FSK-18 Jeder stirbt für sich allein
#1
„Kein Risiko. Die müssen draußen bleiben.“ Falkners Stimme hallte in Harls Kopf nach, während seine Schritte ihn zurück in die Reihen der Kämpen lenkten. „Kein Risiko“ – Das Echo der Worte legte sich über den harten und raschen Herzschlag der den Leib bereits begann anzuspornen.

Der Söldner merkte nicht wie nervös seine Finger im Nichts nestelten, als würden sie nach Etwas greifen wollen das die Zweifel fortblies und die Zuversicht wie ein Steinmetz in das brüchige Gerüst seiner Entschlossenheit meißelte. Was die grünen Augen vor der Nordpforte der Palisaden erblickten weckten Erinnerungen an ein altes Leben. Die schiere Maße der aufgezogenen Feinde zwangen Harl zurückzublicken.

Zurück auf einen jungen Mann, der sich bei jedem aufkommenden Ärger davongestohlen hatte. Ein junger Ravinsthaler, der selbst seinen eigenen Bruder zurückgelassen hatte, als es ihm hätte an den Kragen gehen können. Harl Krähenaug, Hauptmann Siebenschneids Mann, feige und berühmt für seine schnellen Füße, seinen festen Schlaf und seine Leichtlebigkeit. Und nun sah dieser Harl nach Süden. Dorthin wo das Leben wartete, wo es nicht nach Blut riechen würde, wo er am Abend sein Krug heben könnte und ein paar Heller beim Würfelspiel verlieren würde.

Nur vage nahm er die bläulichen Waffenröcke der Männer des Bundes wahr, die sich gemeinsam mit den stolzen Farben der Sonnenlegion in den eigenen Reihen formierten. Die meisten von ihnen würden hier und heute sterben…und es würde nicht mehr lange dauern. Aber nicht er…nein er würde sich umdrehen, loslaufen und einfach weiterleben. Seine Rechte hob sich um den Mann neben sich zur Seite zu drücken und sich den Weg in die Sicherheit zu bahnen. Im Hintergrund, recht nah aber in unbewusster Ferne, erklang das rhythmische Trommeln des Feindes.

„Stahl und Gold ihr Hunde!“ raunte an der Nordpforte eine raue Stimme mit nortgarder Akzent. Sie gehörte einem Mann in schwerem Kettenhemd. Sein Gesicht verschwand hinter dem Helm, den er sich über das Haupt hob und auf seinen Schultern lag ein grauer Umhang. „Stahl und Gold…“ wiederholte einer der zwei Männer zu dessen Rechten. Auch sie hatten das matte Grau angelegt. In ihren Farben gingen sie im Spiel von Rot und Blau in den Reihen beinahe unter, hätten sie nicht an vorderster Front gestanden.

Der andere Harl erkannte sie. Harl Krähenaug, Hauptmann Tharaus Mann. Harl, der Grauwolf, bekannt dafür, dass er mit seinen Kameraden scherzte und lachte, ein Blick auf sie hatte und ein Stück Achtung vor sich gewonnen hatte, auch wenn die Leichtlebigkeit geblieben war.
Mit einer Mischung aus kameradschaftlichen Stolz und Sorge sah er zu Marquard, Aryn und Grimwulf an der Pforte wie sich auf den Aufprall der Feindflut vorbereiteten.

Marquard mit dem er in den letzten Wochen so viel gelacht hatte wie in seiner gesamten Zeit in Siebenschneids Schar nicht. Der ihm die Pflichten stets erleichtert hatte und auch nach den Tagen der Arbeit bereit war den Alltag abzuschütteln und sich in kleinere Abenteuer zu stürzen. Und sei es nur sich in den Dreimaster zu schleichen um an die Reste einer Hochzeitsfeier zu gelangen. Ohne ihn würde es trostloser werden und Harl war nicht gewillt sich diesem Unmut hinzugeben.

Aryn, der wenn er nicht redete oder umhertappste seine Nase tief in seine Bücher oder zwischen die Schenkel von irgendwelchen Frauen steckte. Für Harl war er zu einem wahren Wechselbalg geworden, dem er mal anerkennend auf die Schulter klopfen wollte und ein anderes Mal mit rollenden Augen seine Stirn in sein Gesicht rammen wollt nur damit er endlich schwieg. Hier und jetzt war er jedoch einfach nur Aryn und Harl würde viel dafür geben wollen, dass er es auch morgen noch war.

Grimwulf war gerade heute einer der ihren geworden. Zumindest auf dem Papier. In der Wirklichkeit war er der erste Kerl der ihm damals von Axis empfohlen worden war. Jenem Schicksalstag, an dem er selbst seinen Wolfsbrief unterzeichnet hatte. Grimwulf war fürderhin eine Anlaufstelle weit über das Schmiedehandwerk hinaus gewesen. Seine beherzte Art mit der er dem Leben freudig lachend ins Gesicht spuckte ließ Harl sich hin und wieder fragen, was passiert wäre, wäre er in Nortgard ins Leben gepresst worden.

