zimmer, welches er mit ihr selbst teilen wollte, für ihn und sie aufgab.
Nicht, dass sie bemerkt hätte, dass er sich selbst keinem Zimmer zu geordnet hätte. Nicht, dass sie bemerkt hätte, dass er gegangen war.
Er hatte seine Freundschaft mit Ryodan aufs ein oder andere Mal stark überspannt.
Er hatte seinen Pfad als Meister der Wege, als Meister des Wissens, verlassen, war dieser Weg für eine Zukunft mit ihr zu gefährlich und mit zu vielen Lügen behaftet. Er hatte sie zum Lachen gebracht, sie aufgefangen, wenn sie strauchelte und sie ihren Weg bestreiten lassen, auch wenn sie ihn sich manches Mal zu schwer machte. Nicht, dass sie all das jemals erkannte.

Vollkommen in sich gekehrt zogen all jene Erinnerungen der letzten zwei Monde an ihm vorüber. Seine Kräfte waren an einem Punkt angelangt, den er seit zehn Jahren nicht mehr erreicht hatte. Alles zehrte an ihm, selbst das kleinste falsche Wort traf. Er hatte tatsächlich geglaubt, dass die Liebe für die er in dieser Welt soviele Jahre gekämpft hatte, wahr werden würde. Aber er konnte wie so oft nur andere Herzen zusammenführen und für andere da sein, sich selbst mehr und mehr aufgebend. Ihr Zuhause sei bei Koris, hatte sie gesagt. Nicht bei ihm, wie er es gehofft hatte. Sie wäre da, wo es jenen Mann hin verschlug.
Ein leises Seufzen drang tief aus seiner Lunge, seiner Seele. Mehr und mehr glitt seine stille Hoffnung wie Sand durch seine Finger, ehe er nur noch ein einziges kleines Sandkorn in den Händen hielt. Er sah seine Wege in dieser Stadt nicht länger. Es schien ihm, als würde mit seiner Hoffnung auch alles andere schwinden, auch die Vorstellungen seines Wirkens in dieser Stadt wurden davon geweht. Er hatte noch vor wenigen Stunden versucht mit den Mitgliedern der Kirche zu
sprechen, doch diese hatten ihn fortgeschickt. Sie hätten gerade keine Zeit, hatten sie verlauten lassen. Die Mitglieder des Bundes der wachenden Schwerter hielten soviel von Ehre und machten sich direkt über seine geringe Größe lustig. Wie ehrenvoll, die Ehre anderer so zu treten. War sein eigener Weg überhaupt noch in dieser Stadt?
Er glaubte zusehends nicht mehr daran. Er erwog den Anführer der Briganten draußen im Flüsterwald aufzusuchen, für einige Informationen könnten diese ihn sicherlich fort bringen, hinter die Grenze. Irgendwo in die Ferne, Silendir oder sogar in die unbekannten Teile des Landes. Fern, fort und sein wahrhaftiges Ich ein für alle Mal in Löwenstein lassend. Alle Gedanken um die Zukunft formten sich zu undurchschaubarem Nebel in den er orientierungslos hineinstarrte. Oder wäre ein Weg hier in der Legion? Ein Weg, um den Menschen in der Kirche ihr eigenes Fehl zu offenbaren? Ihnen den wahren Pfad Mithras' zu deuten? Andererseits, kannte er selbst den wahren Pfad Mithras' überhaupt? Vielleicht sollte er auch einfach die Gesellschaft Umbinors übernehmen. Zwei von dessen einstigen Dirnen waren ohenhin schon für ihn tätig. Warum also sollte er das nicht ausbauen und den Herrscher des alten Hafens herausfordern, dann wäre zumindest Ryodan einmal zufrieden, wenn er selbst wieder sein Spiel aufnehmen würde.
Licht, Schatten oder Nebel.

In keinem dieser Wege erkannte er mehr das Bild von Dralan, es hing einzig und allein als von ihm deklarierte Illusion in seinen Träumen.
Still drehte er sich um und schlief ein, darauf wartend, welchen Pfad die Welt für ihn bereit hielt.

Licht, Schatten oder Nebel.
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#2
...blutige Hände...




[Bild: blutigehnde16m8rfo41kz.jpg]



Die Brigangten verlangten Lösegeld, viel Lösegeld für den Mann den ich so sehr liebe. Man reagierte schnell in seinen Reihen und löste ihn somit aus.
Mein Herz war erleichtert, doch auch zugleich bekümmert....
......die Tage vergingen wie im Flug , wurde der Legionär so schwer verletzt und ich dachte ich würde ihn verlieren. Carlos erholte sich nach einigen Tage wieder recht gut, doch war nicht nur sein Körper stark angekratzt.
Ich wusste genau, ohne das er es mir sagen musste, was in Ihm vorging und genauso dachte ich auch. Er, noch schwach auf den Beinen und kraftlos, zerbrach ich mir mein Kopf, wie dies zu überwältigen sei. Zwei Gulden aufzutreiben, wo wir beide doch kaum Münzen besitzen und der Kirche diese Schuld zu begleichen, war es eine große Herausvorderung. Aber ich hatte eine Idee und ging zu meiner Schwester und bat um Hilfe. Sie ist Schmiedin und gab mir Rat.
Der Kampf mit den Briganten an der Brücke ging weiter und fand kein Ende. Ich brachte viel Kraft auf, wie auch all die anderen und wenn ich an der Brücke keine Wache schob oder kämpfte, bauten wir an dieser um die Briganten von Löwenstein fern zuhalten.
Wenn Carlos schlief oder anderweitig beschäftigt war, arbeitete ich in der Mine, manchesmal bis in die frühen Morgenstunden. Hatte er doch gesagt ich könne helfen, doch dürfte er dies nie mitbekommen. Ich verstand es gut dies zu verstecken, bis auf meine Hände und mein immer ewigen müden Gesichtsausdruck. Als er meine Hände sah, Blutblasen und offene Stellen, schickte er mich zum Heiler und nicht nur deswegen.
Ich sei unvernünftig und kümmere mich um alles andere nur nicht um mich selber. Ich war froh das er nicht wusste was ich in Wirklichkeit machte. Doch hatte er Recht mit dem was er sagte, aber ich hatte keine Zeit um Müdigkeit oder Angst zu zeigen, hatte ich selber genug Probleme, die mich und mein Körper zunehmenst beschäftigten. Nach einigen harten Tagen des Kampfes und zunehmender Belastung spürte ich wie mein Körper immer schwächer wurde. Als ich mich dann sorgte, ging ich freiwillig zum Heiler und ließ mich behandeln. Schonen sollte ich mich, meinte Tiberius Eckstein ausdrücklich, ein sehr guter Heiler Löwensteins. Aber wie? Kaum von ihm weggegangen, bekam ich weitere Befehle die ich ausführren musste. Ich kam nicht zu Ruhe und meine Hände schmerzten. Brauchte ich diese doch um den Bogen zuführen und um weiterhin durchzuhalten um dieses Hinderniss zu überwältigen. So arbeitete ich nebenbei weiter und wollte dem Ziel wieder ein Stück näher kommen in der Hoffnung die Kirche würde dieses als Wert und Gegenleistung der zwei Gulden annehmen.

