Gaben an die Götter
#7
Er hatte beschlossen für die heutige Nacht Löwenstein, und die engen Mauern der Gefägnisinsel hinter sich zu lassen. Jeden Tag mehr begann er sich dort unwohler zu fühlen. Er konnte spüren wie sich mit jedem Schritt den er sich von der ehemaligen Reichhaupstadt entfernte, eine Last von ihm viel. Er würde den Abend und die Nacht dazu nutzen Handwerker auf zu suchen um sich Ratschläge zu holen, wie man die Zähne bearbeiten könnte und dieses dann tun. Gleichzeitig könnte er auch gleich nach dem rechten sehen, denn war er seit der Konklave welche nun doch schon etliche Tage her war nicht mehr in Ravinsthal gewesen, und er musste sicher gehen, das es dort allen, vor allem den Mendozas gut ging. In Rabenstein angekommen führten ihn seine ersten Schritte zur Edlen Tartsonis, er dachte das die Herstellung von Halsketten, auch wenn die Natur dieser etwas ungewöhnlich war wohl am ehesten einer Schneiderin ein begriff sein würde. Er lag Falsch, sie war zum einen mit Forschungen beschäftigt, zum anderen verwies sie ihn an einem Schmied, und so führte ihn sein Weg zunächst zu Aki. Aber auch der wusste ihm nicht zu helfen. Es mochte wohl eine Fügung der Götter sein, das eben in diesem Moment ein Bekannter von Aki zu Besuch kam. Ein Mann Namens Ludwig Felsschinder, ein Mann der ihm nicht nur sagen konnte, wie er die Zähne bearbeitete, sondern ihm auch noch das richtige Werkzeug dafür schenkte.

Nachdem er noch ein paar Dinge erledigt hatte, wie zum Beispiel Kyron einen Besuch ab zu statten, machte er sich in der großen Halle des Rabenkreises breit. Er breitete die Zähne und das Werkzeug vor sich aus und begann seine Arbeit. Anfangs entglitten ihm die Zähne oft, und war in den ersten Minuten klar das dies eine Aufgabe war mit der er die Nacht zubringen würde. Immerhin waren es zwanzig Zähne. Im Laufe der Nacht musste er immer wieder einmal seine verkrampften Hände ausschütteln oder seine von stätigen starren müde gewordenen Augen reiben. Das ein oder andere mal ging er auch kurz nach draußen in die Kalte Winterluft um sich wach zu halten. Doch es war wohl irgendwann, so gegen drei Uhr Nacht, er war wohl gerade mit dem sechzehnten Zahn zugange, das Feuer im Großen Kamin loderte knisternd vor sich hin, und wohlige wärme umfing seinen ganzen Leib als er einnickte.

Es war Nacht, die Ahnenacht. Er muss fünfzehn Jahre gewesen sein, zu jener Zeit lebte er wieder auf Prenne. Er hatte im laufe der Jahre auf fast jeder Insel das eine oder andere Jahr verbracht, war von Familie zu Familie gezogen, verwandte und bekannte seiner Eltern. Nun war er bei ehemaligen Jagdgefährten von ihnen, zurück daheim. Er liebte die Inseln, jede einzelne von ihnen, doch keine fühlte sich mehr wie zuhause an als Prenne. Die Freunde seine Elter behandelten ihn bereits wie einen erwachsenen, er verhielt sich ja zum großteils auch wie einer, er ging mit auf die Jagd und leistete seinen Beitrag für die Gemeinschaft. So fragte auch niemand, als er diese Nacht nach draußen ging. Die Gesänge der Vögel waren abgestorben, gelegentlich hörte mal irgendwo eine Eule ein schauriges Schuhu von sich geben. Es war so still das man den Wind hören konnte, wie er zwischen den Bäumen um das Jägerlager wehte. Die kahlen Äste der Bäume knarrten, und ab und zu ein rascheln zeugte von einem Nachtaktiven Graupelzchen das irgendwo im gefallenen Laub einen Unterschlupf suchte. Er ging zum Stall und holte dort das Kaninchen das er vor ein paar Tagen lebend gefangen hatte aus dem provisorisch gefertigten Stall. Den letzten Tagen hatte es dem Mümmler an nicht gemangelt, außer vielleicht an Auslauf . Er hatte es ordentlich gefüttert, und es hatte sogar etwas an Gewicht zugelegt, einer der Jäger meinte im Spaß zu ihm das er sich schon darauf freute das Tier mit ein paar Kartoffeln zu verputzen. Cois meinte damals nur, das dieses Tier nicht für ihn bestimmt war, und zum Glück akzeptierte er das. Nein, dieses Kaninchen würde von niemanden gegessen werden.