Harl erwischte sich wie ihn der Funke des Stolzes erfüllte mit den dreien zu stehen. „Stahl und Gold Jungs….und Scheiß auf Einar!“ Wie sehr er ihn hier vermisste… Sie hatten in den Übungsgängen ihre eigene kleine Rivalität aufgebaut und Harl hatte sich oft genug zu seinen Scherzen über den Nortgarder hinreißen lassen. Aber Einar war mehr und mehr über sich herausgewachsen und strafte seinen Worten kaum mehr Lügen. Die Ruhe die er dabei ausstrahlte hatte etwas Brüderliches an sich. Im aufkommenden Getümmel hätten sie vermutlich ihr ganz eigenes Spiel gespielt, nur um den anderen zu überragen. Dabei wusste Harl nur allzu gut, dass Einar ihm mittlerweile im Kampf überlegen war. Aber wie jeder kleine Bruder wollte er es dem größeren zeigen. Ja, er vermisste ihn.

Der stechende Geruch von Rauch drang in die Nasen. Die östliche Palisade brannte. Doch darüber blieb keine Zeit mehr nachzudenken. Der Feind stürmte heran. Irgendwo brüllten Leute Befehle. „Schilde hoch!“, „Haltet stand!“, „Sie haben Schützen!“.

Dann waren sie da und die Woge von Banditen und Räubern prallte gegen den Schildwall. Prallte gegen Aryn und Marquard die sie mit ihren Schilden zurückstießen, während Grimwulf seinen gewaltigen Hammer über ihre Köpfe hinweg schwang und einem der Angreifer den Unterkiefer mit lautem Krachen zertrümmerte. Die anderen Verteidiger versuchten die immer wieder entstehenden Lücken zu schließen und lenkten ihr Können gegen die vereinzelt durchbrechenden Feinde. Irgendwo in der Masse mussten auch Askir und Falkenhain stehen. Zwei Männer des Bundes die Harl zumindest einen Teil seiner Vorurteile geglättet hatten.

Harls erster Pfeil traf einen der Angreifer in der Brust als er auf Marquard zustürmte. Er taumelte und die Klinge des Nortgarders durchtrennte seinen Lebensfaden mit sauberem Hieb. Ein zweiter Pfeil verfehlte, ein Dritter, ein Vierter. Immer mehr Feinde drangen vor und immer mehr brachen durch. Der Söldner verfluchte seine nervös zitternden Hände und wollte einen erneuten Pfeil einlegen. Um ihn herum schrien Männer und Frauen, ob Feind oder Freud konnte er nicht mehr sagen. Als er sich umsah erblickte er wie sich die eigenen Reihen weiter zurückgedrängt wurden. Die Pforte war frei und die Wellen des Feindes begannen ohne Erbarmen hindurch zu fluten. Harl ließ seinen Bogen fallen und zog den Säbel gerade noch rechtzeitig um den ersten Hieb eines der herannahenden Briganten zu parieren. Sein zweiter Hieb schnitt tief in den Oberarm und durchschnitt einen Teil der bereits am selben Tag genähten früheren Wunde. Vielleicht war es der Schmerz der ihn aus der Taubheit des Kampfes löste, vielleicht war es auch einfach nur Glück als er den dritten Hieb auspendelte und die Säbelschneide dem Angreifer ins Fleisch der Flanke treiben konnte. Dieser sackte stöhnend zu Boden. Ob er im Sterben lag oder nur verwundet war, war nicht wichtig.

Unter der Aussichtlosigkeit des Kampfes ließen sich mehr und mehr Verteidiger nach Süden zurückfallen. Harl konnte nicht mehr sagen ob Furcht oder Erkenntnis der Auslöser gewesen war ebenfalls den Rückzug anzutreten. Es war ein rascher und ungeordneter Rückzug, der fast schon einer Flucht gleichkam. Irgendwo glaubte er das Grau der anderen wahrzunehmen. Ein Stück Erleichterung. Er rannte und hinter ihm folgten weitere Verteidiger…so dachte er. Er irrte.

Es gab ein dumpfes Geräusch als sich der Pfeil ihn von Hinten durch seine Schulter bohrte. Im brennenden Schmerz wankte der Söldner nach vorne und kam ins straucheln, während die Augen zunächst ungläubig auf die tropfende Pfeilspitze starrten die aus dem Fleisch ragte. Ein kurzer Blick über die Schulter ließ ihn in ein halbes Duzend wütender Fratzen blicken, die mit erhobenen Klingen auf ihn zustürmten. Einer von ihnen hielt einen Bogen in der Hand, legte einen weiteren Pfeil ein und legte auf sein auserkorenes Ziel an. Dieses Mal irrte Harl nicht, als er sich klar wurde auf wen sich der Pfeil richtete.

