FSK-18 Von der Holzfällerin zur Ritterin
#19
06. Wonnemond im Jahre 1405

Es war ein weiterer großer Ansturm. Ein weiterer Kampf, in den die Krieger Drachenthals gemeinsam mit den Soldaten und Legionären aus Löwenstein voran marschierten. Schwer gerüstete reihten sich auf wie perfekt geschliffene Perlen auf einer Kette. Über ihren Köpfen tobte ein wilder Sturm, so heftig gar, dass man nicht vorhersagen konnte ob es nur Regen und Sturm sein würde oder ob die Indharimer eine neue Teufelei geplant hatten.

Danheim - Berserkir

Schreie... Blut... die Toten der Wüstenhunde. Die Schlacht lief sehr gut. Beinahe zu gut. Bisher hatten die wackeren Streiter viele Schritt Boden gewonnen. Während einer kurzen Rast nahe einem der Höfe, sprachen die Verantwortlichen mit einem der Sklaven. Dieser erzählte von Kämpfen unter den Wüstenhunden und einem Mann in deren Reihen der ... gefährlich ... war. Jeder Soldat lebte für die Gefahr, warf sich in die Gefahr. Nicht weil sie hassten. Sondern weil sie das liebten was hinter ihnen ruhte.

Als der Vormarsch auf die zentralen Höfe begann war der Sturm auf seinem Höhepunkt angekommen. Gierig zerrten die gespenstischen Winde an den Wappenröcken tapferer Männer und Frauen, in düsterer Verführung flüsterten vorbei rauschende Blätter Angebote aus anderen Welten. Auch die kleine Blondine im Ravinsthaler Wappenrock kämpfe Schritt für Schritt vorwärts. Trotz ihres Zorns war ihr Kampfstil besonnen und abwartend. Immer in Bereitschaft jemandes Lücke zu schließen, immer auf der Hut sich vor einen der Hermetiker oder der Bogenschützen zu stellen.
Ein Pfeil der auf sie zuraste wurde von der Wehr abgelenkt, die Nahkämpfer der Wüstenhunde höhnten und johlten während ihe Schützen einen Pfeilhagel nach dem anderen auf die tapferen Krieger Amhrans nieder regnen ließen. Hinter den Schild geduckt rückte Valyra weiter vor. Als die Pfeile versiegten brach der Abyss los, Horden von Indharimer Kriegern stürmten auf sie zu. Ihr erster Gegner war ein älterer Veteran wie es schien, zumindest ließen die vergammelten Zähne und das großteils  ergraute Haar, darauf schließen. Seine Hiebe waren nicht von Kraft geprägt, doch sie kamen schnell und waren immer gut platziert. Seine Erfahrung ließ ihn beinahe erahnen woher Valyras Schläge kommen würden. Wann immer sie ihr Schwert zum Angriff führte, war seine Klinge bereits dort und fing sie ab.

'Du hast mehr als eine Waffe.' Kordians Worte aus dem Training flackerten in einer kurzen Momentaufnahme.

Aber er hatte Recht, wie so oft. Einen seiner Angriff abwartend blockierte sie seine Klinge mit der ihren, verbissen hielt sie die Waffen im Band. Als er im Begriff war das Band zu brechen und seine Klinge zu befreien, riss Valyra den Schild nach oben. Das dumpfe Knirschen seines Kiefers verschaffte der jungen Kriegerin eine selten gekannte Genugtuung. So, oder zumindest sehr ähnlich, verliefen auch die nächsten Kämpfe. Nicht nur für Valyra, für alle Krieger Amhrans. Keiner ließ sich lumpen.

Dann trat er auf die große Fläche zwischen den Häusern. Ein Indharimer wie ein kleiner Berg, beinahe seine zwei Schritt messend. In seiner Hand ein langer massiger Klingenstab. Seine Rüstung war über und über mit goldenen Verzierungen bedeckt, seine eisernen Handschuhe umschlossen die gigantische Waffe mit stählernem Griff.
Einige der Milizkräfte und der jungen Rekruten hielten respektvoll Abstand. War wohl die bessere Idee, aber so wird man keinen Krieg gewinnen. Die Blondine ging auf den Emissär des Prinzen zu, eine Faust entschlossen um ihr Schwert gelegt, die andere von ihrem treuen stählernen Schild geschützt. Seine mächtige Waffe schnitt durch die Luft, und das Zischen das ihr folgte gab Zeugnis davon mit welcher Wucht sie einschlagen würde. Wie sie es in der Ausbildung gelernt hatte ließ sie die riesige Klinge abgleiten. Der Kampf entbrannte und es ward klar, allein würde Valyra nicht siegen. Dennoch kämpfte sie...

leave no one behind

Die Welt hatte ihre Farben verloren. Nach dem Kampf war es als würden die Farben davon fließen. Als würden sie im Boden versickern.

Das Gras? helles Grau.
Das Blut? beinahe Schwarz.
Die Sonne? Ohne jegliche Farbe.

Ihr Blick wanderte nach links. Ein kräftiger Hund mit ergrautem Fell saß dort und blickte sie an. Direkt hinter ihm ein Adler, seine Flügel waren angelegt und sein Blick ruhte auf ihr. Sie wusste was diese beiden verkörperten. Tränen füllten ihre Augen. Nicht aus Angst oder Wut oder Glück. Es waren Tränen der Erkenntnis. Sie suchte die Umgebung ab. Dort waren sie... die Eule und der Hirsch. Im Schatten eines Baumes beziehungsweise auf einem der Äste warteten sie ab.

Die erste Träne kullerte...
Sie hatte sie nicht mehr halten können als sie Algrid sah. Algrid die vor ihrer leeren Hülle kniete und weinte.

Die zweite Träne kullerte...
Als sie Kordian sah, wie er ihren leblose Körper nach Hohenquell trug.

Als die dritte Träne sich auf den Weg machen will krächzt die Krähe im Hintergrund laut auf.
"Es ist Zeit. Begleite mich."
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RE: Von der Holzfällerin zur Ritterin - von Valyra Eichenwald - 08.05.2018, 20:59



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