Prüfung der Sehnsucht
#1
Immer wieder starrte er von seinem Bett auf die heruntergekommene Decke des Gasthofes in welchem er einkehrt war. Seine Gedanken waren Ruhelos, wie sollter er auch Schlaf finden wenn er in sich dies Loch spürte, diese Lehre die sich in ihm ausgebreitet hat, nur einige Herzschläge nachdem sie sich getrennt hatten. Er ballte die Fäuste und in seinem Ohr klangen die Worte die er nun so sehr verfluchte "drum prüfe wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet" Er knurrte... diese dämlichen Worte hatte sie bestimmt von Irik, oder sollte es wirklich eine Prüfung des Mithras für sie sein? Nein, so grausam kann Mithras nicht sein. Drei Tage und drei Nächte soll er von Marei getrennt sein? Wie soll er das Überstehen? Den Abend hatten sie noch gemeinsam auf dem Fest verbracht, hatten ausgelassen gelacht und getanzt und immer wieder konnte er den Schatten verdrängen den die Trennung am späten Abend vorauswarf. Das Ende des Festes kam früh... zu früh... er fühlte noch immer den Schmerz als er in die Augen schaute die er so sehr liebte, sie noch einmal in den Arm nahm und an sein Herz drückte. Es ward als würde er ihren Herzschlag spüren... ihr Herz im Einklang mit seinem.. vor Aufregung und jetzt schon voller Sehnsucht rasten die beiden Herzen, und als er die Umarmung löste war es ihm als würde sein Herz stehen bleiben. "Marei ich liebe dich, und werde immer bei dir sein" waren seine letzten Worte an sie ehe sich beide umdrehten um dieser Prüfung entgegenzu gehen. Er hatte versucht stark zu sein, doch kaum hatte er sich umgedreht spürte er die brennenden Tränen in seinen Augen, und er musste den Schritt schneller werden lassen, um sich nicht umzudrehen und in der Prüfung schon nach so wenigen Momenten zu versagen. Er musste stark sein.. stark für Marei und die baldige Hochzeit...
Die Hochzeit... dieser Gedanke lies ihn lächeln und vor seinem geistigen Auge konnte er Marei sehen. Sie trug das lange weiße Kleid was sie sich schon immer gewünscht hatte, ihre Augen leuchteten mit dem Schmuck den sie trug um die Wette und dieser Anblick würde sein Herz wieder zum rasen bringen. Der Laut einer zugeschlagenen Tür liess das Bild von Marei zerbersten und riss ihn aus seinen Gedanken, und hüllte ihn wieder in die Einsamkeit. Eine Einsamkeit die er so lange nicht mehr gespürt hatte, und die ihm die Luft zum Atmen nahm... Gedanken der Eifersucht mischten sich zu der Sehnsucht... was macht sie gerade... wie geht es ihr... fühlt sie auch wie ich?
"Verdammt!" an Schlaf war nun nicht mehr zu denken, er schwang sich aus dem Bett, zog sich seine Rüstung an und griff zu dem Schwert... die Klinge leuchtete Fahl in dem blassen Mondschein und als er den griff umfaßte fühlte er wenigstens etwas Vertrautheit. Er würde sich ablenken müssen... die Sehnsucht bekämpfen durch den Kampf bis die Erschöpfung ihm endlich den erlösenden Schlaf bringt und ihn einen Tag näher an seine Geliebte bringt.
Seine Geliebte und bald seine Frau...
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#2
Meine Großmutter ist eine wunderbare Person. Wirklich. Sie ist liebevoll und herzlich, die beste Köchin der Welt. Ehrlich wahr.
Ich liebe sie wirklich sehr.
Aber nun ist sie einfach zu weit gegangen. Oder war ich selber Schuld? Aber ich konnte ihr einfach keinen Wunsch abschlagen und so hatte ich überaus leichtfertig zugestimmt, als sie ihren Wunsch vortrug.

Es war vor vielen Jahren, im tiefsten Winter, der Küchenofen bollerte wohlig warm vor sich hin und es duftete nach dem Eintopf, in dem sie mit geübter Erfahrung, dann und wann rührte.