Erneut folgte das Surren und Harl sackte nach unten, als das kalte Eisen der Pfeilspitze sich in seinen Schenkel senkte. Der Schmerz presste ihm einen Schrei aus der Kehle. Die anderen fünf preschten weiter auf ihn zu. Ein paar Augenschläge blieben noch. Es würde nicht enden. Hier und jetzt wollte er nicht sterben. Nicht auf eine solch belanglose Art. Der Griff um den Waffenknauf verstärkte sich als Harl sich hochdrückte. Sein Säbel hob sich eine Handbreit als der erste Mann bei ihm war und ihm den Knauf seines schartigen Schwertes ins Gesicht hämmerte. Der Geruch von Blut begleitete den explosionsartigen Schmerz. Eine kurze Nacht legte sich um ihn. Für einige Momente glaubt er zu fallen und Irgendetwas in der Seite zu spüren. Als der Blick wieder klar wurde, waren die Männer bereits an ihm vorbei. Kurz fragte er sich warum sie ihn verschont hatten…dann fühlte er wie das Leben aus seiner Seite rann.

Einer seiner Angreifer hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht den langen Dolch aus Harls Flanke zu ziehen, nachdem er sie im Vorbeirennen tief hineingestoßen hatte. Dann war sie da, die unausweichliche Furcht. Die Panik bemannte sich seiner Glieder, ließ seinen Arm krampfen und die Hand zittrig nach dem Dolch greifen um ihn aus der Wunde zu ziehen. Er hatte solchen Schmerz noch nie erlitten und doch blieb er unfähig zu schreien. Das erste Mal seit Jahren dachte er an seine Mutter, dachte an Rabenstein und dachte an seinen Halbbruder Arran. Er wollte bei ihnen sein. Wollte seine Mutter in die Arme nehmen und weinen. Wollte dass sie ihn hielt wie sie es immer tat und ihm sagte, dass alles wieder gut werden würde.

Um ihn herum war die Schlacht zu kleineren Scharmützeln geworden. Keiner beachtete ihn, als er sich vorwärts zog. Irgendwo, vielleicht fünfzig Schritt entfernt, die ihm wie zahllose Meilen vorkamen, sah er Aryn über den Weg hinter den nahen Höfen rennen. Die anderen Grauwölfe mussten ebenfalls dort sein. Er wusste nicht ob es überhaupt Sinn machte gegen das Unvermeidliche anzugehen. Die Taubheit legte sich bereits in seinen Unterleib. Er hustet, spuckte Blut und winselte seine Angst in die Luft. Er wollte nicht alleine sein wenn er starb.

Mit letzten Reserven drückte er sich empor. Die Beine versagten dem geschundenen Körper den Dienst, als er dieser sie wieder knechten wollte und folgten dem Willen. Er konnte es schaffen, wenn er nur einen Schritt nach dem anderen…

Eine grobe Hand stieß ihn um. Der Aufprall presste ihm einen Teil der Luft aus der Lunge, ein Tritt in die Seite den letzten Rest. Ohne Kraft lag er nur noch auf dem Rücken und blickte mit schmaler werdenden Augen zu demjenigen auf, der es beenden würde. Der Kerl stand breitbeinig über Harl, hob seine Klinge und schenkte ihm sein widerlichstes Lächeln. „Is nich dein Tag…“ meinte er salopp. Harl merkte wie der Boden unter ihm warm und nass war, wie es ihm weiter rot aus der Seite sickerte. Ihm war kalt und plötzlich... war alles egal.

Hinter dem Mann der ihn töten würde wuchs ein Schatten. Dann glaubte Harl etwas wie einen Stiefel wahrzunehmen der von hinten geradewegs zwischen die breit gestellten Schenkel des Mannes getreten wurde. Der Tritt in die Weichteile und der Schmerz den er bereiten musste, war das was der Mann mit auf seinen Weg nahm, als eine Schwertklinge sich von hinten durch die Brust schob. Harl begann der Welt zu entgleiten, als er der Bandit mit ungläubigem Blick zur Seite fiel. Irgendwo in der Ferne keuchte eine raue Stimme. „Alter Nordmann…“. Als Marquard ihn an der Schulter fasste und seinen Namen sprach wusste Harl eins: Er war nicht allein. Es gab ihm Trost als die Dunkelheit sich über ihn legte.
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#2
Weit weit in der Ferne hämmerte ein Schmied sein Eisen auf dem Amboss. Der Klang wurde zusammen mit dutzenden von Unterhaltungen und Rufen, die zu einer untrennbaren Masse wurden, vom Wind leise an die Ohren getragen. Die Nacht hatte ihre vollkommene Schwärze wie ein Leichentuch über das Land gelegt. Es gab weder Schatten noch Lichtspiele. Im Grunde genommen war dort Nichts. Die Gedanken waren verstummt und der von ihnen gelöste Verstand gaukelte der Seele sein perfides Spiel vor. Alles war in Ordnung.


Aus der breiigen Masse der Stimmen lösten sich ein paar Fetzen. Die eine Stimme rief zur Messe „Ich hole mein Pferd“ und ein anderer bot lautstark Waren feil „Wir können die Palisaden zurückerobern!“. Löwenstein war munter und lebendig, hatte keinen Grund in dieser Finsternis zu schlafen. Vielleicht war es auch gar nicht Löwenstein…und überhaupt…der Gedanke der sich aufraffen wollte um gegen den Widerspruch der in sich aufkeimte anzugehen versagte. Alles war in Ordnung.

