FSK-18 Von der Holzfällerin zur Ritterin
#9
Leise rauschten die Wipfel des kleinen Waldstückes, als der Wind mit sanfter Hand durch sie hindurch glitt. Flüsternd erzählte er von fernen Ländern. Der Duft der Tannen stieg ihr in die Nase und kitzelte sie. Während die junge Rekrutin so an dem Fels lehnte konnte sie nicht umhin an all diese wundervollen Dinge zu denken. 
~Ich werde deinen Arm jetzt wieder dorthin ziehen wo er hingehört, das tut weh, aber keine Sorge sogar deine Rekrutin hat das ausgehalten~
~Schafft diese beiden aus der Frontlinie, an einen sicheren Ort~
Das Rauschen klang seltsam dieser Tage. Valyra öffnete die Augen. Ach Elend... sie waren noch mitten in der Schlacht um die Hochebene. Ihre Rüstung sah aus wie ein Fransen Überwurf und überall fehlten kleine Stücke ihres Bauches. Die Löcher waren zwar mittlerweile mit Salben, Kräutern und Verbänden aufgefüllt, aber schön fühlte sich das nicht an. Wie waren wir eigentlich hier her gekommen? Der Tag begann vor Valyras geistigem Auge vor neuem. 


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Der Morgen war frisch, die letzte Nachtwache beinahe zu Ende. Die Hundswache. Sie wusste mittlerweile warum man sie so nannte. Es machte ihr zum Glück nicht all zuviel aus. Die Ablösung die in ihre Richtung schlurfte wirkte mehr wie der Feind als wie ein Milizsoldat. 
'Ja noch ein wenig langsamer und ich rufe Alarm und ringe dich zu Boden.' Der Hunger gab ihrem Bauch die Macht seine Spielchen zu spielen. Aber, erst die Pflicht dann das Vergnügen. So wies sie die Ablösung ordnungsgemäß ein. Linke und Rechte Grenze der Beobachtung, die tägliche Parole, Abschnitte für besondere Aufmerksamkeit und und und. Mehr als einmal glaubte Valyra der Kerl sei im stehen eingeschlafen. Nun gut ein kleiner Spaß musste sein.

"Ich habe in der Nacht immer wieder dieses Kratzen aus dem Boden gehört, angeblich graben die Indharimer Tunnel und stechen mit vergifteten Nadeln durch zu dünne Stiefelsohlen." Mit einem Schlag war der Soldat hellwach und stocherte mit seinem Speer im Boden herum. Valyra besah sich das Schauspiel einige Augenblicke lang, ehe sie den Mann erlöste. Sie würden wohl nur in tiefster Nacht kommen, er sei außer Gefahr.
"Du kannst doch Trambold nicht so erschrecken, der ist eh abergläubisch wie kein anderer. Letzten Sommer hat er seine Fußlappen vier Wochen lang nicht gewechselt weil er meinte dadurch würde die Ernte besser." Valyra kicherte als sie mit ihrem Wachhabenden zum Lagerfeuer zurück ging. Das morgendliche Waschen war, wie jeden Tag, nicht das gelbe vom Ei. Kalt, nass, Hunger und ach was wusste sie noch. Zumindest hatten die meisten Soldaten nun aufgehört zu gaffen wenn dieses Ereignis anstand. In den ersten Tagen konnte Valyra förmlich alle blicke auf sich kleben spüren. 

"Das vergeht, du bist neu. Frischfleisch. Zwei Wochen anzügliche Witze, Glotzen, Kichern. Aber dann hast du es hinter dir. Falls du dann noch lebst, bist du nämlich keine Frau mehr sondern eine Soldatin. Das macht es für die meisten schon viel langweiliger." Die ältere Soldatin neben ihr schien ein recht dickes Fell zu haben was dieses Gehabe anging. Nun sie hatte auch sonst recht dickes Fell. Valyra verkniff sich jeden Kommentar. Das hatte sie sehr früh gelernt, für jeden Kommentar gab es den richtigen Ort und die richtige Zeit. Liegestütze waren eine fulminante Lernmethode bei sowas. Das Frühstück bestand aus kalten Rippchen vom Vorabend und ebenso kaltem Linseneintopf. Valyra schnappte sich eines der kalten Rippchen und hielt es an einem Stock über die Flammen. Das verbesserte den Geschmack nicht so wirklich, aber immerhin genug das man es runter würgen konnte.

