FSK-18 Voyeur
#20
Bestimmung

Im warmen Licht der Fackel beobachtet er seinen Mann auf den zerwühlten Laken. Das zarte Knacken des, mit Wachs versehenen, Holzes mischt sich zu den ruhigen Atemzügen, die aus den weichen Lippen dringen. Er weiß, dass der Mann nicht schläft. Es ist viel mehr eine Art meditatives Grübeln, während er die Augenlider geschlossen hat. Ihm ist gewiss bewusst, dass er beobachtet wird, aber stört sich nicht daran. Aki dreht sich auf die Seite, klemmt den Arm unter den Kopf und nimmt das Bild in sich auf. Der blasse, zart definierte Körper bewegt sich sanft unter den Atemzügen. Er kennt jede Faser dieses Körpers, hat über die Jahre hinweg gelernt, wie er sich verändert, wenn er sich bewegt. Ebenso weiß er, welche Reaktion er auslöst, wenn er eine Stelle küsst, schlägt, streichelt oder beisst. Während dem Gedanken streift sein Blick über die Brustwarze, die von dem mattschwarzen Spinnennetz eingefangen und geschmückt ist. Er leckt sich über die Lippen und erinnert sich an die Laute, die er von dort hervor locken kann. Alleine bei dem Gedanken muss er die Hüften leicht winden, um seinem Verlangen Platz zu machen.
Wie kann er nach so langer Zeit immer noch diese Wirkung auf ihn haben? Oder ist es tatsächlich erst die Vertrautheit, die dazu im Stande ist? Ist es tatsächlich möglich, dass er mittlerweile sogar mehr empfindet als am Anfang ihrer Beziehung?
Vermutlich ist es nicht so abwegig, immerhin erleben sie derzeit einen Aufschwung. Er hatte oft über Trennung gesprochen und die zahlreichen Streits sind nur zu gerne in die Richtung gegangen, aber es wurde nie endgültig ausgesprochen. Zumindest bis vor einem Wochenlauf, als Orestes mit ihm in einen Brief Schluss machte.
In einem götterverdammten Brief, nachdem sie zwei Jahre miteinander geteilt hatten.
Aber nur, weil der schlaue, rationale Verstand in dem Kopf seines Schönsten entschließt, dass er nicht so weiter machen kann, hat dessen Körper eine andere Meinung. Ein paar giftige Tage später sind sie beide der gegenseitigen Anziehungskraft erlegen. Die Wiedervereinigung war derart erschütternd, dass sie die Meinungsverschiedenheiten der letzten Zeit wett gemacht hat. Mehr sogar, sie hatten beide Zeit sich auf die Grundsätze ihrer Beziehung zu besinnen.
Ihm fährt ein Lächeln über die Züge, als er daran denkt, wie Orestes sich ihm gegenüber verhalten hat, nach dem Schlussstrich. Er war giftig, zickig und dadurch einfach nur hinreissend. Obwohl sich Aki bemüht hatte den Schlussstrich zu akzeptieren und sogar zu rechtfertigen, indem er nochmals in Orestes Herz gestochen hat, konnte nichts an der Tatsache rütteln, das er dem Mann vollkommen verfallen war. Seine krankhafte Fixierung entstand mit dem ersten Schrei aus dem schönen Mund und festigte sich mit jedem Weiteren. Es würde ihn für immer verfolgen und, sollte Orestes je einen anderen Mann wählen, wird Aki wie ein rachsüchtiger Schatten hinter ihm her ziehen. Vielleicht ist sich Orestes dessen sogar bewusst?
"Warum kommst du immer zu mir zurück, ganz gleich wie übel ich dich behandel?", gurrt er nachdenklich und zieht Linien über die zarten Muskelpakete des fremden Bauches. Orestes Miene wird weicher, er lächelt geheimnisvoll, öffnet die Augen aber nicht. Aki muss sich schwer beherrschen, um seinem Mann etwas Ruhe zu gönnen. Alleine die Bewegung der weichen Lippen, lässt seinen Körper Feuer fangen. Keiner außer Orestes könnte diese Gier stillen oder ertragen. Er wünschte, er wäre fähig die Gefühle auszudrücken, die er entwickelt hat. Selbst wenn der Großteil davon sich auf Kontrollsucht, Besitzgier und Dominanz begründet, sind sie doch nicht weniger wert als Liebe? Aber so bleibt ihm nichts anderes übrig, wie zu hoffen, dass sein kluger Mann selbst die richtigen Schlüsse zieht. Mit jedem Kuss, jedem Stoß und jedem Höhepunkt erinnert sie Branwen daran, dass sie füreinander bestimmt sind. Es gibt niemanden außer ihm, der Orestes derart zufrieden stellen kann. Zumindest redet Aki sich das felsenfest ein. Er will es ihm beweisen, hier und jetzt und die Finger zucken bereits von Gier ergriffen. Aber er befürchtet eine Zurückweisung, so kurz nach dem vorherigen Akt. Da er nicht fähig ist seinen Egoismus zur Seite zu schieben, aber wenigstens Orestes Wunsch nach Ruhe nicht übergehen will, tasten die Finger unter dem Laken an die eigene Mitte. Er weiß bestens, was er tun muss, obwohl ihm Orestes kleine, ehrfürchtige Finger weitaus lieber sind. Der Anblick von seinem ruhenden Mann reicht ihm, um die entsprechenden, anregenden Gedanken zu erschaffen. Orestes schluckt und der Kehlkopf hüpft sachte unter dem Halsreif, der passgenau an der Kehle liegt. Das Halsband verkörpert alles, was für ihn wichtig ist und es war ein Stich ins Herz, es kühl und geöffnet auf dem Tisch vorzufinden. Nun, da es wieder an der rechtmäßigen Stelle ist, zeigt es der Welt, dass dieser Mann der seine ist.
Meins. Für immer.
Und während sich sein Körper verkrampft und er kehlig keucht, schlingt er im Geiste seine Pranken um Orestes Hüften, unfähig ihn je wieder los zu lassen. Kurz darauf markiert er den schönen Bauch in der Realität.
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Voyeur - von orikson - 27.10.2013, 14:33
RE: Voyeur - von orikson - 30.10.2013, 14:18
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RE: Voyeur - von Aki Durán - 14.11.2013, 14:48
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Träume - von Aki Durán - 15.10.2015, 14:53
Die Gehörnte - von Aki Durán - 01.12.2015, 12:48
Marionette - von Aki Durán - 19.06.2016, 23:03
Kontrolle - von Aki Durán - 26.09.2016, 18:11
Nähe - von Aki Durán - 26.11.2016, 21:03
Beherrschung - von Aki Durán - 27.01.2017, 23:56
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RE: Voyeur - von Aki Durán - 09.07.2017, 13:24
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RE: Voyeur - von Aki Durán - 10.07.2018, 17:09



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