[Bild: bhtfzscd1ml7.jpg]


Es war mir bewusst das ich nicht mehr lange durchhalten würde, war ich doch schon sehr ausgelaugt und dieser Arbeit müde, doch gab er mir Kraft, Kraft weiter zumachen.
Ich liebe ihn und würde alles für diesen Mann tun und sei es, dass ich durch die Schatten dieser Welt gehen müsste. Doch wollte ich auch das Lösegeld der Kirche gegenüber begleichen und seiner Seligkeit beweisen, was mir dieser Mann bedeutet und das ich es ehrlich mit ihm meine, sollte er daran zweifeln. Ich tat dies nicht für mich, ich tat es aus Liebe, Liebe zu Carlos, Liebe zu meinem Glauben Mithras, wie auch der Glaube der mir all diese Kraft gibt.
Wusste ich nicht wie Carlos all dies aufnehmen würde und ob die Kirche Barren statt Münzen annehmen würde, packte mich der Wille dieses weiterhin durch zuhalten.
Ich wollte dies so sehr erreichen und werde dies,egal wielange es dauern würde.
Mich hält nichts und niemand auf und ich habe Hilfe, Hilfe meiner Schwester, die in der Zeit viel mehr als nur eine Ordenschwester geworden ist. Ich liebe sie wie meine leibliche Schwester, konnte ich ihr all dies anvertrauen und mein Herz ausschütten.
Ich weiß, wie sie mir hilft das Erz zuverarbeiten und ich weiß auch das ich sehr dankbar sein kann, denn ohne sie würde ich dies nicht schaffen. Ich werde ewig in ihrer Schuld stehen und ihr dies nie vergessen....
...der Tag naht und ich werde mit vollen Händen den Tempel betreten und seiner Seligkeit in die Augen schauen und voller Stolz ihm das Lösegeld zurück zahlen...
...alles umsonst ...?



[Bild: mine5hypxm9k6q.jpg]
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#3
Klein wie eine Maus stand sie in mitten von Heerscharen gesichtsloser Gestalten, die sich über sie neigten und in einer Sprache auf sie einredeten, die sie nicht verstehen konnte. Fordernd zischelten sie und wurden lauter. Aber sie konnte doch nichts verstehen! Obwohl… dieses eine Wort… Hatten sie 'Verräter' gesagt? Je lauter sie wurden, desto mehr schrumpfte ihr Körper. Irgendwo zwischen den farblosen Giganten stand Koris und während sich die anderen um sie herum bewegten, ihre großen Schatten auf sie warfen, verweilte er passiv in der Ferne, still wie eine Säule aus Stein. Doch je kleiner sie selbst wurde, desto weiter entfernte sich Koris und irgendwann.. konnte sie ihn zwischen all den grauen und schwarzen Gliedmaßen nicht mehr erkennen.

Wieder ein kruder Traum, ein schlagartiges Erwachen. Das Hämmern ihres Herzschlages ließ den kleinen Körper rhythmisch Erbeben. Was hatte sie da geträumt? Noch immer wirkten all die düsteren Silhouetten nach, die bedrohlich wankten und auf sie zeigten.
Schwer atmend hielt sich ihr Blick auf die hölzerne Decke des fremden Zimmers gerichtet.
Die dritte… nein.. eigentlich bereits die vierte Zuflucht. Oder die fünfte…?
Sie fühlte sich wieder wie ein dummes kleines Mädchen, als das Gefühl von Heimweh und Hilflosigkeit durch ihren Leib kroch und sie zu lähmen schien. Aber nur für einen kurzen, kalten Moment.

Ihr Augenmerk glitt zu dem nahen Gesicht, zu dem Mann, der neben ihr lag und sie selbst im Schlaf noch an sich drückte, als habe er einen Halt, eine vertraute Person, die nur ihm allein gehörte nötiger als jeder andere in ganz Amhran oder darüber hinaus. Er hatte bei Jurk bereits im Schatten auf sie gewartet...
Alle Enttäuschung, alles Misstrauen der ehemaligen Kameraden von Koris hatte sich an diesem Tag im neuen Viertel entladen. Sie erinnerte sich kaum daran, was gerufen, gefragt und gefordert worden war.. In ihrem Kopf klang nur der Tonfall nach … laut, bissig, anklagend. Kaum einer fragte wohin Gadric gegangen war.. oder Vigga oder Lysander. Auch Seysbald war nicht beim Appell gewesen.
Einzig Koris erschien das Zentrum, der verlogene Verräter - weil ihm der Anlass der Aufstellung vor dem Rathaus nicht wichtig genug gewesen waren, um tatsächlich seinen Posten in der Wache niederzulegen. Doch Ryodan hatte es jedem einzelnen überlassen zu gehen, das hatte er auch wiederholt, nachdem sie alle nur noch Freie gewesen waren und ohne die dunkelvioletten Wappenröcke auf dem Marktplatz gestanden hatten.

Wortlos und stumm betrachtete sie das schlafend friedliche Gesicht neben sich. Lange dunkle Wimpern am verbliebenen, geschlossenen Auge, dünne Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen. Er hatte wieder vergessen die Augenklappe abzunehmen, dabei wurds beim Schlafen doch ungemütlich. Kurz hielt sie gedanklich inne, entschied sich dann aber dagegen, ihm das Teil vom Kopf zu pfriemeln, um ihn nicht zu wecken.

Es hatte gut und richtig geklungen, was Ryodan vor Wochen zu ihnen allen gesagt hatte. Dass etwas dagegen getan werden musste, dass die Stadtwache auf sich allein gestellt war..dass es keinen mehr zu kümmern schien von all den hochgeborenen Pudernasen.. dass der ausbleibende Sold an vielen Wachmännern nagte, die nicht wussten, wie sie ihr Essen bezahlen sollten...
Der ganze Stadtrat hatte zugestimmt, hieß es, und eben der käme zusammen, um einen neuen Hauptmann zu wählen. Also, was sollte schief gehen? Wenn sowieso alle dafür waren.
Aber anscheinend sollte es doch keine Wahl geben, sie hatten umsonst da unten vorm Rathaus herumgestanden und gewartet.
Wie ein Haufen Aufrührer und Rebellen hatte sie der keuchekranke - oder wars tatsächlich nur eine Erkältung..? - Schreiber angesprochen,…was er da geredet hatte, klang gar nicht so blöde in ihren Ohren. Immerhin wollte sich der Kastellan jetzt endlich kümmern, oder…? Aber dennoch fielen die Abzeichen. Und sie hatte es versprochen… Ich stehe hinter dir... und als Ryodan seine Löwenfibel und den Wappenrock auf den Boden legte, wusste sie, dass ihr Wort sie an sein Handeln band.
Sie alle.. schmissen ihren Dienst hin. Das hatte sie zumindest in diesem ersten Moment geglaubt, denn in der ersten Reihe hatte sie nicht sehen können, was hinter ihrem Rücken geschah…
Koris.. war gegangen, neben einigen anderen.

Nachdenklich betrachtete sie das schlafende Gesicht des Einäugigen. Früher hatte er sie angelogen, das wusste sie - nicht gerne, aber oft. Er hatte es für notwendig gehalten. Aber heute… konnte es wahr sein, was Ryodan sagte? Koris war ein offenes Buch und… nur sie konnte noch nicht in ihm lesen..? Sie vertraute Ryodan. Aber auch die, denen man vertraut, die können sich irren, weil sie nur ein Zehntel von dem wissen, was sie glauben zu wissen.
Ihr Zeigefinger glitt sachte seine Ohrmuschel entlang, die Rundung nachfahrend. Und.. er wachte nicht auf. Er schlief ruhig und fest. Nein... Er vertraute ihr.
Sie wusste, woher er stammte, zu wem er Verbindungen hatte.. Das hatte sie auch Ryodan gesagt. Und wem hatte Koris wirklich geschadet? Sie hatte ihn immer nur retten sehen, niemals wirklich schaden.

