FSK-18 Mein Leben gehört Dir
#7
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Dass Avani den Abend im Palais überstanden hatte mochte daran liegen, dass sie ihre Gedanken und Gefühle an ein anderes Ereignis gekoppelt hatte. Dass man abwertend über sie sprach, wie über ein widerborstiges Vieh, prallte an ihr ab. Selbst als darüber erörtert wurde, mit welchen leiblichen Strafen man sie gefügiger machen könnte. Sie dachte an Tanju. Wie leer ihr Blick für die Umstehenden wirken mochte, tauchte dahinter lebendig und wahrhaftig immer wieder die große Gestalt des Juren auf. Seine ernsten, sanften Augen, verbunden in einer besonderen Verflechtung aus Stärke und Mitgefühl. Er, unerwartet auf dem Waldweg, umweht von seinem langen schwarzen Haar. Der erste Jure seit vielen Jahren und sie hatte Angst empfunden so sehr nach Amhranern zu stinken, dass er sie ablehnen würde. Das tat er aber nicht.

Ihrem Herrn die Füße zu massieren machte ihr nichts aus, Avani empfand es nicht als Form einer Demütigung, denn in ihrem Stamm gehörte es zu einer familiären Tradition, der nichts Erniedrigendes anhaftete. Ihre Finger waren beschäftigt und sie erreichte etwas Besänftigung und Wohlgefallen, während man sein Geplänkel austauschte. Erst als man sie wie einen Haushund streicheln wollte drehte sie ihren Kopf wacher zur Seite. Die rothaarige Priesterin drängte ihren Herrn daraufhin aufgeregt das Mädchen dafür zu bestrafen. Als dieser ihr jedoch nur eine symbolische Ohrfeige gab war es die Frau gewesen, die Avani in den Schopf griff und schallend zuschlug. Wäre nicht die Vogtin in die Räumlichkeiten eingetreten wäre Avanis Hass und Verachtung nicht abgebrochen. Eine unscheinbare Frau, doch erkennbar von Bedeutung, denn ihr Herr offenbarte wieder seine gewinnende, schmeichelnde Art.

Der Jurin wurde aufgetragen Getränke aufzutischen, doch fand sich in den Gemächern der Priesterin nichts als einen Krug Wasser und einen einfachen Becher, den aufzufüllen ihr befohlen wurde. Hätte sie es nicht getan. Hätte sie sich bloß lieber geweigert und sich dafür eine Pracht Prügel eingefangen, bis man es leid gewesen wäre und sie rausschickte. Wie auch immer es hatte passieren könnten: Die Vogtin setzte ihre Lippen an den Becher und stürzte sich damit in ihr Elend und dem Boden entgegen. Wäre nicht der Herr mit seinem Antidot zur Stelle gewesen, so wäre nicht nur für die hohe Dame der Tod unabwendbar gewesen.

Avani hatte die ganze Zeit darauf gewartet, dass man sie festnehmen und verurteilen würde: Das nach „Pferd“ stinkende Ding aus der Juretai, die dreckige Leibeigene, die einen Giftanschlag verübte. Es passierte nicht am selben Tag und auch nicht an den Tagen darauf. Und selbst als die Vogtin Avanis Weg kreuzte, war es, als wäre sie unsichtbar und nicht von Belang oder Gefahr. Dennoch hatte die Jurin es vorgezogen nicht in der Nähe zu sein, wenn die hohe Dame abermals aus einem Becher trank.

Ein Geheimnis mehr.
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