Tagebuch einer Wissbegierigen
#9
Mal wieder scheint die Adeptin nicht schlafen zu können. immer wieder steht sie auf und holt sich zu trinken und zu essen, löscht das Licht, Entzündet die Kerze wieder, Steht auf und wandert in die Bibliothek, irgendwann verschlägt es sie, barfuß und nur mit einer weißen Kapuzenrobe gekleidet Richtung Kellertreppe. Irene schreckt von ihrer Schreibarbeit hoch, als das weiße Etwas, so leise herunterschleicht und einige weiße Haarsträhnen wie feine Nebelschwaden darunter hervorwehen. Nach einem Kurzen Quietschen erkennt sie allerdings dass es sich um die Adeptin Ansua handelt und nicht etwa einen Geist. Diese wiederrum scheint die Reaktion gänzlich zu entgehen und sie tapst zwei weitere Treppen hinunter, bis in die Räume des nekromantischen Zweiges. Dort deponiert sie sich mittig im Raum und liegt da eine Weile reglos. Worte werden ausgesprochen und nur einem sehr eingehenden Beobachter würde auffallen dass sie noch regloser ist danach. Was für seltsame Übungen oder Forschungen sie da noch durchführt im laufe der Stunden, oder ob sie sich tatsächlich nur für einen auffallend unüblichen Ort zum Schlafen sucht, dürfte sich sogar bei den Nekromanten nur einigen erschließen. Nach etlichen Notizen setzt sich sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt im Schneidersitz ins Eck und beginnt zu schreiben.

Zitat:Mondtag, 5. Wonnemond im Jahre 1401, Räumlichkeiten der Nekromanten, Akademie der Hermetik, Löwenstein

Wie lange ich nichts persönliches mehr notiert habe. Dabei ist so viel geschehen und doch nichts. In der Akademie regiert gleichermaßen der alltägliche Wahnsinn und die Trägheit. Immer wieder werden Meistererhebungen durchgeführt und Unterrichte. Meist werden diese wegen Mangels an Teilnehmern abgeblasen. Bei meiner letzten Lehreinheit war ich auch die einzige Adeptin. Und dieser Einzelunterricht hat mir erschreckend vor Augen geführt wie eingerostet manche Grundlagen sind und wie schrecklich unwissend ich war. Die Grundlagenunterichte bei Magisterin Drakenquell haben viel zu knapp behandelt, oder zu kompliziert erläutert, teils gar falsch zusammengefasst. Aber ich habe mir zum Glück viel selbst angeeignet und von anderen in unterrichtsfernen Lehreinheiten angeeignet. Den Rest werde ich mir nun nochmals zu Gemüte führen.
Sehr erfreut bin ich über die Aktivitäten und den Zusammenhalt in meinem Zweig. Ich will hart arbeiten und mit anpacken damit ich mir, anders als gewisse andre Kollegen, meinen Meistertitel irgendwann wirklich verdiene wenn es so weit ist. Die abschließenden Einheiten unserer Forschungsabende war jedenfalls durchweg erfolgreich. Und ich bin im höchsten Maß zufrieden damit dass es mir gestattet war es endlich zu beweisen und vor allem selbst durchzuführen. Das Herzrasen kam erst danach als mir klar wurde was ich gerade getan habe.
Ich habe überlegt wieso ich vorher keine Angst hatte. Ich habe zum einen auf unsere Vorarbeit und korrekten Überlegung so wie meine Fähigkeit den Zauber korrekt durchzuführen, vertraut und es war das seltsam blinde Vertrauen in den Mann den ich immer noch als meinen Mentor betrachte, selbst wenn wir uns nicht so oft sehen und noch seltener gemeinsam forschen oder er mich lehrt. ich war mir sicher das er nicht zugelassen hätte dass ich etwas dämliches unkalkulierbar gefährliches tun würde.
Nicht wegen mir im speziellen, mehr wegen seiner verantwortungsvollen Einstellung.
Auch wenn ich gestehen muss, und da sind wir bei der zweiten großen Veränderung der letzten Monde: ich habe tatsächlich sowas wie soziale Kompetenzen erworben, (Vielleicht dadurch bedingt dass ich ein sehr klar strukturiertes und begrenztes Umfeld habe. Ich verlasse die Akademie im Grunde nicht. Die weitesten Wege führen bis zur Bank. Und über all dem scheint sich eine gewisse Selbstverständlichkeit im Umgang mit diesem Umfeld eingestellt zu haben. Was zudem dazu führt dass ich mir auch im Bezug auf die abstrakten Vorgänge in mir, klarer werde) dass ich mir manchmal gerne vorstelle dass er wenn es um mich geht, noch etwas besorgter und umsichtiger handelt, als er es bei andren täte. Was Lyn mir im Hinblick darauf an den Kopf geworfen hat, dessen verweigere ich mich zwar immer noch, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich im Bezug auf ihn, nicht rational und nachvollziehbar, denke und handle.
Vielleicht deswegen habe ich mich auch nicht mehr darum bemüht unsere angedachten Exkurse und Tests zu dem Thema "Übliche Zeitvertreibe, gewöhnlicher Menschen und Alkoholforschung im öffentlichen Rahmen" durchzuführen. Oder wie hat er es so erschreckend formuliert: "Wollt ihr mich gerade auf sehr umständliche Weise fragen ob ich mit euch ausgehe, Fräulein Ansua?"
Ich habe es bestritten, aber nach einer eingehenden Beratung mit meinr Schneiderin, scheint man mein Anliegen üblicherweise wohl so zu bezeichnen.

Wie dem auch sei, ich fühle mich sehr gut. In der Akademie fühle ich mich behütet, ich habe einige Menschen um mich die ich sehr schätze und ich habe einen Punkt erreicht wo ich mich in aller Ruhe um meine Forschung und das Studium kümmern kann, ohne mich mit dem zur Zeit glücklicherweise nicht so sehr brodelnden Politikum des Rates, belasten zu müssen.
Mein einziges Bedauern bezieht sich darauf dass unsere frühere Magnifizenz uns direkt nach der Neuwahl , zu der sie nicht mehr zur Verfügung stand, wohl verlassen hat. Ich habe den Austausch mit ihr geschätzt, auch wenn sie unserem Zweig nicht die Anerkennung zollt den er sich durchaus verdient.

Das Schreibpapier wird weggelegt und sie sitzt noch lange so da und pflegt einige wissenschaftliche Notizen zu dem, was heute Nacht offenbar doch Forschungen waren, in ihre Kladde ein. Irgendwann treibt es sie zurück nach oben, etwa im Morgengrauen. Nach einem ausgiebigen Frühstück schläft sie in einem der Sessel im Flur ein, bis sie sich dann doch irgendwann im Lauf des Tages für eine Weile ins Bett begiebt.
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RE: Tagebuch einer Wissbegierigen - von Saturia Ansua - 06.05.2014, 00:43



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