FSK-18 Alter Hafen' Blues
#1

Seufzend lag der alte Ganove auf seinem von Wanzen zerfressendem Bett und starrte an die marode und von Schimmel befallene Holzdecke. Er versuchte sich krampfhaft an die alten Zeiten zu erinnern, sein vom Alkohol und Laudanum angeschlagenes Gaunergehirn lief auf Hochtouren. Stöhnend richtete er sich auf und fuhr mit den rauen Pranken durch sein verschlafenes, wettergegerbtes Gesicht während ihm langsam wieder die Bilder seiner Vergangenheit vor das innere Auge traten. Er sah einen breitschultrigen Galatier, einen Fettsack mit einem Holzknüppel, den Glatzkopf mit der Armbrust und eine junge Hure, doch irgendwie wollten ihm die Namen nicht mehr einfallen... nur den Galatier kannte er. Es war der Hauptmann, sein Anführer und der Herr des alten Hafens. Zumindest war es einmal so... auch ein blutiges Gemetzel kam ihm in den Sinn. Es fand hier statt im alten Hafen. Messer, Knüppel, Beile und andere brutale Metzgerwerkzeuge krachten aneinander und laute Schreie ließen den gesamten Hafen erzittern. Es war die Nacht der blutigen Messer gewesen, wenigstens an diesen Tag konnte er sich noch erinnern. Der Tag an dem die Banden des alten Hafens und des Armenviertels die Vorherrschaft klären wollten... der Tag an dem die Söldner des Galatiers die Macht übernahmen... und der Tag an dem Nikolaj das Wichtigste in seinem Leben verlor.
"...Come gather round, children,
It's high time ye learned
'Bout a hero named Niko
And a devil named Lisb***..."
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#2


"Du weißt doch Ruben, es ist nichts persönliches."

"Lass mich einfach gehen Nikolaj... ich verschwinde und komme nie wieder... werde in die Wälder gehen und die Stadt nie wieder betreten. Ich schwöre es bei den Göttern!"

Seufzend ließ der alte Gauner seinen Streitkolben sinken und deutete zum Ausgang des stickigen Kellergewölbes.

"Der alten Zeiten wegen... ich gebe dir drei Augenblicke um dich zu verpissen. Wenn du wieder kommst... du weißt was dir blüht."

Der junge Tavernenkoch ließ sich das nicht zweimal sagen, kaum hatte der Halunke seine Waffe gesenkt war er auch schon durch die Tür verschwunden. Nur seine letzten Worte hallten noch durch das Gewölbe...

"Geh zum Arzt Niko. Dich könnte es auch erwischt haben..."
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'Bout a hero named Niko
And a devil named Lisb***..."
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#3

Sich die Seele aus dem Leib brüllend schlug er immer wieder, wieder, wieder und wieder auf den Berg erschlagener Ratten ein. Blutiger Matsch bildete sich vor seinen Füßen und besudelte seinen Mantel. Doch es war ihm egal... alles war ihm egal, er musste an die Worte denken die er in den letzten Tagen hörte... "Wir suchen einen Keuchekranken..." , "Du könntest dich genauso wie ich bei ihm angesteckt haben...", "Vergesst nicht euren Mundschutz zu tragen und demnächst wieder vorbei zu kommen...". Vor Erschöpfung schnaufend ließ er seinen Knüppel zu Boden fallen und blickte über die Sauerei die er hinterlassen hatte, während er sich Gedanken über sein Ende machte. Ob man ein einzelnes Grab für ihn graben würde? Oder ob man ihn einfach in eines der Massengräber wirft? Wird jemand um ihn trauern? Elda vielleicht? Würde sich nach Jahren noch jemand an seinen Namen erinnern? Ächzend sank er an einer Hauswand zu Boden und griff nach seinem Flachmann...
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It's high time ye learned
'Bout a hero named Niko
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#4

Schnaufend sank der Halunke von dem zarten Frauenkörper herunter und ließ sich in das Bett fallen. „ Darf ich dir eine Frage stellen die du nur mit ja oder nein beantwortest?“ langsam richtete er den Blick zur Frau neben sich und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Langsam schloss er seine Augen, seine Gedanken kreisten wild umher und befanden sich für den Augenblick an einem ganz anderen Ort. Es war die Gefängnisinsel von Löwenstein, seine Zelle die er sich früher mit Bronko teilte. Wenn er an Bronko dachte durchfuhr ihn ein nervöser, jedoch angenehmer Schauer. Langsam öffnete er wieder seine Augen und nickte der Frau zu. „Liebst du mich?“ noch in seinen Erinnerungen versunken lächelte er auf und sagte „Ja“ und dachte sich „Ja ich liebe dich, Bronko“. Wieder schlossen sich seine Augen, tief in seinen Gedanken versunken bekam er die Worte der jungen Frau nur halbwegs mit. „Willst du schlafen mein herz“? Er fühlte wie sie sich an ihn schmiegte, doch war es nicht ihr Körper den er spüren wollte. Nicht wirklich. „Ich werd nich jünger“. Mit diesen Worten fiel er langsam in einen unruhigen Schlaf, er musste daran denken was er tat. Was er zu verbergen versuchte und was er sich mehr als alles andere auf der Welt wünschte. Bronko.
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#5

Während Nikolaj dem langsam versinkenden Körper der jungen Frau nachsah musste er an all die vielen Leben denken die er bereits ausgelöscht hatte. Huren, Stadtwächter, Edelleute und Bettler, Schuldner und reiche Kaufleute. Und auch den einen oder anderen der das Pech hatte ihn an einem schlechten Tag erwischt zu haben. Ein Leben zu nehmen war leichter als eines zu erhalten, niemand wusste das so gut wie Nikolaj. Denn das Leben das er geschworen hatte zu beschützen wurde an dem Tag ausgelöscht als er mit dem stolzen Galatier, den man nur als den Hauptmann kannte in die Schlacht zog.

