FSK-18 Von der Holzfällerin zur Ritterin
#18
Die Tage waren ins Land gezogen.
Der Dienst an der Front war zum Alltag geworden.

Scharmützel, Ausfälle und Schritt für Schritt erkämpfter Boden. Sogar einen vorgeschoben Posten hatten sie genommen. Ja, ja es ist wahr die Indharimer wankten. Der letzte Sieg rückte täglich näher. Die Späher hatten die Gegen immer wieder durchstreift, sie hatten immer wieder die Bewegungen und die Lager der Feinde aufgezeichnet. Heute würde das alte Jurenlager genommen werden. Das Getuschel unter den Soldaten war Besorgnis erregend.
"Die werden es sicher niederbrennen."
"Das müssen sie auch, ich werde nicht an einem Haufen Fellzelte wache schieben."
Valyra strafte dieses Gemurmel mit Missachtung. Diese Narren würden niemals so reden wenn es um ihre Häuser ginge. Aber anderen ihr Lebenswerk zu nehmen war ja einfach. Dieser Tag würde wieder einmal zeigen zu was wir Menschen fähig sind, im Kampf aber auch in unseren Entscheidungen.

Stunden später kämpften Mithrasi und Mondwächter Seite an Seite in dem alten Jurenlager. Die Verteidiger der Indharimer waren bis zum äußersten entschlossen. Ihre obskuren Magier entzogen dem Land alles Leben, auf eine solch perverse Weise, dass sich das Gras unter den Füßen der Krieger grau färbte, dass die Lungen der Krieger vertrockneten und ihre Mägen sich anfühlten als würde man sich gerade jetzt, selbst verdauen. Die gewaltigste ihrer Fleischmonstrositäten hielt die Angreifer Amhrans lange in Schach. Die Schläge wirkten als würden ihre Schwert in das pulsierende Fleisch eingesaugt und wieder ausgespuckt. Kaum einer der Kämpfer fügte dem Biest nennenswerten Schaden zu. Erst nach Stunden des Kampfes mehrten sich die Risse in der Haut des Ungetüms. Es steckten mehr Pfeile und Bolzen in seinem Fleisch als manch Fürst Haare auf dem Kopf trug. Mit einem lauten Getöse kippte der Gigant in den Staub, selbst ihre Nekromanten fielen, doch als Antwort auf diesen kleinen Sieg, schlugen Kanonenkugeln überall im Lager ein.

"Brennt alles nieder, solange ihre Kanonen diesen Abschnitt unter Beschuss nehmen, können wir diese Position nicht halten." Kordians Befehl hallte über den Platz und Valyra rutschte das Herz in die Hose. Das konnte nicht sein Ernst sein, wie...wieso? Ihr Blick suchte den Seinen und sie trafen sich.

'Beiß niemals einen Happen ab, der zu groß zum schlucken ist.' Die Worte aus der Werkstatt Akis klangen in ihren Ohren.

'Häuser kann man wieder aufbauen, tote Kameraden gehen für immer.'

'Manchmal bekommen wir Soldaten Befehle die uns nicht gefallen, unsere Stärke ist es, in diesen Momenten unsere eigenen Ziele hinter dem Wohl des großen Ganzen anzustellen'

Valyra brauchte es nicht aus seinem Mund zu hören. Als sie seine Augen sah ahnte sie, dass ihm dieser Befehl keine Freude bereitete. Aber es musste getan werden. Das alte Jurenlager ging in einem Flammenmeer unter. Doch es war keine Schande für die Menschen Amhrans. Nicht solange sie sich den Willen, es wieder zu bauen, bewahrten. Es gab noch mehr zu tun.. die Brücke im Süden musste gesichert werden. Zumindest sollte deren Nachschub keinen Weg mehr hier her finden.