Je mehr die anderen felsenfest Verräter riefen … je mehr es hieß, er wäre ein Lügner, je öfter sie gefragt wurde, ob sie so einen Mann wirklich liebte - desto mehr wollte sie für ihn da sein, auch wenn sie wusste, dass die anderen in vielen Dingen nicht unrecht hatten. Aber das war der Punkt.. Sie wusste es, denn er hatte ihr von Vergangenem erzählt.
Er war vielleicht nicht der ehrlichste, nicht der rechtschaffenste Mann… Er war nicht ritterlich.. er hatte das Ehrverständnis nie erlernt.. hatte schon früh Ehre Ehre sein lassen müssen, um zu überleben, aber der Gedanke ließ sie nicht los, dass er besser sein konnte, dass er mehr sein konnte als alles, was er je selbst von sich erwartete. Zwar hatten sie im Armenviertel früher gesiecht und geklaut … Aber der Alte Hafen war immer eine Spur brutaler, eine Spur schlimmer gewesen - und hier lagen seine Wurzeln, keiner konnte das ändern. Jeder hatte einen Grund dafür wie er war und was er machte. Und Koris hatte ein gutes Herz, da war sie sich sicher. Auch wenn ers vielleicht selbst noch nicht wusste.

Sie gab dem Träumenden einen stillen Kuss auf die Stirn und richtete ihren schlaflosen Blick wieder an die Decke.
Jeder hatte Angst, hatte verloren, durch den Krieg, durch die Keuche… Sie alle waren eingesperrt in einem Käfig, denn die Grenzen waren noch immer geschlossen und innerhalb waren sie der vernichtenden Krankheit ausgesetzt und keiner wusste, wer sich als nächstes ansteckte. Wen wunderte es da, wenn die Gemüter schneller überkochten und Entscheidungen vorschnell waren?

Als ihre Gedanken verworrener wurden und sie sich dem Rand des Schlafes näherte, die Lider sanken und sich ihr Atem regulierte… kamen ihr noch einmal die Worte Gallaghers in den Sinn..
Nur eines musst du wissen. Er fällt. Und zwar tief. Musst du wissen, ob du mit fallen willst.

"Dann fang ich ihn auf. Und falls ich zu schwach bin... Schieb ich ein Kissen drunter." murmelte sie kaum vernehmbar ein zweites Mal ihre leise Antwort.
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#4

Es waren seine ersten Lügen, die die einprägsamsten waren, den sie waren schlecht, und die Konsequenz folgte auf dem Fuße, meist in Form von Schlägen. Er lernte dadurch 4 Dinge. Zum ersten, besser zu Lügen, zum zweiten, Keine beweise für seine taten zu hinterlassen, zum dritten niemanden zu vertrauen und zu guter letzt das Findelheim so schnell als möglich hinter sich zu lassen und sein Glück doch eher auf der Straße zu suchen.

Es war noch dunkel im Hof als er aus seinem ruhigen Schlaf erwachte. Nur sehr unfreiwillig richtete er sich auf. Das leise Atmen der kleinen Gestalt die neben ihm lag war das einzige Geräusch das die kleine Stube um diese Uhrzeit füllte. Er griff vorsichtig zur Seite und strich nur kurz, zärtlich über den Körper der da liegenden, nicht genug... um sie zu wecke, doch genug um sich zu erinnern das sie wirklich da war. Ein zufriedenes lächeln huschte über seine Lippen, nicht ein solches, welches er oft spielte wenn er auf der Straße unterwegs war, nein... es war ein Lächeln aus tiefster und wahrer Zufriedenheit. Hätte man ihn vor zwei Monden erzählt das es so kommen würde, so hätte er dem Mann der ihm dies erzählte einen Lügner geschimpft und ihn wegen Unfug und Narretei auf die Gefängnisinsel bringen lassen. Er hatte noch nie lange die Gesellschaft ein und der selben Frau ertragen, und war sich ihrer nach einer wilden Nacht in den Fellen schnell überdrüssig. Und da war sie... Ihre blasse Haut, ihr fast kindliches Gesicht, ihr verwildertes Haar, ihre muntere Art, ihr neckisches lächeln... All das... und so vieles andere was dafür sorgte das er von ihr nicht genug bekam. So sehr er auch überlegte, das Gefühl aus dem nächsten Fenster zu türmen, oder lauthals schreiend das weite zu suchen war einfach nicht da. Alles was er im Moment wollte war bei ihr zu sein, so seltsam sich diese Worte auch in seinem Kopf anhörten und auch wenn es eigentlich vernünftiger wäre das weite zu suchen. Seitdem sie bei ihm war, hatte er so oft seine Tarnung riskiert, Pläne über den Haufen geworfen, sich Menschen als nicht vertrauenswürdig offenbart, einzig und alleine um sie zu halten. Wenn sie nicht wäre... wäre er wahrscheinlich schon Oberleutnant, aber... es war ihm egal. Sein Posten, sein Einfluss, Geld und Macht waren nicht mehr das wichtigste, nein... das wichtigste war nun sie.

Vorgester Nacht hatte er einmal wieder fürchten müssen sie zu verlieren. Alles war perfekt eingefädelt, er hatte den Stadtrat und die Wache dazu bewegt eine Neuwahl der Kommandanten in die Wege zu leiten, sollte er Erfolg haben, so würde er... sofern Ryodan ihn nicht hinterging den Posten des Oberleutants einnehmen, sollte die Wahl scheitern, würde Ryodan die Wache verlassen, und er hatte einen Konkurrenten um seinen begehrten Posten weniger. Alles war geplant.... alles war berechnet... nur Lanyana nicht. Hätte er gewusst, das sie ihm ihr Wort gegeben hatte, hätte er gewusst was sie vor hat... alles wäre ander gelaufen. Doch so kam es wie es kam, kaum hatte er die anderen zurück gelassen, begannen sie ihren Verstand mit Lügen zu vergiften. Zu sagen, sie wäre nur ein Spielzeug für ihn, er würde sie nicht wirklich Lieben. Und in ihrem Hass und in ihren Rachegelüsten würden sie ihm so das einzige nehmen, das ihm mehr bedeutete als er selbst, das gute an ihm, oder wie sein Gönner es nannte... sein „Gewissen“ . Ob sie es auch getan hätten... wenn sie es gewusst hätten? Wussten sie es vielleicht sogar nur es war ihnen egal, und alles was sie wollten war ihm schmerzen zu bereiten? Und als es so schien als würde sie das Gift schlucken... tat er das einzige was ihm in diesem Moment einfiel um ihr zu beweisen das er sie liebte. Er trennte sich ebenfalls von Wappenrock und Abzeichen der Wache. Seine Kameraden waren ihm gleichgültig, sie jedoch, war es nicht. Hätte sie ihm doch irgend ein Zeichen gegeben, das sie dies niemals wollen würde, doch stand sie zu diesem Zeitpunkt da wie erstarrt und das Gift seiner ehemaligen Kameraden prasselte auf sie hernieder. Mit festen griffen und falschen Worten versuchten sie sie von ihm fern zu halten. Er wäre nicht gut für sie, Er würde sie nicht lieben, er würde sie nur belügen. Sie wussten nichts...denn sie wusste alles. Die Rettung kam durch ihren Vorschlag das sie die Nacht bei Jurk verbringen würde. Noch bevor sie und ihre Eskorte in Form von Gallagher der sie weiter mit Worten besäuselte die Werkstadt erreichten, war er bereits dort angelangt und wartete dort im Schatten auf sie. Durfte sich anhören wie Gallagher, der Kamerad den er in den letzten 2 Monaten vielleicht 2 oder 3 mal gesehen hatte Gift über ihn ausspien und über Sachen sprach von denen fraglich war, woher er diese Informationen überhaupt hatte. Die Zeit bis er endlich verschwand zog sich elends in die länge, und er überlegte schon einfach vor ihm zu treten, ihm den Rappier in die Brust zu rammen und endlich wieder mit Lanyana vereint zu sein. Doch.. er wusste nicht ob sie ihm das verzeihen würde. So musste er sich anhören wie er weiter sein Gift verspritzte, und jede Sekunde kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Er errinerte sich noch wie Gallagher am Ende sagte „ Nur eines musst du wissen. Er fällt. Und zwar tief. Musst du wissen, ob du mit fallen willst.“ Dafür das er ihn in den letzten Monden kaum gesehen hatte war Gal stark erpicht darauf ihn fallen zu sehen... doch es waren Lans Worte, welche die Erlösung brachten. "Dann fang ich ihn auf. Und falls ich zu schwach bin... Schieb ich ein Kissen drunter." Süße Lanyana, irgendetwas musste er richtig gemacht haben... um eine Frau wie sie zu verdienen. Kaum war Gal aus dem Blickfeld , stand er auch schon vor der Tür der Werkstatt, alles was er wollte war einfach nur noch sie im Arm zu halten, bei ihr zu sein, ihre Worte zu hören, zu hören, das sie die Lügen nicht glaubte, zu hören... das sie ihm nach wie vor vertraute. Ihm war gleichgültig was die Menschen von ihm hielten... solange sie wusste, das er sie nicht belog. Und so geschah es auch, sie lag in seinen armen, sie glaubte ihm, war bei ihm, und alles war gut für den Moment. Von der Angst zerfressen sie doch noch zu verlieren, verließen sie für diese Nacht die Stadt und verbrachten sie im Goldenen Raben. Dort... konnte er sich ihrer wieder gewiss werden, wieder zur ruhe kommen, und neue Pläne schmieden.

