Ehre und Ordnung, das Leben als Ritter
#7
19. Hornung 1405 n.M. - Die Abreise

Jon zurrt ein letztes Mal das Bündel an dem Reitsattel seines Pferdes fest. Kurz vor dem Aufbruch sind es zwei Emotionen, die in seinem Kopf spuken. Erleichterung und schlechtes Gewissen. Der Ritter frägt sich, wie die beiden nebeneinander existieren können. Schließt das eine nicht das andere aus?
Sobald Nathan mit gesund geröteten Backen und euphorischem Strahlen auf den Familienvater zu eilt, überwiegt die Erleichterung. Seine Familie ist bereit ihn auf seinem zukünftigen Weg zu begleiten und das ist es was zählt. Die rothaarige Schönheit folgt aus dem leeren Haus, das einige Zeit ihr Zuhause war, einen Korb im Arm. Nathan wendet zu Leira herum, während er einen Arm um Jon‘s Bein schlingt. »Ich reite mit Papa!«
»Nein, kleiner Ritter, du reitest bei mir und deiner Schwester mit.«
Nathan zieht eine schmollende Miene und Jon weiß genau, dass ihm während dem Ritt eine weitere Diskussion bevor steht. Jon würde dem sturen Gesicht seines Sohnes zu gerne nachgeben, aber er weiß, dass es nicht gut ist, ihn so zu verwöhnen. Langsam begibt er sich dichter zu Leira, den klammernden Nathan mit ziehend und empfängt einen Kuss auf die Wange. »Ich danke dir, dass du mit mir kommst.«
»Mein Leben ist bei dir, mein Mann«, gesteht die Schönheit Jon zu.
»Selbst fern von deiner Heimat, abseits von den Bequemlichkeiten, die mein Stand mit sich brachte?«
»Du bist mit mir in meine Heimat gezogen, nun ziehen wir in deine. Solange ich bei dir bin, ist es mir gleich, ob ich in einem Jurenzelt oder im Stroh schlafe.«
Die aufrichtigen Worte seiner Frau entlocken Jon ein erleichtertes Lächeln. Nach einem tiefen, abschließenden Durchatmen und einem letzten Blick zu dem leergeräumten Haus, das sicher alsbald eine andere, glückliche Familie beherbergen wird, satteln sie auf.
Ihr Weg an dem Abend führt sie bis an die Grenze zu Hohenmarschen. Die Nacht verbringen sie in dem engen, aber warmen Schlafsaal der Grenzfeste, ehe sie am nächsten Morgen den Fluss und damit die Grenze überqueren wollen.
Nachdem die Kinder gebettet sind, spähen Leira und Jon von dem höchsten Wachturm der Grenzfeste aus in Richtung des Sumpflandes. Er hält sie wärmend im Arm und atmet ihr sanft ins rote Haar. Schweigend hängen sie ihren Gedanken nach, die sich mit der ungewissen Zukunft befassen. Jon erhielt lange keine Kunde mehr von seiner Familie in der Heimat und er versucht nicht zu viel Hoffnung aufkeimen zu lassen, da der Krieg Hohenmarschen beherrscht. Er wird versuchen die Truppen dort mit seiner Erfahrung und seiner Kampfkraft zu unterstützen, denn sein Stand ist lediglich der eines Freien.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Der Rebellenaufstand - von Jonathan Silberfels - 13.03.2016, 12:42
(Un)ruhige Zeiten - von Jonathan Silberfels - 10.05.2016, 11:47
Ein neues Leben - von Jonathan Silberfels - 22.05.2016, 17:07
RE: Ehre und Ordnung, das Leben als Ritter - von Jonathan Silberfels - 27.02.2018, 13:34



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste