FSK-18 Der Ruf der Verdammnis
#2
Das Mal führte mich. Ich hatte keine Ahnung, wohin. Auch wenn mir das nicht passte, ich hatte keine anderer Wahl, als die Wege einzuschlagen, welche mich näher zum Ziel führten - wo immer, wer immer das auch sein sollte. Wich ich vom erzwungenen Pfad ab, sandte das Mal zunächst erträgliche Schmerzwellen aus; sollte ich dann immer noch dumm genug sein, diesen dezenten Hinweisen nicht Folge zu leisten, wurde der Schmerz stärker und immer stärker, bis ich mich krümmte wie eine Made und einfach nicht mehr weiter gehen konnte.

Abgesehen davon war ein beständiges Kribbeln in meiner linken Handfläche zu spüren, als ob Ameisen unter meiner Haut wuselten. Es war zumutbar, aber unangenehm und auch mein täglicher Suff konnte dieses Gefühl nicht betäuben. Dazu war die Narbe aufgebrochen. Eine ständig blutende, eiternde Wunde, deren Anblick sogar mich ankotzte. Ich gewöhnte mir an, Handschuhe an beiden Händen zu tragen.

Meine Rechte umschloß schon länger ein eng sitzender Lederfingerling. Die Stadtwache und Mithraspriester in Guldenach waren nicht zimperlich gewesen was ihre Befragungsmethoden anging. Ein Hammer war ein einfaches, aber höchst effektives Foltergerät und hatte mir, nach der Frage der Rotkutte, mit welcher Hand ich schreiben würde, alle Finger der rechten Hand gebrochen. Der Mann hatte das Werkzeug auch noch an meiner Kniescheibe ausprobiert, aber als ich dann wohl bewußtlos zusammen gesackt bin und dies mein Geständnis gefährdete, wurde der Hammer verbannt - und mein ehemaliger Folterknecht, seines Spielzeuges beraubt, sass den Rest des Verhörs wie ein schmollender Schulbengel in der Ecke und starrte mir bösartig entgegen.

Das enge Leder des Handschuhs half dabei, dass sich die geqüalten Gliedmaßen nicht wieder wie ein totes Insekt zusammenkrümmten. Es war ohnehin ein kleines Wunder, dass ich die Hand wieder einigermassen benutzen und mich ohne allzu behinderndes Nachziehen meines malträtierten Beins fortbewegen konnte. Die Schmerzen, die ich dann doch noch hatte, wurden von Brandwein, Starkbier oder Schnaps zum Schweigen gebracht. Ich hatte mich auch an anderen narkotisierenden Substanzen versucht, aber diese waren vergleichsweise teuer und schwer zu bekommen. Säufer waren anerkannte Mitglieder der Gesellschaft und ich reihte mich nur allzugerne in deren Riege ein, ohne lästige Fragen beantworten zu müssen.

Eine Zeit lang erleichterte dann doch ein dürrer Klepper mein Fortkommen, aber eines Morgens war er verschwunden. Schlaues Vieh. Ich hatte zum Glück nicht viele Sachen, die zu schleppen oder wert gewesen wären, geklaut zu werden. Meine abgetragene Lederkluft, ein kleiner Dolch, ein Bogen mit wenigen Pfeilen, eine traurig eingefallene Geldkatze am Gurt. So kam ich schließlich in diesem Drecksloch von Stadt an, welches den hochtrabenden Namen Löwenstein trug … und traf ausgerechnet auf die Elster.
... wer die Hand in Blut wäscht, muß sie in Tränen baden ...
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Der Ruf der Verdammnis - von Belshira Karde - 25.07.2015, 04:06
RE: Der Ruf der Verdammnis - von Belshira Karde - 07.08.2015, 01:57
RE: Der Ruf der Verdammnis - von Belshira Karde - 31.01.2018, 17:49
RE: Der Ruf der Verdammnis - von Belshira Karde - 28.02.2019, 21:23



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