Er bewegte sich mit langsamen Schritten in den Wald, er hatte keine Angst, denn er kannte diese Wälder gut genug, um zu wissen das er hier drinnen nichts gab, was er zu fürchten brauchte. Natürlich gab es Legenden von Wölfen und Bären, doch das letzte mal das einer von diesen auf den Inseln gesehen wurden war wohl Jahrhunderte her, und die anderen Raubtiere griffen nicht an, wenn man sie nicht provozierte. Eine viertel Stunde vom Jägerlager gab es einen Alten Baum, der all die anderen überragte, die Leute in Eburos nannten ihn die Bluteiche, den in vielen Geschichten hieß es das Männer die im Streit lagen zu diesem Baum gingen um ihre Streitigkeiten bei zu legen, und nicht zu selten, kam nur einer dieser beiden zurück. Ein Perfekter Ort für ein Opfer an Morrigú. All den anderen Göttern hatte er schon früher in der Nacht, noch zusammen mit den anderen Jägern, Gebete und Opfer gewidmet. Doch nicht Morrigú. Auch wenn er damals noch eine Vorstellung davon hatte weshalb, ausgenommen vielleicht dem frühen Tod seiner Eltern, war Morrigú eine seiner Schicksalsgöttin, und er wollte auch ihr ein Opfer bringen und nach seiner Logik, war es so, das man in einer Nacht, in der die Leute ihre Waffen ruhen ließen , und niemand dem anderen versuchte Leid zu zu führen, die Aufmerksamkeit der Göttin genau durch dieses zu bekommen.

Er war am Baum angekommen, und auch wenn er bisher keine Angst verspürt hatte mutete die alte Eiche dennoch unheimlich an. Er wählte seine Schritte nun mit etwas mehr bedacht, und hielt am Ende noch mit einigen gebührenden Abstand zwischen sich und dem Baum an, und ging in die Hocke. Bisher hatte er das Kaninchen mit beiden Armen fest gehalten, doch nun nahm er das Tier nur noch mit der linken und drückte es zu Boden, es zappelte kurze die Hinterläufe zuckten , er konnte spüren wie das Herz raste im Gleichklang mit dessen hastiger Atmung. Mit der rechten zog er sein Jagdmesser von Gürtel. Er blickte das Kaninchen eine weile lang schweigend an, ehe er die Klinge ansetzte und dann zustieß.

[Bild: 65c51f2ea734f2a9a66ec0b1c325070a]

Ein lautes Knacken des Holzes im Kamin lies ihn aufschrecken. Er war noch immer in der Halle des Rabenkreises, das Werkzeug in der einen Hand, der Zahn in der der anderen. Sachte schüttelte er den Kopf. Er war wohl eingeschlafen. Er fixierte den Zahn wieder und wollte das Werkzeug erneut anheben, als sich eine Hand auf die seine legte. Sachte zog er eine Braue an und folgte mit dem Blick der Hand, zum Arm, zu den Schultern, bis er zum Gesicht dieser Person gelang, die da seine Hand hielt. Es war sie... doch dieses mal nicht mit toten Augen die ins leere blickten, kein Blut an ihren Lippen, nein, ein warmes lächeln, das an ihr genau so ungewohnt wirkte. Eine weile lang starrte er dieses Gesicht an, ein Gesicht das er so lange nicht mehr Tod oder Schmerz verzerrt gesehen hatte, ehe er sprach: „Was willst du, von mir“ Sie öffnete den Mund, doch war es nicht ihre Stimme die ihn verließ, es war seine und sie sprach: „ Was willst du von mir?“

Erneut fuhr er hoch und blickte sich um. Erneut war er in der Halle, das Feuer im Kamin war herunter gebrannt und nur noch das sanfte leuchten der Glut erhellte den Bereich vor dem Großen Kamin. Sachte schüttelte er den Kopf, streckte sich und seufzte leise. Zeit nach draußen zu gehen, sich etwas ab zu kühlen und Feuerholz zu holen, und dann würde er sich den letzten 4 Zähnen annehmen, und dies tat er auch bis in die Morgenstunden.
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Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 13.12.2015, 16:04
Zeit - von Cois Mártainn - 21.12.2015, 12:42
RE: Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 22.12.2015, 18:58
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RE: Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 28.07.2017, 22:20



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