Nach einer unruhigen Nacht war alles klar, er musste zurück zur Stadt, er musste zurück zur Wache, er musste den Plan fortführen, und hoffen das sein Austritt ihn nicht zu sehr zu nichte gemacht hatte, war nun der Zeitpunkt gekommen um zu glänzen. Und sie musste mit ihm kommen. Er wollte keinesfalls sein Leben komplett nach ihr ausrichten, doch er wusste das ihr fehlen eine Wunde reißen würde, an der er lange heilen würde müssen. So suchte er noch in der selben Nacht seinen Förderer auf, um sein, und Lanyana Abzeichen wieder zu bekommen... Es waren wenige Worte... die gewechselt wurde, bevor er wieder mit allen Rängen in die Wache zurück entlassen wurde... doch an eines erinnerte er sich genau. Er stand mit ihm in seiner Kammer und meinte noch:“ Varmont ist nun kein Problem mehr.“ Er fragte nur harsch:“ Und das Weib? Euer Gewissen?“
Seine Antwort spielte sich noch eine ganze weile in seinem Kopf ab:“Ich bin mir ihrer Loyalität gewiss... und wenn sie eines Tages nicht mehr weg sehen kann... dann werde ich sie aufgeben müssen.“ Wieder hallten die Worte durch seinen Kopf während er zu der schlafenden herab blickte. Er schüttelte sachte seinen Kopf. Vorsichtig kroch er aus dem Bett um sie nicht zu wecken, griff seine Sachen und bewegte sich fast lautlos aus dem Zimmer.

Er hatte gelogen. Er würde sie niemals aufgeben können, doch waren es seine grausamsten Lügen, die man ihm, dem Straßenköter, stets glaubte.
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#5
Die zweite Nacht hatte er hinter sich gebracht.. fernab der Zuflucht. Ihm war es egal, ob sein Zimmer des Nachts leer war oder ob sein Fehlen irgendjemanden aufgefallen war. Die Besuche dort dienten bloß dazu, benötigte Sachen zu holen oder irgendwelchen Kram in sein Zimmer zu schaffen. Selbst dabei wurde er in den seltensten Fällen wahrgenommen. Außerhalb der Stadtmauern in der Nähe des Turnierplatzes hatte er sein Lager aufgeschlagen. Die Nächte waren eine Tortur für ihn, konnte er doch kaum schlafen und musste immer ein wachsames Auge auf die Umgebung haben.

Die ersten Sonnenstrahlen ertappten ihn früh morgens und rissen ihn unsanft aus dem Schlaf. Mit lautem ächzen schreckte der Oberkörper des jungen Mannes in die Höhe und machte sich daran die Umgebung, schlicht betreten von dem wenigen Schlaf, zu beobachten. Es war still, nur das Treiben der Vögel schien schon im vollen Gange. Langsam glitt der Oberkörper zurück in die Wiese.. Mühsam verfolgten seine Augen in dem gequältem Gesicht die kleinen Wölkchen am Himmel.

„Bald mögen sie verzogen sein und dann brennt die Sonne einem wieder das Feuer auf den Körper“

Was wäre wohl, wenn er nicht hier wäre? Die Gedanken begingen seinen Verstand zu zermürben. Warum lag er hier draußen? Was hat sich in all dieser Zeit in Löwenstein für ihn verändert? Er musste zurückrudern.. seine Gedanken abkühlen.. vergessen. Er kniff die Augen zusammen und befeuchtete seine ausgetrockneten Lippen daraufhin. Was war nur mit ihm los?
Warum schlief er nicht bei den Ganters wie vorher auch? Die Hände wanderten auf die Stirn, ein Versuch nur, den Gedankenschwall zu beenden und die Augen zu bedecken.
Das Leben in Löwenstein war für ihn nicht das selbe, wie damals in der Heimat in Nortgard. Hier lernte er mehr kennen als es ihm jetzt lieb war. Es musste es ja irgendwann soweit kommen. Deswegen musste er den Eid seines Vaters schwören. Was hatte er in Löwenstein? Da waren die Ganters.. Garisanne und Greta .. als könnten sie Marcus mit ihrem Blick durchschauen und könnten ihn lesen. So einfach war er zu lesen? Vielleicht war er deshalb hier draußen. Er wollte nicht durchschaut werden - keine Schwäche zeigen. Die Restlichen waren einfach ein Zutun in dieser Situation. Machte sich einer Sorgen – taten das irgendwann alle. Ein schweres Schnauben seinerseits beendete den Gedankengang abrupt.
Dann war Sie noch da.. sie gab ihm ein Gefühl, dass er vorher nicht kennen lernen konnte. Viel musste sie für ihn in letzter Zeit einstecken, dabei hat er es nie richtig wahrgenommen.. und doch taten ihre Worte irgendwie das übrige.. weh. Die Wahrheit schmerzt, manchmal jedenfalls, und er wusste intuitiv, dass sie Recht hatte! Welch ein Hohn er sich selbst auferlegte.. er durfte sie einfach nicht verlieren, sie war ein Halt für ihn, obwohl es Anfangs genau anders herum war. Ist das etwa Ironie des Schicksals? Vielleicht beruht vieles auf Gegenseitigkeit.
Ein glückliches Lächeln huschte kurz über seine Lippen. Dann glitten seine Gedanken wieder hinfort.
Betrübt dachte er da an die Geschehnisse der letzten Tage.. Eine Führung, welche in seinem Ermessen nicht nach dem König handelt.. wird vom Stadtrat.. oder vielmehr vom Kastellan geduldet. Der Krieg und die Keuche schien viele Opfer zu haben, aber das war eines, welches er nicht weiter tragen wollte. Unter diesen Umständen hatte er mit der Stadtwache abgeschlossen.
Es tat gut in manchen Leuten gleichgesinnte zu sehen, mit ihnen etwas neues zu Beginnen. Wenn gleich auch die Ungewissheit mitspielte, war er sich sicher, das richtige zu tun. Und das würde er auch mit seinem Leben tun!
Mit einem zerknirschten Gesicht wichen die Gedanken dem Vorhaben und auf einmal waren da die Gedanken bei der Zuflucht selbst. Lanyana und Koris; war sie wirklich so sehr davon überzeugt, dass er tief in in seinem Inneren ein 'Herz' hatte? Vielleicht. Es trübte ihn selbst, dass sie ihm so sehr vertraute. Er tat es jedenfalls nicht, nicht unbedingt. Nur Mithras würde ihr noch beistehen wenn sich alles ändern würde. Sie war einfach zu Gut für diese Welt und bekam trotzdem einen großen Teil seiner Unmut und dem Frust ab. Wenngleich er es ihr auch nicht vorgehalten hat. Aus dem Weg gehen sollte reichen. Dragan und Garion konnte er neben anderen als seine Freunde bezeichnen. Er dachte immer, er könnte sich mit Garion selbst identifizieren.. vielleicht reichte es aber auch nicht. Mithras schien ihm ungnädig zu sein, seitdem er in Löwenstein ist. Trotz all seiner Gebete und seinem Glauben. Auch eine Ironie des Schicksals? Jedenfalls hatte er irgendwie seinen eigenen Weg zu bestreiten. Er war so schon schwer genug.
Wäre er leichter, wenn seine Familie in der Nähe wäre? Das wäre Absurd, er wurde fortgeschickt mit bestem Gewissen, alleine zurecht zu kommen. Ausgebildet nach bestem Gewissen.. aber vielleicht konnte ihn dass nicht allein auf das Leben in Löwenstein vorbereiten. Er musste damit Leben.