Die Gründe des Hauptmannes in die Schlacht zu ziehen waren nicht so egoistisch wie manche noch heute glaubten. Er wollte nicht nur die Macht über den alten Hafen und das Armenviertel erlangen, sondern er wollte ein besseres Leben für seine Landsleute die früher in Löwenstein noch wie Hunde behandelt wurden. Nikolajs Gründe hingegen waren nicht so selbstlos...
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#6

Ohne Konstantin einen Augenblick zur Reaktion zu lassen, krachte der klobige Schädel des Halunken auf dessen Nase, es knackte und Blut strömte. Ein anklagender Finger wurde auf den Verletzen gerichtet und eine laute, dumpfe Stimme brüllte "DU hast meine Identität gestohlen!". Danach sahen sie beide rot, eine Klinge wurde gezogen und Worte wurden gebrüllt ehe der massige Ganove auf seinen Gegner stürmte und von dem wie ein Rinderbraten aufgespießt wurde. Während die Klinge sich immer tiefer in den Leib des wandelnden Berges bohrte, legte jener die Pranken um Konstantins Hals... doch bald fehlte ihm die Kraft, mit einem letzen Schrei rief er Elda etwas zu und sah noch einen Bolzen fliegen der Konstantin in der Schulter traf ehe er ächzend zusammenbrach. An alles was daraufhin folgte konnte er sich nicht mehr erinnern. Die meiste Zeit war er bewusstlos, nur wenn der Schmerz ihn weckte schrie er sich die Seele aus dem Leib bevor er zurück sank und sich in seinen Träumen verlor...
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#7

"Noch werdet ihr mich nicht los! Ich weiß doch was ihr plant! Noch gehört mir der alte Hafen!" brüllte er der Frau nach die gerade das Zimmer verließ. Ächzend richtete er sich in seinem Bett auf und durchwühlte die Laken nach einer Pulle Laudanum die er irgendwo gelassen haben musste. Als er sie fand kippte er gierig den betäubenden Inhalt in seine Kehle. Doch waren es nicht die Schmerzen seiner körperlichen Wunden die er mit Schlafmohn ertränken wollte, sondern die Wunde die ihm die junge Frau angetan hatte, eine Frau die in den letzten Jahren wie eine Tochter für ihn war. "Sie hat sich mit ihm verschworen, sonst hätte sie ihn erschossen!" sie wollen den guten, alten Nikolaj vom Thron stoßen. Sie war die einzige neben Bronko, Gui und Radek die das große Geheimnis der Bande kannte. Sie wird dieses Wissen nutzen wollen um Konstantin auf den Thron zu setzen, anders konnte es nicht sein. "Habe ich überhaupt noch einen Freund in diesem Scheißloch?" mit jenen Worten sank er langsam in den Schlaf, wurde seinen plagenden Träumen überlassen.
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#8

Ein fröhliches, ausgelassenes Lächeln im Gesicht, dass bei dieser Ganovenvisage mehr als makaber aussah schlenderte der bekannte Halunke durch die Stadt von Löwenstein, fabelhaft in edler, lachsfarbener Erscheinung gekleidet und trällerte unentwegt das selbe, stumpfe Liedchen "Steuern, Steuern zahlt alle eure Steuern... an mich? Hast du heute schon gezahlt? Deine Steuern deine Steuern!" An diesem Tag schien dem alten Haudegen aus dem alten Hafen wirklich nichts die Laune verderben zu können.
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#9

Immer öfter sah man den in protzigen, lachsfarbenen Gewändern und Silberschmuck gekleideten Ganoven durch die Straßen Löwensteins ziehen, immer mit dem selben Liedchen auf den Lippen: "Steuern...Steuern, zahlt alle eure Steuern! Zahlt alle eure Steuern... an mich! Steuern sind gut, Steuern machen satt und schützen euch vor dem Lumpenpack..." glücklicher konnte der Ganove nicht sein, er konnte im offiziellen Auftrag der Obrigkeit Geld kassieren. Der Unwille in den Augen der Steuerzahler, ein verräterisches Zucken der Adern, knirschende Zähne und aufgebrachtes Schnauben ja er liebte es den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen und ihnen mit der Stadtwache oder der Räumung ihrer Anwesen zu drohen, sollten sie nicht zahlen. Zufrieden saß der Kerl auf dem Pott und las die neuste Ausgabe der Gösselpost, ein tolles Schundblatt. Es brachte ihm auf dem Klo nicht nur zum lachen, sondern war auch später noch für was anderes gut.

Ja er war sich sicher, es gab nie wieder einen Grund dazu schlechter Laune zu sein. Nie wieder!
-The End
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