Das eigene Selbst begann sich zu bewegen. In der Ruhe der Bewegung begannen der Körper zu krampfen, entspannt und gemütlich. Es gab keinen Grund sich zu eilen, zu mühen oder anzuzweifeln, dass die Bewegungen wirklich die seinen waren. Was sollten sie auch schon anderes sein? Aus dem Wind löste sich die Stimme eines kleinen Jungen „Lass sie mal ran ehe er verreckt!“. Er klang zugegebenermaßen so, als wäre er recht früh in den Stimmbruch gekommen…und hätte viel gesoffen. Wieder bäumte sich etwas weit im hinteren Verstand auf. Alles war in Ordnung, oder?

Es war angenehm wie die Feuchtigkeit den Rachen hinabrann und den Atem blockierte. Gebraucht hatte er ihn doch eh nie. Der Körper sah es anders und schickte mit pochenden Wellen kleinere Funken Lichts aus verschiedensten Teilen des zärtlich verkrampften Leibes heran. Mit einem wohligen Husten drückten sie jenen Teil der Flüssigkeit von sich, der sich auf den Atem gelegt hatte und gaben diesen frei. Eine junge Frau sprach ganz in der Nähe: „Schafft ihn erstmal aus dem Gestrüpp raus“. Das rascher werdende Pochen des Leibes hob sich unter ihn, während die Klänge in der Ferne deutlicher wurden. Er hatte gar nicht gewusst wie schwer sein eigener Leib eigentlich stets auf ihm selbst gelegen hatte. Er fühlte sich leicht und frei als er über das Nichts schwebte. Es war ein schönes Gefühl……Elend…es war überhaupt nicht schön! Das Pochen wurde zu einer Flut während der Amboss des Schmiedes zu dem Klirren von Schwertern wurde und sich paarte mit den Schreien von Männern die befahlen, kämpften oder starben. Zwar war der Klang noch immer ferner, aber es war als hätte sich ein rauschender Vorhang gelüftet. Und neben den Klängen gab er noch etwas anderes frei… höllische Schmerzen. Gar nichts war in Ordnung!

Die Fluten des Schmerzes vertrieben die Dunkelheit in einem Sekundenschlag. Er wollte schreien als die beiden Männer die ihn trugen ihn niederlegten. Es machte keinen Unterschied, dass sie dabei vorsichtig und sorgsam waren. Die Agonie die sich des Körpers bemächtigt hatte verhinderte es und machte ihm deutlich, dass sie hier der Herr war und er nur der erbärmliche Nichtsnutz, welcher mit Taubheit und Schwäche gestraft dazuliegen hatte während er auf das Unvermeidliche warten sollte. Dass er nun erwacht war war seine eigene Schuld. Nicht friedlich dem Leben zu entrücken war für das kommende Ende ärgerlich. Aber hinüber war hinüber. Für den Tod selbst würde es in Ordnung sein.

Den umherzuckenden Augen Harls fiel auf, dass beide Männer Bärte in ihren groben Gesichtern trugen... sie kamen ihm bekannt vor. Es fiel ihm schwer mehr wahrzunehmen. Es waren zu viele Eindrücke die aus der friedlichen Nacht der Bewusstlosigkeit auf das grausame Wachen einschossen. Er wusste wieder wer er war, was er war und was er bald sein würde. Die Panik wollte sich aus dem Inneren heben, wurde jedoch von etwas gehindert. Etwas das ihm noch süß im Hals und warm im Magen lag und dort eine leichte Wärme verbreitete. Die Frau, welche mit dem Blick auf Harl neben den beiden Männern stand, hielt eine leere Phiole in der Hand. Harl fiel auf, dass kleinere Spritzer Blut das Glas befleckt hatten. Schon seltsam worauf man so achten konnte. „Zum Glück ist die Niere nicht verletzt. Sehr sehr knapp war das.“ Sprach die Frau zu einem von ihnen. Die Bärtigen erhoben sich und wendeten sich der Frau zu. „Wenn das so weitergeht bekommst du noch Doppelsold für den Mondlauf.“, sagte der eine, während der andere auf seinen Wasserschlauch klopfte. „Braucht ihr Schnaps?“

Schnaps…Sold…, die Worte weckten Erinnerungen. Und natürlich kannte er die beiden Kerle. Sie sollten nicht hier sein. Sie sollten nicht so enden wie er und sie sollten dazu beitragen, dass sein Ende irgendeinen Sinn gehabt haben würde.