Irgendwann würde es sich alles zum besseren Wenden …

OOC
Hier ein stiller Aufruf: Wenn jemand Interesse hätte eine/n ältere/n Schwester/Bruder zu spielen und würde gerne mehr Erfahren, so schreibt doch einfach eine PN! Smile

Mühsam rappelte er sich von seinem Provisorischen Lager auf und machte sich auf nach Löwenstein.. den ganzen Tag verschwenden mit den Gedanken und herum liegen? Das konnte er einfach nicht..
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#6
Sie rannte barfuß den schmalen Pfad entlang durch den ihr unbekannten Wald. Dunkel ragten die knorrigen Arme der Baumriesen über den bewucherten Weg, streckten ihre Zweigfinger lechzend nach ihr aus und sie selbst lief, als ginge es um ihr Leben. Ein Knarren, ein Knacken im Geäst, ein flüchtiger Schatten - dann wieder das Knurren, direkt hinter ihr. Das große Tier, der Wolf oder Dämon, was oder wer auch immer sie verfolgte - er war ihr dicht auf den Fersen. Der Gedanke, dass scharfe Zähne nach ihren Fesselgelenken schnappten, machten ihr Rennen noch schneller und ihre Lunge brannte.
Konnte das ein Traum sein? Konnte Schmerz im Traum so wirklich sein? Warum hatte sie das Gefühl tatsächlich keine Luft zu bekommen..? Manchmal wusste sie, dass sie träumte - recht oft sogar. Aber manch anderes Mal, ließ sich die Wirklichkeit nicht bestimmen. Wenn Schmerz Schmerz war, Farben farbig und ein eindeutig zu bestimmender Geruch in der Luft lag, dann zum Beispiel.
"Lanyana!" rief eine dunkle Stimme von irgendwoher.
Ihr Gesicht blieb stur nach vorn gerichtet, doch ihre Augen begannen im Radius ihres Sichtfeldes hektisch nach dem Urheber des Rufes zu suchen.
"Bleib stehen, was rennst du so, du Angstwachtel ?! Sag doch einfach, dass es genug ist!" flüsterte eine helle Stimme aus einer anderen Richtung - war… das ihre eigene Stimme?
"Es wird aufhören, wenn du das willst… Du musst es nur wollen!" säuselte die erste Person, die entfernt nach dem angenehm ruhigen Bariton Garions erinnerte.
Abgelenkt von den Klängen, verlor sie ihre Gedanken für wenige Herzschläge und vergaß den Schergen, der sie hetzte.
Heißer Atem im Nacken, ein Knurren, das Geräusch von vier Füßen, Pfoten oder Hufen - sie hatte keinen Schimmer was nun genau - unmittelbar hinter ihr! Erschrocken warf sie den Blick über die Schulter… Aber da war niemand.

Plötzlich stand sie. Sie erinnerte sich nicht daran, dass sie stehengeblieben war, aber dennoch regte sie sich keinen Zoll. Die dunklen, blattlosen Bäume verwandelten sich in wankende, baumartige Gestalten, hoch aufragend, ihre langen, dürren Finger lockend, erhaschend in ihre Richtung neigend. Sie hatten keine Gesichter, waren so viele und sie kam sich wie so oft in ihrem Leben so furchtbar klein vor. Klein und eingeschüchtert. Und plötzlich taten alle grotesk Gewachsenen gleichzeitig schiefe, bizarre Münder auf, dunkle Löcher in hohlen Stämmen und der Lärm der skurril verzerrten Stimmen erklang im Gewirr.
"Dann machen wir ihm das Leben schwer!"…hörte sie Marcus' Stimme aus der makaberen Armada heraus.
Sie presste die Hände auf die Ohren, wollte die schauerlichen, beängstigenden Anklagen der schattenhaften Baumgestalten nicht mehr hören! Doch es half nichts… Ryodans Worte drangen entstellt und bohrend in ihren Kopf… "Er weiß, was er wann zu sagen hat… Er wird dir weh tun.. War dir das heute nicht Beweis genug? ".
Sie krümmte sich zusammen und kniff die Augen zu, bis es nicht mehr angenehm war.
Trotzdem konnte das Gallaghers Stimme nicht hemmen, die trotz aller Wehr in ihr Gehör schnarrte: "Ich werd morgen die Kopfgelder aushängen…. Koris wird hier in Löwenstein kein leichtes Leben mehr haben…". Penetrant bahnte sich die Erinnerung von Ryodans Worten, die Worte, die ihr letztendlich Tränen in die Augen getrieben hatten, in ihr Bewusstsein: "Er spielt diese Spiele sein Leben lang. Und so sehr ich es hasse, dir dein Herz zu brechen… Du warst nur eines dieser Spiele… So wie wir alle..." murmelte er verheißungsvoll.

GENUG!!!
Alles veränderte sich ungesehen und plötzlich, wie eine Kulisse, die hinter einem Vorhang umgebaut wird.
Sie stand aufrecht, mit offenen Augen, nicht mehr versuchend, die Ohren mit ihren Händen zu verschließen. Die Bäume fingen Feuer, sie wanden sich kreischend, wichen verdreht zurück und zerfielen zu Asche, bis statt Wald nur noch eine dunkelgraue Ödnis zurückblieb, ein verbranntes Land ohne Himmel.


Als sie bemerkte, dass sie wach geworden war, saß sie bereits. Noch halb im Schlaf, hatte sie sich ruckartig aufgesetzt. Sie spürte noch immer die Hitze der Flammen auf ihrer Haut und nach einer kurzen, erschrockenen Benommenheit, kam ihr quälend langsam die Erkenntnis, dass alles nur ein Traum gewesen war. Ein.. Traum. Heiß war es trotzdem, kein Wunder, dass sie von Feuer geträumt hatte…
Mit der Hand glitt sie fahrig über ihr feucht verschwitztes Gesicht. Was für ein glühender Sommer.. In der Zuflucht war es noch erträglich, aber auch hier konnte man es kaum auf dem Fell aushalten, ohne dass die Tierhaare einem unangenehm am Körper klebten.
Bevor ihr schlaftrunkener Verstand überhaupt wusste, wonach sie suchte, glitten ihre Augen bereits eilig forschend über die Konturen der Zimmereinrichtung.
Der Heckenräuber hat sich wohl wie'n schlechter Liebhaber klammheimlich aus dem Staub gemacht…
Ein leichtes Schmunzeln überflog ihr blasses Gesicht bei dem scherzhaften Gedanken. Sie konnte darüber lächeln, obwohl sie wusste, dass er früher tatsächlich aus dem einen oder anderen Fenster gestiegen war, um eine Frau hinter sich zu lassen. Ihr warmes Lächeln entwuchs dem Gefühl von Sicherheit, Verbundenheit und Vertrauen.
Sie würde ihn beschützen… auf ihre Art. Und dazu brauchte sie weder falsche Worte, noch Waffen - letzteres zumindest meistens nicht.

