Fisch
#1
"Du hast keinen Vater!", sprach der Junge in einem Tonfall, der Prügel bedeutete. Es war ein wohlgenährter Junge mit wilden roten Locken; bis auf seine etwas große Nase - die aber irgendwann "verwachsen" würde - war er ein richtig schöner Junge. Galatische Kinder sind immer schön. Selbst wenn wenn sie die Fäuste ballen und anderen Kindern drohen wie dieses Exemplar.
"Na und, dafür hab' ich zwei Mamaidhean!", erwiderte das Mädchen mutig, wenngleich sie unauffällig rückwärts ging. Man musste es ja nicht unbedingt herausfordern...
"Das sagst du, als sei das etwas Gutes!", meinte der fiese Junge mit herabgezogenen Brauen und ging unbeirrt auf das Mädchen zu.
"Es ist etwas Gutes!!", rief sie aus, drehte sich um und rannte los. Sie rannte, als ginge es um ihr Leben. Ging es in gewisser Weise auch. Zumindest um ihre Art und Weise zu leben. Sie sah nicht zurück, sie rannte einfach mit schnellen kleinen Schritten, dass ihr Kleidchen wehte. Es lag keine Schande darin, vor einem Größeren davon zu laufen. Und sie hatte ihre Mütter verteidigt. Ihre Mütter waren großartig, egal, was dummen Jungs sagten. Niemand sucht sich seine Eltern aus: So wie es war, so war es nun einmal. Nicht jeder hatte einen Vater! Niemand brauchte einen Vater, wenn die Mütter so stark waren wie ihre; sie würden sie vor allen gemeinen Kerlen beschützen. Sie wollte keinen Vater, Jungs sind doof und Väter sind im Grunde große Jungs.
Kurz vor der Türe des Hauses erlaubte sie sich stehen zu bleiben. Sie drehte sich um und stellte triumphierend fest, ihren Verfolger abgehängt zu haben; falls er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, ihr zu folgen... sie betrat das Haus und sah einen hünenhaften, bärtigen Mann.
"Liebes", sagte eine Mutter mit überglücklichem Lächeln im Gesicht, "du bekommst wieder einen Vater!"
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Fisch - von Amanda Schwarzholz - 23.11.2015, 00:19
RE: Fisch - von Amanda Schwarzholz - 24.11.2015, 19:33



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