„Mar..quard….Grim…wulf.“, die Worte zu flüstern kostete ihn so viel Kraft als würde er gegen Donner anschreien wollen. Es lag wenig Erleichterung in ihren Gesichtern, als sie sich ihm zuwandten. So wollte er sie nicht sehen. Sie waren keine enge Familie, keine dicksten Freunde oder durch feste Bande zusammengeschmiedet. Aber sie gehörten zu den Menschen die ihm von Bedeutung waren. Er mochte sie, weil sie ihm das Gefühl gaben jemand zu sein der nicht der Bastard einer Hure war, oder wie sie es sagen würden, dass es ihnen scheißegal war. Er hoffte sie würden ihr Leben weiterführen könnten, lang und erfüllt. Ohne dieses Blick den sie nun hatten. Es gab nur eines für Ihn zu tun, als Marquard sich zu ihm beugte: „Legt die Kerle um…“. Das dünne blutige Lächeln sollte sein Geschenk an die beiden sein. Ein Lächeln das ihnen sagte…es ist in Ordnung.
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#3
10. Heuert im Jahre 1400

Ein Wassertropfen raucht durch einen schmalen dunklen gang und trifft dann auf einen Lederhandschuh auf. Der Tropfenflug wird von einem lauten “Hatschiiiii” begleitet.
Im Dämmerlicht wischt Einar seinen Handschuh an dem Wappenrock ab murmelt vor sich hin

“Mhm Elend, wird doch nich Krank wern? Ob vielleicht schimpft nur grad jemand über mich”
Begleitet von einem schmunzeln steigt er tiefer die stufen hinab. Irgendwo kann man rauschendes Wasser vernehmen. Je tiefer er steigt desto lauter wird das Geräusch.
Vor einer Gittertüre angekommen mischt sich zudem leises Gemurmel unter das Wasserrauschen.
Ist wohl schon jemand hier… begleitet von diesem Gedanken schiebt er langsam die Türe auf und nähert sich den stimmen.
Im Zwielicht sitzen einige gestalten und heben die blicke.
Nach einer kurzen pause nicken und einigen gemurmelten “Zum Gruss” wendet er sich wieder herum und führt eine Frau die ihm gefolgt war zu einigen Mauern hinüber um sich dort zu unterhalten.
Mit den Gedanken an einem anderen ort spricht er zu der Frau von geheimen dingen.

Grau und beinahe verblasst tauchen Bilder in seinem kopf auf, Menschen huschen an ihm vorbei Worte werden zu ihm hinübergetragen und verblassen wieder….
erst kürzlich geschehenes wieder erweckt von seinen Gedanken und Erinnerungen…

“Los alle zurück zur Palisade!!” rief Hauptmann Seyfreid
Die anderen Grauwölfe eilten sich und überall flogen Pfeile umher.
In den Wäldern waren unter schweren stiefeln knackende äste zu hören. Der Feind Rückte näher…
Hier und da wurden befehle gerufen aber der Rückzug verlief gut und ohne Verluste.
Sein Blick huschte über die andern Grauröcke, alle waren da.
Aryn, Marqard, Seyfreid und Harl.
Mieps war schon vorher zurück.. Also fehlte niemand seiner Kameraden

Der Erwartete angriff blieb jedoch aus.
Keiner der feinde folgte den sich zurückziehenden abgesehen von einen ungezielten Pfeilen.
Die Palisade hielt also stand, der Hauptmann zog sich zurück.
So waren nur noch Marquard, Aryn, Harl und Einar zugegen.
“Wird mich och mal umsehen, wird sicher ken angriff mehr kimmn.”
richt ehe Einar die Worte an die Kameraden
“Bleib aber in der Nähe Einar” kam die antwort von Harl
Marquard und Aryn nickten nur und riefen ein “Stahl und Gold” hinterher
“Aye ich bleib inne Nähe, Det Ehr ihr drei macht det schon!”
Mit diesen Worten verschwand er um dem weg nach norden zu folgen.

Die Bilder und Worte verblassten wieder und er versuchte sich wieder auf die Frau ihm gegenüber zu konzentrieren. Die Kerze war schon deutlich heruntergebrannt und die geflüsterten Worte der beiden verklangen langsam. Als Einar dann wieder aus dem Gewölbe empor steig hatte die Nacht schon Einzug gehalten, in der Ferne jedoch schimmerte ein Rötlicher schein. Mit schnellen schritten und noch schnelleren Gedanken eilte er dem Lichtschein entgegen.

Ein Angriff…..
Das Feuer kann nichts gutes heißen….
Vielleicht nur ein Saufgelage?….
Nein sicher ein Angriff, hoffentlich sind nicht alle Tod….
Und ich sagte ich bleibe in der Nähe….

Je näher er dem Lichtschein in der ferne kam desto deutlicher wurde es. Es hatte einen Angriff gegeben und von der Palisade waren nur noch Aschehäufchen übrig. Aryn und Marquard waren noch zu sehen.
Sie erzählten davon das Harl verletzt war, schwer verletzt. In Gedanken schollt sich einer, es war nicht seine schuld aber seine Pflicht seinen Kameraden beizustehen. Später im Haus der Ritte angekommen fiel sein blick auf Harl wie er auf seinem Strohlager lag. Er gesellte sich stumm zu ihm als jedoch unten die Tür ging, vermutlich Mieps oder jemand anders, verließ er die Rotte schnell durch die Hintertür.
Es war nicht meine schuld aber wenn er nicht überlebt waren meine letzten Worte zu ihm eine Lüge…


