Bekenntnisse eines Sünders
#5
Dritte Traumgestalt: Gnade und Wiederherstellung
Da ich die Feinde körperlich nicht überwinden konnte, da ich meinem Leib keinen Schrei nach Hilfe entlocken konnte, hörte ich auf, dies zu versuchen. Nein, der Körper war besiegt, war zerschunden, war verloren. Also richtete ich meine Gedanken auf den einen Gott, der uns Menschen gegen das Dunkel, gegen den Abgrund, gegen das Dämonengewürm zur Seite steht.

Ich begann nun, im Anbetracht der endgültigen Vernichtung, in Anbetracht des Verlustes meiner Seele selbst, bei ihm um Vergebung zu beten. Ich flehte um seinen Beistand, auf dass er den Dämonen nicht zugestehen würde, was doch ganz und gar seines sein sollte. Und fürwahr, Mithras lässt niemanden allein. Mithras hilft. Mithras beschützt. Noch im Gebet spürte ich die Stärkung meines Geistes, die Panik wich aus mir und ich wusste, dass mir bald schon kein Übel mehr geschehen würde. Gewiss, der Körper war beinahe gänzlich vernichtet, doch der eisige Griff der Dunkelheit nach meiner Seele stockte nun und bald schon spürte ich, wie der Abgrund mein Innerstes wieder verlassen musste. Umso wütender wurde nun die Tortur meines Körpers.

Doch da sah ich im Augenwinkel endlich ein grelles Licht. Dieses wuchs weiter an und wo eben noch die reinste und tiefste Schwärze war, sah man nur noch weiß. Mit schrillem Gekreiche wich der Abyss dem Überlegenen. Ängstlich verschwand das Dunkel, und in mir wuchs neuer Mut. So lag ich nun in Licht gebadet da und wartete, da sah ich am Rande meines Sichtfeldes eine rote Robe und wusste sogleich, dass sie dem Priester vom Anfang meines Traums gehörte. Ich wollte ihn um Verzeihung bitten, vergeblich. Stattdessen war er es, der mit einer unfassbar mächtigen Stimme zu sprechen begann: „Dein Flehen wird gewährt, du wirst deine Seele frei machen von dem, was du für dich hälst, damit ER darin Einzug halten kann. So wirst du wieder aufgerichtet, gelöst von dem der du nun bist. Du wirst sein, der du sein sollst. Und du wirst, was ER dir widerfahren ließ in seinen Dienst stellen. Höre seine Weisung: Gehe zur geheiligten Kirche, gib dich ihr mit allem hin, tue ihr was ER dir getan, damit sie das Reich wieder herzustellen vermag.“ Ich vernahm die Worte und jedes einzelne wurde zu meinem eigenen Willen. Geistig gab ich willentliche Zustimmung zu dieser Weisung.

Da spürte ich, wie die Hände des Priesters meinen Kopf fassten und ihn begannen zu sich zu drehen. Diese Berührung fand ohne Schmerz und Leid statt, gleichwohl der Körper noch geschunden und verloren war. Vielmehr linderte eine unfassliche Wärme jedes Leid meines Körpers. Als ich endlich dem Priester ins Gesicht blickte, erkannte ich mich selbst und doch nicht. Das Gesicht war wie das meine und doch ganz anders. Aus den Augen strahlte hellster Glanz, erhabenstes Licht. Und da spürte ich nun das Licht an meiner Seele, nicht gewaltsam, doch kräftig führte es die Seele aus dem zerschlagenen Leib und zu dem Leib des Priesters. So vereinte sich meine Seele mit dem letzten Ziel und so ward mir eine neue Chance gegeben.
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Dritte Traumgestalt: Gnade und Wiederherstellung - von Thomas Winkelknecht - 18.03.2018, 12:21
Abschließendes - von Thomas Winkelknecht - 18.03.2018, 12:27



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