FSK-18 Mohnblumen zum Einstand
#3
Aus der kühlen Luft der kristallklaren Nacht kommend, waren die Mauern dieses Versteckes wie ein Gefängnis. Unbarmherzig und unnachgiebig hielt es sie sofort wieder gefangen. Wie jedes Mal wenn sie hier runter kam. Die Natter schüttelte die Gedanken ab und ging in die große Halle die kleine Holzkiste unter ihrem Arm behütend wie ein Neugeborenes. Sie lächelte. In gewisser Weise stimmte das sogar. Der heutige Abend würde sie aus der Schuldenliste des Bastards streichen. 
Als sie an ihn dachte, lief ihr ein kalter Schauer den Rücken hinab. Er war vielleicht kein großer Theoretiker aber er hat diese dunkle Seite. Diese unberechenbare Finsternis die ihn im Bruchteil eines Atemzuges von einem Menschen zu einem miesen Bastard werden ließen. Zumindest trug er seinen Namen zu recht. Nie wusste man bei ihm, woran man war. Nun hieß es warten. 

Erst war er nur ein Klappern im Vorraum, dann war er die leisen Flüche ob der Reise durch den Kristall und letzten Endes war er da, seine Imposante Gestalt in der schweren Plattenrüstung, baute sich im Torbogen zur Halle hin auf. Er spie den bitteren Geschmack von Rost in eine Ecke und sah sie mit dunklen Augen an. 
"Ich immer Drecksgeschmack nach Rost im Maul!" Brummte er tief und hörbar unzufrieden. 
"Ich schmelze jedes Mal dahin wenn du derart charmant bist." Sie ließ ihren Blick unschuldig wirken doch zeichneten ihre Lippen das Bild von Falschheit und Sarkasmus, dass ihre Aussage in den Pfuhl der Lügen hinab sog.
"Was du brauchst ist eine Bürste, oder besser gleich nen Striegel" Wenn seine Laune so bliebe würden die beiden sich eher prügeln, als das sie ihm etwas beibringen konnte. Sie nahm sich die Zeit ihre Gedanken zu sammeln, eventuell konnte sie den Abend retten wenn sie ihn einfach machen ließ. Sollte er doch rum maulen. 
"Und wenn ich unter dieser Illusion ein frisch gebadetes Lämmchen bin? Gekämmt und gepudert?" Kaum das die Worte ihren Mund verlassen hatten schalt sie sich schon. So beruhigte man den Bastard mit Sicherheit. Noch mehrmals warfen sie spitze Bemerkungen hin und her als wären sie eine Blendgranate die keiner behalten wollte, weil der Stift fehlte. Ihr verbales Kräftemessen entschied er natürlich für sich, 'welch Wunder' brummte es in ihrem Schädel. 

In der kleinen Taverne des Versteckes angekommen sorgte sie für die Getränke. Er wählte einen Honigbrand und irgendwie fand sie die Idee sehr gut. Den Kerl zu ertragen wenn er nüchtern war, war schon schlimm genug. Vielleicht milderte das seine sadistischen Auswüchse. Als er dann noch anfing sich ein seltsames Gemisch aus bräunlich grauen Körnern und dem Brand zu erhitzen, rieb die Natter sich insgeheim die Hände. Ihr war es egal ob er dem Unterricht folgen konnte. Sie würde ihm erklären was es zu erklären gab, und wenn er zu benebelt war, es sich zu merken war das seine Schuld. 
Sie ließ ihre schützende Illusion fallen und sein Blick glitt wieder einmal über ihren Körper und blieb an ihrem Gesicht hängen.
"Da ist sie ja." Murmelte er sachte und ein feines Lächeln stahl sich über seine verschlagenen Züge. 
"Die Frau für dieses Kleid gemacht wurde?" 
"Nein die Frau die einen Blick wert ist." War es eine missglückte Beleidigung von ihm? Er konnte unmöglich glauben das ein runtermachen ihrer Illusion sie beeindrucken würde. Oder war es letzten Endes tatsächlich ein Kompliment?
"Bastard du erstaunst mich immer wieder. Aber für dein nettes Kompliment danke ich dir." Dann wurde es ernst.
Erstaunlicher Weise stellte er sich nicht annähernd so Begriff stutzig an, wie sie es erwartet hatte. Er folgte ihren Worten und ihren Ausführungen mit wachem Geist, stellte Fragen, stellte Vermutungen an und arbeitete mit. Sie waren schon bei den Reagenzien angekommen als ihre Konzentration zum ersten Mal aus dem Raum glitt. Hier lief alles bestens und so stahlen sich verschiedene Erinnerungen in ihren Kopf. Die Blondine die sie am Morgen beinahe erdrosselt hätte.