Die Ritter bellten Befehle an ihre jeweiligen Untergebenen, Übergänge wurden gesichert, Späher entsandt. Die Brücke im Südosten blieb für die Truppen unter Kordians Befehl. Während Sebastien und Valyra, aus den Resten der Jurenlager Palisade, Barrikaden schlugen detonierten offenbar unzählige Splitterbomben.
"Elend.. könnte unsere Arbeit hier unnötig geworden sein?" Sebastien Adelwin schaut Valyra an, in seinem Gesicht lag nicht die Sorge das ihre Arbeit unnötig war, sondern die Frage 'Wen hat es da erwischt?'. Valyra rutschte es einfach so heraus, sie wollte den Beamten nicht so unnötig erschrecken dennoch sagte sie es.
"Entweder das, oder wir sind die letzten Überlebenden dieser Offensive." Mit den schweren Barrikaden auf Schultern und Rücken stapften sie nach Süden. Die Sorge wuchs mit jedem qualvollen Schritt. Es dauerte nicht lang als die beiden, durch Rauchschwaden die anderen sehen konnten. Ja! Es gab Verletzte, aber sie waren am Leben. Die Brücke sah aus als hätten Irrsinnige abertausende von Nägel und Glassplittern ins Holz gehämmert.

Während Sebastien sich daran machte die Barrikaden aufzustellen schob die blonde Kriegerin ihren Schild wieder über den Unterarm. Sie würde nicht zulassen, dass verirrte Pfeile den Beamten trafen. Die Arbeit ging voran und die Indharimer hielten sich von der Brücke fern. Sollen sie, wir kommen sie noch früh genug holen.
Dann erklangen aus der Ferne Detonationen. Indharimer Kanonen! Sie hatten diese garstigen Geschütze schon mehrfach erlebt. Den Göttern sei, zielten diese Wüstenhunde sehr schlecht. Vielleicht würden sie selbst sogar die Brücke zerfetzen. Doch Sicherheit ging vor. Valyra ging, nahe an einem Baum, in Deckung. Zu spät macht das Pfeifen und Summen ihr klar, das die Kugeln nicht so ungezielt waren wie die anderen Schüsse bisher. Die Kanonenkugel explodierte keine zwei Schritt von ihr weg und zerfetzte einen umstehenden Baum wie ein Hühnerei. Die Wucht reichte aus um die Kriegerin in den Staub zu schicken, ihren Schild zu erfassen und mit großer Wucht vom Arm zu reißen.

Zusammen mit einigen Teilen ihres Plattenhandschuhs und dem Ringfinger ihrer linken Hand. Mit einem leisen platschen, versank alles zusammen im Flussbett.

"GNAAAAAAARRRRHHHARRR" Ihr Mark erschütternder Schrei gellte über die Ebene. Abwechselnd Kreischend, die Indharimer verfluchend und Wimmernd, wand sie sich auf dem Boden. Unkontrolliert zuckten ihre Gliedmaßen und verdrehten sich ihre Augen. Kordian eilte herbei und drückte sie ins Gras. Seine Worte wollten sie von dem Scherz fernhalten, sein Griff ihr Halt geben und doch waren seine Mühen nur ein zartes Lüftchen, welches dem Nebel kaum trotzen kann.
"ICH WERDE DIESEN BASTARDEN DIE EINGEWEIDE RAUS REIßEN!" Von Schmerz getrieben fluchte die Blondine wie ein Rohrspatz dem man jede Feder einzeln zupfte. Noch lange nachdem Elda die Blutung gestoppt hatte, nachdem Algrid ihr einen Trank gegen die Schmerzen gegeben hatte und nachdem sie von Aygo ins Heilerhaus gebracht worden war, hielt der Schmerz sie gefangen und verdunkelte ihren Geist.

Akis Wehr hatte nahezu alle Holzsplitter des Baumes aufgehalten. Abgesehen von der linken Hand, dem Piepen im Ohr und den Schwindelgefühlen war sie recht gut dran. Doch der Schmerz gönnte ihr diese Nacht nur wenig Ruhe. Hätte Elda nicht so lange und inbrünstig mit ihr gebetet, wäre die Blondine in dieser Nacht nicht zur Ruhe gekommen.
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RE: Von der Holzfällerin zur Ritterin - von Valyra Eichenwald - 06.04.2018, 13:27



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