[Rezeptforschung] [JdR] Vom Mondstahl
#1
Der Geruch der Archive hatte sich in der Kleidung festgesetzt, an den Händen, den Haaren, auf gewisse Weise selbst in den Träumen Gerlachs auf eine Art und Weise, die auch die hartnäckigste Dusche nicht mehr vertreiben wollte. Der Winter war vergangen, ohne dass er mehr als die absolut notwendige Aufmerksamkeit auf die Belange des Hier und Jetzt gerichtet hätte: Gewiss war das Blutkonklave ein wichtiges Ereignis, aber die Vergangenheit hielt mehr davon bereit.

Mehr davon.

Und doch, während der Schwarzschopf seine Hände verbissen ein um das andere Mal spülte, hatte der Schmerz begonnen sich auszudünnen. Die Härte des Impulses erschien nun, aus dem Abstand von Monden, weniger kraftvoll. Weniger zwingend. Weniger unaufschiebbar und zu der atemberaubenden Einsicht von Notwendigkeit gesellte sich Müdigkeit. 

Das Gesicht im Spiegel war zu vertraut, als dass er die Spuren der Erschöpfung hätte leugnen können und die Gesichter auf der Strasse waren abweisend, fremd, geborgen in Kreisen mit denen er keine Berührungspunkte hatte.

'Und ich habe es nie anders gewollt.'

Dass, was von den Gantern in Löwenstein geblieben war, zerbröselte zusehens - in Beschlag genommene Häuser trugen nun Schilder mit anderen Namen und die verbliebenen Angestellten suchten Stück für Stück ihr Heil andernorts. Die Gantergasse war, so schien es, zu einem Hort der Kirche geworden zu sein.

'Ich brauche etwas Anderes. Etwas Anderes.'

Die Augen fanden keinen Halt an den flüchtig auf Papier geworfenen Worten, auf den Stichpunkten, die teilweise mit Fragezeichen, teils auch gleich mit launigen Kommentaren versehen waren.

Existenz von Ranos Melkar zweifelhaft? stand da am Rande, gleich neben: Mondstahlesse verborgen. Welche Absicht? und ganz wie Stunden zuvor, sprangen die Gedanken weiter im Versuch Brücken zu schlagen zwischen Lügen, Auslassungen und den Funken von Wahrheit, die wie schwache Sterne am Nachthimmel glänzten.

Mondstahl.

Das Gespräch mit Goran Felsenschlag war erhellend gewesen, aber in seiner Natur unbefriedigend. Zuviel Nichts spannte sich zwischen zu wenigen Gewissheiten und die Ahnung verborgener Geheimnisse brachte die Nase zum kitzeln, ohne dass es möglich gewesen wäre befreiend zu niesen.

'Ich brauche etwas Anderes. Etwas, was mir hilft zu verstehen.'

Dieses Mal fing sich der Blick in der kleinen Kammer, wanderte über den stillen Amboss hinweg zu den Regalen voller Barren und halbfertiger Zeugnisse des Schmiedehandwerks und was Zweifel gewesen war, klärte sich. 

Es war Zeit auch den Händen wieder etwas zu tun zu geben. Etwas, was sich mit dem Nagen hinter der Stirn vereinen lassen würde.

Nur kurze Zeit später, war ein kleines Schreiben zu Goran Felsenschlag unterwegs.

Zitat:Mithras Segen,

Ich würde gern genauer ansehen, wie sich der Mondstahl verarbeitet und einsetzen lässt. Mein Vorschlag wäre, sich auf ein bestimmtes Rüstungsstück zu konzentrieren und dann zu vergleichen, ob es Unterschiede in der Handhabung im Vergleich zur klassischen Bronze oder dem verlässlichen Stahl gibt.
Lass mich wissen, wenn dir das zusagt. 
Ich überlasse dir gern die Auswahl eines passenden Stück.

Gerlach Ganter
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[Rezeptforschung] [JdR] Vom Mondstahl - von Gerlach Ganter - 10.05.2017, 12:53



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