Des Nachts bei den Kultisten..
#23
Candaria, irgendwo in der Mine. Die Kälte der Nacht lässt die Luft vor den Nasen der Wachhabenden kristalisieren, schneidet tief unter den verschiedenen Lagen Kleidung in Mark und Bein, lässt die volle Stärke des Winters ahnen der das Land zunehmend in seiner Gewalt hat. Wo vor kurzem noch Hitze und mangelnde Frischluft das überleben erschwerten, setzt nun ein reichlich profanerer Feind der verschollenen Truppe zu. Währenddessen wälzt sich in einer bestimmten Höhle ein älterer Herr, vergraben unter mehreren Fellen im verzweifelten Versuch Schlaf zu finden, in Tagträumen verhangen, die mit leisen Stimmen zu ihm zu flüstern scheinen.

Intensiver als alle realen Eindrücke hört er die Geräusche in seinen verworrenen Traumbildern die sich mit Formen zu füllen beginnen. Er erkennt Schatten, Gestalten die sich bewegen, fließende Übergänge. Flügel schlagen, eine Krähe, viele Krähen, die ihre Schnäbel öffnen und ansetzten zu ihrer unheilvollen Symphonie. Das Krähengeschnatter befleckt den Traum, lässt ihn im kreischenden Brennen untergehen, ein jeder Ton schmerzt wie Galle vor Zorn. Dunkelheit umhüllt die Seele des Schlafenden, greift nach seinem Herz, fordert ein Frösteln, schnürrt ihm die Atmung ab, lässt ihn erstarren. Geflügelte Schatten türmen sich auf, als der Fluß der Bilder an Geschwindigkeit zunimmt, greifen nach der Seele des Träumenden bar jeder Liebe, Vernunft oder Verstand, blanker Hass gepaart mit Macht und Lüge lassen den Körper des Schlafenden sich erheben. Sehnen spannen sich, Muskel kontrahieren, eine erste Regung zuckt durch den Leib des wehrlosen Opfers.

Schlafwandelnd, unansprechbar für jedes Wort der Vernunft zieht der ältere Herr seine trägen Wege durch die engen Gänge des Minensystems. Sein Weg wird kein wahlloser sein, vielmehr scheint es ihn stets zur nächsten Priesterin zu ziehen, eine unsichtbare Kraft scheint ihn trotz der geschlossenen Augen durch die verwinkelten Schächte zu führen. Hat er eine Priesterin schließlich gefunden, passiert: nichts. Regungslos steht er da, starrt mit verschlossenen Augen auf den Boden, nichts regt sich, nichts scheint von weiterem Interesse. Ein zweiter Herr, Cyril Nordstem, nähert sich seinem schlaflosen Herren, berührt ihn, spricht auf ihn ein. Nach kurzer Zeit wird der Schlafwandelnde das Bewusstsein verlieren, die Muskeln geben nach, er sinkt bar jeder Körperspannung zum Höhlenboden hinab. Einigen Wachen könnte dieses Verhalten dennoch aufgefallen sein, am kommenden Morgen wird der edle Herr nach weit längerem Schlaf als gewöhnlich an seiner Schlafstätte zu Bewusstsein kommen.
[Bild: ckzing2s.png]
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Nachrichten in diesem Thema
RE: Des Nachts bei den Kultisten.. - von Magdalena - 27.10.2014, 11:27
RE: Des Nachts bei den Kultisten.. - von Cyril Nordstem - 27.10.2014, 13:25
RE: Des Nachts bei den Kultisten.. - von Trisha - 27.10.2014, 15:46
RE: Des Nachts bei den Kultisten.. - von Justan - 27.10.2014, 17:56
RE: Des Nachts bei den Kultisten.. - von Carl Gustav Jehann - 27.10.2014, 20:11



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