Hammer und Amboss - Aus dem Leben eines Schmiedes
#36
Es dunkelte schon als er mit schweren Schritten den Hügel zum Schrein im Thalwald hinauf stieg. Es war ein beschissener Tag gewesen, und er wollte ihn, so wie alles andere hinter sich lassen. Die letzten Wochen und Monde war er in alles mehr involviert gewesen als es ihm lieb war. Wie in so vielen Dingen gab es bei ihm nur Schwarz und Weiß. Entweder ihn kümmerte rein gar nichts, oder er wollte die Welt im Alleingang in Ordnung bringen, und in beiden Fällen war es niemanden recht, oder zumindest irgendjemanden. Deswegen war er wohl am liebsten alleine, hatte niemanden für den er verantwortlich sein müsste, und seine innere Stimme flehte ihn direkt an, sich nachdem er die letzten Verpflichtungen die er zugesagt hatte erledigt hatte sich erst einmal zurück zu ziehen. Irgend wo hin in die Wildnis, wo ihn niemand suchen, finden oder stören würde. Niemand mehr irgendetwas von ihm erwarten oder verlangen würde. Er näherte sich dem Altar am Gipfel, sachte schüttelte er den Kopf. Er selbst würde nie aufhören Erwartungen an sich zu stellen, die er so sehr erfüllen konnte, wie er sich Flügel wachsen lassen konnte um Heim nach Prenne zu fliegen.


Den mattschwarzen Harnisch hielt er in der Rechten, er sank langsam vor dem Altar auf die Knie herab. Vorsichtig, fast liebevoll legte er den Harnisch nahe dem Lagerfeuer ab, das dort oben stets zu glimmen schien, wahrlich die Götter waren stark in diesem Landstrich. Kurz überkam ihm ein zweifel bezüglich seiner taten des heutigen Tages. Hatte er die Götter geschmäht, oder war dieser Plan, die Götter zu nutzen nur um die Servaner zu Schikanieren von Anfang an eine Schmähung an sich. Er war dagegen gewesen, doch der Rat stimmte zu, somit gab es nichts was er tun konnte. Seine Gedanken kreisten und er konnte sich nicht und nicht auf die Situation vor ihm konzentrieren. Hätte er sich einfach raus halten sollen, mit den Achseln zucken und Isabell alleine reisen lassen, mit dem Wissen das die Servaner noch ein zwei mal den Heimweg antreten würden, bis es ihnen zu dumm wurde.


Kräftig schüttelte er den Kopf. Er war hier, er war jetzt, hier unter den Sternen, hier vor den Göttern. Er war hier um ein Opfer zu bringen. Ein Harnisch aus Rabenstahl. Das Werkstück war Schmucklos, an seine Größe angepasst. Er erinnerte sich an seine alte Rüstung. Am Rücken waren Flügel eingraviert, die Federn fein heraus gearbeitet, auf der Brust, saßen ein zwei Raben verteilt. Wieso war ihm das damals so wichtig gewesen, und heute so unwichtig. Er streckte seinen Kopf in den Nachthimmel und atmete tief durch ehe er leise mit seiner tiefen Stimme sprach:“ Lugh und Lyon, ich danke euch, das ihr erneut Rabenstahl in diese Welt gelassen habt. Ich danke euch, das ihr dem Schmied Aki Dúran mit der Inspiration gesegnet habt es zu formen, auf das ich es erneut, mit Stolz im Kampf für euch in die Schlacht tragen darf. Ich bitte euch, mir meine Fehler zu verzeihen, denn ich bin nur ein Mensch, so sehr ich mich auch bemühe mehr zu sein, um euch besser dienen zu können.“ Er kniete noch eine ganze weile da, vor dem Werkstück, vor dem Schrein. Die Gerräusche der Kreaturen der Nacht, das plätschern des nahen Gewässers, das Rascheln der Blätter als seine Hintergrundmelodie.
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