Auf der Suche nach Kordian
#3
Ein Hexer. Scheiße.

Wieder einmal waren es drei Worte, welche die gesamte Situation ziemlich passend zusammenfassten. Nach drei Tagen war es Cahira gelungen, Isabelle in Ravinsthal anzutreffen und ihr das Versprechen abzunehmen, dass sie eine Nachricht für Kyrthon hinterlassen würde. Im Ver. Isabelle hatte sich kurz versprochen, als sie die Geschehnisse in der Baracke schilderte und wohin Kyron dann gebracht worden war. “Wohin, Isabelle? Ins Versteck, Verlies …?” “Es ist doch gleichgültig. Du wirst nicht dort hingelangen.”

Damit hatte sie wohl recht. Auch wenn Cahira ahnen konnte, was Ver zu bedeuten hatte, wusste sie nicht, wo dieser Ort sein konnte. Und später, als auf ihrem Rückweg nach Zweitürmen Isabelle zu Pferd mit einer rasanten Geschwindigkeit an ihr vorbei galoppierte, war an eine Verfolgung nicht zu denken. Aber diesen Einfall behielt sie sich in der Hinterhand. Noch immer bestand Hoffnung, das Kyron für sein von Isabelle beschriebenes ungezogenes Verhalten in der Unterkunft der Klinge gemaßregelt worden war und dann die Folgen der Strafe in der Katze oder eines der anderen ihm bekannten Etablissements vergessen machen wollte.

Nach fünf Tagen sah man Cahira die Sorge um ihren verschollenen Ehemann und Kameraden recht deutlich ins Gesicht geschrieben. Arthar sprach sie als erste an. Sie erzählte, was ihr möglich erschien. Es waren nur Fragmente, doch diese genügten ihrem Korporal mit zwei Fingern auf sie zu zeigen und zu orakeln: “Ihr seid von Dämonen besessen. Kyron vom Dämon der Vergangenheit, Du vom Dämon des Zweifels. An Deiner Stelle würde ich mir große Sorgen machen!” Er hatte nur teilweise recht: Eine Zweiflerin war sie eigentlich nie gewesen, eher voller Hoffnung auf bessere Tage, Gedanken machte sie sich stets zu Hauf und die Vergangenheit hatten sie dank Kordian und Infanterie für einige Jahre hinter sich lassen können.

Inara bot ihr das Gespräch an. Cyril fragte, ob es ihr gut ginge. Sam, die wohl einiges Talent in der Spurensuche besass, stellte sich zur Verfügung, nach Kyron zu suchen, nachdem Cahira ihrem Kummer endlich Luft gemacht hatte. Die leisen Warnglocken, das Sam allzurasch auf der richtigen Fährte war, zudem persönliche Fragen stellte, die bei einer Suche kaum von Belang waren, ignorierte Cahira vehement. Sie griff nach jedem Strohalm, der sich ihr bot. Und irgendwas hatte Isabelle ihr vor einiger Zeit in Bezug zur jungen Jehann gesagt … aber auch diese Erinnerung war von Sorge getilgt.

Als Sam, bestückt mit Kleidungsstücken der Mendozas für ihre Schnüffelnasen, gegangen war, saßen Cahira und Cyril noch eine Weile im Minenhaus und beratschlagten sich. Nordstem erwies sich als guter Zuhörer, zog seine eigenen Schlüsse und trug nützliche Vorschläge zur schwierigen Situation bei. Er war offen, ehrlich, auch in Bezug dass er Sam nicht ganz über den Weg traute, und wirkte von dem, was die junge Frau ihm offenbarte, vor allem in Bezug auf ihren Feind - wieder nur Bruchstücke - erschüttert. Sie gingen eine Liste von Verbündeten durch und schlossen auch den Einbezug von Rabenkreis und Kirche nicht aus. “Wenn wir diesen Stein ins Rollen gebracht haben, können wir ihn nicht aufhalten. Ich würde ... damit bis zum Äußersten warten. Und ich glaube, ich muss Dir nicht sagen, dass alles Gesprochenen hier in diesen vier Wänden bleibt.” Ein rauhes Auflachen war die Antwort.

Die schwerste Entscheidung war jedoch, Lionel aus Zweitürmen zu bringen. Doch sie hatte sich schon selber Gedanken darüber gemacht. Früher musste sie nicht darauf achten, zum Abendbrot wieder zu Hause zu sein, weil ein Knirps sein Recht forderte. Lionel, so plötzlich der Anwesenheit seines Vaters beraubt, hatte schlechte Laune, was die gesamte Lage nicht unbedingt erleichterte. Sie liebte ihren Sohn über alles. Aber er machte sie selber wie auch Kyron angreifbar. Solange Mendozas Verbleib, vor allem sein Zustand, nicht geklärt waren, musste der kleine Junge die Baronie verlassen. Dank Cyril war rasch eine Bleibe gefunden, mit der auch die junge Mutter zufrieden war.

Obwohl Cahira Nordstem diesen Abend noch mehr zu schätzen gelernt hatte, als sie es ohnehin schon tat, war ihr jedoch schmerzlich bewusst, dass an seiner Stelle eigentlich jemand anderer hätte sitzen sollen. Kordian fehlte ihr. Nicht nur, weil sie ihn nun gut gebrauchen konnte - er hätte sicher gewusst, was zu tun gewesen wäre, denn mit seinem Hintergrundwissen hätte er die Lage präzise einschätzen können - sondern weil er während der Jahre mehr als nur ihr Hauptmann geworden war. Ein Kamerad, Bruder, väterlicher Freund, Familie.

Von wegen Familie: Von Cois hatte sie seit seiner kurzen Nachricht auch nichts mehr vernommen. Sie hoffte, auf welcher Mission der Mann auch war, dass diese erfolgreicher verlief als ihre kläglichen Bemühungen, und dass er bald nach Zweitürmen zurückkehren würde. Sie hatte Isabelles und Sams Version gehört. Nun fehlte noch die dritte Seite. Außerdem galt es, weitere Schritte zu planen ...
[Bild: Cahira-Sig.jpg]
Herzlichen Dank an Morrigan!
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Auf der Suche nach Kordian - von Cois Mártainn - 26.09.2015, 23:30
RE: Auf der Suche nach Kordian - von Cahira Mendoza - 04.10.2015, 01:42



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