Der Bastard hatte irgendwas gesagt das nicht zum Unterricht gehörte. Sie folgte seiner Forderung, und nahezu nebensächlich tat sie es ab, dass ihre Hand nun flach auf dem Tisch. Was sollte auch schon großartig passieren? Als ginge alles wie von Geisterhand fuhr sie fort. Erklärte ihm die Attribute des Bleis und für welchen Zauber es daher grade zu prädestiniert war. Der kurz geschnittene Haarschopf in hellem Rot erschien ihr. Ein leises seufzen zwischen zwei Worten und Gedanken an jene eine Person bei der sie lieber wäre als irgendwo sonst. 

Spoiler Gedanken an die Rothaarige
Frei nach "Ich wollte nie erwachsen sein"

Ich liege hier in deinem Arm, wo alles Leben ewig schweigt.
Nun kann ich meinen Herzschlag hörn, der pochend aus der Tiefe steigt.

Irgendwo tief in mir, brennt meine Sehnsucht nach dir. 
Erst dann, wenn ich nicht mehr atmen kann,
Schrei ich sie nicht mehr hinaus. Hinaus. Hinaus.

Ich gleite durch die Dunkelheit,
und wart drauf das du mich berührst.
Schweigend dulde ich den Schmerz.
Bis du mich noch einmal verführst.

Im Kerker dieser Seele mein, spür ich das was uns verbindet. 
Für dich, harre ich auf Knien aus.
Und so hungre ich nach dir. Nach dir. Nach dir.

Ich wollte nie die Liebe spürn, hab immer mich zur Wehr gesetzt.
Von außen wurd ich kalt wie Eis und doch hast du mich schwer verletzt.

Irgendwo tief in mir, brennt eine helle Flamme.
Erst dann wenn ich nichts mehr spüren kann.
Weiß ich es ist für mich zu spät. Zu spät. Zu spät.

Dann flammte der Schmerz auf. Nicht ihr schweres Herz peinigte sie, vielmehr der Dolch den der Bastard durch ihre Hand hindurch, in die Tischplatte gerammt hatte. Gellend schrie sie auf, derart laut das es noch Augenblicke später von den Wänden wider hallte. Als ihre Rechte sich in die Tischplatte krallte hörte sie ihn nur 'Tiefe Atemzüge'. 
Doch seine Stimme drang nicht durch den roten Schleier den der Schmerz ihr über den Kopf gezogen hatte. Fernab ihrer Gedanken versank sie hilflos in der Pein die er ihr bereitete. Kein klarer Gedanke wollte noch in ihrem Kopf bleiben. Wimmernd flehte sie sie ihn sogar bei jenem Namen an, den er in der Welt dort draußen trug. Kläglich bettelte sie, doch er hielt ihre Hand eisern fest. 

"Erinnerst du dich, an das was du zuletzt gesagt hast?" Seine Worte trafen hart, Nein sie konnte sich nicht erinnern. Ihr Kopfschütteln ließ ihr nicht einmal die Zeit sich eine angemessene Lüge einfallen zu lassen. Mit lautem klatschen flog ihr Kopf zur Seite und der nächste Schmerz breitete sich aus. Ihre Wange pulsierte dumpf unter den Nachwehen der Ohrfeige. Sterne tanzten vor ihren Augen. Mit einem Ruck zog er den Dolch aus dem Tisch und ihrer Hand und als wäre es ein Instinkt zuckt ihre Hand zurück. Es fiel ihr schwer aus den Nebeln der Schmerzen wieder klar zu werden. Sie hörte ihn noch sagen, sie solle sich besser erinnern, sonst würde die nächste Ohrfeige von seinem Kettenhandschuh kommen. Die Gedanken an die Rothaarige waren fort. Gnadenlos beseitigt vom Schmerz der Wirklichkeit. Doch sie würden wieder kommen, das schwor sie sich. 
Noch mehrere Worte wechselten sie, nun war sie wieder die Schülerin als er ihr klar machte wozu sie den Schmerz nutzen sollte. Doch gelingen wollte heute irgendwie nichts mehr. So verabschiedete er sich von ihr mit den Worten. 
"Sei nicht so wehleidig."
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Mohnblumen zum Einstand - von Smaragdnatter - 15.09.2018, 16:40
RE: Mohnblumen zum Einstand - von Smaragdnatter - 25.09.2018, 13:41
RE: Mohnblumen zum Einstand - von Smaragdnatter - 27.11.2018, 15:28
RE: Mohnblumen zum Einstand - von Smaragdnatter - 09.12.2018, 14:47
RE: Mohnblumen zum Einstand - von Smaragdnatter - 03.03.2019, 00:51



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste