Bodkinpfeile für die Kirche
#3
Die Finger des jungen Mannes legten sich fest um den Tiegel in dem er den Stahl für die Spitzen einschmelzen wollte, sein Blick hingegen heftete sich auf die Glut, wurde magisch von ihr angezogen. Das Rot der glühenden Kohlen hatte ihn früher immer an die Morgenröte und somit an Mithras erinnert, doch dieser tröstliche Vergleich war jetzt fern. Nun erinnerte ihn das Glühen an ein Paar rot glühende Augen in das er noch vor wenigen Tagen geschaut hatte - viel zu lange. Plötzlich fühlte er statt der trockenen Hitze der Esse wie sein Blut zu Eis gefror, es schoss ihm von den Beinen aufwärts durch die Adern und fror seinen ganzen Leib ein. Als es sein Herz erreichte fühlte es sich an, als bekäme er keine Luft mehr und als krampfe sich alles in ihm zusammen.
Mit Gewalt riss er seinen Blick von dem Glühen los und schnappte nach Luft. Die Knöchel seiner Hand traten weiß hervor, so fest umklammerte er den Griff des Tiegels. Der Stahl war längst geschmolzen, wie lange hatte er in die Glut gestarrt? Mühsam blinzelnd versuchte er sich selbst wieder ins Hier und Jetzt zu versetzen und wandte sich um, darauf achtend dass er die Kohlen nicht erneut ansah. Mit leicht zittriger Hand goss er den flüssigen Stahl in die Form für die Bodkinspitzen. Wütend biss er sich auf die Unterlippe und starrte die verräterische Hand an als wäre sie an allem schuld. Dieser verdammte Hexenmeister hatte es doch tatsächlich geschafft ihn ins Chaos zu stürzen. Bislang hatte sein Leben stets eine feste Struktur gehabt, zunächst in der Familie, dann im Heer und zuletzt in der Legion. Diese Ordnung hatte ihn stets umfasst wie ein schütendes Kokon und hatte ihm Halt gegeben. Doch dieser weißhaarige, rotäugige Verdammte hatte diesen Kokon aufgebrochen und ihn in die kalte graue Welt gezerrt. Gort wollte wieder zurück ins Warme.
Sein Glaube war stets unerschütterlich und fest gewesen, war der Fels gewesen auf dem er sein Leben aufgebaut hatte, gerade in letzter Zeit als er der Kirche beigetreten war und der Hexer hatte diesen Glauben erschüttert. Die Zweifel die er in Gort wachgerufen hatte waren in den letzten Tagen nach und nach wieder verblasst, so schrecklich sie auch gewesen sein mochten, doch es hatte ihn tief getroffen wie einfach der Mann es geschafft hatte, dieses Fundament seines Lebens ins Wanken zu bringen. Hinzu kam, dass es Gort wie eine schreckliche Sünde vorkam, dass er an Mithras gezweifelt hatte. Denn Mithras war das Licht der Welt, die Ordnung alles Seins, der Sinn des Lebens. Wie konnte Gort an ihm zweifeln? Wieso hatte er es zugelassen, dass man ihm die Wärme von Mithras Licht aus seinem Herzen gerissen hatte?

Mit einer Mischung aus Zorn und Unsicherheit tauchte er die Form ins Wasser, von dem augenblicklich ein Zischen und etwas Dampf aufstiegen. Er holte nach einigen Augenblicken die Form wieder heraus, drehte sie über dem Amboss um und klopfte auf die Rückseite. Drei Bodkinspitzen fielen heraus und er seufzte tief. Er würde mit einem Priester darüber sprechen müssen.
Er schloss die Finger um den Schleifstein und begann mit rhythmischen Bewegungen die Spitzen zu schleifen...
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RE: Bodkinpfeile für die Kirche - von Gort Ehrenfels - 15.09.2017, 20:04



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