12. Heuert des Jahres 1400

Aus der Ferne konnte man schon Feuerpfeile im hohen bogen fliegen sehen und das Typische geschäftige treiben vor dem beginn einer Schlacht. Auf der anderen Seite des Flusses war reichlich Bewegung zu sehen. Die Drei Grauwölfe, Marquard, Aryn und Einar näherten sich der Befestigung vor der Brücke. Auf fragen was hier vorginge kamen sie nur dürftige oder gar keine antworten
“Solln wir uns Einreihn?” kam die frage an die anderen Grauwölfe gerichtet von Einar.
“Unser Sold ist nicht bezahlt worden!” kam die antwort von Aryn.
Die Situation schien auch unter Kontrolle zu sein. Es war zwar Bewegung auf der anderen Seite aber es kamen nur vereinzelte Gegenwehr. Dies änderte sich aber als sich tatsächlich eine Gruppe formierte und auf die Befestigung zuraunte. Nicht alle Pfeile konnten sie niederstrecken. Sold oder nicht sie mussten Kämpfen oder Fliehen. Also Reihten sie sich ein, Waffen wurden eilig gezogen und Helme aufgesetzt. Pfeile Surrten von beiden Seiten des Flusses hier hin und dort hin. Der Schlachtenlärm verschluckte befehle und schreie von gefallenen. Jedoch wurden die Angreifer zurückgeschlagen.
Vereinzelter Jubel und Unglaube klang durch die Rehen der Verteidiger als sich eine weitere, Größere Gruppe Formierte und losstürmte. Die Reihen der Verteidiger die die erste welle nur knapp zerschellen lies war noch Durcheinader und geschwächt.
Der erste Aufprall der Nahkämpfer war hart und kurz. Die Linien hielten zwar aber dann folgten die Pfeile des Feindes und säte das Chaos. Viele wendeten sich zur Flucht, der Kampf schien verloren. Ein ungeordneter Rückzug und auch einer Drehte sich herum um sein Heil in der Flucht zu suchen. Die Pfeile Fanden ihn jedoch und es wurde Dunkel um ihn. Es war ganz so als hätten sie nur auf ihn gezielt oder als hätte sich jemand gewünscht das er Fallen möge.


An einer anderen stelle in Servaro….


Jammern und Stöhnen war auf dem Schlachtfeld zu hören und hier und dort regte sich noch jemand. Ach Einar, auf knien und mit einigen Pfeilen im Körper kämpfte darum aufzustehen.
Die schlacht war geschlagen und Krähen kreisten über den Baumwipfeln. Sie rochen den Tod und das Blut….
[Bild: c6p2wrds.jpg]
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#4
Er lag in seinem Lager aus Stroh, Schweiß und Pisse.
Der geschundene Leib hatte mit dem einsetzenden Fieber seinen Widerstand beendet und den Geist wieder zurück in den wohligen Nebel des Scheins gerufen. Vielleicht lag es an dem beißenden Geruch der aufkam nachdem seine Blase sich zum ersten Mal entleert hatte, dass er von der Küste Rabensteins träumte. Die salzige Meeresluft lag ihm förmlich auf der Zunge. Es war ein friedlicher Traum.

Anders als die Wirklichkeit in welcher der Körper zurückgeblieben war. Dieser ruhte nunmehr zitternd und stöhnend im Quartier der Grauwölfe, hilflos und entkräftet. Grimwulf und Marquard hatten es geschafft Harl mit Hilfe eines Karrens und der Kraft von Grimwulfs Gaul zurück nach Löwenstein zu führen. Sah man vom Blutverlust und den damit verbundenen Problemen ab, war es für den Söldner eine vergnügte Fahrt. Es war Rachel Greiffenwaldt geschuldet, die ihn mit Tinkturen und Drogen beruhigt hatte. Genau genommen, hatte sie Harl im Leben gehalten, hatte seine Wunden versorgt und solide Verbände an ihn gelegt. Es war schlichtweg Glück gewesen, dass Grimwulf ihrer an einem der Höfe habhaft werden konnte und sie sich ohne Zögern und Murren an den Beistand gemacht hatte. Der eigentliche Harl wäre ihr zu tiefst dankbar gewesen, hätte einen Gefallen dargeboten und sich reuig gefühlt in ihrer Schuld zu stecken, während sein noch tropfendes Blut an ihrer Hand klebte. Der zugedröhnte Harl im Karren jedoch feixte, von rosaroten Wolken umgeben, wie blöd Kuno Greiffenwaldt wohl schauen würde, wenn er Rachel den Hof machen würde und sich in ihre Familie einheiratete. Und so wuchs in den anderen beiden Söldnern die bange Befürchtung, dass Harl bald mit einem ziemlich breiten und dämlichen Grinsen im Gesicht abtreten würde, während der Karren durch die hereinbrechende Nacht geholpert war.

