Der Dienst endet mit dem Tod.
#1
Cahira stand am Gatter, die Unterarme lose auf den Zaun gelehnt, und beobachtet die Pferde, die gemächlich ihre Runden drehten oder sich am Trog zu schaffen machten. Es war ein milder Abend und Mensch und Tier merkten, dass recht schnell der Frühling Einzug ins Land halten und die letzten Reste der trüben Winterzeit vertreiben würde.

Die junge Frau konnte es noch immer nicht fassen, das ihre Suche so schnell zu ihrem Ziel gefunden hatte. Sie war vollkommen seekrank von Bord der kleinen Schaluppe gestolpert, die sie von Galatia nach Amhran gebracht hatte, und hatte sich einer schier undurchschaubaren Stadt entgegengesehen mit all’ ihren Winkeln und Gassen und Hinterhöfen, dass ihr im ersten Moment Angst und Bange geworden ist. Die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen wäre wohl einfacher zu bewerkstelligen gewesen.

Vor allem drei Jahre eine sehr lange Zeit gewesen waren und die Lügen, die Aidan ihr vorgegaukelt hatte, in der Zwischenzeit sehr wohl zur Wahrheit geworden sein konnten. Ein Soldat steht in jeder Schlacht seinem Tod gegenüber und sie hatte am eigenen Leib erfahren müssen, wie schnell ein aus dem Hinterhalt geschossener Bolzen - oder mehrere wie in ihrem Fall - jede weitere Zukunftsplanung zunichte machen konnte.

Doch das Glück war ihr hold gewesen: Schon am ersten Abend traf sie auf Herrn Ceras, der ihr nicht nur ein Zimmer in seiner Herberge anbot sondern auch mit dem Namen “Kordian” etwas anfangen konnte. Cahira hatte nach kurzem Nachdenken schlichtergreifend nach einigen Namen gefragt; was hätte das schon schaden können und irgendwo musste sie ihre Suche schließlich beginnen.

Herr Ceras bot ihr sogar an, sie nach Zweitürmen zu bringen, dem Ort, an dem sich Kordian wohl aufhalten solle. Da dies aber erst am übernächsten Tag geschehen sollte, hatte Cahira einen Tag für sich, den sie in Löwenstein verbrachte. Die Stadt vor aufregend und voller neuer Eindrücke; ganz anders als die wenig besiedelte Küstengegend Svesurs, wo der Hof ihrer Sippe und wenig kleinere Gehöfte die einzigen Gebäude ausmachten. Zusätzlich ließ die Aussicht, dass sie eventuell schon morgen einen unerwartet schnellen Erfolg verbuchen konnte, ihr Schmetterlinge im Bauch tanzen.

Und als sie durch die Gassen der Stadt ging, natürlich hatte sie sich verlaufen, denn an jenem Gebäude kam sie nun schon das dritte Mal vorbei, da sprach sie einen Reiter an, der des Weges kam … und erstarrte! Ihr Hauptmann, Kordian, väterlicher Freund, da auf diesem verflixten Gaul, hier in Löwenstein und er lebte! Sie fiel ihm in die Arme, heulend, und ohne dass sie zu Fragen gewagt hätte raunte er: “Kyron ist auch hier!”

Sie hatte sich die Schritte, die Kordian sie zur Schmiede geführt hatte, wenigstens etwas auf dieses Wiedersehen vorbereiten können, obwohl sie ohne Unterlass zitterte, ihr Magen sich zusammen krampfte und ihr Herz so wild galoppierte, als wolle es ihr aus der Brust springen und sie sich dann doch, während Kordian Kyron in dem unterbrach, was immer er da auch tat, hinter einem Pferd versteckt gehalten. Ihr Ehemann sah zunächst tatsächlich so aus, als ob er einen Geist gesehen hätte, doch schließlich lag sie in seinen Armen, atmete seinen altvertrauten Duft, und hätte ihn am liebsten nie wieder losgelassen …
[Bild: Cahira-Sig.jpg]
Herzlichen Dank an Morrigan!
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Der Dienst endet mit dem Tod. - von Cahira Mendoza - 11.04.2015, 00:58



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