"Mareichen," - so nannte sie mich immer - "Mareichen, horch mal her, eines Tages wirst du dich in einen Mann verlieben und er wird dir einen Antrag machen und dich heiraten wollen."
Ich weiß noch genau, wie ich von Wort zu Wort skeptischer wurde und nicht ahnte, worauf sie hinaus wollte. Also nickte ich und stimmte zu.
Sie hob wieder an, ihr Blick hatte etwas seltsam intensives angenommen, so dass ich den Ernst der Situation nach und nach begriff.
"Mareichen, dann wird er dich schnell ehelichen wollen, versprich mir, dass du ihn prüfen wirst. Meinetwegen stimme seinem Antrag zu und wenn du dir absolut sicher bist, dass er derjenige welche sein soll, dann prüfe ihn. Drei Tage und drei Nächte soll er fern von dir bleiben! Kommt er zurück eine Stunde vor dem Ablauf der drei Tage und dein Herz springt fast in zwei Hälften, dann ist er der Deine. Für jetzt und für immer. Kommt er aber weit nach dem Ablauf der drei Tage und drei Nächte, dann stoße ihn aus deinem Herzen und lauf..."

Damals schien mir das so leicht und ich stimmte ihr freudig zu, schließlich war sie meine geliebte Großmutter.
Aber jetzt, als der 1. Tag der Trennung sich dem Ende näherte, war mir, als müßte ich für jeden Atemzug Kraft sammeln. Wund war es hinter meinem Brustbein, meine Augen brannten vom heimlichen Weinen und fast hätte ich den Keksteig an die Wand gedonnert und mich auf die Suche nach ihm gemacht.
Keltan, wo bist du? Was machst du? Geht es dir gut? All mein Denken und Sehnen zog zu diesem Mann hin.

Zwei Tage und zwei Nächte sollte ich das nun noch aushalten ohne ihn?
Ach, hätte ich ihm doch erklärt, warum ich auf diese drei Tage bestanden hatte. Stattdessen hatte ich ihn einfach fortgeschickt, mit der schlichten, wie auch unwahren Begründung, wir bräuchten etwas Abstand.

Verflucht und zugenäht, was hatte ich da getan? Er musste doch denken, dass ich ihn nicht mehr wollte. Was für ein Unfug. Und wie ich ihn wollte.

Nun warf ich den Teig zwar nicht an die Wand, aber achtlos in ein Tuch, rollte ihn ein, säuberte mich und riß den Umhang vom Haken.

Ich würde ihm die Erklärung liefern und ihn solange suchen, bis ich ihn gefunden hatte. Danach konnten wir die beiden letzten Tage in Ruhe ausharren und alle wären zufrieden.

Und so rannte ich kopflos in die Nacht hinaus, gen Marktplatz...
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#3
Er hatte versagt... er hatte die Prüfung nicht bestanden. 3 Tage waren einfach zu lang, 3 Tage und 3 Nächte in der Einsamkeit ohne ihr lächeln zu sehen, ohne ihre Nähe zu spüren. Noch vor Ablauf der 3 Tage hatte er seine Sachen genommen und war nach Löwenstein aufgebrochen. Seine Robe zerschlissen, sein Körper geprägt von der Schlaflosigkeit und dem Kämpfen bis zur Erschöpfung. Die kleine Behausung die sie teilten hatte er leer vorgefunden und sofort hatte er sein Herz pochen gespürt... wo war sie nur? hatte sie etwa auch die Stadt verlassen? Wieder schossen Gedanken der Eifersucht durch seinen Kopf und schnellen Schrittes eilte er durch die Gassen von Löwenstein und hielt ausschau nach seiner Liebsten.

In der Markthalle erblickte er sie, sofort spürte er die Wärme die sich in seinem Körper ausbreitete als er das strahlende lächeln sah. Das Gefühl des Versagens verschwand augenblicklich und ungeachtet aller Blicke und der Auferlegung der Kirche körperlichen Abstand zu wahren bis sie verheiratet sind eilte er zu ihr und schloss sie in seine Arme. Seine rauen Lippen berührten die ihren und in diesem Moment wusste und spürte er, dass er sie nie wieder alleine lassen würde und sie von nun an jeden Tag an seiner Seite sein würde.

Die Zeit der Einsamkeit war vorbei und nun konnten alle Vorbereitungen zur Hochzeit abgeschlossen werden.
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