Questbeschreibung Südwind
#37
Jedermanns Hutschnur platzte irgendwann. Für Fried war dieser Tag mit der fünften Meldung irgendeines blauäugigen, praktisch werkstattfrischen Rekruten endlich erreicht worden. "Was?!" bellte er der jungen Rekrutin entgegen, ihr verstörtes Zusammenfahren einfach übergehend. "Was ist nun wieder?"
"Nun, Wachmann, ihr sagtet, also-" Eine Pause während die junge Frau sich von dem Schrecken erholte, dann holte sie tief Luft und sprach weiter. "Ihr sagtet ich solle bezüglich der Abwesenheit des Hauptmanns zum edlen Ser Savaen gehen, nicht? Das habe ich auch gemacht."
"Aha. Und was sagt er?" 
Irgendwo am Ende der Gasse krachte Holz unter dem Geräusch nervösen Hufklapperns auf Kopfsteinpflaster. Kurz darauf verfielen zwei Stimmen in ein heftiges Streitgespräch, während offenbar ineinander verkeilte Karren wieder getrennt wurden. Fried warf einen kurzen, nervösen Blick in Richtung des Aufruhrs. Eigentlich sollte er nun dort sein, nicht auf das Haspeln einer offenbar schüchternen Fehlzünderin warten. "Raus damit!"
"Wir haben ihn nicht gefunden, Wachmann! Nirgendwo!" quiekte sie überrumpelt, die Stimme dabei hell wie die eines sterbenden Karnickels.
Das Geschrei ergänzte sich indes mit dem Geräusch prasselnden Korns und rollender Äpfel, und Fried lockerte unwohl die Schultern, seinen Knüppel auf Anwesenheit prüfend.
"Dann seht in seinem Haus nach, oder der Löwenwacht, oder der Kirche, oder den Beamtenzimmern. Und wenn ihr ihn dort nirgendwo findet, dann geht ihr eben zum Stadtrat und fragt die nach Anweisungen! Hauptsache irgendjemand sagt uns was wir wegen des fehlenden Hauptmanns tun sollen!"
Mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung, hoffend dass die Rekrutin den Wink mit dem Zaunpfahl akzeptieren und sich in Wohlgefallen auflösen würde.
"Wachmann Herbig? Wartet!" Natürlich war ihm solcherlei Glück nicht gegönnt. Natürlich rannte die Rekrutin hinter ihm her, und natürlich erwischte sie seinen Wappenrock keine fünf Schritte vor der Straßenkreuzung, hinter welcher sich gerade eine handfeste Prügelei entwickelte.
Genug war genug. "Was ist?!"
"Ich dachte mir ich zeige euch wie selbstständig ich bin, also habe ich all das schon gemacht. Die Sache ist..." sie schluckte, pausierte, und Fried packte sie am Kragen um sie etwas durchzuschütteln. "Wenn du jetzt nicht sofort mit der Sprache rausrückst schmeiß ich dich in den nächsten Kanal!" blaffte er ihr entgegen.
"Nun... die Sache ist, sie sind alle nicht auffindbar. Der Hauptmann, der edle Ser, Stadtrat Erenthal, Fräulein Strastenberg, Schöffin Ganter,... Sie sind alle unauffindbar. Und das schon seit mehreren Tagen wie es scheint, lange genug dass ihre Häuser geplündert wurden."
Plötzlich war die Schlägerei um den Karrenunfall vergessen. Fried wandte sich der Rekrutin zu und schüttelte sie gleich noch einmal durch, wenn auch dieses Mal aus anderen Gründen. "Verdammte Axt, mit so einer Information beginnt man, man endet kein zusammenhangloses Gestammel damit!" Dann aber zog er sie näher, atmete tief durch und warf paranoide Blicke zu den Seiten, hoffend keine Aufmerksamkeit auf sich und die Untergebene gelenkt zu haben. Wenn jemand herausfand was er gerade erfahren hatte... Wer wusste welche Panik ausbrechen konnte? Aber wer blieb noch?
Zähnebleckend senkte Fried die Stimme, zog die Rekrutin Nasenspitze zu Nasenspitze an sich und zischte ihr zu, "Kein Wort zu irgendjemandem darüber! Du gehst jetzt direkt zur Kirche und findest dort Hochwürden Dunkelfeder, oder aber einen Priester - keine Novizen, keine Anwärter - und berichtest ihnen vertraulich, unter vier Augen, dass uns Leute abhanden gekommen sind. Und ich suche inzwischen einen Offizier und berichte ihm. Irgendjemanden muss es ja noch geben. Und das nächste Mal: Die wichtigsten Informationen zuerst!"
Mit einem unwilligen Schnarren stieß er die junge Frau von sich und folgte ihrer panischen Flucht mit verengten Augen. Erst als sie um die nächste Hausecke verschwunden war, wandte er sich dem Karrenstreit wieder zu, laut brüllend: "So ihr Beiden, auseinander! Manke, leg den Eimer weg- wag dich nicht zu werfen!..."
An manchen Tagen stellte sich der Vorsturm in eine handfeste Prügelei doch tatsächlich als das geringste Problem heraus.
[Bild: _rainbowsheep.gif~c100]
Klick mich!
(jetzt wirklich)
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Südwind - von Kaegan - 05.07.2017, 16:47
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