Von Leuchtfeuern und Seemannsgarn
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Von Leuchtfeuern und Seemannsgarn



|| Erzählungen rund um den städtischen Leuchtturm von Löwenstein und seinen Wärter Lysander Ó Domhnaill ||



Aktueller Leuchtfeuer-Status und andere allgemein bekannte Sachverhalte in eigenem Abschnitt nachzulesen unter: [Löw] Das Leuchtfeuer brennt!


OOC
Umzug einiger schon verfasster Abschnitte hierher, um künftig eine sinnvolle Trennung, gemäß den Foren-Sektionen zu ermöglichen.






Episode 1 - Und er leuchtet doch

Um den 08. Julmond 1401
Löwenstein



Die Zeiten für die Seefahrt an Servanos Küsten waren, wie in vielen Teilen des Reiches nicht die besten. Der anhaltende Krieg hatte auch in diesem Geschäft seine Spuren hinterlassen, nicht, dass es den Glauben an einen Sieg geschmälert hätte! Doch die vielen Seeleute, die seit der Konfiszierungen ohne Schiff und Heuer an Land festsaßen, fanden nur selten neue Dienstherren. In der Natur der Sache lag begründet, dass (abgesehen von den Skippern, Steuermännern und derlei Fachleuten) der Seemann von Welt überall gleich war, ob nun Amhran oder Galatia. Öfter unstete Seelen, als sesshaft, nicht immer dem Gesetz so treu ergeben, wie andere - doch dem König? Gewiss, dem König schon. Denn war es nicht gottgegebenes Recht, dass es Herren und Gemeine gab? Und der einfache Seemann, der hatte wirklich genug mit sich selbst und seinen Schiffen zu tun, als sich über große Politik zu sorgen.
Die Politik war es nun, die einem dieser wenigen glücklichen Seeleute, die Heuer an Land fanden, eine Aufgabe verschafften, die ihm gefiel.
Der Stadtrat von Löwenstein hatte nämlich beschlossen, dass es an der Zeit war, den Neuen Hafen wieder schiffbar zu halten. Das Hafenbecken selbst war in Ordnung, solide angelegt und der Strömung dank der Hafenmauern nicht ausgesetzt. Kais, Kontore und Werft waren in bester Ordnung, wenn man einmal vergaß, dass ihre Besitzer schon vor Jahren wegen dem Krieg pleite gegangen waren.
Was fehlte - das war ein funktionierender Leuchtturm. Und da wollte der Stadtrat Abhilfe schaffen, schließlich rechnete man jederzeit mit der Rückkehr des Königs, als glorreichem Sieger aus dem Wüstenreich! Da dürfte die Stadt Löwenstein, seine Stadt, nicht duster vor ihm liegen, sondern in hellstem Licht erstrahlen. Oder zumindest... der Leuchtturm, auf dass er auf keine Untiefen liefe.

Von diesem Vorhaben hörte ein galatischer Leutnant in der Stadtwache, jener besagte glückliche Seemann, der doch eine Heuer gefunden hatte. Als Stadtknecht war er zwar ständig auf festem Boden, aber wusste immerhin, sein täglich Brot zu verdienen. Zudem glich der Wachdienst dem schichtweisen Wachdienst an Bord sehr, so dass er sich bald heimisch in der ewig wiederkehrenden Routine fühlte.
Die See fehlte ihm indes, und so kam der Aufruf zur Bewerbung für den Posten eines Leuchtturmwärters sehr gelegen! Ohne Federlesens bewarb sich der Galatier beim zuständigen Ratsherren Nefyr, über den Amtsweg der Wachstube Neustadt und wurde schon bald im persönlichen Gespräch geprüft, schließlich für tauglich befunden.

Vierzig Holzklafter Brennholz mussten zu Beginn jeder Nacht auf der Brandplattform ordentlich aufgeschichtet und so mit Zunder und Lampenöl versehen werden, dass sie auch bei widrigem Wetter gleichmäßig die ganze Nacht durchbrannten. So hatte man ihn instruiert - und so hatte Lysander es heute Abend in Angriff genommen.
Die vom Ratsherren Nefyr und dem Zimmermann Seamus Killian erhaltenen Hölzer schaffte er noch am selben Abend seiner Zusage und Aufforderung hinauf zum Leuchtturm. Dort oben, in luftiger Höhe, nur den salzig-süßen, kühlen Wind der dunklen See um sich, fand er das Wohlbefinden, das ihm die letzten Monde vermehrt gefehlt hatte.
Doch davon ließ er sich nicht zum säumen anregen - vielmehr schichtete er das Holz sorgfältig in einem Kegel auf und versah es mit ausreichend Zunder aus dem eigens mitgebrachten Beutel, dazu eine solide Menge Lampenöls. Auf die gleichmäßige Verteilung kam es an. Die Nächte wurden immer kälter und man musste jederzeit mit Schneefällen rechnen, da konnte es nie schaden, auf Nummer sicher zu gehen.
Nach der dritten Überprüfung, während der er über die ausladende Brandplattform kraxelte, Geruch und Wind des Meeres in der Nase und im Haar, stieg er wieder auf die geländerlose Treppe neben der Plattform. Von dort aus entfachte er den Zunder mittels seiner altgedienten Zunderdose.


[Bild: YuUDq73.jpg]

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Zuerst züngelten die kleinen Flämmchen zäh und müde vor sich hin, ehe sie sich in den Zunder hinein fraßen, und tiefer noch, weiter, voran - da brannte das Holz zögerlich. Immer mehr, heller, höher, das Bersten und Knacken in Brand geratenen Holzes.

[Bild: 1w4dV1N.jpg]

Bald schon musste der einstige Seemann gänzlich hinunter auf die Aussichtsplattform ausweichen, die er eingedenk seiner Schulung Marssaling taufte.

Heiß und hell brannte das Leuchtfeuer über dem Neuen Hafen und würde jedem nahenden Schiff sicher den Weg weisen und als Peilung zur Navigation dienen.

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Von Leuchtfeuern und Seemannsgarn - von Lysander O'Domhnaill - 31.12.2014, 13:29
Episode 6 - Alltag - von Lysander O'Domhnaill - 08.01.2015, 16:47



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