Questbeschreibung Die Farbe der Angst
#19
Der Sog war ohne Abgrund. Ein Maelstrom der Partikel, der selbst die kleinsten Lebewesen wie eine Zunge aus der Asche leckte und hinauf riss in eine Welt, die nicht die Wahre war. Xixnrir war nicht sein richtiger Name, doch kam dies dem Klackern von Spinnenmandibeln am nächsten. Kaum mehr als ein teerartiger Pfropfen abyssmalischer Korruption. Kaum mehr als eine eitrige Pustel auf dem Leib des Unendbaren. Kein passabler Gegner für den Sog. Als es aus dem Staub gerissen wurde, entlockte es dem Sog nicht einmal einen Moment des Schluckaufs.
Der Weg war ein Langer, die unirdischen Kräfte schiere Folter, die den letzten Schorf der Niederhellen von seinem Leib rieben. Und als Xixnrir durch die Pforte gespien wurde, blieb nichts als ein schwarzer Nebel, willenlos den Wünschen seines Herren unterworfen.
Sein Herr gierte.
Sein Herr grollte. 
Grollte den Menschen, die den Ort seiner Ankunft verpesteten. Grollte den glänzenden Waffen, den Gebeten, den Weihungen, dem stolzen, ehernen Willen des gerüsteten Trupps.
Hätte sein Herr und Meister seinen Leib bereits durch die Pforte winden können, er hätte diese Sterblichen vom Antlitz der Welt entfernt wie ein Pferd ein Staubkorn von der Flanke schüttelte. Viel mehr waren sie nicht, diese seltsamen Kreaturen, die sich in Fleisch und Blut und Wärme hüllten und an den Tod glaubten.
Xixnrir kannte keinen Tod. Es ist. Für es war es ein Leichtes, sich dem Willen seines Herren zu beugen. Ein Leichtes, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass es alsbald sein Auftrag erledigt in Einzelteile zerfetzt und in den Abyss zurück gespien werden würde. Durch diese seltsame, befremdliche, bedrohliche Welt zu gleiten, die gefüllt war mit Widerständen, Gewicht, Nässe.
Die Strahlen aus Licht stachen, so schütter sie von dem kleinen, weißen Ding über ihm hinab gesandt wurden. Es war weniger der Drang des Überlebens, als eher der unbeugsame Drang, seine Aufgabe zu erfüllen, die Xixnrir von einem nächtlichen Schatten zum nächsten treiben ließen, stets dort rastend, wo die Finsternis am Tiefsten war. Es vermied die fackelbewehrten Wesen oben auf der Mauer, stattdessen hielt es sich im Schatten des Walls, und floss träge auf den Torbogen zu, der sich an der Südseite des Gebildes erhob.
Dann schob sich eine weitere Präsenz in Xixnrirs kleine Welt. Sie war anders. Es war anders. Roch nach violett und schmeckte nach brodelnden Gefühlen. Es zögerte. Schwebte. Schätzte ab. Und auch das Wesen hielt inne, betrachtete die Finsternis, legte das runde, bewachsene Ding ganz oben schief, als würde es lauschen.
Keine Gefahr. Kein stechendes Licht. Keine ätzenden Gedanken. Als wäre dort ein Loch in der sterblichen Welt.
Ein kurzes Zögern, ein Abwägen, dann floss der schwarze Nebel vorwärts, sickerte durch Rüstung und Wappenrock, und verbarg sich in all den Ritzen und Fugen zwischen Leib und Leere, als hätte es immer schon dorthin gehört.
Der Leib unter dem Metall schauderte, verharrte, wog ab wie Xixnrir zuvor abgewogen hatte.
Dann setzte das Wesen sich wieder in Bewegung. Durch den Bogen. Durch das brennende Licht. Vorbei an den ätzenden Gedanken. Wie ein schützender Kokon.
Durch die Gasse, vorbei an Häusern, bis sich endlich ein Spalt von Schatten neben dem Weg auftat. Xixnrir ballte sich zusammen bis er nichts als eine lange, kondensierte, unkörperliche Schnur aus Finsternis war, und schoss hinfort in die Nacht. Das Wesen hielt nicht einmal inne, zog seiner Wege.
Und Xixnrir folgte den ätzenden Gedanken, wich aus, umrundete, stetig suchend, stetig forschend, bis es fand was es suchte.

Den Kopf der Schlange. Sein Werk konnte beginnen.

In den frühen Morgenstunden des sechsten Nebelungs brach im Dort Alarm aus. Der edle Ser, so riefen die Wachen, sei zusammengesunken auf seinem Wachplatz gefunden worden. Die Ablöse habe nichts gesehen. Er sei nicht tot, nicht sichtbar verletzt, atme und sei bis auf die nächtliche Kälte, die ihm zugesetzt habe, auch nicht offensichtlich dem Tode nahe, aber wecken, das würde nicht funktionieren.
Der edle Ser scheine in einer Art von unnatürlichem Traum festzustecken.
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