Schwankend erhob sie sich, ein Anflug von Schwindel vernebelte ihr den Kopf und ihr Magen meldete sich dezent flau.
Vermaledeite Hitze.. Wenn Mithras uns doch nur ein bisschen zurückhaltender knusprig braten würde…
In dem Chaos des Zimmers sammelte sie die verstreuten Kleidungsstücke zusammen, um nicht nackt auf das Kopfsteinpflaster zu spazieren - auch wenns sie zumindest der Wärme wegen wenig gestört hätte.

Wäre sie ein vorausschauender Mensch mit Plan gewesen, hätte sie sich in jenen stillen Momenten des Ankleidens Gedanken um das Kommende, den Ablauf des Tages gemacht. Aber ihr Kopf beschäftigte sich lieber mit gestern, das war einfacher, als über unvorhersehbare Dinge wie 'Nachhers' und 'Morgens' nachzusinnen.
Und irgendwie schämte sie sich.
Nicht aufgrund wichtiger, lokaler Gegebenheiten wie die Rangelei der Wache oder dafür, dass sie Arys' Überstürztheit vollkommen unterschätzt hatte, oder Marcus wegen seines Betruges an Magda und Skajar immer noch nicht angepflaumt hatte..
Nein, sie schämte sich insgeheim für die Banalität, Koris am gestrigen Abend wie eine brave Hausfrau Essen aufgetischt zu haben - mit umgebundener Schürze, Licht, Deckchen und allem drum und dran - sogar mit Nachtischspfirsich…und Kirschen.
Und danach… ihr plötzlicher Ausbruch aus reiner Eifersucht - nur aufgrund eines beiläufigen Kommentars seinerseits… über längst Vergangenes.

Schamhaft murrte sie - was war nur in sie gefahren? Sie war sich ja selbst gegenüber schon unberechenbar geworden, die letzte Zeit. Die Hitze war schuld, jawohl. Sie konnte nur hoffen, dass sie keiner so sehr reizte, dass wieder Tische fliegen mussten...
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#7
Das Innere der Festung auf der Gefängnisinsel empfing den voll gerüsteten Legionär mit milder Kühle und entlockte ihm ein erleichtertes Aufseufzen. Mithras meinte es dieser Tage wirklich gut mit seiner reichlichen Wärme - ein wenig zu gut vielleicht. Und doch wagte er es nicht seine Stunden länger abzulegen, als es eben sein musste.

Die dicken Wände des Wehrbaus warfen das Geräusch von Stahl zurück, als er die Flure durchquerte. Und obgleich seine Ohren das Geräusch hörten, hatte sein Geist es nach den ersten zwei Schritten vollständig ausgeblendet. Seine Gedanken begannen zu wandern, dehnten die Grenzen von Zeit und Raum, um sie dann zu brechen. Die letzten Tage hatten viele Neuigkeiten mit sich gebracht - viele Schlechte und ein paar Gute. Insgesamt war die Lage der Stadt aber alles andere als angenehm.
Wie im Reflex streckte er seine Rechte zu dem geschliffenen Holz des Geländers aus, dass die Stufen den Südturm hinauf flankierte.

Es war nicht nur die Stadt selbst, die ihm Sorgen bereitete. Die Kirche, die Legion im Speziellen, war in eine Schräglage geraten, die gefährlich zu werden begann, die Stadtwache machte nach wie vor den Eindruck sich untereinander zu befehden - und trug den ehemals internen Zwist nun wie einen Wappenschild vor sich her. Ein Heraldikverständnis, dass Garion nicht sonderlich gefiel.
Mit schweren Schritten brachte er die letzten Stufen auf das Dach des herausragenden Wehrturmes hinter sich. Die Rüstung schien bei der Hitze hier draußen schwerer auf seinen Schultern zu lasten, als noch zuvor. Mit einem unbehaglichen Zug um seinen Mund, streckte er die Rechte aus, um sich die Schultern dort zu reiben, wo die Riemen sich durch die Polster zu schneiden schienen und überquerte mit langen Schritten das Dach, um von dem hochgelegenen Punkt zur Stadt hinab sehen zu können.

Wie auf der Suche nach Etwas, dass nicht gefunden werden kann glitten die hellblauen Augen des Mannes über die Dächer, die Straßen und die Gassen. Dort unten wartete das Leben, wartete Verantwortung, Leid und Freundschaft. Und trotzdem gab es einen Grund dafür, dass er nun hier oben stand. In dem Getümmel des pulsierenden Herzschlags Löwensteins zu stehen war wichtig - aber die Entscheidungen dort zwischen den Dächern mussten schnell gefällt werden, es durfte nur wenig Zeit vergehen zwischen dem was geschah und dem was geplant wurde. Zwischen den vielen eiligen Anträgen, Gesprächen, Aufträgen und Pflichten erhoben sich hier und da, dann und wann und meist an gänzlich unerwarteter Stelle Probleme, die einer Entscheidung bedurften, die nicht spontan getroffen werden musste, nicht spontan getroffen werden durfte. Und diese waren es, die in alle dem Trubel früher oder später in Vergessenheit zu geraten drohten.

Langsam verloren die mandelförmigen Augen ihren Halt, begannen von den Dächern der Stadt zu rutschen, ihr zu entgleiten und sich von ihr abzuwenden. Wenige Schritte trugen die rot gewandete Gestalt über die Spitze des Turms hinüber zu den gegenüberliegenden Zinnen.
Der Anblick der sich hier bot, war mit dem der Stadt nicht zu vergleichen. Vor ihm breitete sich die Freiheit der weiten See aus. Hier gab es nichts. Keinen Menschenlärm, keine Gespräche, nichts. Der Seewind frischte ein wenig auf, und rief Garion ins Gedächtnis wie sehr er schwitzte - endlich ein wenig Abkühlung, das klebrige Gefühl der eigenen Körpersäfte machte sich doch bezahlt.

Einige Möwen zogen die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich, als sie in einem rasanten Tempo nacheinander um einen der Felsen vor der Küste rauschten, zur Seite abkippten und abrupt den Kurs wechselten, als spielten sie fangen. "Alles...", dachte er "...alles scheint hier so unbeschwert. Das Meer bleibt das Meer - der Wind mag es aufwühlen, Wellen mögen sich erheben und wieder zusammenfallen - aber am Ende bleibt die weite spiegelnde Fläche der See was sie war."
Er verspürte den Wunsch den Frieden und die Beständigkeit des still vor ihm liegenden Wassers zu nehmen und der Stadt zu schenken.

