Ungerechtigkeit als Herausforderung
#48
(18.03.2013, 16:29)Harrow schrieb: Die Erfahrung zeigt doch, dass IG-"Ungerechtigkeit" nur dann zum Problem wird, wenn Outgame-Komplexe ins Spiel übertragen werden.

[...]

Mein Charakter ist von mir unabhängig. Ein Freizeit-Spaß den ich mir gönne, wenn ich Bock drauf habe. Die Geschichte die meinem Char. widerfährt ist mir zunächst egal, solange sie kongruent und spannend bleibt.

Das ist der Punkt. IG-"Ungerechtigkeiten" können aus genau diesem Grund zum Problem werden, auch wenn keine OG-Komplexe im Spiel sind - nämlich in dem Moment, in dem es mir permanent oder zumindest oft schwer gemacht wird, am Spiel noch Spaß zu haben. Das kann ganz verschieden aussehen: der Charakter wird ständig überfallen (permanenter Zwang zur immer gleichen Situation, das Murmeltier lässt grüßen), der Charakter wird nur noch fremdbestimmt gespielt (permanente Strafaufträge, die mir keine Zeit mehr für eigenes RP lassen), der Charakter wird geblockt (Freiheitsentzug mit 10 Minuten "AlibiRP" am Abend), der Charakter wird ohne mein Einverständnis verstümmelt (ich bin nicht mehr fähig, den Charakter nach dem grob erdachten Konzept auszuspielen, während der Verstümmler selbiges sehr wohl getan hat - auf meine Kosten), etc.

Es ist in all diesen Situationen keine Lösung, obwohl sie hier in den Thread schon öfter angepriesen wurde, sich eben einen stärkeren Char zu machen. Man hat genau so ein Recht auf einen schwachen Charakter wie der Räuberspieler sein Recht auf einen starken Charakter hat - das ist kein Freibrief, mit dem Schwächeren wie mit einem Dummy-NPC umzugehen, frei nach dem "Selber Schuld"-Prinzip. Und schließlich könnte der Spieler des schwächeren Charakters in umgekehrter Argumentation auch verlangen, der Räuber solle gefälligst mit weicherem Herzen und tolpatschiger gespielt werden - wird auch keiner machen.

Wir kommen hier im Grunde an den Punkt, der weiter oben schon angesprochen worde: die Forderung, seinen Charakter gefälligst kompromisslos so spielen zu können, wie man es sich vorstellt, ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten seiner Mitspieler nehmen zu müssen. In diesem Moment nimmt man aber in lustiger Selbstverständlichkeit eben jenen Mitspielern das Recht, ihre Charaktere so zu spielen wie sie es sich denken. Man zwingt ihnen quasi das eigene Konzept auf und verkauft das als Konsequenz.

Es ist in einem sozialen Netz schlicht und ergreifend nicht möglich, ohne vernünftige Kompromisse vorzugehen - und vernünftige Kompromisse sind immer da notwendig, wo empfindlich (!) in die Handlungsfreiheit des Anderen eingeschnitten wird. Die Tatsache, dass das hier ein Spiel ist, ändert überhaupt nichts an diesem Grundsatz: wir sind nun mal ganz viele Leute, die mit eigenen Vorstellungen und Charkonzepten aufeinander prallen, und jeder Einzelne hat das Recht, sein Konzept in einem vernünftigen Rahmen zu verwirklichen.
Leute, die solche einfachsten sozialen Regeln aus irgendeinem Grund in UO außer Kraft gesetzt sehen, finden sich erfahrungsgemäß sehr schnell ohne Mitspieler wieder. Das ist keine Drohung und kein Diss - nur etwas, was man auf etlichen Shards immer wieder erleben kann und was eigentlich traurig bis unnötig ist. Insofern ist es womöglich sinnvoll, eigenen und fremden Frust zu minimieren und seine Freiheit der Charakterauslegung hier und da einen Tick zurückzuhalten, um eben auch den Mitspielern ihren Spaß zu lassen.
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RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - von Tahris - 12.03.2013, 20:47
RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - von Niobe - 12.03.2013, 21:10
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