Im Quartier hatte es nicht lange gedauert bis Harls letzte Kräfte verbraucht waren und er für eine Weile still dalag. Im fahlen Licht der Nacht schien es beinahe so, als hätte das bleiche Antlitz des Söldners seinen Frieden gemacht. Doch dann läutete die Glocke Löwensteins zur ersten Stunde und der schwache Leib öffnete dem Fieber die Pforte für eine lange und quälende Nacht.

In seinen Träumen gehorchten ihm seine Glieder. Er ging und griff, er roch und sah. Doch wehe wenn er wachte, dann blieb ihm unter Schmerzen und Hilflosigkeit die Bewegung verwehrt und die fiebrigen Sinne spielten ihre Streiche in denen sich die nächtlichen Schatten zu Grauen formten die über ihr herzufallen drohten. Manche tanzten an ihr heran, beobachteten ihn nur aus formlosen Gesichtern um erneut zu verschwinden und anderen den Platz zu überlassen.

Einer dieser Schatten zog insbesondere in Mark und Knochen. Er kündigte sich durch das herzzerreißende Schluchzen einer Frau an, die dicht neben Harl zu schweben schien. Anders als die anderen harrte er lang und kehrte mehrmals in der Nacht zurück. Er war der einzige der seine schemenhaften Hände nach ihm ausstreckte, gleich als wolle er ihm die Seele aus dem Leib zerren und sie klagend Amatheon überreichen. Doch dann kam alles anders und es fühlte sich beinah behutsam an, wie Hände über seine Schultern, seine Seite, sein Gesicht und seine Schenkel glitten. Letzteres nahm jedoch seltsam unsittlich Formen an, die selbst den fiebrigen Verstand ins Grübeln brachten. Es geschah sehr langsam, dass aus dem Schatten neben sich ein Gesicht erwuchs...dunkles braunes Haar hing in einem Gesicht, das geprägt war von geröteten braunen Augen, deren Rahmen tiefe Ringe bildeten. Sie sah noch müder und verlebter aus als an jedem anderen Tag den Harl sie gesehen hatte. Farilda… , es war ein unbehagliches Gefühl sie so nah an sich zu wissen. Natürlich war Mieps eine von ihnen. Hatte ihn oft zum Lachen gebracht und als Ziel von Spott für weitere Erheiterung gesorgt. Aber sie war auch eine Frau mit eigenen Ängsten und Sorgen. Mit ihrer Hand an seinem Schritt wurde Harl jedoch das Gefühl nicht los, dass er eine dieser Sorgen war.
Und auch wenn er leben würde, so blieb ihm nur noch eins zu tun…sich schleunigst tot zu stellen bevor sie etwas merkte.
[Bild: rgkq.png]
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#5
Stöhnend sackte sie an der schäbigen Bretterwand zusammen. Eben war Magda noch da gewesen und nun war sie allein. Erneut musste sie würgen. Bittere Galle, weiter nichts. Der Rest hatte sich schon tiefer in ihre Eingeweide gegraben. Eine feste Hand zerrte sie wieder auf die Beine und zog sie, gefühllos stolperten ihre Füße hinterher.

Plötzlich lag sie auf einer harten Pritsche, in ihren Eingeweiden tobte eine Schlacht.
Irgendwer flößte ihr irgendetwas ein, aber sie konnte es nicht bei sich behalten. Es stank. Sie fühlte die Kälte einer Bettpfanne unter sich. Hitze stieg ihr ins Gesicht. Ihr Protest verklang ungehört. Krämpfe gruben sich wie hungrige Ratten durch ihre Innereien und erfassten schließlich alle Glieder. Irgendwer legte ihr heiß glühende Schraubstockfinger um den dünnen Hals und drückte schonungslos zu. Entsetzt riss sie die Augen auf, die sich anfühlten, als würden sie gleich aus ihren vorgesehenen Höhlen platzen, aber sie konnte nichts sehen. Schwärze umgab sie.

Aus allen Richtungen griffen Hände nach ihr. Wie Feuer brannten die Berührungen auf ihrer Haut. Sie wollte schreien, aber ihr fehlte die Luft zum Atmen. Sie wollte um sich schlagen, aber die die Hände hielten sie unerbittlich fest. Sie wollte die Augen schließen, aber sie waren zu groß für ihre Lider.

Krallen gruben sich durch ihre Haut und kratzten über ihre Knochen. In alle Himmelsrichtungen zogen sie ihre Arme und Beine auseinander. Sie bekam immer noch keine Luft. Ein widerliches Knacken ertönte, gefolgt von einer neuen Welle des Schmerzes. Sie musste nichts sehen können, um zu wissen, was geschah. Harte Klauen griffen in ihre Brust und zerrten ihre Rippen auseinander. Sie gewahrte jedes schmerzhafte Zucken ihres Herzens, das verzweifelt bemüht war, Schock und Blutverlust auszugleichen. Die tödlichen Krallen arbeiteten sich nach unten vor, zerrissen ihr den Unterleib und zogen ihre Gedärme ins Freie. Sie verstand nicht. Warum? Was hatte sie getan, dass sie das verdiente?
Sie hing an dem Strick, unfähig, zu atmen, unfähig, sich zu rühren und das Leben floss heiß aus ihr heraus wie aus einem Stück Vieh.