Der Tag verging mit allgemeinen Arbeiten. Holz schlagen, Rundgänge und leichtes Waffentraining. Heute schonten sich viele der Kämpfer. Verständlich, an diesem Abend würden sie Seite an Seite auf dem Plateau stehen und um ihr Leben kämpfen. Vieler Orts vernahm man das leise Scharren welches Schleifsteine hinterließen wenn sie über die Schärfe der Klinge tanzten. Andere besserten Ihr Rüstzeug aus, Riemen wurden erneuert, die Helme eingestellt und es wurde heilendes Gesöff an alle verteilt. Dann hieß es ... ANTRETEN. So möge der Tanz beginnen.
Ser Ulfson stand vor dem Haufen und teilte sie in Gruppen ein. Bis das Wort Freiwillige erklang hatte Valyra nur mäßig zugehört und so war es nicht verwunderlich, dass sie vortrat und sie meldete. Aber.. wofür eigentlich? Auf einmal stand Ser Ulfson vor ihr. Sie sprachen darüber, dass es keine Schande wäre zur Not in der zweiten Welle mit zu gehen. Sie müsste sich vor niemandem dafür rechtfertigen wenn ihre Waffenfertigkeiten noch nicht so ausgereift waren. 
'Oh Nodons, was habe ich getan? Erste Angriffswelle?!?' Valyra konnte innerlich ein deftiges SCHNAUZE DA UNTEN, nicht wegdrücken. Aber zum Glück war ihr Bauch nicht Chef dieses Körpers so kamen aus ihrem Mund nur die Worte...
"Edler, ich werde meine Pflicht erfüllen." 

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Das war vor wenigen Stunden, inzwischen hatten sie eine Brut von Bären erledigt, die offenkundig krank waren und in blinder Raserei vorstürmten. Naturgewalten aus Haaren, Zähnen und Klauen so scharf wie Worte der Adeligen. Und sie überrollten beinahe die Linien der Kämpfer. Dann hagelte es auch schon Bolzen und Pfeile. Der Himmel wurde dunkler und im Schatten der Geschosse fielen einige dieser Bestien. Als dann aber hunderte dieser wankenden Untoten auf sie zu stolperten brachen die Linien auf, überall drangen sie durch. Und genau darum lag sie nun hier. Diese faulenden Bastarde hatten sie zu Boden gezerrt und wollten aus ihren Eingeweiden ein Festmahl machen. Glücklicher Weise hatte ihre Rüstung genug Zeit heraus geschunden damit die Kämpfer die Reihen wieder schließen, und sie retten konnten. So fehlten nur ein paar der ansehnlichsten Stücke, nichts was nicht nach wächst hörte sie sich sagen. Zu wem auch immer. 

~Dieser Schrein ist immer noch geweiht, aber Artio's Geist wurde scheinbar entführt?!?~
~Wie entführt man den Geist einer Göttin??~

Die Fragen die aufkeimten und die wenigen Antworten die wir hatten trommelten in Valyras Ohren. Sie würde schon mithelfen, koste es was es wolle. Als sie aufstand drehte sich alles, es wäre sicher ein lustiges Bild für jeden Umstehenden wie die junge Rekrutin mit dem Fuß aufstampfte und den Boden aufforderte still zu halten. 

~Hat sie schon wieder einen Schlag auf den Kopf bekommen?~
~Ja das scheint zur Gewohnheit zu werden, wenn sie so weiter macht eignet sie sich bald nur noch zum Latrinen putzen~

Der Abend brach herein, der Schrein konnte gehalten werden, eine neue Frontlinie bildete sich und schon übermorgen würde dies alles wieder Alltag sein. Ein grausiger, kalter und tödlicher Alltag. 
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RE: Von der Holzfällerin zur Ritterin - von Valyra Eichenwald - 22.11.2017, 12:16



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