Möglich war es - daran bleib dem Legionär kein Zweifel - aber es brauchte dazu Menschen, die ihr Bestes taten. Ein Schmunzeln stahl sich auf seine Lippen, als der angenehme Seewind seine Gedanken hinfort trug.
Menschen wie Lanyana. Nur wenige nahmen sie als das war, was sie wirklich repräsentierte. Es hieß sie sei kindlich, naiv, laut und manchmal sagte sogar jemand sie sei dumm. Über derlei Geschwätz konnte er nur lachen. Kaum jemand repräsentierte die guten Seiten der Menschheit so sehr, wie seine kleine Freundin. Der einzige Grund, aus dem Andere sie verspotteten war Unwissen und der Unwille für Recht und Ordnung auf eine Weise einzutreten, wie die kleine Rothaarige das zu tun pflegte - direkt und kompromisslos.
Ein unwilliges Schnaufen entrang sich seiner Nase. Genau genommen bedeutete es die Kapitulation vor dem eigenen Gewissen eine Frau wie sie zu verspotten - aber es war wie Sonnfeld es bei seiner Weihe auf den Punkt gebracht hatte. Mithras würde endgültige Gerechtigkeit herrschen lassen und dabei zweifelsohne jedes Details bedenken.

In dieser Welt jedoch war es an den Menschen für Gerechtigkeit zu sorgen. Und dafür gab er sich alle Mühe. Er und einige Andere.

Lanyana war stets voll ungezügeltem Eifer, wenn sich irgendwo der Deckmantel der Diskretion weit genug lüftete, um das darunter verborgene Unrecht zu zwingen sein hässliches Gesicht unter dem Antlitz des Herrn zu zeigen. Bisher war er immer besorgt gewesen - zwar befürwortete er die Leidenschaft seiner Freundin durchaus, aber sie war doch auch stets mit einer gewissen Unüberlegtheit und Gefährdung der eigenen Person gemischt. Seit Kurzem aber hatte sie jemanden an ihrer Seite, der - zumindest in diesem Belang - bedachter vorging und seine Ruhe auf die zierliche Rothaarige übertrug: Koris Reeben. Seines Zeichens Wachtmeister, Strauchdieb und Lügner.

Trotzdem - sein Einsatz für die Stadt war nicht zu leugnen. Selbst nach der Amtsniederlegung vieler seiner Kameraden versah er weiter seinen Dienst - ohne Sold - um das Volk zu schützen - und sicher auch ein Stück weit sich selbst. Alles in Allem aber, gab es an dem Wachtmeister Reeben nur wenig zu bemängeln.

Eine Stimme ließ seine Gedanken wieder in die Realität zurückfinden. "Wartet Ihr auf Jemanden, Ehrwürden?" Irritiert riss er seine stahlblauen Augen vom Meer los und richtete sie auf die Wache die zu ihm herangetreten war. "Oh, nein. Ich ordne hier oben nur meine Gedanken, guter Mann..."

Wird fortgesetzt...
Even the nicest people have their limits. Don't try to reach that point, because the nicest people are also the scariest assholes when they've had enough.
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#8
Während sein Rücken an der Tür lehnte und Störenfrieden auf diese Weise unmissverständlich klar machte, so sie versuchen sollten zu öffnen, dass sie nicht erwünscht waren, wanderte der olivgrüne Blick des hochgewachsenen Galatiers mit mittelbrauner Haarpracht durch den Raum. Begleitet von einem Seufzen. Dieser Morgen war anders – er fühlte sich falsch an. Ryckard seufzte abermals und löste die androgynen Züge, die bartlose Pracht nach der sich die Fräuleins sehnten, wieder und legte den Kopf stattdessen halb in den Nacken, bis sein Dickkopf, wie andere sagten, auf das Holz der Türe hinter sich trafen.

„Bei Branwens ungewasch’nen Lenden un‘ Mithras‘...“, murmelte er und pausierte sodann einen Moment, die Decke seines Zimmers inspizierend. „Ach, Scheiss auf Mithras...“, setzte er mit einem verhaltenen Lächeln fort. Es waren nicht seine Tage, im Gegenteil. Mithrasfeste und unnötiges Geschwafel vielerorts und obendrauf gab es dazu noch die Zugabe von Dragan, sein persönliches i-Tüpfelchen, einen halbgaren Versuch sich des Lebens zu berauben. Mit einem kurzen Augenrollen quittierte er alleine den Gedanken – von wegen er wollte sich von Lanyana lösen, dieses gebauchpinselte Äffchen wäre einfach gesprungen, wäre es ihm darum gegangen, stattdessen hatte er das Schauspiel wie immer entsprechend inszeniert, mit genug Leuten die zusahen. „So ‘ne Aufmerksamkeitshure, der Lütte...“, raunte er leise und schüttelte knapp den Kopf. Doch die elendige Posse des halbstarken Halbmannes war nicht einmal das Deprimierendste, das ihm zuletzt widerfahren war. Das war viel mehr die Erkenntnis gewesen, dass diese Zuflucht und auch Löwenstein wahrscheinlich auch auf lange Sicht nicht sein Heimathafen werden würden. Ein leises Murren über die nicht all zu fleischigen Lippen des Galatiers, über die er sich einen Moment darauf leckte. Doch immerhin gab es den Anflug einer Idee, nur musste er dafür noch immer mit Aline sprechen und dann zu Lysander und weitersehen, was sich machen ließ.

Durchatmend richtete er sich auf und strich sich sachte mit der Rechten über die einfache Lederweste und heftete seine Aufmerksamkeit kurz an die Kommode, die er am Vorabend geleert hatte. Amhraner... schwangen große Reden, doch Taten ließen sie keine Folgen, nur weitere Worte. Andra hatte den Nagel beinahe auf den Kopf getroffen, neulich, während sie sich zugleich ein wenig merkwürdig benahm, als sie davon sprach Angst vor einem Besuch beim Heiler zu haben – und es gleichzeitig aber doch immer wieder auf die lange Bank geschoben, das Trinken, den Strand, alles. Und die anderen standen dem kaum in etwas nach. Kurz wölbten sich die Brauen des Galatiers, dann schüttelte er den Kopf und sah weiter zu den Fellen... die er sich angeblich mit Georgia teilte, seit einigen Tagen, im selben Zimmer sollten sie schlafen, begegnet war er ihr allerdings noch nicht. Sonderbar, doch vielleicht beabsichtigt. Unmerklich hob er die rechte Schulter an und wandte sich der Tür zu, folgte dem Flur hinaus bis vor den Weg unmittelbar vor der Zuflucht. Amhraner...

Verstohlen sah er wenige Schritt vom metallenen Gittertor entfernt stehend zu beiden Seiten, dann legte er seinen Schlüssel bei eben jenem ab, den sie dort für Bekannte und Freunde deponiert hatten – zusammen mit einem kleinen Zettel, auf dem sich nur wenige Zeichen fanden: „R A J“. Er hatte schon vor Tagen davon gesprochen, die Zuflucht hinter sich lassen zu wollen, auch gegenüber Garion und Lanyana schon davon gesprochen, dass es ihm allmählich zuwider war, sich immer nur um die Probleme der anderen kümmern zu müssen, während sie ihn dafür belächelten und die Augen verdrehten, dass er seinem zeitweiligen Unmut ab und an Luft machte. Verständnislos, doch vielleicht lag es eben wirklich daran, wie Garion gesagt, dass sie nicht mehr zusammen in einem Langboot saßen – sondern jeder seine eigene Schaluppe durch den Orkan der Verpflichtungen, der neuen Freunde und der Liebe zu steuern versuchte oder sie zu sehr damit beschäftigt waren, sich wie Amhraner es so gerne taten, sich irgendeinem trara, Prunk und Pomp hinzugeben.

