FSK-18 Von der Holzfällerin zur Ritterin
#13
Die Seeluft, welche der Wind über die Zinnen schleppte, war frisch und kühl. Tief drang sie in die Lungen der jungen Frau und erfüllte sie mit Leben. Es war sehr viel geschehen, das meiste davon waren einschneidende Erlebnisse. Beförderungen, Untersuchungen oder Besuche beim mürrischsten Handwerker des Lehens. Aber das war es nicht was so tief drinnen nach Abkühlung schrie. Etwas anderes hatte sich gezeigt. Etwas das Valyra nicht kannte. Zuerst mit Lawin gemeinsam, dann als Aki sie angemault hatte und zu guter letzt auch nochmal als bei dem Appell gegen Kordian gewettert wurde. Wenn auch im Scherz.  Was verband diese drei Momente miteinander? Es war zu keiner Zeit das selbe Gefühl oder doch? War sie auf Lawin wütend gewesen während sie diese Nacht... Nein! War sie nicht. 

Das Leder der Handschuhe knirschte zwischen ihren Fingern, als sie die Faust ballte. Was also hatte sich verändert? 
Die Frage bohrte sich in die Gedanken der jungen Soldatin. Obwohl die Antwort klar vor ihr lag. Sie lag sie deutlich vor ihren Augen wie das Meer vor der Küste Ravinsthals lag. Sie hatte die Kontrolle verloren. Nicht vollends, jedoch genug um hinderlichen Gefühlen ein Tor zu öffnen. Wut, Verachtung und Wollust. Sie schämte sich dafür das diese drei sie so sehr hatten überrumpeln können. Keines der drei Gefühle kannte sie richtig, keinem war sie jemals lange oder intensiv ausgesetzt oder gar erlegen. Doch seit heute war der Schalter in ihrem Kopf umgelegt. 

(( Musik ))

Viel zu lange schon sperrte sie diese Gefühle ein. Viel zu lange schon war sie nicht mehr als eine Hülle für ein leeres Dasein. Das kleine blonde Mädchen das sie aus dem Wald gelockt hatten. Doch nun war eine Mauer errichtet worden. Dafür war kein Steinmetz nötig, diese Mauer hatte ein anderer gebaut. Jemand der mit Sicherheit nicht wusste was er angerichtet hatte. Jemand der vielleicht nicht wollte das dies geschah. Die Mauer war vollendet. Das goldene Herz eingeschlossen und keine Belagerungsramme der Welt könnte es wieder befreien. Die großen unschuldigen Augen des Mädchens wurden schmaler und die Wärme aus ihrem Blick verschwand. Die Flamme von Aufopferung und Hingabe würde hinter der Luftdichten Mauer erlöschen. Atemzug für Atemzug verließen diese Gefühle das Innerste Valyras. So konnte die Kälte der Nacht sich im Herzen der jungen Kriegerin fest setzen. 

Die Wache war rum, ihre Ablösung pünktlich zur Stelle. Es wurden einige Worte gewechselt, hauptsächlich darüber was vorgefallen war oder worauf man achten sollte. Valyra schnallte ihren Schild über den Rücken als eine Stimme hinter ihr erklang.
"Wie sieht es aus, Val.. kommste mit in den Troll, auf ein Met oder drei?" Valyra sah sich um und blickte ihrem Kameraden direkt in die Augen. Kaum einem Menschen hier zu lande hatte sie jemals in die Augen gesehen. Zumindest niemals lang und bei weitem nicht so eindringlich. Sie brauchte nicht einmal ansetzen etwas zu sagen, ihr Wachführer hob schon die Hand.
"Schuldige das ich gefragt hab, ein Nein hätts auch getan." Kein weiteres Wort sprach sie an diesem Abend noch. Nicht einmal ihr über alles geliebtes Pferd holte sie aus dem Stall. Und im kümmerlichen Licht des Neumondes schritt das blonde Mädchen hinaus in die Nacht, in Richtung der Grenze zur Thalweide. 

"Was ist in die gefahren?" 
"Keine Ahnung Berthold, seit sie in Löwenstein war und danach mit der Druidin gesprochen hat, hat sie keine zehn Worte gesprochen." 
Dann wurden die Umrisse der Blonden von der Nacht verschluckt.
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RE: Von der Holzfällerin zur Ritterin - von Valyra Eichenwald - 18.12.2017, 02:56



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