Ob sie nur eine weitere Leiche für Cleo sein würde? Routine? Arbeit? Oder ob ihr Tod oder wenigstens ihr Anblick am Ende doch irgendein Gefühl in der Totengräberin weckte?

Ein Ruck kappte das Seil, an dem sie hing.

Sie fiel.

Gleich musste sie aufschlagen, in der Pfütze aus ihrem Blut und Eingeweiden landen...


Sie konnte wieder atmen.
Eine krallenlose, raue, aber eindeutig menschliche Hand erfasste sie an der Seite.
Sie saß.
Sie saß auf wärmenden Schenkeln, kalte Luft drang an ihre nackten Beine. Die Männerhand wanderte weiter, von der Seite zu ihrem Nabel hin. Finger tasteten von dort an abwärts und berührten sie knapp über der Scham. Sie wollte hier weg, aber Schwindel hatte sie ergriffen. Sie saß da, wie gelähmt. Die Stimme, die zu der Hand gehörte, stellte ihr eine Frage. Sie antwortete.
Falsche Antwort.
Ihr war übel.
Vorn stand der Mithrasdiener und stellte die alles entscheidende Frage:
„Was verstehen wir unter Gnade?“ Die Bank war hart und unbequem, rundherum saßen Gestalten, den Blick nach vorn gerichtet. Interessierte es denn niemanden, dass sie nackt war?
„Für manch Lebenden ist der Tod eine Gnade, für manch Todgeweihten ist es das Leben. Keine Gnade ist es, den Sünder nicht sühnen zu lassen! Mithras selbst lehrt uns, dass Strafe sein muss! Das ist die Gnade, die Mithras uns erweist: Die Gnade durch Strafe geläutert zu werden!“
Der Mann trat zur Seite und machte einer weiblichen Eminenz in wallender Robe Platz. Alle erhoben sich und knieten nieder. Nackt wie sie war, kniete auch sie sich auf den kalten Steinboden.
„Die Gnade, durch Strafe geläutert zu werden.“ Sie vernahm das Wispern von links hinter ihr, die raue Hand berührte sie wieder an der Hüfte. Rechts neben ihr stand der Patriarch und sah vorwurfsvoll auf sie herab.
„Ernst, wenn du morgen gesund bist... suchst du dir irgendeine Bestrafung aus...“

Eine andere Hand wanderte über ihre nackte Brust, überprüfte sie schamlos. „Ein Mädchen bist du? Soso...“
Die heisere Stimme von links: „Eine Bestrafung fällt mir schon ein...“
Die Kirchengemeinschaft hatte ihr Gebet beendet, sie fühlte, dass sich alle erhoben hatten und sie anstarrten. Warum war sie nur so groß? Konnte sie nicht kleiner sein? Hübscher? Sanfter? Reiner? Sie spürte die Blicke auf ihrer nackten Haut, auf ihrem vernarbten Rücken, ihren dürren Gliedmaßen, auf ihrer Blöße. Alles drehte sich, die Schemen verschwammen um sie herum. Finger zeigten auf sie.
„Das wird ein Nachspiel haben...“
Die Stimmen ringsum erhoben sich in ihrem Kopf zu einem tiefen Dröhnen, bis die anschwellende Kakofonie ihren Kopf fast zum Bersten brachte. Sie kauerte sich zu einer Kugel zusammen und wollte kleiner sein.
Klein und verschwunden und weg von dieser Welt.
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#6
Feuer. Farilda hasste Feuer. Aber nicht, wenn sie es selbst legte. Funken flogen auf und verstreuten sich in die Welt - wie ein Verstorbener. Wie ein Verstorbener, der nie ein Begräbnis bekommen hatte, sondern im nassen Grab lag, im tiefen, grünen Meer. Das schlechte Gewissen brachte Farilda um den Verstand und nicht umsonst hielten die anderen Grauwölfe sie für verrückt. Es war schon etwas Wahres dran... ins Feuer starrend und frohlockend, war sie mit ihren Gedanken weit weit weg... sie hatte in ihrem Leben schon einige Menschen getötet - aber nur ein einziges Mal einen unschuldigen. Doch dieser Unschuldige tat ihr nicht einmal halb so weh wie der nasse Mann, der nie ein Begräbnis bekam... von dem sie sich nie verabschieden konnte. Der Mann, der am allerwenigsten unschuldig war... doch sie schüttelte die Gedanken irgendwann doch erfolgreich ab und drehte sich um.
Da stand Saresh.
Irgendwas war komisch. Sie konnte sich nur nicht mehr erinnern. Dann fühlte sie einen Schlag und ihr wurde grün vor Augen. Immer wurde ihr grün vor Augen. Sie hasste Grün. Ein letzter Gedanke, "ich hasse Pferde", dann war alles still.
Wenig später lag sie in Harls Bett. War das von Anfang an ihr Plan gewesen...? Sie wusste es nicht mehr... sie hatte überhaupt ziemlich vergessen....
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