FSK-18 [Mitmachthread] Eine Zuflucht..?
#11
Heuert, Ernting und Scheiding waren vergangen und die Temperaturen gesunken.
Zuerst hatte sie lachend mit Arys im Lehm gestampft - dann war sie getötet worden, genau wie Carlos. Sie hatte mit Dragan gestädtelt, gelacht und geplant - dann war sein kleiner Körper fast verblutet und er war abgehauen, nach Candaria vermutlich. Sie hatte die schöne Idee von Koris, die Zuflucht, aufgegeben.
Bunt und nebelig kamen und gingen Gilbhart und Nebelung, hinterließen einen frostig, fast schneefreien Julmond, der am Ende das neue Jahr einläutete.
Askir war auf eine Mission gegangen - und nie wieder gekommen. Nicht einmal Greta wusste, was mit ihm passiert war.
Marcus, brummelig und gutherzig war ausgetauscht worden gegen einen unnahbaren Mann, der Monate lang in Gefangenschaft gehalten worden war.
Garion überarbeitete sich und lebte für Mithras, Belphain war von einem Krabbelkind zu einem Geschäftsführer herangewachsen, Gotmar zum Hauptmann.
Justan hatte sie gesucht und gefunden, Shania war von den Angehörigen ihres Volkes schwanger zu den fürchterlichen Vogelfrauen gejagt worden und vermutlich tot. Maria war ein Schatten ihrer selbst, Aryn hatte dem Söldnertum den Rücken gekehrt und Aygo war spirituell geworden.
Andra hatte sich nie von Carlos Tod erholt, Sarah war auf und davon, gegen gutes Geld über die Grenze, Dendrion hatte sich vermutlich mit der beschränkten Fiana irgendwo ein trautes Nest gebaut und Vegard wollte für sich sein.
Alles hatte sich geändert, nur Koris war immer noch da. Kein nächtliches Klettern aus dem Fenster, keine Trennung, kein Überdruss. Sie waren zusammengewachsen.
...Und gut, noch etwas war gleich geblieben. Fexdan. Der war immer noch Fexdan, jedem Rock hinterherpfeifend.

Die Zeit war auf schnellen Beinen vorangehetzt bis in die letzte Woche des Hornung.
Lanyana hatte es immer ungerecht gefunden, dass ausgerechnet der Hornung auch als Bastardmonat bezeichnet wurde. Immerhin war sie in seiner Mitte geboren worden und immerhin war sie ein Bastard. Gemeinerweise passte es also. Außerdem war der Hornung kurz. Und sie war auch kurz, kurz geraten, kurzsichtig, zu kurz gekommen..
Was für eine Freude hatte es ihren Schwestern, der herrisch stichelnden Morena und der nacheifernden kleinen Mitläuferin Salvia bereitet, ohne es jemals müde zu werden, all diese Parallelen zu finden.
Sie korrigierte sich in Gedanken, Halbschwestern.

Grollend, zwischen den Brauen eine steile Zornesfalte, hockte die junge Frau auf der Bettkante und schwelgte hingebungsvoll in der Launenhaftigkeit ihrer Schwangerschaft.
Bei Mithras und seinem glänzend gepflegten Strahlenhaar, es konnte doch einfach nicht sein, dass Koris sie immer noch nicht geheiratet hatte und ihr Kind dazu verdammte ebenfalls als Bastard auf die Welt zu kommen. Mit etwas Pech wollte 'Lankorian Belgarion Verantwortung Fellmar Reeben' noch am Hornungsende raus und dann war er der nächste ohne verheiratete Eltern, der ganz dummerweise auch noch im Bastardmonat geboren worden war.

Ereifernd schwang sie mit dem rechten Unterschenkel aus und trat den schlafenden Dyne - aber nicht sehr doll. Im gleichen Moment tat es ihr leid, zumindest ein bisschen. Verwirrt sah der Hund auf und blickte sie erwartungsvoll an, immerhin hatte das dünne Menschenmädchen mit dem seltsam drallen Bauch ihn angestoßen. Als sie nicht reagierte, sondern nur stumpf zurückglotzte, bettete das Tier seinen Kopf auf die Vorderpfoten.

Immerhin schlief er jetzt nicht mehr. Lanyana wusste nicht wieso, aber es machte sie sauer, wenn einer pennte oder aß, während sie wütend war. Egal ob Zweibeiner oder Vierbeiner.
In letzter Zeit war sie oft wütend… Oder weinerlich, oder mit einem Mal himmelhoch jauchzend. Man hatte ihr gesagt, dass das vielen so ging, die etwas Kleines in sich hatten. Aber man hatte ihr ebenso gesagt, dass es gesund sein sollte in diesem Umstand viel Milch zu trinken - was sich als fataler Fehler hätte herausstellen können, wie sie im nachhinein erfahren hatte.

Schwer seufzend ließ sie sich in die Kissen zurückfallen.
Es war so leicht gewesen Lankorian zu machen, zu leicht. Viel zu leicht. Garions väterlich mahnenden Ratschläge hatte sie nur zu gerne überhört und als schwarzmalerischen Unkenruf abgetan. So schnell würde sie schon kein Kind bekommen, wegen so ein bisschen Spaß. Von wegen.

Der Umschwung ihrer Stimmung glich Frühjahrswetter. Bedächtig tastete sie im Schein der Wandkerze nach dem Stofftaschentuch, das zusammengefaltet - und es war der einzig zusammengefaltete Gegenstand im gesamten Haus - auf dem als Nachttisch fungierenden Stuhl lag. Die dünnen Finger griffen die Endzipfel und hielten das reinweiße Schnupfaccessoire mit der runden Stickerei in der Mitte gegen das Licht. Gedankenvoll, dem Trübsinn nahe, dachte sie an den Sommermoment, als sie sich an seinen roten rauen Bart geschmiegt hatte.
Ihre lebhaften Augen sprangen ziellos über das blaue Wagenrad.
Ob sie nicht so bald schwanger geworden wäre, hätte es Konrad schon viel eher in ihrem Leben gegeben?
Da… und so schnell wieder weg..

Der Gedanke verfestigte die aufkeimende Schwermut und sie drückte das Taschentuch erst festhaltend an ihre Brust, um es dann in hohem Bogen unsanft zurück auf den Stuhl zu werfen.

Wenn doch nur Koris nach Hause kommen würde...
Wenn sie ihn doch nicht los geschickt hätte, mitten in der Nacht Apfelmus zu besorgen, auf den sie urplötzlich so einen Heißhunger bekommen hatte.
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