FSK-18 Mein Leben gehört Dir
#1
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Wie im Fieberwahn vermengten sich Bilder ihrer Vergangenheit mit den Eindrücken eines vermeintlichen Hier und Jetzt und einem wilden, von den drei Schwestern heimgesuchten Traum. Halb benommen aus ihrem Bewusstsein gerissen, in einem von Schmerzen dominierten Dämmerzustand, begann sich alles des Nachts zu drehen. Ein tiefes, kehligen Grollen erklang zu ihrer linken und sie fragte sich, wie die Wölfe in das Schlafgemach ihres Herrn eingedrungen waren. Doch war dort nichts bis auf einen dunklen Schatten, der durch das flackernde Kerzenlicht von einer Nische zur anderen getrieben wurde. Dann knurrte es zu ihrer rechten, Krallen fuhren über Holzdielen, bereit zum Angriff, bereit zum Zerreißen. Dann verschwand ihr Geist in die warme Ebene ihrer Heimat, durchdrungen von den Trommelschlägen, welche die Rituale der Erwachung begleiteten. Fackeln wurden rhythmisch auf und ab gehoben, heißes, blendendes Feuer vor dem Hintergrund eines von Milliarden Lichtern übersäten, schwarzen Samttuches. Sie hörte die Schreie, das Fluchen, das Weinen und Klagen ihrer Mutter, roch verbranntes Fleisch, brannte selbst, spürte die Hitze. Und da war er mit den abgründigen Augen, wie er sich zwischen sie drängte. Er war das Feuer. Ihre unterkühlte Haut brannte unter der Berührung seines warmen Leibes. Messerhiebe wichen feinen Nadelstichen, als er die wallende Hitze seines Blutes mit ihr teilte, ehe ihr Körper kraftlos den Kampf aufgeben würde – ehe sie erfror. Sein Gewicht senkte sich auf ihren schlanken, sich windenden Körper. Doch sie spürte keine glatte Haut, sondern den dichten Pelz der rotbraunen Wölfin. Ihre ledernen Tatzen betteten sich auf ihre Schultern und drückten die sich im Fieber windende Juri mit dem Rücken auf das Laken. Ihre kalte Nase drückte sich unter Avanis Kinn, sie hechelte warm und friedlich über die freigelegte, hilflos ausgestreckte Kehle der Schwarzhaarigen. Ein Vertrauensbeweis. Ein Blinzeln und Zwinkern in den goldenen Augen, die braun aufblitzen. Dann packte er sie im Gesicht, seine Hände gruben sich links und rechts in ihre Haare, fixierten ihren Kopf. Seine Nasenspitze streicht über ihre Lippen. Nicht mehr sie ist es, die keucht, sondern sein kehliger, gieriger Laut, der nach ihr verlangt.

Als sie am nächsten Morgen erwachte schlief er neben ihr, mit dem Rücken zu ihr gewandt. Ihre Hände strichen unter die Decke und sie spürte, dass sie unberührt geblieben war. Avani wusste nicht recht, ob sie dies erleichtern sollte oder es nicht besser gewesen wäre, wenn die Ohnmacht sie gnädiger Weise taub gemacht hätte für das, was unweigerlich noch folgen würde.
Nachdem ihr Herr sie gestern strafte, in dem er sie bei eisigen Temperaturen in der Nacht mit mehreren Eimern Brunnenwasser übergoss, war er es nun gewesen, der sie wieder zu den Lebenden zurückholte. Ihr Leben gehörte ihm. Und er nahm es sich immer und immer wieder.
Doch Avani träumte von der Wölfin und sehnte sich danach sich in ihrem Fell zu vergraben.

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Mein Leben gehört Dir - von Avani - 21.01.2019, 23:13
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