Wieder hoben sich seine Schultern, dann ging er ... der Navigator auf der Suche nach einem neuen Kurs, vielleicht in Richtung des Glückes, das er in der Nähe seiner verbliebenen Familie bisher nicht hatte finden können. Kaum vom Grundstück getreten, warf er noch einen knappen Blick zurück. Aber es war vermutlich besser so, sich neuen Dingen zuzuwenden. Bestimmt. Ganz sicher sogar ... oder? Leise seufzte er und setzte an, seinen Weg fortzusetzen.

Die nächsten Wochen würden sicher nicht die Leichtesten werden.
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#9
Alle Bäume in diesem Wald trugen rote oder gelbe Blätter, immer wieder glitten welche von ihnen vereinzelt zu Boden und bedeckten so auch diesen mit ihrer Gold gelb roten Blätterpracht. Er hatte ihr Geschichten über diesen Ort erzählt, Fuchsanien hatte er es gennant. Alleine der Gedanke rang ihm ein schmunzeln ab. Ein Land, in dem niemand unglücklich war, denn sie alle zehrten an der unerschöpflichen Freunde ihrer Fuchsprinzessin Lanyana. Er hatte ihr von diesem Ort erzählt als sie Unglücklich gewesen war... unglücklicher als sie es jemals zuvor gewesen war, und dieser Ort vermochte ihr ein lächeln auf die Lippen zu zaubern. Dieses lächeln, das er sich mehr wünschte als alles andere in ganz Amhran. In letzter Zeit sah er es immer seltener, es war Bitterkeit gewichen, und so sehr er auch versuchte etwas daran zu ändern, die Bitterkeit wollte nicht schwinden. Tief in sich war er fest davon überzeugt davon das dies seine Schuld war, und so sehr in dies verblüffte trübte dies wiederum sein gemüt, und alles was ihm einfiel um sie wieder lächeln zu sehn, war zu gehen... und zu hoffen das der Schmerz heilen würde, und sie schon bald auf ein neues lächeln konnte... mit einem Mann der sie verdiente. Keinem Hund, Keiner Schlange, Keiner Ratte. Und nun war er hier.. Fuchsanien, und dort stand sie, zwischen den Bäumen. Ihr kupfernes Haar wurde in der leichten Brise zerzaust, und sie lächelte ihm endgegen. Mit ihrem lächeln kehrte das seine wieder... die Regeln von Fuchsanien. Langsam trat er auf sie zu, um seine Prinzessin, seine Königin in den Arm zu nehmen. Noch während des Gehens streckte er seine Arme aus doch je näher er kam, umso mehr fiel ihm auf das das lächeln auf ihrem Gesicht zu schwinden begann, ihre Miene ernst und besorgt wurde, das rascheln der Blättern an den Bäumen wurde lauter, wilder, aggressiver. Mehr und mehr Blätter vielen von den Bäumen und flogen wild umher, schnalzten ihm ins Gesicht, bis irgendwann nichts mehr zu sehn war ausser Roter, und Güldner Blätter die auf ihn zurasten. Keine Lanyana, kein Fuchsanien. Und er wurde unter Abermillionen von Blättern begraben. Dunkelheit.

Laut auf keuchend kippte er im Stuhl nach vor, sein Herz raste, wirr sah er sich in der Stube um.
Er war über dem Papierkram, der Stadtwache wohl eingenickt. Es dauerte eine weile, bis er sich bewusst war, wo er war, bis sein Auge sich an das dämmrige Licht des Abends gewöhnt hatte. „ 3..... 2...... 1.....“ murmelte er leise und atmete tief durch, sich selbst zur ruhe bringend. Es war verrückt, das ihm diese Frau so wahnsinnig machte, es war verrückt das er diese Frau so begehrte, es war verrückt das der Gedanke sie zu verlieren ihn Schweißausbrüche verschaffte und seinen verstand ins tiefste Chaos stürzte, und doch konnte er nichts dagegen tun. Er wusste nur eines... etwas mehr ruhe, würde ihnen beiden gut tun. Er hatte zum Glück diese Woche außerhalb der Stadt zu tun... ein teil von ihm hoffte inständig das sie mit ihm gehen würde, doch sah im Moment nichts danach aus. Sie war Unglücklich... und egal was er sagte, oder tat, änderten etwas daran. Kräftig schüttelte er den Kopf. Früher war es ihm immer so leicht gefallen depremierende Gedanken ab zu schütteln, doch in den letzten Tagen mochte ihm dies so rein gar nicht gelingen... eines war gewiss, ob nun mit ihr, oder ohne sie, er musste aus der Stadt, sonst würde er noch den verstand verlieren. Langsam schob er seinen Papierkram auf Lysanders stapel, und schmunzelte dabei sachte auf, bevor er sich aufrichtete und die mit festen schritten die Wachstube verlies.
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#10
Wenige Gespräche hatte sie seit ihrer Ankunft in der Zuflucht geführt und eigentlich auch nur ein wirklich wichtiges. Wichtig für sie. Die Antwort, die man ihr innerhalb von drei Tagen versprochen hatte, war ausgeblieben. Aber eigentlich war das eine Antwort an sich. Wieder mal hatte sie alles auf eine Karte gesetzt und wieder mal war irgendwie doch alles schief gegangen. Freiheit, die hatte sie ja nun genug. Was konnte sie letztlich damit anfangen? Eigentlich so gut wie gar nichts. Vier Tage waren es nun, die sie sich nur noch für das Nötigste aus den Fellen erhoben hatte. Vielleicht würde sie einfach liegen bleiben und schlafen. Schlafen bis sie den ewigen Schlaf schlief. Selbstmitleid, o Selbstmitleid, bittersüß und doch grausam. Sie müsste Janusch mal wieder schreiben, aber irgendwie war ihr nicht mehr nach Schreiben. Und Ernst, der würde auch Dinge erwarten, wie immer. Mit offener Hand dastehen und sie soll geben. Aber so sind die Jehanns eben.

"Und was willst du Georgia?!" - "Das weißt du doch." - "Warum tust du dann nichts dafür?!" - "Weil es schwer ist und ich des Kämpfens müde bin." - "Des Kämpfen oder Des Lebens?!" - "..." - "Ist es das wofür du durch all die Qualen gegangen bist? Damit du nun hier in den Fellen liegst und nichts tust?!" - "Nein, ich wollte Aufmerksamkeit und Liebe. Ich wollte den Käfig zum bersten bringen, aber weiter in ihm leben." - "Du hast immer gesagt, dass du weißt, was du tust und willst. Aber das stimmt nicht, oder?" - "Nein, ich wusste gar nichts. Ich habe einfach immer getan, was mir in den Sinn kam." - "Und die Männer?" - "Ein leidiges Thema, findest du nicht?" - "Aber wir müssen drüber reden, jetzt wo er dich abserviert hat." - "Ja, müssen wir." - "Also?" - "Über wen willst du reden." - "Alle." - "Wen zuerst?" - "Durias." - "Einfach: Er ist außerhalb unserer Reichweite. Wir können ihn nicht zurückhaben. Nie. Außerdem ist er mit dem magersüchtigen Schneiderlein liiert." - "Ernst." - "Ernst will nur. Ernst fordert nur. Er macht mich nicht glücklich." - "Raj." - "Ich...weiß nicht..." - "Was weißt du nicht?" - "Ob er mehr als ein Spielzeug oder nein, ein ... Werkzeug ... sein könnte." - "Du nimmst ihn nicht für voll?" - "Nein." - "Das ist aber nich' nett vom Fräulein." - "Halt's Maul." - "Avon." - "Was?!" - "Nur ein Scherz. Wollte testen, ob du mir noch zu hörst." - "..." - "Garion." - "Soll er sich seinen Schöffenhut in seinen Arsch schieben." - "Er hat keinen Hut." - "Dann soll er sich Dragan in den Arsch schieben!" - "Damit kann ich leben."
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